sich zusammengesunken, saß sie an der reich dekorierten Tafel ihres Vaters.
Eines Abends aber suchte Minona eine Unterredung mit dem Freunde ihres Bruders, den sie auch bedingungslos für den ihren hielt. Und unter vier Augen, allein mit ihm in einem kleinen Kabinet, bat sie ihn flehentlich, ihr eine große Bitte zu erfüllen. Es gelte ihr einen Dienst zu leisten, oen sie nur dem er- gebendsten Freunde zumuten könne.
Und jetzt erfuhr Leo von Stcinberg, was er nie geahnt, daß Minona, seine schöne angebetcte Minona — sein Ideal, Romeo Giovelli liebte. Der Italiener, kühn gemacht durch die Bevorzugung, die ihm überall zu teil wurde, hatte auch bei dem Grafen um die Hand der Tochter gebeten, war aber unerwartet zurückgewiesen worden. Die Liebenden wollten jedoch unter keiner Bedingung von einander lasse» und hatten beschlossen, nach England zu gehen, wo sie sich kirchlich verbinden lassen wollten. Ja, Romeo war der Thcurcn schon voraus gereist, um alles Notwendige zu besorgen. Er erwartete sie in London, wohin sie ihm in den nächsten Tagen folgen sollte. Aber nicht allein, nur unter dem Schutz ihrer Kammerfrau mochte Minona die weite Reise unternehmen, so gestand sie dem Freunde, die thränenvollen Augen zu chm erhoben. Dann setzte sie dringend hinzu:
„Sie dürfen über Ihre Zeit frei verfügen, Herr von Steinberg! Ich bitte, ich flehe Sie an: Begleiten Sie mich!"
Wer wollte sich zu beschreiben erkühnen , welche Kämpfe Leo in seinem Innern kämpfte, was er litt, ehe er ihr nachgab. Aber er konnte diesen Bitten nicht andauernd widerstehen. — Und so traf er denn schon am nächsten Tage seine Vorbereitungen und in sechs Wochen war Minona Boggorn das Weib des Bildhauers Romeo Giovelli.
(Fortsetzung folgt?.
Allen Leuten recht gethan. ist eine Kunst die niemand kann.
Doch ein Münchener Dichtlerlein bringt neuerdings das Unmögliche fertig. Im Kalender fürs nächste Jahr begrüßt der Poet der fliegenden Blätter seine Leser also:
„Den Aerzten wünsch' ich viel Patienten, Gesundheit jedem Menschenkind,
Stets volle Börsen den Studenten,
Dem Vater, daß sie sparsam sind.
Dem Landwirt wünsch' ich hohe Preise Für seine Feldfrucht und sein Vieh,
Dem Publikum im weiten Kreise,
Daß beide billig, wie noch nie!
Den Advokaten viel Prozesse,
Den Richtern Ferien und Pension,
Den Gläub'gern zehn Prozent Jnt'resse, Den Schuldnern Zinsfuß-Reduktion.
Bezahlende Verleger finde Jedweden Dichterlings Produkt,
Doch daß die Menschheit nicht erblinde, Werd' nicht so vieler Schund gedruckt.
Dem Kriegerstande sei beschieden Siegreichen Krieges Herrlichkeit,
Doch uns erhalle Gott den Frieden In diesem Jahr und alle Zeit."
! Aum Jahreswechsel.
So ist den» wiederum ein Jahr dahingeschwunden,
Versunken, tropfengleich, in's Meer der Ewigkeit,
Und was in seinem Lauf das Menschenherz empfunden,
Sei es an Glück und Lust, fei es an bitterm Leid,
Es kann fortan nur noch in der Erinnerung wohnen,
Der heil'gen Stätte wohl in jedes Menschen Brust,
Wo unzertrennlich bei einander thronen
Das tiefste Seelenweh, wie auch die höchste Lust —
Jetzt gilt's, mit frischem Mut nach vorwärts nur zu schauen.
Wo nun ein neues Jahr der Zukunft Schoos entquillt,
Und das geheimnisvoll in seinem Dämmergrauen
Uns dicht verschleiert unser Schicksal noch verhüllt —
Wird's uns wohl für und für ein lächelnd Antlitz weisen.
