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hohen Verdienste um das Vaterland, um die Jugend, daß sie den Mann von ge­setztem Wesen, von alten Mitten, an tiefer, klangvoller Beredsamkeit niemand mehr zu vergleichen als Luther, den Retter deutscher Sprache, mit einem Worte den tüchtigsten und tatkräftigsten Mann, mit der höchsten akademischen Würde geschmückt haben, daß selbst Staatsmänner ihm be­zeugt haben, daß er sich in der schlimmsten Zeit um das Vaterland ein bleibendes Verdienst erworben ihr Urteil würde milder und gerechter ausfalleu.

(Fortsetzung folgt.)

Ausland.

Scheveningen, 1. Scpt. Das im Jahre 1885 nach den Plänen der deut­schen Architekten Hengenhoff und Ebert erbaute Kurhaus und Badhotel zu Sche­veningen ist heute binnen weniger Stunden ein Raub der Flammen geworden. Das Kurhaus stand hoch auf der Düne über dem Badestrande, ein Kolossalbau im ge­mischten Stile der italienischen und hol­ländischen Renaissance. Das Kurhaus hatte an der See- und Stirnseite eine Länge von nahezu 200 in. Der gewaltige Mittelbau enthielt den reichbemalten Kur­saal, geräumig genug um 3000 Menschen zu fassen. Ueber ihm wölbte sich thronend eine Kuppel in mächtigen Verhältnissen, aus Eisen und Glas ausgeführt. Die beiden Seitenflügel enthielten in ihren untern Räumen das Konversationshaus und die Speisesäle, in ihren obern Stock­werken 200 Logierzimmer mit 300 Betten. Die Entstehung des um 9 Uhr morgens ausgebrochenen Feuers ist der Fahrlässig­keit eines Dienstmädchens einer Amster­damer Herrschaft zuzuschreiben, welches auf dem Zimmer beim Kochen Spiritus, der sich entzündete, aus einer Lampe ver­goß. Es war ein schaurig erhabener An­blick, als der eiserne Kuppelbau unter ge­waltigem Getöse krachend zusammenschlug und in die Tiefe stürzte, dort in riesiger Wolke Staub, Schutt und Qualm auf­wirbelnd, den mit einem Aschenregen der Wind dem Meere zntrieb. Ihr Gepäck, ihr Reisegeld haben fast alle Gasthofbe­wohner und die Mitglieder der Kurkapelle noch obendrein ihre Instrumente eingebüßt. Man erzählt von einer Russin, die allein einen Schmuck von 100 000 in den Flammen zurückließ. Und wie unberechen­bar wäre nicht erst das Unglück geworden, wenn das Feuer zur Nachtzeit in diesem überfüllten Gasthof ausgebrochen wäre!

In Neapel soll neuestens die Cho­lera und zwar sehr heftig hervorgetreten sein.

Mizellen.

Novelle von Alexander Römer.

(Fortsetzung.)

Die Tante war sehr erfreut, Bruder und Nichten zu sehen nach längerer Trennung. Sie sagte dem Staatsanwalt heimlich viel Angenehmes über die er­blühten Töchter, und ihr schien die Wahl unter ihnen wirklich schwer zu werden. Denn, so sehr Hildegards sanftes und be­dächtiges Wesen ihrer Eigenartigkeit auch sympathisch war, so fesselte der kleine Wild­

fang wie sie Agnes freilich schon nach der ersten Stunde titulierte sie doch ebenfalls durch ihr natürliches und fröh­liches Geplauder. Muff war richtig im Gefolge, doch Agnes hütete sich, ihm etwas zu Leide zu thun, und er war sogar vom ersten Augenblicke an ihr anhänglicher Freund, ein wichtiges Argument zu ihren Gunsten in der Tante Augen. Das Endresultat der Beratungen, welche Hilde­gard, ohne daß jemand der Ihren es ahnte, mit Herzklopfen erwartet, war daß der Staatsanwalt beide Töchter da zu lassen beschloß. Er verschob auf vieles Bitten seine eigene Abreise noch um zwei Tage, und diese sollten gleich zu Ausflügen in die Umgegend benutzt werden.

Vergebens spähte Hildegard heimlich nach einem roten Uniformkragen u. weißen Bart, sie hoffte, der Rittmeister würde ihnen doch aufstoßen; auch am Nachmittag bei der Musik am Kurplatz, da waren Kranke genug in Rollwagen, da waren Uniformen aller Art vertreten, auch künst­liche Füße und bleiche Gesichter genug, aber von ihren Invaliden keine Spur. Die Tante forderte sie gerade auf, eine sehr auffallende Damentoilette zu mustern, als sie plötzlich einen lebhaften Ausruf Agnes' Hörle und ein herzliches Will­kommen aus Papas Munde. Lieutenant Tümmler stand hinter Agnes' Stuhl und war schon in vollem Zuge, das im Coupo begonnene Kurmachen hier fortzusetzen. Als Hildegard sich umwandte, begrüßte er auch sie aufs zuvorkommendste, und war der Tante vorgestellt.

