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MisMen.

Jor Aaris.

Die Ausfälle am 29. und 30. November und 2. Dezember.

Episode aus dem deutsch-französischen Kriege 1870-71.

(Nach amtlichen Quellen.)

(Schluß.)

Wir müssen unsere Leser an die gleich­zeitigen Ereignisse auf dem Kriegsschau­plätze im Norden und an der Loire er­innern. Am 28. November wurde Amiens von Goeben besetzt, an demselben Tage wurde die Loirearmee bei Beaune-la- Rolande geschlagen und am 2. Dezember warf das Korps des Großherzvgs die Loirearmee bei Loigny, vereinigte sich in der Nacht zum 3. Dezember mit Friedrich Karl, am 4. Dezember wurde Orleans gestürmt, und der Feind weiter hinter die Loire zurückgetrieben.

Die Situation war durch diese an allen Punkten erfolgte Niederlage für die Franzosen geradezu eine verzweifelte, und nur ein in störrischem Eigensinn ver­blendetes Volk konnte die furchtbare, Helle Wahrheit nicht sehen. Der Chef des Generalstabes, Moltke, hielt es für seine Pflicht, den Franzosen wenigstens die Entschuldigung zu nehmen, daß sie die Wahrheit nicht gekannt hätten. Er ließ also dem General Trochu folgendes kurze Schreiben zugehen:

Versailles, 5. Dez.

Es mag zweckmäßig sein, zur Kennt­nis Ew. Excellenz zu bringen, daß die Loirearmee gestern bei Orleans besiegt, und daß diese Stadt von den deutschen Truppen wieder besetzt ist.

Wenn jedoch Ew. Excellenz es für angemessen erachten, Sich durch einen Ihrer Offiziere über die Thatsache in­formieren zu lassen, so werde ich diesem Offizier einen Geleitschein für die Hin- und Rückreise gewähren.

Empfangen Sie, General, die Ver­sicherung u. s. w.

Der Chef des Generalstabes.

Graf Moltke.

An den Herrn General Trochu."

Trochu antwortete darauf komödianten­haft das Folgende:

Paris, 6. Dez.

Ew. Excellenz haben geglaubt, daß es zweckmäßig sein möchte, zu meiner Kenntnis zu bringen, daß die Loirearmee bei Orleans besiegt und daß diese Stadt von den deutschen Truppen wieder besetzt ist. Ich habe die Ehre, Ihnen den Em­pfang dieser Mitteilung anzuzeigen, die auf die mir von Euer Excellenz empfohlene Weise verifizieren zu lassen, ich nicht für nötig halte.

Empfangen Sie, General, die Ver­sicherung u. s. w.

Der Gouverneur von Paris, General Trochu.

An den Herrn General Grafen Moltke."

Er verfehlte nicht, diese Stilprobe, eine seiner wenigen Leistungen während der Belagerung von Paris, durch Mauer­anschläge zur öffentlichen Kenntnis zu bringen. Freilich war er ebenso lakonisch wie Moltke, aber er vergaß, daß er

weniger Recht dazu hatte als dieser, dessen Thaten sprachen. Das vornehme Ignorieren aller Niederlagen sollte den Franzosen noch schlecht bekommen.

Der beste Anwatt.

Erzählung von F. Arnefeldt.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Glöckner, der im Grunde seines Herzens vor dem gewaltthätigen Wesen seines Nach­bars eine gewisse Furcht hegte und in der Regel, um sie zu betäuben, noch lauter schrie und tobte als dieser, suchte ihn heute, wo ihm viel daran lag, daß der Handel zu stände komme, zu beschwichtigen.

Nichts, nichts, Nachbar", sagte er, es ist nur, daß man bei einem Mädchen doch nie recht weiß, auf welche Einfälle sic kommen kann."

Nun lachte aber Eschebach, daß die Wände zitterten.Lange Haare, kurze Gedanken! Nachbar, da habt Ihr Recht, aber eben darum muß man nicht viel Federlesens mit ihnen machen. Nehmt Euch ein Beispiel an mir, Glöckner! Ich habe meinen Sohn nicht gefragt und möchte ihm nicht, raten, nein zu sagen, wo ich ja gesagt habe, und das ist doch immer noch ein Mann; sollte bei Euch wirklich ein Frauenzimmer mitreden dürfen?"

