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und verboten kranke Personen zn foltern. Bei Johanna Boharques lag auch nicht ein Viertel Beweis ihrer Schuld vor, und außerdem war sie krank.
Ihre Freisprechung ist das offene Zugeständnis eines Justizmordes; durch Anerkennung ihrer Unschuld gab man zu, daß man eine Unschuldige gemordet habe. Ward aber das Gewissen jener entmenschten Teufel, welche durch solche Schandthaten die Gerechtigkeit und Religion brandmarkten. durch diesen au Entsetzlichkeit Alles überbietenden Mord irgendwie gerührt und getroffen? Nicht im Mindesten! L>ie marterten, raubten und mordeten fröhlich weiter, geschah doch Alles im Namen und zur Ehre Gottes.
Die Akten der Inquisition bieten ein kaum zu bewältigendes Material zu weiterer Blosstellung von Verbrechen, Greuelthaten und Bubenstreichen des heiligen Offiziums; nur ein eclatanler Fall sei hier im Vorbeigehen berührt.
Zur Zeit des zweiten Großinquisitors Deza wirkte in Cordova als Inquisitor ein Bischof Encvra. Dieser ließ, nachdem er zahllose notorisch unschuldige Schlachtopfer auf den Scheiterhaufen geschickt hatte, plötzlich nächtlicher Weile die jüngsten und schönsten Damen der vornehmsten Familien in Cordova aus den Armen der Ihrigen reißen und sie in den Jnqisitionspalast zusammenschleppen. Die lächerliche Anschuldigung der Hexerei gegen diese jungen unschuldigen Mädchen, die noch niemals Cordova oder auch nur das väterliche Haus ohne Begleitung ihrer Anverwandten verlassen hatten, erschien schon den beschränkten Zeitgenossen als ein plumper Vorwand einer Schandthat. Den wahren und einleuchtenden Grund zu solchem Frevel giebt der glaubwürdige Petrus Martyr in einem lateinischen Briefe an.
-Was in Privat-Nerhältnissen
immerhin mit einigen Schwierigkeiten verknüpft war, ließ sich ja auf offiziellem Wege, kraft des heiligen Jnquisitoramtes durch Androhung und Verfügung von Folterqualen bei ängstlich schüchternen, bangen und unerfahrenen Schlachtopfern bequem erreichen. Alles, was die Geschichte orientalischer Despotien von entmenschten Orgien und tierischen Ausbrüchen der Leidenschaft berichtet, reicht kaum hinan an die Frevel dieses Jnquisitoriats.
Es ist mir nicht angenehm, daß ich gezwungen war so widerwärtigen Schmutz aus dem Meere der Vergangenheit aufzuwühlen; allein es handelt sich hier um eine historische Aufgabe, und ein irgendwie vollständiges Bild von dem Wirken der Inquisition fordert die Anwendung auch ekelhafter Farben.
Aus diesen Skizzen wird die wahre Physiognomie der Inquisition kenntlich ge- worden sein, und ich kann nun ihr Bild mit wenigen schnellen Strichen zeichnen.
Die Inquisition ist schon nach Zweck und Ursprung, vielmehr noch aber in ihrer praktischen Wirksamkeit ein wohlgebautes, mit allem Aufwand von Scharfsinn und Hinterlist aufgeführtes Raub- und Mordsystem unter der Maske gesetzlicher Rechtsformen und unter dem Deckmantel kirchlichreligiöser Zwecke.
Sie hat sich nicht gescheut, die heiligsten Güter der Menschheit, als Gesetz und Gerechtigkeitspflege, Religion und Kirche und den Namen des heiligen Gottes selbst zu brandmarken und zu schänden, sie hat Spanien entvölkert und das spanische Volk entsittlicht, sie hat hunderttausende von Familien ins Elend gestürzt.
Längst sind die unglücklichen Opfer dieses mörderischen Ungeheuers sowie ihre Mörder und Henker zu Staub geworden; selbst jene alten Steinburgen, in denen das Seufzen und Todesächzen Gequälter und Gewarteter wirkungslos den Himmel um Gnade anflehte, fallen dem Sturm der Zeit anheim; längst hat die Weltgeschichte ihr weltrichterliches Urteil über die Inquisition ausgesprochen. Die Hierarchie aber ist selbst bei freien Völkern nur zurückge- gedrängt, nicht getötet, und als sichere Garantie gegen die Wiederkehr hierarchischer Gelüste giebts nur Eins, und dies ist eine durch alle Schichten des Volkes gleichmäßig verbreitete, auf dem Grunde der Wahrheit und Freiheit ruhende sittliche und intellektuelle Bildung. Wo Bildung und wahre Sittlichkeit, wo Nationalsinn und begeisterter Patriotismus ihre Stätten aufschlagen, da weicht allen hierarchischen Bestrebungen der Boden unter den Füßen, da muß dieser Feind erliegen vor der scharfen Waffe der Wahrheit und Freiheit. Wenn dieses Ziel auch nur annährend erreicht wird, dann wird die letzte Schranke gänzlich fallen, welche der unselige Zwiespalt der Konfessionen zwischen Deutschen und Deutschen aufgerichtet hat; mit vorurteilfreier Freudigkeit wird der deutsche Mann dem deutschen Stammgenossen die Hand drücken, er nenne sich Katholik, Lutheraner, Reformierter oder Jude.
