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Deutschland.
(Das 25jährige Regierungsjubilüum Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm als König von Preußen.) Berlin, den 2./3. Januar. Am gestrigen Neujahrstage erschienen vormittags gegen 10 Uhr die hier anwesenden Mitglieder der königlichen Familie, um dem Kaiser und der Kaiserin ihre Glückwünsche darzubringen, worauf die Majestäten sich vom königlichen Palais aus direkt zum Gottes dienst in den Dom begaben. Mittags 12 Uhr fand die Gratulation des engeren Hofes statt. Um 5 Uhr waren die Majestäten mit den Mitgliedern der königlichen Familie im Palais zur Familientafel vereint. Von den außerordentlichen Abgesandten sind u. A. in Berlin anwesend Graf Adlerberg, der Vertreter des Zaren, und in Vertretung des Königs von Italien dessen General-Adjutant, Generalmajor Marquis Jaffini d'Acceglio, für S. M. den König von Württemberg ans Stuttgart der Oberst und Flügel-Adjutant Frhr. v. Molsberg, General der Kavallerie Frhr. v. Koller aus Wien, General Blanco Marquis de Penaplata aus Madrid, die französische Regierung vertritt der Botschafter Baron de Courcel. — Die Stadt ist aufs reichste beflaggt, die Straßen sind von einer festlich bewegten Menge belebt, insbesondere die Straße Unter den Linden, wo sich vor dem kaiserlichen Palais Tausende von Menschen angesammelt haben. Die hiesigen Zeitungen bringen alle begeisterte Begrüßungsartikel, welche das Wirken des Kaisers und Königs in Krieg und Frieden preisen. Die Feier wurde durch Choralmusik eingeleitet. — Die Garnisonskirche war überfüllt. Hofprediger Frommel hielt die Festpredigt unter Zurundelegung des Psalm 79, Vers 7 bis 10. Auch alle übrigen Kirchen, in denen überall Festgottesdienst gehalten wurde, waren überfüllt. Das Geläute aller Glocken von sämtlichen Gotteshäusern Berlins, mit welchem die Feier schon gestern Abend eingeleitet worden, rief vom frühen Morgen au zur Kirche. Vormittags 11b/« uh,, ^af unverhofft der König von Sachsen hier ein. Derselbe begab sich sofort ins Palais und gratulierte dem Kaiser. Die Illumination der Stadt am gestrigen Abend war glänzend. Bei dem von den Kriegervereinen abends in der Gacnisonskirche veranstalteten Festgottesdienste feierte wiederum Hofprediger Frommel den Kaiser als Friedensfürstcn.
Berlin. Am Neujahrnachmittage stattete der Kronprinz dem Fürsten und der Fürstin Bismarck, dem Generalfeldmarschall Grafen Moltke und den am hiesigen Hofe akkreditierten Botschaftern und deren resp. Gemahlinnen anläßlich des Jahreswechsels Gratulationsbesuche ab.
Berlin, 4. Januar. Besonders besprochen wird die überaus herzliche Weise, mit welcher der Kaiser gestern Bismarck und Moltke begrüßte und ihnen dankte; auch die Kaiserin sagte dem Fürsten Bismarck warme Dankesworte, während welcher dieser der Kaiserin die Hand küßte. Der Kaiser hatte den Fürsten Bismarck wiederholt umarmt. Der allgemeine Eindruck war, daß in diesem Mo
ment sich die Geschichte der vergangenen fünfundzwanzig Jahre personifizierte.
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Beim Rückblick auf die Regierungs- thätigkeit des Kaisers Wilhelm aus Anlaß seines Jubiläums findet auch die demokratische Frkf. Ztg. unumwunden anerkennende Worte. Sie sagt u. a.: „Seit den Tagen des ersten Napoleon hat kein Herrscher die Welt mit dem Ruhme solcher Kriegsthaten erfüllt, wie König Wilhelm, hat sich kein Heer unter genialen Führern glänzender bewährt als das preußische und deutsche, keines im Kampf und Sieg durch Mut, Ausdauer, Manneszucht und hohen Sinn die Tüchtigkeit eines Volks- Heers kräftiger bethätigt, und die Gerechtigkeit heischt es, zu bekennen, daß König Wilhelm als Kriegsherr in allen diesen Eigenschaften dem Heere ein leuchtendes Vorbild gewesen ist." Wie Alldeutschland den verblendeten Despoten niederwarf, wie es von Sieg zu Sieg schritt, auch die anfgerufene Bolkskraft des verzweifelten Frankreichs niederwerfend, wie es in des Feindes Hauptstadt einzog und im Schlosse des 14. Ludwig den Besiegten den Frieden diktierte; das Alles steht in ewig leuchtenden Lettern im Buche der Geschichte verzeichnet. Und noch leuchtender der Gewinn, den die Nation aus diesen denkwürdigen Kümpfen heimbrachte, die Erfüllung des Sehnens von Jahrhunderten, die Erlösung aus der Zerrissenheit, die nationale Einheit, die in dem Wiederaufleben des deut- chen Kaisertums und in einer Nationalvertretung ihren vollen Ausdruck fand. 15 Friedensjahre sind seitdem gefolgt, Früchte einer weisen, besonnenen Politik. Was anfänglich die Welt mit Furcht und Mißtrauen erfüllt hatte, ist gewichen und hat der Sicherheit und dem Vertrauen Platz gemacht, daß Deutschland nur den eigenen Besitz hüten und schützen, aber "einen fremden antasten will.
