und Späße von den Großonkeln und Ur- tanten! — War die Kommode erschöpft, dann erzählte sie mir aus den vergangenen Zeiten unserer alten Vaterstadt. Von dem großen, stattlichen Schloß, das droben auf der Höhe gelegen, mit seinen drei Fensterreihen stolz herabschauend auf die tief unten gelegene Stadt, weil hinausschauend über den blauen, schönen Ostseehafen, wo die stolze Königin Magarethe residierte mit ihren Herren und Rittern, — die alle drei nordische Reiche unter ihrem Szepter vereinigt und endlich an der Pest gestorben war auf einem Schiffe im Hafen. Oben auf dem Schloßberge stand noch, als letzter Rest der früheren Herrlichkeit, ein Mauerwinkel, uraltes Bauwerk aus großen Felssteinen, die durch einen ebenso harten als unverwüstlichen Mörtel verbunden waren. In der tiefsten Ecke, wo die beiden Mauerstücke zusammenstießen, war eine Oeffnung im Boden, mit Brombeergeranke überwachsen, — da sollte der unterirdische Gang ausgemündet sein, erzählte Taute Lotte, der vom grauen Kloster unter der ganzen Stadt weg nach dem Residenzschlosse geführt halte. Ich hörte es mit heimlichem Grausen und Entzücken! — Dabei schien denn die Sonne durchs hohe Bogenfenster, die Blumen streuten Duft in den warmen Strahlen, und der gelbe Kanarienvogel, der hoch oben im Fenster schwebte, schaukelte sich lustig im Ringe und sang schmetternd drein!
Ach du wonniges Lichtreich meiner Kindheit, alle Schatten der späteren Tage haben dich mir nicht verdunkeln können!
Es war aber nicht allein diese irdische Sonne, welche so in mein junges Leben schien, — es strahlte mir auch das ewige Licht in die Seele. Das geschah also: Meine erste Leseprobe mußte ich natürlich auch bei Tante Lotte im Kloster machen. Das war eine Ueberraschung für sie, denn sie erfuhr nichts von den Studien in der Kinderstube, wo Gita mich die Buchstaben kennen und in Silben zusammensügen lehrte, ehe ich so weit war, einen Satz ziemlich fließend herunter zu lesen.
Da trat ich denn mit leuchtendem Blick vor die Tante hin: „Tante Lotte, ich kann lesen!" Als mir aber nun die immer aufgeschlagene Bibel zugeschoben ward und der feine weiße Finger auf eine bestimmte Stille hinwies, da klopfte mir doch das Herz. Die Schrift war sehr groß und deutlich, aber einen Augenblick mußte ich mich doch besinnen, dann aber las ich mit lauter, eintöniger Stimme, wie ich's bei Gita gelernt:
„Der Herr ist mein Hirt, mir wird
nichts mangeln!"
Das mußte ich noch zum zweiten und zum dritten Male lesen, immer besser, immer fließender ging's, und nach dem dritten Male wußte ich's auswendig. Das war ein Strahl des ewigen Lichts, der mir in die Seele siel. Er ist wohl durch Wolken überschattet worden, aber doch wieder hindurchgebrochen.
Lange sollte mein Kindesglück im grauen Kloster nicht blühen. Ich mochte wohl 8 Jahr alt sein, da starb Tante Lotte, und eines Tages wanderte ich mit meinem Vater ins Kloster, um ihr den letzten Besuch zu machen. Ich trug überm Arm
einen Kranz von Cypressen und in der Hand einen Strauß von weißen Rosen. Leise und feierlich ward vor uns die Thür der wohlbekannten Zelle aufgeschlossen. Vor dem Bogenfenster wallten weiße Vorhänge nieder, es war aber doch hell und freundlich im Gemach. Das Hellste und Freundlichste aber war das stille, milde Totenantlitz im Sarge. Da lag sie, schneeweiß gebettet, hin und her war ein grünes Reis gestreut oder ein weißes Knösplein. Ueber ihrem Haupte lag eine schöne, volle Myrthenkrone, weil sie im jungfräulichen Stande heimgegangen war; — die zarten Sprossen berührten sanft die klare, weiße Stirn. In die gefalteteu Hände hatte man ihr ein weißes Blatt gelegt, darauf stand ein Spruch geschrieben. Mein Vater hob mich sachte auf, denn der Sarg stand erhöht, und als ich meine reichlich fließenden Thränen mir aus den Augen gewischt, da las ich mit bebender Stimme:
„Der Herr ist mein Hirt, mir wird nichts mangeln!"
