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in blos materiell progressive Reihe zu stellen. Er will höherer Odem lein. Dieser höhere Odem aber hat ihn nicht selten auf zu lichten Höhen, in zu dunkle Tiefen gelockt, verführt. Daher auch die manchmal zu hochgehenden Wogen der Idealität! Selbst die Unfehlbarkeit neuen Datums . . . ."
„O die Unfehlbarkeit! Dieser krasse Unsinn!" siel Henriquatre dem Vollbart in's Wort und fuhr sich dabei mit allen zehn Fingern in das sorgfältigst geglättete Vollhaar, was bald schlimme Folgen verursacht hätte.
„O die Unfehlbarkeit! Dieser krasse Unsinn!" wiederholte Vollbart, „hat den Söhnen Albions wie den Berliner Kindern, welche schmutzige Sennhütten für reine Paradiese hielten, schon manch' argen Schabernak gespielt. Auch wir glaubten heute Morgen unfehlbar, daß ein herrlicher Abend den heiteren Tag beschließen werde; nun aber zeigen die schärferen Luftwcllen aus Westen, die dichten Wolken am Stockhorn und die wachsenden Katzenpfötchen, welche der See uns weist, unfern Irrtum, unsere Fehlbarkeil und mahnen uns dringlich, daß ein Gewitter zu fürchten und ein Obdach zu suche« sei. Daher wollen wir denn im frischen Gefühl dieser Fehlbarkeit, auch wirklich ein vor Nässe und Kälte schützendes Obdach suchen, doch nicht in einer mißfarbenen Sennhütte mit blos lungenfreundlichem Aushauch und durchfälliger Möglichkeit, sondern in einem sauberen Ga st Hof mit alle Sinne erfreuendem Speiscduft und sicherem Fußboden. Dort können wir dann gemütlich weiter plaudern über Berg und Thal, Hütten und Paläste, Irrtum und Unfehlbarkeit."
So endete Vollbart und bot galant Blondinchen den Arm, das willig den ihren in seinen schob. Auch die übrige Gesellschaft erhob sich und hüpfte, hopfte oder ging, je nach Alter, Geschlecht und Gelenkigkeit, um bald in den gastlichen Räumen des Spictzer Hotels sicheren Hort vor dem bereits hörbaren Anflug des Sturmes zu suchen.
Temperatur von Speisen und Getränken.
In der „Wiener Klinik" gelangt Pros. Uffelmann auf Grund seiner Untersuchungen zu folgenden Schlußsätzen: Für den Gesunden ist die Temperatur der Nahrung die angemessenste, welche der Körperwärme gleich ist oder nahe kommt; für den Säugling ist sie die einzig richtige. Bei einer solchen Temperatur tritt die Pepsinwirkung am raschesten ein, wird die Wärmcrcgulierung des Körpers am wenigsten alteriert, kein abnormer Reiz auf die Magenschleimhaut ausgeübt und der Schmelz der Zähne nicht geschädigt. Für den Genuß durstlöschender Getränke gilt die Regel, daß eine Temperatur von 10 bis 20 Gr. C. die beste ist. Jede extrem hohe und extrem niedrige Temperatur der Speisen und Getränke kann nachteilig wirken. Zahlreiche Menschen, die die Gewohnheit haben, sehr heiße Speisen und Getränke zu sich zu nehmen, leiden an der einen oder anderen Affektion des Magens. Bezüglich der Wärme sollte bei festen Speisen 55 Gr. C. und bei
Getränken 58 Gr. C. nie überschritten werden. Als zu kalt sind Getränke an- zusehen, die 6 bis 7 Gr. und weniger haben. Beabsichtigt man, durch die Nahrung oder das Getränk dem Körper Wärme zuzuführen, wie in der kalten Jahreszeit, so genügt es, wenn man die betreffenden Substanzen nur 10 bis 12Gr. C. Würmer zu sich nimmt. Will man, wie in der warmen Jahreszeit, durch die Nahrung und das Getränke kühlen, so wird man, selbstverständlich unter Festhaltnng des Grundsatzes, die vorhin gezogene Temperaturgrenze nicht zu überschreiten, gut daran thun, solche Speisen und Getränke auszuwählen, welche auch bei geringerer als der Temperatur des Blutes wohlschmeckend und bekömmlich bleiben (hierher gehören Obst, Obstsuppen, Milch, Buttermilch, kalter Braten, Gallerte, Schinken, Salate re.) Rascher Wechsel von kalten und warmen Substanzen 'ist zu vermeiden. Wasser schmeckt und ist am besten bei einer Temperatur von 12,5 Gr. C., für künstliches kohlensaures Wasser ist die dem Magen am zweckdienlichste Temperatur 14 bis 16Gr. C. Ebenso verhält es sich mit dem Bier. Für Rotwein ist die angemessenste Temperatur 19 Gr. C., für Weißwein 15 Gr. C., für Champagner 8 Gr. C., Kaffee und Thee sollten nicht wärmer als 43 bis 52 Gr. C. genossen werden.
