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Deutschland.
Berlin, 11. Okt. Die Nachrichten über die Gestaltung der künftigen Handels beziehungcn zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn schwankten bisher fortwährend. Jetzt darf es als ziemlich gewiß angesehen werden, daß cs einstweilen zu einer Verlängerung des jetzigen Handelsvertrages auf ein Jahr kommen wird, daß aber schon im Frühjahr künftigen Jahres die Verhandlungen über einen Tarifvertrag beginnen werden.
Berlin, II. Okt. Die deutsche Regierung wird keine Kriegsschiffe nach Marokko entsenden; vielmehr hat, wie die „Nordd. Allg. Ztg." mittcilt, ans diesseitiges Ansuchen England den Schutz der deutschen Untcrthanen in Marokko zugesagt.
Frankfurt, 12. Okt. Schifffahrts- uerkchr. Das Wasser des Rheines ist so bedeutend gefallen, daß heute bei Caub keine 4 Fuß Wasser mehr gefahren werden. Die Verpflichtungen der Rheder zur prompten Lieferung hören schon bei einem Wasserstande von 4 Fuß 5 Zoll am Caubcr Pegel auf und dürfte demnach schon in den nächsten Tagen ein voll ständiges Stilllicgcn der Schifffahrt ein treten und dann u. A. auch Frankfurt und die Umgegend mit den seit der Er öffnung des Kanals konstant billigen Kohlenpreiscn nicht mehr rechnen können,
vielmehr bis auf Weiteres auf den Bahnbezug angewiesen sein.
Am Mittwoch morgen hat es im Taunusgebirge geschneit.
Lindau, 11. Okt. Gestern wurde ein Taucher in die Tiefe gelassen, um den Zustand und die Lage des unterge- gangenen Dampfschiffs „Stadt Lindau" zu untersuchen. — Der Kapitän des „Habsburg" soll sich bei der Ausfahrt aus dem Lindauer Hafen gar nicht auf der Kommandobrücke befunden haben. (St.-Anz.)
lieber den Zusammenstoß des bayerischen Dampfers „Stadt Lindau" mit dem österreichischen Dampfer „Habsvnrg" auf dem Bodensee liegen eingehendere Nachrichten vor. Darnach fuhr am 8. Oktober, abends 8 Uhr 5 Minuten der österreichische Solondampfer „Habsburg" (Kapitän Graf Mergentin) aus dem Lind- aucr Hafen aus, um seine Fahrt nach Bregenz zu machen. Dicht vor dem Hafen kam der „Habsburg", die 10 Minuten Verspätung hatte, der bayerische Dampfer „Stadt Lindau" (Kapitän Hkberlin) in Sicht, der 7 Uhr von Rorschach abgefahren war und 8 Uhr 17 Minuten in Lindau eintreffen sollte. Die „Stadt Lindau" gab ihre vorschriftsmäßigen An- nähcrungssignale, die auch von der „Habsburg" beantwortet wurden. Nun fuhr aber mit einem male der österreichische Dampfer einen auffallend falschen, viel zu sehr nach links haltenden Kurs und steuerte direkt auf die „Stadt Lindau" zu. Kapitän Heberlen gab Befehl zum Rückwärtsfahren; aber schon in den nächsten Sekunden rannte das mit voller Dampfkraft segelnde österreichische Schiff auf den eben eine Schwenkung vollführenden bayerischen Dampfer zwffchen Bugspriet und Radkasten ein und durchschnitt das sich in der Mitte des Schiffes befindliche Treppenhaus, so daß wenig gefehlt hätte, daß das Schiff ganz durchbohrt worden wäre. Der vordere Teil der „Stadt Lindau" füllte sich sofort mit Wasser und sank augenblicklich, der Hintere Teil sank etwas langsamer. Die Mannschaft des bayerischen Dampfers, sowie diejenigen acht Passagiere, die sich nicht in der Kajüte II. Klasse befanden, retteten sich auf die „Habsburg", auf der sofort Kapitän Heberlin das Kommando übernahm und Befehl zum Einfahren in den Hafen gab. Die beiden in der Kajüte befindlichen Personen fanden ihren Tod, da durch die Zertrümmerung der Treppe jeder Ausweg versperrt war. Die Leiche des Wollwebers Böhme wurde Sonntag früh gehoben und in das städtische Leichenhaus verbracht. Der österreichische Dampfer „Habsburg" bekam ein großes Leck in den Bugspriet, weshalb sofort Wasser in ihn eindrang und er nur langsam in den Hafen zurückfahren konnte. Der Dampfer „Stadt Lindau" liegt ca. 10 Minuten vom Hafen entfernt vollständig auf dem Grunde. — Die Schuld an dem Unglücke legt man hier allgemein dem österreichischen Dampfer „Habsburg", insbesondere dem Grafen Mergentin zu; letzterem wird zur Last gelegt, daß er gleich nach dem Verlassen des Hafens die Kommandobrücke verlassen habe und ferner trotz der Aufforderung des Kapitän Heberlin die Rettungsgondel nicht niedergelassen habe, da diese schon defekt gewesen sei.