Berlin, 5. April. In der Woche nach Ostern werden in München die Besprechungen der Finanzministcr, die vor 7 Jahren mit der Heidelberger Konferenz ihren Anfang nahmen, fortgesetzt werden. Dem Bernehmen nach handelt es sich nm eine Vereinbarung mit den süddeutschen Finanzministern über den Anschluß der nicht zur Branntweinsteuergemeinschaft gehörenden Staaten an die für den Reichstag vorbereitete Neugestaltung der Branntweinsteuer. (F. I.)
Das preuß Kriegs-Ministerium schreibt im „Reichs- n. Preuß. Staatsanz." eine nochmalige Preisbcwerbung bezüglich einer Feldflasche ans, da das erste Preisausschreiben bei diesem Ausrüstungsgegenstand zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt hat.
Metz, 2. April. Der „Lorrain" bringt folgende Mitteilung: „Seit etwa acht Tagen von 8—9 Uhr abends sah man zu verschiedenen Malen in beträchtlicher Höhe einen Luftballon zwischen Gravelotte und dem Mont St. Quentin; vorgestern und gestern abend hat man diesen Luftreisenden gleichfalls bemerkt; manchmal ging von dem Luftballon ein Strahl elektrischen Lichtes aus. Eine Untersuchung ist eröffnet, eine Anzahl Arbeiter aus den Eisenbahnwerkstätten von Montigny wurden vernommen.
Hilsenheim, Kr. Schlettstadt. Der hiesige Gemeinderat ist durch Beschluß des Bezirkspräsidenten suspendiert und der Bürgermeister als Regierungskommissar eingesetzt worden.
Pforzheim. Der am verflossenen Montag dahier stattgehabte Viehmarkt war mit 205 Pferden, 8 Fohlen, 545 Stück Großvieh und 16 Stück Kleinvieh befahren. Der Handel hätte etwas lebhafter sein dürfen. Die Preise hielten sich auf gleicher Höhe wie bei den vorhergehenden Märkten. — Beim letzten Wochenmarkt, am Samstag, wurden nicht weniger als sieben Buttcrhäudlerinnen erwischt, welche zu leicht gewogen hatte». Die empfindlichen Strafen werden die Händlerinnen hoffentlich zur Ehrlichkeit anhalten, zumal die Polizei die Bestraften doppelt scharf im Auge behalten wird. — Ein Landmann aus dem Württembcrgischen entwendete ans dem vorgestrigen Viehmarkt einem Landsmanne das Taschenbuch mit 495 ^ Inhalt und machte sich damit auf den Heimweg. Der Verdacht des Bestohlenen lenkte sich aber sofort auf den Richtigen, der dann auch bei Niefern festgenommen werden konnte. Der Dieb soll ein ganz wohlhabender Bauersmann sein.
(Pf- B.)
B i e n e n z n ch t v e r e i n P f o r z h e i m. Montag den I I. April, nachmittags 3 Uhr, im Kaiserhof: Vortrag des Hrn. Post- Sekretär Klotz über „die Jmkervereine und deren wichtigsten Eigenschaften."
Württemberg.
Der „Staats-Anz." Nr. 81 bringt das Gesetz, betr. das steuerfreie Zinsen- nnd Rentcu - Einkommen derWit - wen rc. Artikel 1 sagt: Bon der Einkommenssteuer des Gesetzes vom 19. September 1852, betreffend die Steuer von Kapital-, Renten-, Dienst- und Berufs- Einkommen (Reg.-Bl. S. 230), bleiben
frei die einen Jahresertrag von 500 Mark nicht übersteigenden Zinsen und Renten derjenigen Witwen, geschiedenen oder verlassenen Ehefrauen, vaterlosen Minderjährigen, sowie gebrechlichen Personen, welche im Ganzen nicht mehr als 500 ^ Einkommen beziehen, ohne Unterschied, ob dieselben bei einer Witwen- und Waisen- Anstalt (Art. 3 desselben Gesetzes) beteiligt sind oder nicht. — Das Gesetz tritt mit dem 1. April 1887 in Wirksamkeit.
Am 1. April wurde die Schulstelle in Schietin gen, Bez. Nagold, dem Unter- lehrer Stahl in Engelsbrand, Bez. Neuenbürg, übertragen.
Ludwigs bürg. 6. April. Vor einige» Tagen wurde der Schwcinhündler C. von einem Pferde im Gesicht verwundet. Der Verletzte schenkte anfangs der Verwundung keine Beachtung. Des andern Tages verschlimmerte sich jedoch der Zustand des Erkrankten: eS trat Blutvergiftung ein und ist der Unglückliche nach unsäglichen Schmerzen verschieden.