Berlin. Liebeserklärung mit Dicb- stahlsbegleitung. In einem im Zentrum der Stadt belegenen Handschuhgeschäft, in welchem sich die Verkäuferin allein befand , erschien vor einigen Tagen ein ziemlich elegant gekleideter junger Mann, der mit der Verkäuferin, einem sehr hübschen jungen Mädchen, eine Unterhaltung anknüpfte und ihr alsbald in aller Form Rechtens eine Liebeserklärung machte, die um so glaubwürdiger klang, als der Bewerber der jungen Dame mitteilte, daß er sie bereits seit längerer Zeit geliebt und nur nach einer passenden Gelegenheit, wie in diesem Augenblick, gesucht, um ihr seine Gefühle zu gestehen. Die Stimme des jungen Mannes klang bewegt und sein achtungsvolles artiges Benehmen stand durchaus in günstigem Einklang mit seinen Worten. Plötzlich indeß unterbrach sich der beredte Liebhaber mit der Entschuldigung, daß es ihm scheine, als ob jemand von außen die Plaudernden beobachte; die Verkäuferin möge ihm schnell Handschuhe zur Ansicht vorlegen, um das Beisammensein vor den Augen des Beobachters zu motivieren. Das junge Mädchen gehorchte maschinenmäßig und gehorchte auch der Bitte, doch einmal hin- anszusehen ob jemand außen sich an der Thür aufhalte. Während dieser Zeit aber steckte der gewandte Herr ein halbes Dutzend Paar Handschuhe in seine Tasche, und dann auf das noch an ver Thür stehende Mädchen zugehend, erbat er sich die Ehre, die Angebetete seines Herzens am nächsten Tage wieder besuchen zu dürfen, da er. der gestörten Situation wegen jetzt lieber scheiden wolle. Damit empfahl sich der Herr Langfinger, und als die noch immer ganz verwirrte Verkäuferin , die keines Wortes fähig war.
an den Ladentisch zurücktrat, wurde sh ihres Schadens inne. Der Liebhaber hatte sich mit seiner Liebe und einem halbe» Dutzend Paar der elegantesten Handschuh aus dem Staube gemacht. Sicherem Vernehmen nach ist er bis fetzt noch nicht wiedergekommen, um die Verlobung fest- zusetzen oder die Handschuhe zu bezahle».
(Ein Vorbild für unsere Fuhrleute.) In seinem Buche über Rußland (Leipzig und Prag 1884) erzählt Friedrich Meyer von Waldeck: Welchen angenehmen Eindruck macht eS, wenn der russische Fuhrmann, der seine Pferde antreibt, anstatt der abscheulichen Flüche, die wir in Deutschland so häufig vernehmen müssen, und anstatt der abscheulichen Peitschenhiebe (womöglich mit dem Peitschenstiel) — könnte man hinzufügen, — in den zärtlichste» Ausdrücken mit seinen Tieren redet: „Warte mein Schwälbchen," ruft so ein Pferdelenker, „du sollst bald ausruhen und blanken Hafer und grünen Klee fressen, so viel du willst." Haben diese freundlichen Zusagen keinen Einfluß auf die Gangart des kleinen Pferdes, dann heißt es wohl: „Pfui, Braunchen, schämst du dich nicht? Siehe, dort Grigoris Schimmelchen, es ist kleiner als du und läuft doch schneller. Du wirst mich noch erzürnen und dann werde ich dich schlagen. Schläge thun wehe, höre nur!" Und dann schlägt er mit der Peitsche an die Schlittenwand, daß es klatscht. W sich das Nößlein durch diese Drohung zur Eile bewegen, so wird es in den zärtlichsten Ausdrücken gelobt.
(Kindermund.) Gleichen, beim Anblick eines radschlagenden Pfauen: „Sieh mal, Mama, diese Tiere trage» den Fächer gerade da, wo wir die Tur- nüre haben."
(Erklärlich.) In Serbien soll demnächst die Turnüre versteuert werden. Ja ja, so ein Finanzminister hat immer seine Hintergedanken.
(Angenehme Nachbarschaft.) Dame (zu ihrer Nachbarin im Theater): „IhrTaschentuch hat aber ein eigentümliches Parfüm!"
— „Das ist Karbolsäure; wir haben nämlich Blatternkranke in unserem Hause."
(Die Fremdwörter.) Wie wünschen Sie photographiert zu werden, sitzend, stehend, im Prosit oder vielleicht on kaee?"
— „I bin a Wirt, wissen S', und da wär' am Faß wohl 's beste."
Wät se l.
Ich lieg' im Wasser und rage,
Empor aus den Wellen und trage
Die Pflanzen, Menschen und Tier'
Und nimmst du mein letztes Zeichen
Als erstes — mußten einst weichen
Hohe Rechte der Essens-Gier.
Schlußzeit
des Enzthälers für Inserate.
Dienstagblatt am Montag 9 Uhr vorm.
Donnerstagblatt am Mittwoch 9 Uhr vom.
Samstagblatt am Jireitag 6'/« Uhr vorm.
Sonntagblatt am Samstag 6'/« Uhr vom.
Spätere Einsendungen mußten je für die nächste Nummer zurückgelegt werden.
Nur in besonders dringenden Fällen könne» bei kleinen Inseraten Ausnahmen stattfinden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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