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eine Portion Fleisch, zum Abendbrot ähnliche Speisen, wie zum Frühstück, und zur Nacht ein paar Apfelsinen oder Aepfel. Gestattet ist der Genuß von Gefrorenem mit der be­reits angegebenen Beschränkung wie beim Trinken: eine Stunde vor oder nach einer Mahlzeit.

Handelt es sich nur um Verfettung ohne Organstörungen, so kann sich der Patient fast satt essen bei den Mahlzeiten dadurch, daß er größere oder doppelte Portionen zu sich nimmt. Dagegen ist bei den von Verdauungsstörungen begleiteten Fällen nur eine mittelgroße resp. kleine Portion gestattet, jedoch haben die Mahl­zeiten dafür alle zwei Stunden stattzufiuden.

Hand in Hand mit dieser strengen Diät gehen die körperlichen Bewegungen. Professor Schweninger läßt seine Patienten systematisch täglich Holzhacken oder viel Treppen, noch besser Berge steigen, und zwar bis zu so schnellem Tempo, daß sich Atemnot einstellt. Zweck dieser sonder­baren Maßregel ist, auf die Entfettung des bei Fettleibigen gewöhnlich verfetteten Herzens durch das Anhalten desselben zu schnellerer und stärkerer Arbeit (Herz- kontraktivnen) hinzuwirken. Es ist ja be­kannt, daß schwer arbeitende Personen im Allgemeinen und schwer arbeitende Einzelorgane insbesondere innerhalb gewisser Grenzen eine Zunahme an Muskelvolumen bei ganz geringem Fett­ansatz aufzuweisen haben. Die starken Oberarme der Akrobaten und Schmiede, die dicken Schenkel der Kavalleristen und Ballettänzer bilden eine Bestätigung dafür. Um nun das Herz zu schwerer Arbeit zu veranlassen, läßt Professor Schweninger die Patienten noch mehrere Stunden lang auf dem Bauch liegen. Die Blutzirkulation stößt bei dieser Lage auf mechanische Hinder­nisse. welche das Herz durch erhöhte Thütigkeit zu überwinden hat, und dadurch muß dasselbe sich notwendiger Weise ent­fetten.

Hat die Kur ein gewisses befriedigendes Resultat erreicht, dann gestattet Schwen­inger, von der strengen Ordnung mehr oder weniger Abstand zu nehmen. Ebenso gute Erfolge können erzielt werden, wenn man dieses Regime mit dem Gebrauch von Brunnen (Marienbad oder Karlsbad) verbindet, wobei die Modifikation darin besteht, daß man zuerst Brunnen trinkt und eine Stunde später feste Speise zu sich nimmt. Zu letzerer Variation ist in diesem Sommer von den meisten bezüglichen Badeärzten geschritten worden.

(Schluß folgt.)

(Die Verbreitung der Juden im Deut­schen Reich.) Einer unter diesem Titel bei Puttkammer und Mühlbrecht in Berlin soeben erschienenen Broschüre von Friedrich Bosse entnehmen wir Folgendes: Die Volkszählung vom 1. Dezember 1880 ergab eine Gesamtbevölkerung des Deutschen Reichs von 45 285 061, hierunter 561 610 Juden oder 1,24 Prozent der Gesamtbe- völkernng. Von den Staaten des Deut­schen Reichs weist im Vergleich zur Gesamt­bevölkerung die freie Stadt Hamburg die meisten, 3,54 Prozent nach, während die beiden anderen freien Städte weit geringere Prozentsätze Nachweisen. Nach dem Staat

Hamburg kommen verhältnismäßig die meisten Juden im Großherzogtum Hessen vor, nämlich 2,86 Prozent der Gesamt- bevölkernng. Es folgen Elsaß-Lothringen mit 2,51, Baden mit 1,74, Waldeck mit 1,51, Preußen mit 1,33 Prozent (die meisten in den Provinzen Posen 3,32 und Hessen- Nassau 2,66, die wenigsten in den Pro­vinzen Schleswig-Holstein 0,31 und Sachsen 0,29), ferner Bayern mit 1,01 Prozent. Werden von den weiteren Staaten die kleineren außer Betracht gelassen, dann machen den Schluß Württemberg mit dem Lande ziemlich gleichmäßig 0,67 und Sachsen mit 0,22 Prozent. Bon der Städtebevölkerung kommen 2,59, von der Landbevölkerung 0,51 Prozent auf die Juden. Von den 163 Städten des Deutschen Reichs mit mehr als 16 000 Einwohnern beläuft sich nur in 31 Städten die Zahl der Juden aus mehr wie 3 Pro­zent der Gesamtbevölkerung. Die ver­hältnismäßige Zahl der Juden von 1871 bis 1880 hat um ein Geringes abgenom­men. Wie in einer Vorbemerkung zu der Broschüre hervorgehoben ist und vorstehen­der kurzer Auszug bestätigen dürfte, wird die Broschüre viele im Volk verbreitete Jrrtümmer über die Zahl der Juden auf­decken, hoffentlich beseitigen helfen.