Berlin, 2. Jan. Die Verlängerung des deutsch-spanischen Handelsvertrags ist jetzt amtlich von der spanischen Regierung in Angriff genommen, und zwar soll die- elbe der aus Madrid gemeldeten Vorlage in den Cortes zufolge für Deutschland wie ür andere Staaten, deren Verträge früher ablaufen, bis 1892 erfolgen. Der deutsche läuft Ende Juni 1897 ab, soll also auf 5 Jahre weiter dauern, wie das aus Madrid und hier verlautet hatte.
Hamburg, 4. Jan. Wie der „Hamb. Börsenhalle" aus Rom mitgeteilt wird, hat der Papst dem Fürsten Bismarck den höchsten, den Christusorden mit Diamanten, verliehen. (Was wird Windthorst dazu 'agen?)
Düsseldorf, 31. Dez. Die Familie unseres Oberbürgermeisters wurde durch einen Unfall in tiefe Trauer versetzt. Der älteste Sohn, ein Sekundaner des Gymnasiums, hatte als Weihnachtsgeschenk eine jener kleinen Lokomobilen erhalten, die als Spielzeug dienen, durch eine Spirituslampe geheizt werden und eine kleine Maschine in Bewegung setzen. Der Knabe be- chäftigte sich am Sonntag damit, die Lokomobile zu Heizen; dieselbe explodierte und die Stücke flogen ihm in das Gesicht. Leider wurde er dabei entsetzlich zugerichtet und ihm das Gesicht zerrissen. Man ürchtet sogar den Verlust beider Augen.
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München, 2. Jan. Mit Ende des Jahres 1885 ergab die Sammlung zur Errichtung eines Landesdenkmales zu Wörth-Fröschweiler für die im Jahre 1870/71 in Frankreich gefallenen Bayern eine Summe von 54 339 M. 5 Pf.
(Nom Zuge entzwei gefahren.) Einem Rastatter Metzger ensprang beim Ausladen von Schlachtvieh ein Ochse, der auf dem Bahnkörper weiter lief. Zwischen Malsch und Ettlingen wurde derselbe von dem landauf fahrenden Zuge gefaßt und buchstäblich in der Mitte durchschnitten, ohne daß dadurch eine Störung des Zuges verursacht wurde.
Pforzheim. Ueber den Fremdenverkehr in unserer Stadt erfahren wir, daß im abgelaufeneu Jahr 1885 in den hiesigen Gasthöfen und Herbergen 32 549 Personen übernachteten, das ergiebt durchschnittlich auf die Nacht 89 Personen. Im Jahr 1884 verkehrten nur 30 687 Personen, wir haben also vom Vorjahre eine ganz bemerkenswerte Zunahme zu verzeichnen. — Im Dezember des abgelaufenen Jahres beziffern sich die Oktroiabgaben auf 10 512 c^L 52 ^ gegen 10 841 72 ^ im Jahr 1884. (Pf. B.)
Das Branntwein-Monopol-Projekt.
(Volkswirtschaftliches.)
I.
Wie von verschiedenen Seiten bestätigt wird, beschäftigt sich die Regierung mit dem Projekte eines Branntwein-Monopols. Dem Monopolprojekte liegt der Gedanke zu Grunde, erstens in der Herstellung und dem Handel mit dem Branntweine die elende Fuselware und den verhältnismäßig hohen Gewinn der Branntweinhändler zu beseitigen und zweitens in finanzieller Hinsicht eine wesentliche Mehreinnahme für den Staat, man spricht von 200 Millionen Mark, die zur Herabminderung anderer Steuerkosten benutzt werden sollen, zu erreichen.
Offenbar darf man sich gegenwärtig noch kein abschließendes Urteil über das Branntwein - Monopol - Projekt erlauben, sondern die Gründe für und wider dasselbe müssen erst noch ruhig erwogen werden. Es ist nicht zu verkennen, daß im Branntwein-Handel bodenlose Uebelstände existieren, daß schlechter Spiritus einfach durch Zusatz von Wasser in Branntwein verwandelt wird und der Schnapshändler bequem aus einer Quantität Spiritus, die 50 Pfennige kostet, durch Umwandlung dieser Quantität in Schnäpse 5 Mark herausschlagen kann. Das ist ein ganz unverhältnismäßiger Gewinn, zumal wenn statt reinem Spiritus ungereinigter genommen wird, der den Schnapsgenuß auch noch gesundheitsgefährlich macht. Auf dieses Mißverhältnis scheint die Regierung ihren Monopolplan zu bauen, indem sie reinen Spiritus zur Branntwein-Herstellung verkaufen und an dem verhältnismäßig hohen Gewinn partizipieren will.
Württemberg.
Stuttgart. Der Gemeindcrat hat beschlossen, den seither im August abgehaltenen Wollmarkt bis auf weiteres aus- fallen zu lassen, da derselbe völlig wertlos sei; von einer Verlegung des Marktes auf eine günstigere Zeit müsse Abstand genom-
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