Jetzt ging es an ein Fragen nach den übrigen, und lebhaft floß der Strom der Unterhaltung fort. Wellbergs erfuhren, daß der Rittmeister bereits abgercist sei, daß der Assessor heut eine Partie in den Niederwald unternommen, der arme Wal- dow durch vielleicht von der Reiseanstrcng- ung vermehrte Schmerzen an sein Lager gefesselt sei.

Es ist schweigendes Uebereinkommen," schloß Tümmler seinen Bericht,daß einer von uns stets bei Waldow bleibt. Mich hat heut sicher ein glückliches Ahnungs­vermögen veranlaßt, zuerst um dies Amt zu bitten, wie wird Eckhart mich Glücks­pilz beneiden, ach! und der arme Heinz ich mag es ihm kaum sagen, daß Sie hier sind, es wird ihm zu schwer werden, da liegen zu müssen wie ein Klotz."

Ein wehmütiger Schleier legte sich über die lustigen Züge des Lieutenants bei Erwähnung des kranken Freundes, verschwand aber wie die Wolke vor der Sonne im nächsten Augenblick schon wieder, als Agnes herabfallcnder Sonnenschirm ihm Gelegenheit bot, ihn ihr in ritterlicher Galanterie wieder zu überreichen und damit einen sehr sprechenden Blick aus seinem einen Auge, das seine Schuldigkeit für das zweite fehlende mit thun mußte, zu vereinigen. Der Staatsanwalt erfragte nun noch mancherlei über das Verhältnis der jungen Leute zu einander. Sie waren Freunde vom Feldzug her, der Rittmeister der Oheim Waldows, der ihn nur bis hieher geleitet; die gemeinsame Kur führte sie jetzt auf kurze Zeit wieder zusammen.

Aus der leichtherzigen Redeweise des munteren Gesellen, der seinen Witz und

Humor auf den Schlachtfeldern nicht ein­gebüßt, klang doch ein rührendes uud ernstes Gefühl vorüber gewöhnliche Egoismus der Menschennatnr, der in jugendlichen Gemütern oft am unverhülltesten und ungeschultesten hervortritt, war hier zurück­gedrängt durch das enge Band uneigen­nütziger Bruderliebe, welches das gleiche Schicksal um sie schlang.

Die Tante war entzückt von dem jungen Krieger; da die Reisebegegnung vorher noch nicht gegen sie erwähnt worden, so ward cs Hildegards Aufgabe, während der eifrigen Konversation der übrigen die nötigen Aufklärungen und Erleuterungeu für sie nachzuholen. Muff, dessen weißes seidenhaariges Fell mit schönem roten Halsband verziert war, hatte den Augen­blick, wo das allgemeine Interesse eine andere Richtung genommen, benutzt, von seinem sicheren Platze auf dem Schooß der Herrin zu entschlüpfen und auf eigene Hand neue Bekanntschaften zu machen. Das Entsetzen und die Sorge der Dame war groß, als sie den Liebling in dem fremden Gewoge verloren glaubte, und Tümmler war sofort mit besonderem roten Strich ihrer Gunst verzeichnet, als er nach wenigen geschickt ausgeführten Re­kognoszierungs-Manövern im Triumphe mit dem kecken Flüchtling auf der Schulter zurückkehrte, der sich ohne Widerstreben von ihm einfangen ließ und jetzt neugierig seinen Kopf mit der schwarzen Binde darum beschnüffelte.

Erlauben Sie mir, meine Herrschaften," sagte Tümmler jetzt,daß ich einen Mo­ment nach meinem guten Heinz sehe, ihn benachrichtige und Ordre für Eckhart da lasse, wo treffe ich Sie wieder? Denn," fügte er schelmisch hinzu,los werden Sie mich nicht mehr, Herr Staatsanwalt, ich habe zu große Lust, mich an ihre Fersen zu hängen."

Es ward ihm lachend die Erlaubnis erteilt und bei der Gelegenheit auch er­wähnt , daß die jungen Damen einige Wochen bei der Tante bleiben würden. Mit einem kühnen Freudensprung beant­wortete der Lieutenant die willkommene Nachricht und flog zu dem kranken Freunde.

(Fortse tzung folgt.t

(Das musikalische Fräulein.)Sind Sie musikalisch, mein Fräulein?" fragte bei Tische ein überlästiger junger Mann seine Nachbarin, die eben eine sehr heiße Suppe.Ja, mein Herr," erwiderte die Gefragte,ich blase, wie Sie sehen, die Suppe."

Ins Stammbuch.

Es wird stets der gut aufgenommen,

Der stets zur Zeit dir weiß zu kommen, Doch lieber noch wirst den du blicken, Der stets zur Zeit sich weiß zu drücken.

fWaschen von Strohhüten.j Weiße Strohhüte kann man sich mit Leichtigkeit und Vorteil selbst waschen. Man entfernt zu diesem Zwecke das Hutband und wäscht den Hut mit einer etwa Sprozentige» Zitronensäurelösung, wozu man sich eines kleinen Schwammes bedient. Alsdann spült man mit reinem Wasser ab u. hangt den Hut in die Sonne. Der Erfolg ist ganz überraschend.

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neue

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