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was Leben hat, eine Mission zu erfüllen, und zwar eine so wichtige Mission, daß wir ihr die hartnäckigen Angriffe wokff verzeihen dürfen, deren Gegenstand ihrer­seits wir sind.

Betrachten wir einmal aufmerksam eine Fliege, die sich rach dem Fluge zum Rasten nicderläßt. Sie vollzieht eine Reihe von Bewegungen, die uns an die Katze, die ihre Toilette macht, oder an den Boge' erinnert, der sein Gefieder putzt, Da reibt sic zuerst ihre Hinterfüßchen, eines gegen das andere, dann läßt sie diese Füßchen über die Flügel streifen; darauf kommt die Reihe an die Vorderfüßchen, um einander zu reiben und endlich fährt der Säugrüssel über die Beine, so wie über jeden Teil des Körpers, den er er­reichen kann.

Geschieht das einzig und allein, um sich zu putzen? Man hat das bis jetzt als den Zweck jener Bewegung ange­nommen, aber der englische Chemiker Emerson hat durch eine Reihe Experimente rrprobt, daß dem nicht so ist. Er fand unter dem Mikroskope, daß der Leib der Stubenfliege, ohne Ausnahme, von un­glaublich kleinen Parasiten bedeckt ist und daß die oben beschriebenen Bewegungen uur geschehen, um diese Schmarotzer auf ein Häufchen zusammenzukehren und auf- zufresfen. Anfänglich meinte der englische Experimentrtor, die Fliege verzehre ihre eigene Brut, die sie ja, wie man weiß, aus dem unteren Teile ihres Leibes mit sich herumträgt; aber erneuerte Beob­achtungen konstatierten bald das ganz Irrtümliche seiner ersten Anschauung. Emerson hatte vor sich ein weißes Blatt Papier liegen, auf das sich zwei Fliegen niederließen, welche eifrig zu fressen be­gannen. Unter das Mikroskop gebracht, zeigte sich das Papier von jenen Schma­rotzern bedeckt, deren wir eben Erwähnung thaten, und es war also nicht die eigene Brut, welche die Fliegen verzehrten, son­dern mikroskopische Lebewesen, die in der Luft schwimmen und sich gelegentlich an die Flügel, Füße u. s. w. der Stuben­fliegen anklammern. Wenn dann die Fliege hinreichend mit dieser lebenden Pro­vision beladen ist, sucht sie einen stillen Winkel auf, um zu zechen.

Der englische Naturforscher wiederholte an verschieden Orten seine Untersuchungen und fand, daß es da, wo Unreinlichkeit herrschte und die Luft verdorben war, viele Fliegen gab, die alle von jenen Parasiten bedeckt waren, welche er schon kannte, während solche Fliegen, die er von reinlichen und gut gelüfteten Orten nahm, abgemagert und frei von Parasiten waren. Wir sehen daraus, daß die Stubenfliege wirklich eine Mission zu erfüllen hat, und Herr Emerson hat in der Kette der Zer­störung, die in der Natur notwendig be­steht, einen neuen Ring gesunden; diese winzigen Tierchen dienen den Fliegen zur Nahrung, diese fallen den Spinnen zur Beute anheim, welche wieder dem Vogel als Nahrung dient, und letztlich verspeist der Mensch den Vogel.

Diese Parasiten haben aber auch ihre Bedürfnisse; haben sie anderen unsicht­baren Wesen gegenüber dieselbe Aufgabe, welche den Fliegen ihnen gegenüber zu­

füllt? Jedenfalls können wir annehmen, daß auch sie eine Aufgabe im Haushalte der Natur haben, denn es besteht nichts ohne Grund und Ursache. (Did.)

Merksprüche für Brustkranke und Solche, die es nicht werden wollen.

Was Speise und Trank für den Magen, das ist reine Luft für die Lunge; was Gift für jenen, ist unreine Luft für diese.

Wie man den Magen nicht von der Lunge aus kurirt, so hilft es auch der Lunge nichts, wenn man für sie mit dem Magen einnimmt.

Frische, reine Luft, ordentlich einge­atmet, ist das Lungen-Univcrsalmittel.

Der Lunge zu Liebe müssen wir unsere Haut zu Markte tragen, uns abhürten.