Das hieß den Amtmann bei seiner empfindlichsten Stelle packen; nicht selten rührten seine Zwistigkeiten mit Eschebach daher, daß dieser ihm vorwarf, er sei nicht Herr in seinem Hause und lasse sich von der Wirtschafterin zu viel gefallen. Auch heute loderte bei dieser Anspielung sein Zorn in Hellen Flammen auf, nur wandte er sich diesmal nicht gegen den Nachbar, sondern gegen seine Tochter und deren etwaige Widersetzlichkeit. Dies wirkte an­steckend, auch Eschebach witterte jetzt einen möglichen Ungehorsam seines Sohnes und weiterte schon im voraus dagegen; zuletzt verschwuren sich beide hoch und teuer, Käthe und Franz müßten ein Paar wer­den und wenn die ganze Welt sich dagegen setze, und die Sache müsse noch heute ins reine kommen.

Als sei die größte Gefahr im Verzüge, sprengte Eschebach mit verhängten Zügeln heimwärts und nach dem Felde, wo sein Sohn die Arbeiter beaufsichtigte, hieß ihn sein in der Nähe befindliches Pferd be­steigen und ritt mic ihm, wie er ging und stand, nach der Domäne zurück. Unter­wegs verständigte er ihn mit kurzen Worten und ohne nur die geringste Einrede zu dulden, von der Rolle, die er ihn dort spielen lassen wolle, und ehe Franz Esche­bach recht wußte, wie ihm geschah, stand er auch schon verlegen und dunkelrot vor der nicht minder fassungslosen Käthe, welche ihr Vater aus der Milchkammer mit den Worten gcbolt hatte:

Mach hurtig, daß du heraufkommst und ziere dich nicht, dein Bräutigam reitet soeben auf de« Hof."

Der jähe Schreck, welcher das Herz des jungen Mädchens bei dieser urplötzlichen Ankündigung durchzuckt hatte, wich einer verhältnismäßigen Beruhigung bei der Wahrnehmung, daß der so aus den Wolken gefallene Bräutigam niemand anders als

ihr Freund und Kindheitsgespiele Franz Eschebach war, der sich in der That mit seiner stattlichen Figur, dem braunblonden, gelockten Haar, den blauen Augen und dem von der Sonne gebäunten hübschen, wenn auch nicht übermäßig intelligenten Gesichte sehen lassen konnte.

Gebt Euch die Hände," gebot der Amtmann.

Und einen Kuß," fügte Eschebach hinzu. Donnerwetter, Junge, so stehe doch nicht da wie eine Salzsäule. Wird's bald?"

Ziere dich nicht!" schrie Glöckner, als Käthe unwillkürlich zurückwich,er ist dein Büutigam; wir Habens mit einander aus­gemacht."

(Fortsetzung folgt.)

(Die Mäuse als Sachverständige.) Ein ergötzlicher Vorfall, in welchem sichMäuse als vorzügliche Sachverständige 'in der Unterscheidung zwischen Natur- und Kunst­butter erwiesen, wird aus Princeton (Nordamerika) mitgcteilt. Ein Herr Mac Coy erhielt vor einiger Zeit eine Anzahl Muster von Butter, um dieselben in seinem Laboratorium zu untersuchen. Die Kelche, in welchen man die Butter schmolz, nach­dem man die an der Oberfläche schwimmen­den Bestandteile vorsichtig hatte ablaufen lassen, ließ man während der Nacht auf einem Tische im Laboratorium stehen. Am folgenden Morgen fand Mac Coy zehn Kelche vollständig leer, nur 2 waren un­angerührt geblieben und diese letzteren erhielten Kunstbutter, während die zehn andern mit Naturbutter gefüllt gewesen waren. Da es sehr unwahrscheinlich war, daß hier bloßer Zufall im Spiele gewesen sein konnte, so wiederholte Mac Coy diesen Versuch, und jedesmal hatte er das­selbe Ergebnis, auf der Kunstbutter fand man nur die Fußspuren der Thiere, die anderen Kelche mit Naturbutter waren jedesmal leer. Dennoch aber dürfte der Vorschlag des amerikanischen Chemikers, in Zukunft Mäuse zur richtigen Unter­scheidung echter und gefälschter Waren zu verwenden, seine Schwierigkeiten haben, da das Publikum wohl nicht so leicht zu bereden sein wird, diese Tiere als befugte Sachverständige anzuerkennen.

Bei bevorstehender Weihnachtszeit eignet sich

-er Errzthäler

zur wirksamsten Verbreitung von Anzeigen aller Art. Erfahrungsgemäs finden Inserate in einem nicht alltäglich erscheinen­den Blatte mehr Beachtung als in Blättern, in denen sie alltäglich durch neue verdrängt werden oder in der Masse verschwinden. Auch kommt es für wirksamen Erfolg der Anzeigen nicht immer auf die Quantität sondern auch auf den geeigneten Leserkreis und die Qualität der Leser an. Wir bitten die geehrten Inserenten, sich von dem Nutzen der Veröffentlichungen durch Proben zu überzeugen und des Enzthälers dabei freundlich zu gedenken.

Ned. u. Verlag des Enzthälers.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.