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suchtesten und beneidetsten in Sevilla zu machen.
Da brach plötzlich wie ein Dieb in finsterer Nacht das Schicksal in Gestalt der Inquisition ein in den stillen Frieden dieses Hauses und zerstörte dessen Glück in furchtbarer Weise.
Die Reformation war trotz derjMach- samkeit der Inquisition selbst in diese Gegend gedrungen. Freilich waren es verhältnismäßig nur Wenige, die sich nach Freiheit im Denken und Glauben sehnte»; aber diese Wenigen waren die gebildetsten Geister der Nation. Es entstanden auch in Sevilla kleine Kreise, in denen von Luthers Schriften angeregte Prediger nach dessen Auffassung das Wort Gottes verkündeten und eines der eifrigsten Mitglieder dieser Kreise war Maria y Boharques, eine Jungfrau von zwanzig Jahren.
Bald gelang es den Polizeispionen der Inquisition jene stillen Stätten eines innigen Glaubens an den welterlösenden Heiland zu entdecken und so der Inquisition ein weites und ergiebiges Feld für Raub und Mord zu öffnen. Auch Maria Boharques war unter den unglücklichen Opfern jenes Blutgerkchts. Sie leugnete nicht das Mindeste und war bereit, den Märtyrertvd für die von ihr tief ergriffene und mit inniger Ueberzeugung von ihr angeeignete Lehre zu sterben. Die Inquisition aber verlangte mehr. Die aus zarter Gewissenhaftigkeit verweigerte Annahme von Mitschuldigen brachte sie trotz des offensten und freiwilligsten Geständnisses auf die Folter.
Wir haben bereits gesehen, daß das Martersystem der Inquisition auch die Elastizität der stärksten Seelen zu brechen im Stande ist; für eine junge Dame aber, welche in die Hände dieser Buben siel, mußte die mit der Folter verbundene Entkleidung vor den Augen roher und entmenschter Henkersknechte, die Seelenqual bis ins Unglaubliche steigern. So gelang denn, ihr durch namenlose Marter das Geständnis zu erpressen, daß sie ihrer Schwester, Donna Juana, ihre Ansicht mitgeteilt und daß diese die letztere nicht gemißbilligt habe. Weitere Geständnis^ machte sie nicht.
(Fortsetzung folgt.)
Die Pflege des Haares.
Der schönste Schmuck, den die Natur dem Haupte geliehen hat, ist ohne Zweifel der des Haares, und kein Kopfputz, wie reich und elegant er auch sein möge, vermag seine Zierde zu ersetzen. Wir sollten deshalb der Pflege unseres Haares weit mehr Beachtung schenken, als dies meistens geschieht. Es ist diese herrliche Gabe der Natur ohnehin einer sehr schnellen Vergänglichkeit unterworfen, und manche Frau, die sonst noch mit jedem Liebreiz geschmückt ist, hat den Verlust des Haares zu beklagen. das sie durch künstliches zu ersetzen sich gezwungen sieht. Der Grund, warum das Haar so massenhaft ausgeht, ist freilich oft in vorhergegangener Krankheit, oder in häufigem Kopfschmerz, in irgend einem Nervenleiden zu suchen, oft aber kommt es doch nur von der Art und Weise her, mit der das Haar behandelt und aufgesteckt wird. Es ist deshalb unfern lieben
Leserinnen gewiß nicht ganz unerwünscht, hier einige Winke über die Behandlung des Haares zu finden. — Das Haar mit steifem Papier zu wickeln, ist höchst nachteilig, ebenso, es in einen festen Knoten zu binden oder zu drehen. Es wird dadurch die Zirkulation des Blutes gehindert, die Kopfhaut angestrengt und die Haarwurzel beschädigt. Außerdem veranlaßt es Kopfschmerz und Neberreizung des Gehirns. Es möglichst lose zu flechten, nicht künstlich zu kräuseln, ist Hauptbedingung für das Wachstum des Haares. Wer Locke» trägt, soll sich zum Wickeln derselben nur des Seidenpapiers bedienen; wer das Haar flicht, muß es bei Nacht möglichst leicht befestigen. Man thut gut, vor dem Schlafengehen das Haar aufzulösen und dafür zu sorgen, daß cs nach dem Strich liegt, da das Gegenteil sehr oft die Veranlassung zum Ausfallen des Haares ist. Jeden Morgen muß das Haar sorgfältig durchgekämmt werden; dann nehme man die Bürste, durch die die Kopfhaut vom Staube gereinigt und frottiert wird. Mit etwas Haaröl gebe man dem Haar den nötigen Glanz und eine gewisse Geschmeidigkeit. Die Spitzen des Haares monatlich einmal abzuschneiden, empfiehlt sich sehr, da dies das Spalten des Haares verhütet. Zu festes Binden ist dem Haar äußerst schädlich, denn es sprengt die Haarwurzeln aus und greift die Kopfhaut an. Endlich darf man nicht übersehen, den Scheitel des Haares öfters zu verändern, sowie man es auch nicht andauernd gleichmäßig auf- tecken soll, da die Stellen des Kopfes, an der die Flechten meistens befestigt werden, am ersten die Spuren des Ausfallens zeigen.