Da nickte mein Vater leise, senkte betend das Haupt und sprach: „Amen, Amen."
(Fortsetzung folgt.)
Bei einer vom Prof. vr. Albrecht aus Berlin und dem Schneekoppenwirt Pohl ansgeführten Fahrt nach der Schnee- koppe im Riesengebirge ereignete sich folgender Zwischenfall. Herr Pohl hatte einen großen 6jährigen Leonberger und eine 6 Monate alte Ulmer Dogge mitgenommen. Die Hunde sollten bei etwa einlretendem Schneewetter an die Leine genommen und als Pfadsucher benutzt werden. Da das Wetter jedoch völlig klar war. liefen sie frei umher. An dem Koppenkegel, ungefähr 800 Schritt vor dem Koppenhause, befanden sich dieselben an dem steilen, spiegelglatten Abhang nach dem Melzergrunde und plötzlich sauste der Leonberger in die jähe Tiefe. Die Dogge, vor deren Augen ihr Reisegefährte verschwand, stutzte und kehrte sofort vorsichtig zu ihrem Herrn zurück. Da der Hund trotz allen Rufens kein Lebenszeiten von sich gab, so vermuteten die beiden Herren, daß er im Abgrunde zerschellt und tot sei. Um so größer war das Erstaunen, als er am dritten Tage früh um 5 Uhr bei einem Schmiedeberger Herrn, bei welchem Herr Pohl öfters verkehrt, ein- traf. Zufällig war der Schneekoppen
wirt während der Nacht gerade dort anwesend. Die Freude des völlig entkräfteten Tieres war unbeschreiblich; zuletzt blieb es erschöpft zu den Füßen seines Hm» liegen. Eine nähere Besichtigung ergab, daß die Zehen völlig wund waren und am Hinterteile zeigten sich blutige Risse, Die ihm dargebotene Nahrung verschlang der Hund gierig und schleppte sich dam in eine Ecke des Zimmers, in welcher ei den ganzen Tag und die folgende Nach schlafend verbrachte. Jetzt befindet sich derselbe wieder in normalem Zustande Das Tier war volle 62 Stunden ahm Nahrung und hat für den Rückweg du Richtung über die Grenzbauden einschlagk» müssen, da der Weg durch die Thalöffnuug des Mclzergrundes durch einen Wildzam vollständig versperrt und ein Durchzwänge» unmöglich ist.
(Wie lehrt man einem Stier das Ziehen?) s Das möchte wohl mancher gerne wissen, i Nun, diese hochwichtige Frage beantwortet i der „Prakt. Landw." wie folgt: Der i Stier wird mit Stirn- und Schulterjoch ^ Bauchgurt und zwei Zugketten vor der Krippe aufgeschirrt und bleibt damit einige Tage stehen, damit er sich daran gewöhnt (natürlich nur bei Tage). Nun befestigt man seinem Stande gegenüber an dein Balken eine Rolle und zieht durch diese einen starken Strick oder ein Erntetan, An einem Ende dieses Taues wird ein Sack mit einem Meter-Zentner und mehr Sand angebracht, während das andere Ende an den Zugsträngen des Zuggeschirrs befestigt wird. Jetzt wird der Stier einige Schritte von der Krippe zurückgedrängl und angebunden, damit er sich nicht vom Platze wegbegeben kann. Dann schüttet man Futter in die Krippe; wenn er die Krippe erreichen will, so ist dies nur dadurch möglich, daß er den Sandsack eni- porzieht. Zunächst stutzt er und tritt wieder zurück, weil ihn der Sack nach rückwärts zieht; er merkt indeß bald, daß, wenn er vorwärts geht, die Last hinter ihm mitgeht, und dann zieht er bei jeder Fütterung seinen Sandsack in die Höhe. Hat er dies begriffen, so spannt man ihn neben einen alten Ochsen vor den Wagen, wo er ohne langes Sträuben zieht.
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», Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
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aus Gruud des Februar 1888 bet W,
Allen im Jal borenen, in Deuts Personen, welche licher Dienstpflicht in der Landwehr bezw. als geübte Ablauf der Reserw sturm entlassen r bis jetzt der Auf bei den zuständige zirks-Kommandos noch nicht nachgek mals zur Kennt 13. März d. Zeitpunkt für Ai ung ist.
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werden beauftragt machung unverzüg zu veröffentlichen. Den 5. März
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