Erschließen luns des Glücks so strahlenhelle Bahn —
Wird uns das neue Jahr durch Klippen wandeln heißen,
Sich uns mit Dornen nur, und nicht mit Rosen, nah'n?
Wird sich in seinem Lauf der grimme Streit entzünden
Der Völker, der'schon längst dem Weltteil hat gedroht -
Wird es Versöhnung wohl und Frieden neu verkünden,
Bewahren Haus und Reich vor schlimmer Kriegesnot?
O, nimmer wird es je dem Sterblichen gelingen,
Zu schau'n, was ihm bestimmt als künftiges Geschick,
Es lasten nimmer sich die höher'» Mächte zwingen,
Vor ihrem Zauberkreis weicht Menschenwitz zurück!
Doch was uns fürdK auch die Zeichen mögen künden:
Es leucht' auf unser'm Weg die Hoffnung stets voran,
Und nimmer soll uns je der gläub'ge Mut entschwinden —
Wohl, Hoffnung, Glauben, Mut — begleitet unsre Bahn!
Kein Glück ist auf dem Erdenrund. Heilkräst'ger. süßer, reiner,
Als Kindcsmund an Deinem Mund Und Kindeshand in Deiner!
Große Teilnahme zeigt sich bei manchen Menschen nur darin, daß sie sich ein großes Teil nehmen.
Irren ist das Einzige, worin sich Viele menschlich zeigen.
W ä t f e c.
Als Denker ist ein Mann bekannt In jedem kultivierten Land;
Wird noch ein e am Schlüsse stehn, Kannst du am eignen Tisch mich sehn.
R. IV.
Wichse-Rezept.
Um Glanzwichse wohlriechend zu machen, fügt man vor dem Füllen etwas Lavendeloder Bergamottöl hinzu.
Schlußzeit
des Enzthälers für Inserate.
Dienstagblatt am Montag 9 Uhr vorm- Donnerstagblatt am Mittwoch 9 Uhr vorm. Samstagblatt am Areitag 8'/, Uhr vorm. Sonntagblatt am Samstag 8'/« Uhr vorm. Spätere Einsendungen müßten je für die nächste Nummer zurückgelegt werden.
Nur in besonders dringenden Fällen können bei kleinen Inseraten Ausnahmen stattfinden.
Postkurse zwischen
Dietlingen—Ellmendingen—Wilferdingen
ab 1. Oktober:
vorm. nachm.
aus Dietlingen 6.30 10. 5 3.30 7.45
in Ellmendingen 6.45 10.20 3.45 8.—
aus Ellmendingen 7.— 4.—
aus Nöttingen 7.27 4.27
in Wilferdingen Bhf. 7.45 4.45
aus Wilferdingen Bhf. 8.20 6.10
aus Nöttingen 8.40 6.30
in Ellmendingen 9.15 7. 5
aus Ellmendingen 6.— 9.30 2.50 7.15
in Dietlingen 6.20 9.50 3.10 7.25
Mit einer Beilage.
Revierpreise des K. Forstamts Neuenbürg für 1888 .
Weitere Exemplare sind noch zu beziehen von der Expedition des Enzthälers.
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aus Wllckback 8taät . .
Hebm. 3. 45
aus llltensteiZ . .
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6.15
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7.4,
in Ln?lelö8ter1e . . .
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5. 25
ab Ännnerslelä.
Z 7.30
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aus Ln?klö8ter!e . . .
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in Ln?kiä8terl6. .
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ab Limmorstelä . .
6. 40
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Z 8.45
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7. 55
in Wilckback 8taät .
10. 15
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aus Illeben?. 8tat.
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7.20
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7.45
9.50
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in Illeben?. 8taät
8.20
10.20
7.30
9. 20jin Illeben?. 8tat.
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7.05
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8.15
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1.25
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8.25
Xebm.
10.25
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Vorm.
Vorm.
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Hodm.
aus MAolä, 8t.
8.35
1.50
8.45
10.45
aus llltensteiK
4.45
8.—
1.—
4. 30
über Robräorf
über Lbbaueen
„ Lbbausen
„ Robräork
in llltensteig
10.15
3.30
10.25
12.25
in NaZoIä, 8t.
6.25
9.40
2 40
6.10
in Ut'algrakenv.
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in lffaxolä, LI.
6.45
10.—
3.—
6. 30
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.