Am 2. April d. I. fand unter dem Vorsitz Sr. Exzellenz des Herrn Staatsministers der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn vr. v. Mittnacht, eine Sitzung des Beirats der Berkehrsanstalten statt. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete die Zusammenstellung der von der Generaldirektion der Staatseisenbahnen bei dem Ministerium beantragten Acnderungen des bestehenden Fahrplans für den am 1. Juni beginnenden Sommcrfa hrplan 1887. Aus den Verhandlungen hierüber ist bezüglich der Enz- und Nagoldbahn mitzuteilen':
Strecke W i ld b a d - Pf o rzh ei m.
Borgeschlagcn ist, über den Sommer 6 Züge in jeder Richtung zu führen. Im Einzelnen sind vorgesehen: *
a. Verwandlung des Personenzuges Nr. 138 in einen gemischten Zug (bisher Wildbad ab 7.55, Pforzheim an 8.45 Vm., künftig Wildbad ab 7.10, Pforzheim an 8.40 Vm.);
b. Einlegung eines Personenzngs Nr. 140, Wildbad ab 10.45, Pforzheim an 11.40 Vm , zum Anschluß an den Paris—Wiener Knrierzug (in Stuttgart 1.15 Nm.);
e. Verlegung des Schnellzugs
(bisher Wildbad ab 11.55 Vm., Pforzheim an 12.35 Nm., künftig Wildbad ab 12.55 Nm., Pforzheim an 1.35 Nm.);
cl. Ausfallen des gemischten Zugs Nr. 140a (Wildbad ab 12.30 Nm.);
v. Vorrückung des Personenzugs Nr. 139 Pforzheim—Wildbad um 20 Min. infolge des früheren Eintreffens des Wien—Pariser Kurierzngs in Pforzheim ;
l. Zurückstellung des letzten Zugs (Nr. 145) Pforzheim—Wildbad um 20 Minuten.
Der von einem Beiratsmitglied vorge- tragcne Wunsch, cs solle mit den beiden Schnellzügen auf den Stationen Höfen und Calmbach nicht blos im Bedarfsfall, sondern fahrplanmäßig angehalten werden, fand keine Unterstützung.
Strecke Pforzhei m—H o r b.
Von der Eisenbahnverwaltung liege,, folgende Vorschläge vor:
a. Ausführung eines Arbeiterzugs „b I. September
Calw ab 5 55 früh, Pforzheim an 6.48 „ ;
b. Vorrückung der Personenzüae
Nr. 179:
(bisher Pforzheim ab 6.35, Eutüige,, an 9.02 Vm., künftig Pforzheim ab 6.25, Eutingen an 8.41 Vm.);
Nr. 180:
(bisher Eutingen ab 9.48, Calw a,, 10.57 Vm., künftig Eutingen ab 9.35, Calw an 10.45 Vm.);
Nr. 182:
(bisher Horb ab 3.12, Calw ab 4M, Pforzheim an 5.42 Nm., künftig Horb ab 2.37, Calw ab '5 00, Pforzheim an 5.45 Nm.);
Nr. 183:
(bisher Pforzheim ab 2.20, Horb a„ 4.50 Nm., künftig Pforzheim ab 2.00, Horb an 4.27 Nni.);
e. Zurückstellung der Personenzüge
Nr. 184:
(bisher Calw ab 8.40, Pforzheim a„ 9.32 Nm., künftig Calw ab 8.5b, Pforzheim an 9.38 Nm.Z
Nr 187:
(bisher Pforzheim ab 9.45,-Calwa,, 10.42 Abds., künftig Pforzheim ab 10.05, Calw an 11.00 Abds.)
Der erstgenannte Zug wird in Cal», wieder Anschluß erhalten von dem Zug M von Stuttgart.
Gegen diese Vorschläge wurde nicht: erinnert.
Von der K. Regierung des Schwarzwaldkreises wurde unterm 1. April d. I. für die Gemeinde Beinberg, Oberamts Neuenbürg, Friedrich Lutz, Bauer, zm Schultheißen ernannt.
Stuttgart, 6. April. Nach der am vergangenen Freitag erfolgten Ankunft Ihrer Majestät der Königin von England in Cannes wurden von Ihren Majestäten der Oberhofmeister der Königin Freiherr R. von Reischach und der Kgl. Flügel- adjutant Major Freiherr E. von Reischach nach Cannes entsendet, um Ihre Majestät im Namen des Königs und der König,» daselbst zu begrüßen. (St.-Anz.)
Stuttgart, 6. April. Nachdem bereits eine Legion von Petionen der Gc- werbevereine dem Landtag zugegange» ist, in denen gegen den neuen Anschlag der direkten Steuern Verwahrung eingelegt wird, dürfte, nach dem Beschlüsse der De- lcgirten-Versammlung der landwirtschaftl- Ganvereine am letzten Freitag, nunmehr der Petitionssturm der Landwirte beginnen, welche die Kammer bitten, der Regierung^ Vorlage ihre Zustimmung zu erteilen. Der Ausgang dieser Debatte wird kaum zweiseb Haft sein und bei der Zusammensetzung der Kammer dürfte der Regierungsvorschlag voraussichtlich durchgehen.
Auflösung der Charade in Nr. 55.
O — Stern — Ostern.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.