(Aus der Kinderstube.) Lieschen: „Um wie viel Uhr bin ich auf die Welt gekommen, Mama?" — Mama: „Um zwei Uhr Morgens, mein Kind!" — Karlchen: „Und ich, Mama, wann bin ich geboren?" — Mama: „Um acht Uhr Morgens." — Lieschen (triumphierend): „Siehst Du, Karlchen, mein Geburtstag ist länger als der Deinige!" — Karlchen (einen Moment stumm dann geringschätzig): „Ja, aber was nutzt es denn auf die Welt zu kommen, noch lange bevor man überhaupt aufsteht."
(„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.") Die folgende hübsche Anekdote aus dem Gebiete der „praktischen Mathematik" erzählt ein anglo - amerikanisches Blatt. Der Lehrer hat seinen Schülern eben klar gemacht, daß man Gleiches nur zu Gleichem addieren könne, daß zum Beispiel 2 Kühe und 2 Pferde zusammen nicht etwa 4 Kühe oder 4 Pferde ausmachen. „Aber, Herr Lehrer," rief der kleine Sohn eines Milchhändlers, „2 Quart Milch und 2 Quart Wasser geben doch zusammen 4 Quart Milch." Der Lehrer mußte sich gefangen geben.
.(Ausnutzung.) Der sparsame Sekretär T zu Berlin hat bei einem Barbier für Rasiren abonniert, zwölf Marken eine Mark. Als er noch zwei Marken übrig hat, erhält er plötzlich die Nachricht, daß
er nach Breslau versetzt sei. Sofort am andern Tage muß er abreisen. Natürlich fallen ihm die zwei Rasirmarken ein, er kann höchstens noch eine benutzen. Doch nein, er eilt zum Barbier und ruft ihm zu: „Rasiren Sie mich schnell, aber gleich zweimal!"
(Auf der Straße.) Ein Abgeordneter der Rechten trifft mit einem Kavallerie- General zusammen und fragt ihn, ob er mit den diesjährigen Manövern zufrieden sei? „Vollkommen, mein Lieber" — erwidert die Excellenz — „doch sagen Sie, mou cllor, sind Sie gleichfalls mit Ihren Wahl-Manövern zufrieden?"
(Junge Hausfrauen.) Der junge Gemahl: „Die Milch ist heute ungenießbar. — Die junge Gemahlin: „Sonderbar! Und ich habe doch, weil sie Dir's letzte Mal gut geschmeckt hat, von derselben Milchfrau die Milch für die ganze Woche genommen.
(Schauerliche Begebenheit.) Erster Maurer: Donnerwetter. Kinder, wir haben ja schon schon fünf Minuten über Feierstunde gearbeitet. Die übrigen Maurer (werfen Alle das Handwerkszeug fort und sehen sich ratlos an:) Was thun wir nu?
(Eine Abbitte.) „Es thut mir aufrichtig leid, Sie gestern beleidigt zu haben, Sie dürfen mir nicht böse sein; ich werde immer so aufgeregt, wenn ich Dummheiten höre, wie Sie sie gestern gesprochen haben."
(Petersilie zu überwintern.) Man reinigt im Monat Oktober die Petersilie, trocknet sie dann im Schatten, hackt sie sehr klein und bewahrt sie an einem trockenen Orte auf. Will man sich ihrer bedienen, so läßt man sie in warmem Wasser aufschwellen und wird finden, daß sie weder an ihrer Farbe noch an ihrem Geschmack verloren hat.
Auflösung der Charade in Nr. 172.
Gernsbach.
Frankfurter Course vom 28. Oktober 1885.
Geldsorteu.
20 -F-rankenstücke.
. 16.13—17
Englische Souvereigns . . .
. 20.26-30
Ruß. Imperiales . ...
. 16.68—72
Dukaten.
Dollars in Gold.
. 4.16—19
Schlußzeit
des Enzthälers für Inserate.
Dienstagblatt am Montag 9 Uhr vorm. Donnerstagblatt am Mittwoch 9 Uhr vorm. Samstagblatt am Jireitag 8'/« Uhr vorm. Sonntagblatt am Samstag 8V4 Uhr vorm. Spätere Einsendungen müßten je für die nächste Nummer zurückgelegt werden.
Nur in besonders dringenden Fällen können bei kleinen Inseraten Ausnahmen stattfinden.
Aefleüungen auf de« Enrthiiler
Können täglich Sei allen Postämtern gemacht Werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.