424
die Weiber schlecht zu kennen, die haben alle, ohne Ausnahme, nur das Ziel im Auge, einen Mann zu erwischen; ob jung oder alt, häßlich oder hübsch, das ist ganz egal! Ich kann natürlich nicht von Serena Martinos verlangen, daß sie mich heute schon liebt, aber, mein Wort darauf, sie wird mich lieben, sobald wir verheirathet sind, und."
„Und," unterbrach ihn Ramiro scharf, „wenn es nun nicht so ist, wenn zufällig eine Ausnahme von Ihrer Regel stattfände, wenn Genera nicht glücklich würde; wenn in dem Herzen dieses Mädchens, vielleicht lange ehe Sie gekommen, die Liebe zu einem andern erwacht wäre?"
Ueber Vizentes Antlitz flog ein fahler Schatten, und aus den dunkeln Augen flammte ein Blitz des Zornes.
„Sie haben da etwas geäußert, das mir das Blut in den Kopf treibt," sagte er, sich rasch erhebend. „Ich wage nicht, den geringsten Zweifel daran zu hegen, daß Serena Martinos ein reines Mädchen ist. Sollte indessen ein andrer es gewagt haben, den Blick auf sie zu werfen, bei Gott, die letzte Stunde dieses Menschen hätte bald geschlagen!"
„Lassen wir die Akte brutaler Gewalt beiseite und sprechen als Männer von Bildung und humanem Geiste, wie es einer Nation, die sich gesittet nennt, zukommt!" entgegnete Ramiro in zurechtweisendem Tone. „Nicht wahr, es kann ein andrer Ihnen bei meiner Nichte zuvor gekommen sein? Und dieser hätte somit dasselbe Recht, Sie zu töten, wie Sie es für sich in Anspruch nehmen? Oder haben Sie Serena gefragt, ob sie geneigt ist, Ihre Hand anzunehmen?"
„Senhor," bemerkte Vizente mit mühsam erzwungener Ruhe, „fast muß ich glauben, Sie hegen die Absicht, mich zu beleidigen, obgleich ich Ihnen niemals ein Leid zugefügt! Es widerstrebt mir, in dieser Weise über meine intimsten Angelegenheiten sprechen zu müssen! Wenn wirklich das Bild eines andern vorübergehend in dem Herzen meiner Braut gewohnt hat, so wird sie denselben vergessen, wie es ihre Schuldigkeit ist! Reden wir nicht weiter davon, der Gedanke schon empört mich, den Sie in mir erweckten! Ich hasse die Empfindsamkeiten, weil ich ein Mann der That bin, der seinen Weg rechtschaffen verfolgt, und dasselbe verlange ich auch von meinem einstigen Weibe!"
„Ich weiß diese guten Grundsätze in Ihnen wohl zu würdigen, und in jedem andern Falle würde ich es mir zur Ehre geschätzt haben, Sie als meinen Neffen zu begrüßen; aber so wie die Sachen liegen-, Senhor, ich habe Sie Herein
bitten lassen, um Ihnen einen ernsten Wunsch vorzulegen."
Ein verzerrtes Lächeln hochmütiger Ueberlegenheit spielte um die zuckenden Lippen des jungen Mannes.
„Einen Wunsch?" wiederholte er wegwerfend, „lassen Sie hören."
„Nun wohl! Ehe Sie Serena zwingen, dem Befehl des Vaters zu gehorchen, fragen sie sie, ob sie die Ihre werden kann und will? Antwortet Ihnen das Mädchen Ja, so bin ich zufrieden; sagt
sie hingegen Nein, dann erwarte ich von Ihnen soviel Großmut und Ritterlichkeit, ihr die Freiheit zurückzugeben."
„Senhor," sagte der junge Mann mit vor Aufregung heiserer Stimme, „ich liebe dieses Mädchen, und es kann bei Gott niemand von mir verlangen, freiwillig auf mein gutes Recht zu verzichten! Serena Martinos muß mein Weib werden, weil sie mir gefällt. Ich denke, damit wäre die Sache abgethan."
Er griff nach seinem Strohhut, zum Zeichen, daß er zu gehen beabsichtigte.
Auch Ramiro war jetzt aufgestanden, er richtete seine imposante Gestalt, die um Kopfeslänge die Figur des jungen Mannes überragte, zu ihrer ganzen Höhe auf, und sein durchdringender Blick ruhte fest auf Vizente Barrosos Zügen.
„Erlauben Sie noch eine Frage, Senhor! Was würden Sie thun, wenn in den nächsten Tagen Ihnen vielleicht der Mann, den meine Nichte liebt, persönlich entgegentritt?"
„Senhor, Sie halten mich für feige und ehrlos genug," rief Vizente mit wut- erstickter Stimme, „nicht zu wissen, was ich da zu thun hätte? Ich würde ihn auf der Stelle ohne Bedenken nieder- schießen, wie es jeder andre an meiner Stelle thäte."
„Ist das Ihr letztes Wort?"
„Mein letztes."