Einmal wöchentlich soll man die Kopfhaut mit lauem Seifenwasser reinigen, dem man in größeren Zwischenräumen etwas Spiritus, reinen Kornbranntwein oder Rum zusetzen kann. Wenn die Haare nach diesen Waschungen spröde und brüchig werden, so ist es gut, den Haarboden mit etwas reinem Fett, Oliven- oder Mandelöl einzureiben. Ein von Natur genügend fettes Haar dagegen, bedarf einer solchen Nachhilfe nicht, die unter allen Bedingungen mäßig bleiben muß.
Will man dem Haare Glanz und besondere Weichheit geben, so ist es gut, vor den erwähnten Waschungen die Kopfhaut mit Eigelb einzureiben. Nach dem Waschen entfernt man mittelst eines Staubkammes alle Unreinigkeiten, trocknet das Haar so gut als möglich mit einem — nötigenfalls leicht erwärmten — Tuche und bedeckt dasselbe bis zu geschehener völliger Verdunstung aller Feuchtigkeit mit einer leichten Mütze. Es versteht sich von selbst, daß man sich vor Erkältung zu hüten hat, so lange das Haar nicht völlig trocken ist.
(Allgem. Hausfr.-Ztg.)
(Ein Waterloo-Veteran,) Oberstlieutenant Müller in Wiesbaden, geboren am 14. Februar 1794, ist dortselbst am 12 d. M. im 92. Lebensjahre gestorben. Als nassauischer Offizier hat er im dänischen Feldzuge am 5. April 1849 mit seiner Sechspfünderbatterie das dänische Kriegsschiff „Christian VIII." in Brand geschossen, so daß es in die Luft flog, und sodann
das dänische Kriegsschiff „Gefion" durch Zerstörung des Steuerruders kampfunfähig gemacht.
(Leiden des Mieters.) Hauswirt zum Mietskandidaten: „Verzeihen Sie noch ein paar Fragen: Haben Sie Kinder?" — „Nein!" — „Hunde?" — „Nein!" — „Klavier?" — „Nein!" — „Nähmaschine?" — „Nein," aber (nun reißt ihm die Geduld) eine Kaffeemühle habe ich, die kreischt, wenn darauf gemahlen wird, wenn Sie das nicht geniert! . . ."
„Ah die Bäume voller Blüten, he, Bauer, Heuer werdet ihr eine gute Obsternte haben!" — „Na es is holt in dera Gegend so a eigene Sach' mit'm Obst." — „Will das Obst nicht reif werden?" — „Ah werden wollt's schon, aber halt die Bub'n fressen's no grün."
(Was ist Wurst?) Eine Wurst ist der aufgeblähte Hohn eines gesättigten Darmes gegenüber der vernichteten Möglichkeit derber Existenz einer zarten Violinsaite.
Zeitungsbeförderuug.
Das mit dem 1. Januar 1872 in Württemberg in Wirksamkeit getretene Gesetz über das Postwesen des deutschen Reichs vom 28. Oktober 1871 bestimmt u. A. in Z 1: „Die Beförderung aller Zeitungen politischen Inhaltes. welche öfters als einmal wöchentlich erscheinen, gegen Bezahlung von Orten mit einer Postanstalt nach anderen Orten mit einer Postanstalt des In- oder Auslandes auf andere Weise, als durch die Post, ist verboten. Hinsichtlich der politischen Zeitungen erstreckt dieses Verbot sich nicht auf den zweimaligen Umkreis ihres Ursprungsortes."*)
Und § 27 setzt die Strafe bei Post- und Porto-Defraudationen auf den vierfachen Betrag des defraudierten Portos, jedoch niemals unter 3 ^ fest.
Die Redaktionen der Zeitungen politischen Inhalts sind auf diese gesetzlichen Bestimmungen besonders und mit dem Ersuchen aufmerksam gemacht, durch genaue Einhaltung derselben die Postverwaltung der Unannehmlichkeit des Einschreitens auf Grund des eingangserwähnten Gesetzes zu entheben.
Diese Bestimmung ist von Lesern außerhalb ihres Bezirks erscheinender Zeitungen insbesondere zu beachten, da unter Ursprungsort nicht irgend eine als Aufgabeort etwa näher liegende Bahnstation, sondern immer nur der Druckort einer Zeitung zu verstehen ist.
Es ist also beim Lesen einer auswärtigen Zeitung, wenn sie nicht durch die Post unmittelbar, sondern durch einen Austräger bezogen werden will, zuvor die Entfernung des Druckorts zu prüfen-
Für alle Fälle aber empfiehlt es sich, auswärtige Blätter im Postabonnement zu beziehen, (das ohnehin nicht teuer ist) damit der württb. Postanstalt die Gebühren nicht entzogen werden und die Leser nicht Gefahr laufen, eines Tages wegen Begünstigung der Gebühren-Defraudation zur Verantwortung gezogen zu weren.
Recht und Billigkeit weisen schon darauf hin, nicht da Beihilfe zu leisten, wo der württemb. Postanstalt, die ihre Einrichtungen im Interesse des Landes wie des Publikums getroffen hat, lediglich zu Gunsten irgend eines Dritten die Postgebühren entzogen werden-
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.