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wesen, weiter zu schlummern in ewiger Bewußtlosigkeit ohne diese Qualen der Er­innerung und des Schultbewußtseins!

Thronen der furchtbarsten Seelen­schmerzen und der Reue fließen über das Gesicht Menicos. Er ist zu schwach, um diese Thränen zu trocknen, und er wehrt ihnen nicht, denn er fühlt, wie sie seinem qualgepreßtenHerzen Erleichterung bringen.

Wie diese Wehmut allen Haß und allen Zorn hinweg schwemmt, der in der Brust des verzweifelten Mannes gewütet! Wie er jetzt selbst fühlt, daß er im Bann einer wahnsinnigen Leidenschaft ge­handelt und wie er jetzt daran denkt, daß er den ganzen Rest seines Lebens darum geben würde, die furchtbare That, die er begangen, ungeschehen zu machen!

Ein leises Geräusch zu Linken des Bettes, dort wo die freie Seite gegen das Zimmer sich befindet, läßt den Verwundeten erst erschrecken und veranlaßt ihn mit aller Kraftanstrengung den Kopf herum zu wenden.

Er sieht in vier leuchtende Kinder­augen.

Mit fragendem Herzen und erstauntem Ausdruck sind zwei Kindergesichter ihm zugewcndet seine Kinder!

Sie leben und scheinen unverletzt!

O Gott im Himmel, ist das nicht ein Traum? Er wagt nicht zu hoffen, daß es wahr ist, was er da erblickt, es wäre zu viel des Glückes!

Ist es ein Traum?

Ja, es ist ein Traum, denn jetzt sieht Menico noch ein anderes Gesicht, das seiner alten guten Mutter, die weit weg in Oberitalien lebt.

Nein, nein, das ist nichts als ein Traumbild, wie käme seine greise Mutter hierher an sein Bett.

Eine Thräne fällt brennend heiß auf Menicos Stirn, und seine Hand wird von einer andern ergriffen, deren Druck er nur zu genau kennt von der Mutterhand.

Ja sie steht neben seinem Bett und dort sieht er seine junge Schwester und dort seine weinende Frau und dort den Mann, den er töten wollte!"

Was machen alle diese Personen an seinem Bett?--

(Schluß folgt.)

Plötzliche Erkrankungen und unnatürliche Todesarten.

Geheimrat vr. von Nußbaum in München hielt dieser Tage einen Vortrag über das Thema:Plötzliche Erkankungen und unnatürliche Todesarten." Der Vor­trag des berühmten Arztes dürfte gewiß in den weitesten Kreisen Interesse erregen und wir wollen deshalb in Kurzem die Hauptmomente desselben hervorheben.

Wenn auf einer Reise, an einem Be­lustigungsort, auf der Straße, in der Kirche oder sonstwo eine plötzliche Erkrankung eines Menschen eintritt, so trägt Jeder den Wunsch im Herzen, zu helfen. Aber der gute Wille allein thut's nicht. Es ist bei derartigen plötzlichen Erkrankungen die höchste Vorsicht nötig, daß man richtig hilft und nicht gerade das Gegenteil von dem thut, was dem Kranken gut und nütz­lich ist. Angenommen, es fällt Jemand

ohnmächtig zusammen. Häufig sieht man da Leute herzuspringen und den Kranken aufheben oder auf einen Stuhl setzen. Diese Art Hilfe ist ganz falsch. Bei dem Ohn­mächtigen ist das Herz von Blut ange­füllt, das Hirn dagegen blutleer. Der Kranke ist deshalb schwindlig geworden und stürzt ohnmächtig zusammen. Man darf einen Ohnmächtigen niemals aufrichten, sondern soll ihn mit dem Kopf noch tiefer legen. Dies kann am besten geschehen, wenn man den Patienten ans einen Tisch legt und den Kopf über die Kante her­unterhängen läßt, oder indem man die Füße des Ohnmächtigen in die Höhe hebt. Nur in dieser Lage ist das Herz bald wie­der imstande, das Blut emporzutreiben, der Kranke ist in wenigen Minuten wieder bei sich und schlägt die Augen auf. Wenn man den Ohnmächtigen in die richtige Lage gebracht, dann ist es gut, seine Kleider zu lockern, ihn mit kaliem Wasser zu bespritzen und sogenanntes englisches Riechsalz an­zuwenden. Wenn der Kranke allmälig wie­der zu sich gekommen, dann reicht man ihm am besten ein Glas frisches Bier, was viel besser und schneller zur Belebung wirkt, als Wein oder Schnaps.

Das nämliche Verfahren hat man bei einem Gestürzten oder einem Erschlagenen zu beobachten. Gesetzt den Fall, es sei Jemand von einem Balkon heruntergestürzt oder von einem Baume niedergeschlagen, so haben beide Verunglückte Gehirn­erschütterungen erlitten, sie werden blaß und kalt. Die Untersuchungen haben er­geben, daß bei einer Gehirnerschütterung nur eine Blutleere des Gehirns eingctreten ist. Wenn daher die Blutleere gehoben wird, so kann der Kranke wieder ganz ge­sund werden. Die ganze Behandlung be­ruht also darauf, daß man dem Unglück­lichen zur richtigen Zeit auf die erwähnte Weise restauriert.