(Der Weinbau in Deutschland.) Nach der letzten, im Jahre 1883 aufgenommenen Ackerbau-Statistik beträgt die Gesamtfläche der Weinberge in Deutschland 134 618 Im, gegen 133 845 im Jahre 1878, und ver­teiltsich folgendermaßen: Elsaß-Lothringen 36 686 Im, Bayern 23 487, Pfalz 13 388, Württemberg 23 357, Baden 21 634, Preußen 20 271, Hessen 11317, Sachsen 1014, Sachsen - Weimar 428, kleinere Staaten 75 Im.

(Gegen Ratten und Mäusej wird die Hundszunge (OxnoAio88um ot'üeilmls) als ein sicheres Vertreibungsmittel empfohlen. Da aber diese Pflanze im getrockneten Zustande ihren widrigen, betäubenden Ge­ruch größtenteils verliert, so muß man sie nur im grünen Zustande, und zwar immer mit der fleischigen Wurzel, anwenden, um den erwünschten Erfolg zu erzielen. Man legt die Hundszunge an solche Stellen des Hauses oder der Ställe, wo sich Ratten und Mäuse aufhalten. In kurzer Zeit ist alles Ungeziefer verschwunden. Die Hundszunge kommt überall als Unkraut auf Schutthaufen, an Hecken und Wegen vor und hat eine große Aehnlichkeit mit der Ochsenzunge (Meluma oküeiimlo). Aus der braunen Wurzel wächst ein 30 bis 40 Centimetcr hoher ästiger Stengel hervor, welchernebstden elliptischenBlüttern ein grausilziges Aussehen hat. Dietrauben- förmigen Blüten stehen am Ende des Stengels und der Zweige. Die trichter­förmige Kronenblume sieht rotviolett oder bläulich aus und enthält 5 Staubgefässe und 1 Griffel. Die weichstacheligen, klettenartigen Nüßchen haben einen hervor­tretenden Rand und sind mit dem Rücken an den bleibenden Griffel angcwachsen. Die Blütezeit fällt in die Monate Mai bis August. Zum Schluffe erwähne ich noch, daß die Wurzel und Blätter der Hundszunge (Laäix unä Horba azmogloLsi)

früher officinell waren. Man wendete sie gegen Husten, schmerzhaften Durchfall und Blutflüsse an und gebrauchte sie auch äußerlich bei Geschwüren und Wunden.

(Der Gelenkrheumatismusj, welcher so viele im besten Alter stehende Leute nicht nur auf das Krankenlager wirft, sondern häufig für Lebenszeit verkrüppeln läßt, ist von einem Fuhrherrn in München auf besondere Weise geheilt worden. Der Mann hatte die berühmtesten Aerzte ge­habt, Ameisen-, Lohbäder, Salicylsäure, kurz alles gebraucht, aber ohne Erfolg. Er lag 6 Monate entsetzlich geschwollen und verkrümmt auf einer Stelle. Da wandte seine Frau auf den Rat einer Bekannten hin als Umschlag erwärmtes Kochsalz in großen Massen an. Nach 8 Tagen fiel die Geschwulst, nach 3 Tagen konnte der Mann sich rühren, und heute ist er ganz gesund. Der Versuch mit dem angegebenen Mittel kann auf alle Fälle wenigstens nichts schaden.

(Fortwachsen der Kartoffelknollen in der Erde.j Um Kartoffelknollen das ganze Jahr über frisch zu erhalten, läßt man sie auf der Stelle, auf der sie gewachsen sind, über Winter stehen. Haben sie Ende Oktober ihre Reife erlangt, so schneidet man das Kraut ab, behäufelt sie tief und bedeckt den Boden mit Laub, Moos, Kraut, Rasen, Torfmülle, Sägespänen, Streu oder ähnlichen Stoffen. Diese Bedeckung muß aber festgetreten werden, daß weder Licht noch Frost an dieselben gelangen kann. Sie bleiben nun bis zum nächsten Sommer so frisch und wohlschmeckend, wie sie zur Zeit der Ernte zu sein pflegen.

(Zu früh.) Doktor (der bei einer vor­nehmen Dame seine Krankenbesuche ge­wöhnlich um 12 Uhr mittags abstattet, kommt heute schon morgens um 9 Uhr): Frau Geheimrat gegenwärtig."Zofe: Ach, meine Güte, Herr Doktor, da müssen Sie schon etwas später einmal wieder kommen, so früh ist unsere gnädige Frau noch nicht krank."

(Auch ein Tierschutz.) Vater: Amanda, setze Dich an's Klavier und singe uns etwas vor! Sohn: Papa, ich bin Mit­glied des Tierschutzvereins, darf ich nicht wenigstens den Kanarienvogel hinaus­bringen.

Quadraträtsel.

L v I)

L L L L L

L U I I U

U U U N N

0 0 U U 8

Die obigen Buchstaben sind so zu ver­stellen, daß die so entstehenden Wörter der wagerechten Reihen den Wörtern der ent­sprechenden senkrechten Reihen gleich sind. Es ergiebt:

1. Ein Fest. 2. Frauengestalt in einem Drama. 3. Vogel. 4. Fluß. 5. Kör­perteil.

Bestellungen auf den Knzthäter können täglich bei allen Postämtern ge­macht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.l