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wehe dem, der sich vordrängt. Mit weniger wie der Hälfte der hiesigen Arbeiter würden die laufenden Bestellungen effcktuiert werden können, viele, namentlich kleinere Geschäfte sind, um ihre Arbeiter zu beschäftigen. gezwungen, auf Lager zu arbeiten. Die Ueberproduktion, an der unser Weltplatz für die Gold- und Silber- waarenbranche an und für sich schon leidet, wird hierdurch gesteigert und dürfte Dimensionen annehmen, welche für manchen Fabrikanten unliebsame Folgen haben könnte. Viele kleine Fabrikanten sind auf die Banken angewiesen, um diese befriedigen zu können, sind sie später genötigt, ä tout prix loszuschlagen, so daß mitunter das Rohmaterial kaum gedeckt wird. In eingeweihten Kreisen hofft man jedoch, daß die Krisis nicht andauern werde, da im Ganzen die Physiognomie derselben dennoch von jener großen Ge- schäftskalamität in den siebenziger Jahren verschieden sei.
Württemberg.
Stuttgart, 14. April. Der Arbeiterbildungsverein Stuttgart hatte eine außerordentliche Generalversammlung, in der der Kommission für den Saalbau die Vollmacht gegeben wurde, das bisherige Eigentum des Vereins (Arbeiterhalle in der Katharinenstraße und Wohnhaus in der Wilhelmsstraße nebst Garten) zu verkaufen und dagegen den Bauplatz für das neu zu erbauende „Arbeiterheim" zu kaufen. Dasselbe kostet 25 OOO welche zumeist von Mitgliedern des „Vereins für das Wohl der arbeitenden Klassen" als Schenkung zugesichert sind. Der Neubau wird einen großen Saal, 2'/rmal so groß als der bisherige in der Arbeiterhalle, mit Galerien, einen kleineren Saal, Räume für den Arbciterbildungsverein, Logierzimmer mit 150 Betten und einen schönen geräumigen Garten erhalten, viermal so groß als der bisherige.
Heilbronn. 10. April. In einer Versammlung der Schützengesellschaft, welcher Oberbürgermeister Hegelmaier präsidierte, wurde gestern abend das Programm für das württemb. Landesschießen, welches im Juli hier stattfinden soll, sowie die Finanzierung des Unternehmens beraten. Stadtbaumeister Wenzel machte Vorschläge für die Abhaltung des Festes, nach denen es demselben an Volkstümlichkeiten nicht fehlen soll; sogar ein „Heilbronner Herbst" mit brillantem Feuerwerk ist vorgesehen. Der Kostenvoranschlag beziffert sich auf ca. 11 000 c/lL Der Schießplatz soll 18 Standscheiben und eine bewegliche erhalten.
Heilbronn, 19. April. Die Eröffnung des Karlshafens hat heute vom Wetter begünstigt in programmmäßiger Weise stattgefunden. Das Fest hat einen allseitig befriedigenden Verlauf genommen.
Miszellen.
Jum Beginn der Keife- und Badezeit.
Humoreske von vr. Hr.
An einem vollblauen Herbstnachmittag befand sich ein kleiner, feiner Touristen- Zirkel bunten Geschlechts unter schattigen
Bäumen nahe bei Spiez am Thunersee. just da wo die Aussicht über das Wasserbecken auf die Hügelreihen und Alpenketten des Berneroberlandes gebirgslustige Augen am lockendsten, am großartigsten gefangen nimmt.
Der jüngere Teil der Gesellschaft, Knaben- und Mädchentum, schlug Ball oder drehte Kreisel und Reif, während die ältere Damen- und Herrenwelt, hier in elastischen Lehnsesseln, dort auf zierlichen Feldstühlen oder weichen Teppichen über Gras dem wechfelvollen Licht- und Schattenspiel der Wasser- und Thalflächen, der Waldhügel und Eisfirnen mit Blicken und Gedanken emsig zu folgen schien.
Drei Gestalten hoben sich besonders ab. Eine Helle Blondine von fünf mal fünf Jahren, mit griechischem Profil, in meergrünem lleberwurf, auf burgunderrotem Sammetpfühl; ein gesprenkelter Vollbart, fast doppelt so alt, mit römischer Stirne, in kanarienfarbnem Touristenanzug, auf rostbrauner Plüschdecke, und eine graukarrierte Stumpfnafe, deren flaumige Oberlippe zart anspielend verriet, daß ihr Träger, Bruder Blondinchen's und halbes Berlinerblut, noch nicht gar lange dem schneiderfreundlichen Mühsal der schiefrigen Schulbänke glücklich entronnen war.
Blondinchen schweifte auf Fernrohrs Füßen über See, Wald und Berge hin; Vollbart verschlang mit splendidem Nasenklemmer ein riesiges Zeitungsblatt, und Stumpfnäschen starrte in die blinkenden Wellen, als wollte es dort die verwandte Sippe der schmackhaften Schuppentiere ermitteln, welche soeben erst im Kampf um das Dasein unter Gabel und Messer gefallen waren.