Einen Epileptischen soll man gleichfalls nicht ausheben. Wenn ein epileptischer Anfall mit Gewalt unterdrückt wird, so ist die Gefahr vorhanden, daß er sich bald wiederholt. Man schaffe auch die Kinder bei derartigen Gelegenheiten weg, da sie aus Furcht und vom bloßen Anblick die Epilepsie erben können. Man lasse den Epileptischen austoben und sorge nur da­für, daß er sich nicht verletze.

Das Gegenteil von dem Gesagten hat aber immer bei dem von Schlagfluß Ge­troffenen zu geschehen. Hier ist es not­wendig, ja ungeheuer wichtig, daß der Kranke aufgehoben wird. Der Kranke hat ein blutrotes oder dunkelblaues Gesicht, schlotternde Wangen, ist heiß u. s. w. Ein Schlaganfall ist eine Kongestion nach dem Kopf. Das Blut drückt auf das Gehirn, eine Ader ist zerrissen. Wenn man ihn also liegen läßt, kann die Blutung so stark werden, daß der Tod eintritt.

(Fortsetzung folgt.)

(Kein Eisenbahn-Zusammenstoß mehr.) Dieses Wort zur Wirklichkeit machen, soll eine Erfindung des Lieutenants Rudolf v. Kiesl in Brünn bestimmt fein, die hoffentlich vom Erfinder in ihrer Wirksam­keit nicht überschätzt wird. Das Prinzip dieser bereits patentierten Erfindung be­ruht auf einem dem Eisenbahnzuge auf

größere Entfernung vorangehenden, mittelst Elektrizität getriebenen Sicherheitswagens, der rechtzeitig automatisch durch Alarm­vorrichtungen den Maschinenführer auf die drohende Gefahr aufmerksam macht und so ermöglicht, den Zug zum Halten zu bringen. Wie verlautet, sollen auch deutsche Eisenbahnverwaltungen bereits ihre Auf­merksamkeit dem neuen Sicherheitsapparat, der, wenn er sich bewährt, Eisenbahn­zusammenstöße, Unglücksfälle durch Ent­gleisungen u s. w. fast zur Unmöglichkeit machen würde, zugewendet haben.

(Eine hundertvierzehnjährige Frau.) Aus Kutschcrau bei Butschowitz wird dem Mähr.-Schles. Corr." geschrieben, daß dort eine Greisin, Namens Elisabeth Prafchek, lebt, welche gegenwärtig im Alter von hundertvierzehn Jahren steht und verhältnismäßig Physisch und geistig rüstig ist. __

(Zehn Kaffeeregeln.) Die Firma Wilhelm und Friedrich Kuhn in Mannheim hat nachstehende beachtenswerte Regeln für unsere deutschen Hausfrauen zusammen­gestellt, um ihnen eine praktische Anweisung zur Bereitung eines wohlschmeckenden Kaffees zu geben. Dieselben lauten:

1) Man beurteile den Kaffee nicht nach der Farbe der Bohnen, sondern nach dem Geschmacke (der Kaffee ist oft gefärbt).

2) Beim Rösten achte man darauf, daß Kaffee nur kastanienbraun, ja nicht schwarz werde, damit seine edelsten Bestandteile, die sich leicht verflüchtigenden Oele, nicht verbrennen, wodurch der Kaffee einen un­angenehmen bitteren Geschmack bekommt.

3) Den frisch gerösteten Kaffee schulte man nicht in ein enges Gefäß, sondern behufs schneller Abkühlung auf ein Sieb oder in dessen Ermangelung auf eine mög­lichst große Platte, damit der heiße Kaffee nicht nachrösten oder verbrennen kann.

4) Nachdem der Kaffee erkaltet ist, be­wahre man ihn in einer gut schließenden Blechbüchse auf, und zwar an einem trockenen, nicht zu warmen Orte. 5) Das Quantum der zu mahlenden Bohnen be­stimme mau nicht durch ein Gefäß, sondern nach dem Gewichte, da die Bohnen leichter Kaffeesorteu beim Brennen größer als die­jenigen schwerer und kräftiger Sorten wer­den, so daß man bei Anwendung eines Gefäßes von leichtem Kaffee weniger und von kräftigem mehr Gewicht erhält, während es doch gerade umgekehrt sein sollte. 6) Man nehme pro Tasse ca. 8 Gramm ge­mahlenen Kaffee, welches Quantum sich nach unserer Erfahrung als das geeignetste bewährt hat. 7) Der Kaffee soll so fein als möglich gemahlen werden, denn je feiner er gemahlen ist, desto besser ent- laugt er sich. 8) Der Kaffee darf nicht gekocht, sondern muß durch auf einmal aufzuschüttendes stark kochendes Wasser zu­bereitet werden. 9) Man bediene sich hier­zu keines Kaffeesackes, sondern einer zweck­mäßigen Filtriermaschine, deren Boden je nach dem zu bereitenden Quantum größer oder kleiner sein muß. 10) Der Kaffee soll, nachdem er filtriert ist, alsbald ge­nossen werden, da er durch langes Nach- und Aufwärmen an Aroma verliert.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.