Vizente verbeugte sich zum Abschiede. Noch ein flüchtiger Gruß, und er hatte das Zimmer verlassen! In der nächsten Minute hörte man den Hufschlag seines im Galopp davon eilenden Pferdes.
Senhor Ramiro schloß sich in sein Zimmer ein und verbrachte mehrere Stunden in dumpfem Brüten. Endlich schienen die Wolken von seiner Stirn zu weichen, die ruhige Klarheit seiner Seele siegte
über den erschütternden Kampf eines
großen und verhängnisvollen Entschlusses. Bald darauf nahm er einen kleinen Kasten ans Ebenholz zur Hand, welcher einen
fein gearbeiteten Revolver enthielt; diesen
unterwarf er einer genauen Prüfung. „Im Fall der höchsten Not, wenn es geschehen muß," flüsterte Ramiro vor sich hin, als er die Waffe an ihren Platz zurück legte.
(Fortsetzung folgt.;
(Durch Bienenstiche getötet'; wurde am 16. v. M. der Landmann Sören Möller von Nörre Kongerslev in Jütland. Derselbe war nach dem Garten gegangen, um nach den Bienen, die ausschwärmen wollten, zu sehen, als er so unglücklich war, einen der Bienenkörbe umzuwerfen. Die Bienen fielen über ihn her und richteten ihn auf's Schrecklichste zu. Kriechend erreichte der Arme seine Wohnung, und war auch schnell ärztliche Hilfe zur Stelle, doch konnte der Arzt nur den bereits eingetretenen Tod konstatieren.
(Bon der Hundesperre in Karlsruhe.) Schutzmann (einer Frau nacheilend): „Sie Madam, Ihr Hundle hat ja kein Maulkorb an!" Frau (sich umwendend und den Hund bemerkend): „Ha, der g'hört jo gar net mei, was geht dann mich der Hund an!" — Schutzmann: „Ah was, er lauft Ihnen doch nach und hat kein Maul
korb an, das gehört bestraft!" — F^, „Ah noch voüschter, ich sag Ihne jo, ^ g'hört net mein ; Sie laafe mir jo ah nooch un henn ah kein Maulkorb an!"
(Kindliche Frage.) In einem Konzeit- garten beobachtete der kleine Eduard das spielende Orchester und besonders den Kapellmeister sehr aufmerksam. Plötzlich wendete er sich an seinen Papa und sagtzf „Sieh nur, Papa, die Musikanten spiele» doch so nett, warum droht ihnen denn der Mann immer mit dem Stock?"
In einer landwirtschaftlichen Schule warf der Professor die Frage auf: „Wie kann man Hammelfleisch am besten lange Zeit frisch erhalten?" — „Man läßt den Hammel am Leben!", entgegnete ein intelligenter Schüler.
(Ein gutes Pökelrezept.j Um Schweinefleisch, Rippen, Knöchel, Rindfleisch oder Rindszunge gut zu pökeln, macht man folgende Brühe: 2 Liter Wasser, 2/4 Pfd, Salz, 60 Gramm Zucker, 10 Gramm Salpeter wird gekocht, und wenn es kalt ist über das Fleisch gegossen, welches in einem Porzellan- oder Steingutgefäß nicht zu fest aufeinanderliegen darf. Das Fleisch muß vollständig von der Bühe bedeckt sein, Ein Zunge ist in 8—10 Tagen, dünner Rippenbraten dagegen schon in 2 Tagen fertig gepökelt. Selbstredend ist der Topf an einem möglichst kühlen Orte aufzubewahren.
Auflösung des Logogryphs in Nr. 103.
Finne, Minne, Rinne, Zinne.
Emladimg M Al>o»»k««I
auf den
Knzthäter
für das dritte Quartal 1 8 87.
Die geehrten Abonnenten sind freund- lichst gebeten, ihre Bestellungen zeitig zu machen, hier bei der Redaktion, auswärts bei den Nächstliegenden Postämtern, um Unterbrechungen möglichst zu vermeiden,
Die Versendung des Enzthälers geschieht gemäß des in Württemberg in Wirksamkeit getretenen Gesetzes über das Postwesen, wie nach auswärts so auch im Oberamtsbezirk durch die K. Postanstalten. Die geehrten Leser wollen deshalb ihre Bestellungen immer unmittelbar bei ihren Postämtern machen, wo solche täglich angenommen, auch durch die Postboten besorgt werden.
Der Preis des Blattes ist in Neuenbürg vierteljährlich 1 vkL 10 ^Z, monatlich 40 durch die Post im Oberamtsverkehr vierteljährlich 1 25 monatlich 45
auswärts vierteljährl. 1 okL 45 monatlich 50 wie bisher ohne weitere Kosten.
Einrückungspreis die Zeile oder deren Raum 10 bei Redaktionsauskunft Zuschlag 20 L.
Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist durch den Enzthäler unbestritten der beste Erfolg im Bezirk gesichert.
AMti-u tt. Httlss tltt IrrWlM.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.