Von der Lunge her kann man sich nicht erkälten, wohl aber erhitzen.

Weg mit dem Jeffreyschen Respirator und dem Karbolsäuredunst!

Die Thüren sind dazu da, daß sie ge- chlossen, die Fenster dazu, daß sie aufge­macht werden.

Die Gesundheitslehre verlangt für jede Person im Vinnenraum einen Luftwechsel von 60 Cbm. in der Stunde.

Luftwechsel (Ventilation) und Zugluft ind zweierlei.

Schlafen bei offenem Fenster heißt nicht: 'tets alle vier Flügel sperrangelweit, son­dern je nach Umständen nur den oberen oder auch nur einen ganz oder nur teil­weise offen lassen.

Kinder legen sich nur bloß, wenn die Schlafstube zu warm, kein Fenster offen ist.

Stickhusten kommt meist von Staub­luft.

Nicht auf dem Wege zu oder von der Schule, sondern in der Schulstube werden die Kinder hustenkrank.

Tänzerinnen bekommen Auszehrung nicht vom kalten Trinken, sondern von der heißen staubigen Luft und vom «Lchnür- leib.

Blutsturz darf nicht luft- und wasser­scheu behandelt werden.

Briefträger bleiben gesund, weil sie sich stets in freier Luft bewegen, Stubenhocker werden brustkrank, weil sie das Gegenteil thun.

Die Lungenschwindsucht hat sich die civilisirte Gesellschaft selbst als Geißel anfgebürdet; nicht die Stadtluft, sondern die städtische Lebensweise erzeugt sie.

Die Lungenschwindsucht ist weder erb­lich, noch ansteckend.

An Luftkur- und Brunnenorten wird man gesund, weil man beweglich und nüch­tern lebt, draußen fleißig atmet, Wasser trinkt und badet, anstatt sich ins Bett zu legen und Arznei einzuuehmcn.

Die Lungenschwindsucht ist heilbar, wenn derKandidat" gleich daheim eine Atmungs., Bade- und Vewegungsknr ge­braucht; nachher ist's oftmals zu spät! (Aus Dr. Paul Niemchcr'sdie Lunge.")

Eintracht macht stark!

Es ist dies ein Sprichwort, dessen Nichtigkeit Jedermann, auch dem be­schränktesten Kopfe, leicht klar wird. Welch' ein himmelweiter Unterschied zwischen einer einigen und einer uneinigen Ehe, Familie, Gemeinde! Wie jämmerlich hat unser

deutsches Vaterland in und nach dem 30 jährigen Kriege, zur Zeit seiner Zer­rissenheit, gelitten und wie mächtig und geachtet steht es heute in seiner Eintracht und Einigkeit da! Wie kläglich waren die Zeiten des 17. und 18. Jahrhunderts, als sich die Evangelischen fortgesetzt gegen­seitig um Dinge befehdeten, die nach ge­läuterten Anschauungen berechtigte Ver­schiedenheiten und Eigentümlichkeiten sind, und wie segensreich erweisen sich für das ganze Volksleben die jetzigen Bestrebungen, alle diejenigen, die rechte evangelische Christen sein wollen, zu gemeinsamer Ar­beit zusammenzubringen!

Die beiden größten Organismen des Volkslebens sind der Staat und die Kirche. Wie lange Jahrhunderte haben sich beide nicht verstanden und wie ver­stehen sich auch heute noch der Staat und die römische Kirche nicht! Es ist ein unvergängliches Verdienst unseres Re­formators Luther, daß er dem Staat seine Ehre und der evangelischen Kirche ihre Stellung im Volksleben angewiesen hat. Und seitdem dies geschehen ist, lernen sich der Staat und die evangelische Kirche von Jahrhundert zu Jahrhundert besser verstehen. Es ist ein erfreuliches Zeichen der Zeit, daß auf beiden Seiten, bei den staatlichen und den kirchlichen Behörden, nach Verständigung gesucht und gestrebt wird. Die Landtage bestreben sich, den Landeskirchen gerecht zu werden, Staats­und Kirchenregierung gehen nach Möglich­keit Hand in Hand, die Synoden weisen auf Schäden des Volkslebens hin und die Staatsbeamten und Kreisbehörden sind willig, darauf zu merken. (Soc.-Csp.)

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