Lautlose Stille ringsum, wenn nicht Ballschlag, Kreisel- oder Reisgeschwirr Luft und Gehörsinn erschütterten. Da lachte Vollbart plötzlich hell auf, so daß Blondinchen verdutzt ihr Fernrohr in den Schoß sinken, Stumpfnase verblüfft den Stichel, womit sie den elfenbeinernen Gürtel ihres Speisekanals zum neuen Kampf gegen Rinder, Hammel und Schuppentiere säubernd zu schärfen bemüht gewesen, in das Gras fallen ließ, und die übrige Gesellschaft, aufgescheuchten Schilfbewohnern nicht unähnlich, hier länger dort kürzer Ohren und Hälse streckte. Endlich trillerte Blondinchen in vollklingendem Hochdeutsch:
„Doch Herr Gras?,,
„Nun, meine Schöne?" fragte der Angeredete.
„Warum erschrecken Sie uns so schnurstracks, so drastisch?" hauchte Blondinchen wieder.
„Ist Lachen schrecklich?" äußerte Vollbart.
„Wenn es zu plötzlich, zu hell erklingt!" meinte Blondinchen. Das schwache Geschlecht nickte ihr Beifall zu, während das starke stillvergnügt schmunzelte.
„Schwelgte ich doch so üppig im reinsten, interesselosesten Hochgenuß des herrlichen Alpenlandes!" fuhr Blondinchen in wunderlich gedehntem Tone weiter. „Dort die Jungfrau, wie eine Riesenbraut im Silberschleier!"
„Na nu, wie eine meilenhohe Zuckerdüte, mit eingedrückter Spitze nach oben!" kicherte Stumpfnase. j
„Und das Finsterahorn, wie eine Diamantnadel, gigantenhaft, im Abendsonnenglanz!"
„O ja, wie eine Stearinkerze riesennudeldick und maßlos gegen den Himmel ragend bei — Petroleumbeleuchtung!"
„Und dazu das mutwillige Wasser- und Wellenspiel, ähnlich scherzenden Cry- stallen im Morgenlicht!" lispelte Blondinchen und fächerte sich Kühlung zu.
„Na nu, ähnlich blanken Barbierschälchen auf- und niederschaukelnd_"
„Schweig Adolf! wenn Dir Naturfilm fehlt," warnte eine Matrone in Schwarz mit aufgezogenen Brauen und drohendem Zeigefinger.
„Natursinn, lieb Tantchen? O, Natur- - sinn besitze ich. reichlich und reinschmeckend!" ^ erwiderte Stumpfnase, sich in die Brust werfend. „Nur denke ich beim Anblick des schimmernden Wellenspiels lieber an die scherzenden Fische und Fischlein darunter, und beim Anschauen der blinkenden Berge und Eisfirnen an die würzigen Gemskeulen und Haselhühner, welche dazwischen hin und wieder gaukelnd ihr
apctitlich anregendes Spiel treiben." i
(Fortsetzung folgt.) j
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(Durch.) Student (vor dem Examen): l „Durch muß ich — nur ist die Frage: i komm' ich durch oder fall' ich durch!" !
Für die Ueberfchwemmten.
Trüber Lenz, betrübt wie keiner über Deutsch- j lands Fluren kam, !
Der in finstern Sturmgewölken unser Liebstes !
von uns nahm, ^
Unter dessen Eisesschauern man zur Gruft den ! Kaiser trug,
Jst's der Wunden, die du schlugest, ist's der ^ Thränen nicht genug? s
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Aus den Wolken strömt Verderben, Unheil aus der Erde Schoß,
Flüsse schwellen, Dämme reißen, Wasser
brausen uferlos, !
Haus und Felder, Vieh und Menschen schlingt hinab die wilde Flut,
Machtlos stehen Millionen vor der Elemente Wut.
Trüber Lenz, der statt des Lebens Not und Tod : ins Land gebracht.
Grabgeläut statt Lerchenlieder, Wassersnot statt Blütenpracht,
Kündest du dem Deutschen Reiche schon sein >
erstes Unglücksjahr,
Soll das Jahr im Jammer enden wie sein !
Anfang Schrecken war? ^
Nein, im Sturme gräbt die Eiche ihre Wurzeln ! tiefer nur,
Nein, in Trübsal zeigt die Liebe ihre göttliche Natur.
Ströme können sie nicht löschen, wo ihr heilig Feuer loht,
Segnend als ein Engel Gottes wandelt sie !
durch Not und Tod. '
Deutsche Herzen, lasset flammen eurer Liebe Opferbrand:
Deutsche Hände, knüpft die Kette hilfreich bls zum Weichselstrand;
Deutsche Lande, grünt aufs neue fröhlich auf
im Maienlicht, ,
Wenn wir selbst uns nicht verlassen, läßt uns ^ auch der Himmel nicht!
Karl Serok.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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