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„Geld!" — Er lachte laut auf. — „Habe drüben mehr, als ich brauche! — Nein, Dich will ich, Dich und mein Kind, Ihr sollt mit mir nach Amerika."
„Allmächtiger! So soll das elende Leben mit Ihnen wieder beginnen? — Ich bitte, ich beschwöre Sie: Machen Sie mich nicht wahnsinnig mit dieser Aussicht! Verbannen Sie mich mit dem Kinde nach einem einsamen Orte, verlangen Sie, was Sie wollen, nur ihre Gattin kann ich nicht wieder werden" — und sie umfaßte den bei ihr Schutz suchenden Knaben inbrünstig.
Sie sank in die Kniee und schluchzte herzzerbrechend, doch den Mann vor ihr rührte dies nicht
„Hm! Sehr schmeichelhaft für mich!" sagte er spöttisch. — „Du liebst wohl Deinen jetzigen Mann recht sehr? — Jst's vielleicht derselbe Bursche, der damals schon, als ich zum ersten Male hierher kam, ein Auge auf Dich hatte? — Eine nette Bescheerung, die ich nun hier vorfinde!"
Jedes dieser in sarkastischem Ton gesprochenen Worte traf das Herz der unglücklichen Mathilde wie ein Dolchstich.
„Ich habe ältere Rechte an Dich, als er," fuhr v. Hohen dann fort. „Deine jetzige Ehe ist vor dem Gesetze null und nichtig; deshalb eile, daß wir sortkommen, — ich erspare Dir den Abschied von ihm."
„Ich kann nicht fort — ich muß ihn noch einmal sehen!" rief Mathilde.
„Und ich sage Dir, wir gehen sofort!" entgegnete er, sie heftig anfassend.
Der kleine Paul fing heftig an zu schreien, als er seine Mama so behandelt sah. Mathilde preßte ihn fester an sich.
„Still, mein Liebling, Dein Vater ist hart, aber Dir wird er nichts thun," sagte sie und küßte das Kind immer und immer wieder.
„Nun?" begann v. Hohen nach einer kleinen Panse.
Der Klang seiner Stimme erinnerte sie wieder an ihre trostlose Lage. — Fort also! Fort aus dem Elternhause, von Geerd, von Gertrud! — Flehend richtete sie ihre Augen auf den Unerbittlichen, doch mutlos senkte sie die Lider, als sie dem glühenden Blicke ihres Gatten begegnete.
Zum zweitenmal mit ihm zu leben und unglücklich zu sein, das vermochte sie nicht. Diesem Schicksale zog sie den Tod vor.
Aber ihr Kind! — Nun dafür würde Geerd und Gertrud sorgen, wenn v. Hohen seine Pflicht als Vater nicht kannte.
Sie erhob sich und sagte fest:
„BeharrenSie noch aufJhrem Willen?"
„Allerdings!"
„Gut," entgegnete Mathilde, mit wildem Blicke irr umherschauend, „ich werde gehen."
Und sie ging. Aber nicht mit ihrem Gatten, sondern zu einem kleinen Schranke und entnahm aus diesem rasch ein unscheinbares Gläschen, v. Hohen sah auf demselben einen Zettel mit einem Totenkopfe kleben — er ahnte, was sie beabsichtigte und sprang schnell hinzu — aber zu spät. Ehe er es verhindern konnte, hatte Mathilde das Glas an die Lippen
gesetzt und geleert, v. Hohen starrte sie entsetzt an.
„Um Gotteswillen was hast Du ge- than?"
„Nun nehmen Sie mich mit, wenn Ihnen daran gelegen ist, eine Leiche in Ihrem Hause zu haben," rief sie in Hellem Wahnsinn. Und dann zu ihrem Kinde gewandt fuhr sie fort:
„Grüße mir Tante Gertrud und Onkel Geerd, mein Liebling! Und Du bleibst immer gut und artig, nicht wahr?"
„Willst Du denn fort, Mama?" fragte das Kind.
„Ich verlasse Dich, Paul, ja; ich gehe hin, von wo noch Keiner zurückkam."
Der Kleine fing heftig an zu weinen.
„Nimm mich mit, Mama, ich will bei Dir bleiben!"
„Das geht nicht, Kind, Du mußt —"
Hastig wurde jetzt die Thür aufgerissen und Geerd stürzte herein. In wenig Sekunden hatte er die furchtbare Sachlage begriffen. Er sah das Glas, in welchem, wie er wußte, ein starkes Gift sich befand, in Mathildens Hand. —
„Vergieb mir, Geerd, ich konnte nicht anders. Ich vermochte nicht, ihm nochmals zu folgen, — ich hatte Dich so lieb, so lieb! —"
Sie schlang beide Arme um seinen Hals und weinte bitterlich.
Jetzt erschien auch Gertrud. Nur mit Mühe hatte sie Geerd folgen können. Mit einem lauten Schrei fiel sie der Schwester an die Brust.
„Schwester, um Gottcswillen, was thatest Du?"
„Leb wohl, Gertrud! Leb wohl, Geerd!
— Paul, mein Liebling, komm! — Sorgt für mein Kind!"
Es waren ihre letzten Worte. Das Gift fing an heftig zu wirken. Sie legte sich zurück in den Lehnstuhl. Gertrud hielt sie fest umklammert, als wollte sie mit Mathilde auch das fliehende Leben derselben festhalten. Geerd kniete vor ihr und hielt ihre eiskalte Hand umfaßt. Paul stand und wußte nicht, was das Alles bedeutete.
Noch ein tiefer Atemzug, — und Geerd wußte, daß er eine Leiche vor sich hatte. Er erhob sich.
„Tot!" sagte er mit hohler Stimme.
— Er sah Hohen bleich und mit verschränkten Armen dastehen. Langsam ging er auf denselben zu. „Und Sie sind der Mörder, Sie Schurke, der Urheber des schrecklichen Unglücks!"
Ein fürchterlicher Faustschlag von Geerd, der nicht mehr wußte, was er that, traf das Antlitz des Gegners.
Hohen taumelte zurück. In sinnloser Wut riß er dann rasch einen kleinen Revolver aus der Tasche und legte auf seinen Angreifer an. Gertrud sah es und sprang entsetzt zwischen die Beiden, doch Geerd stieß sie rauh auf die Sette.
„So also ist's gemeint, Sie Elender!" rief er und stürzte sich auf Hohen. Ein furchtbares Ringen entstand zwischen den beiden Männern. Gertrud riß den zum Tode erschrockenen Paul an sich und floh aus dem Zimmer vor die Thür.
„Hilfe! Hilfe!" gellte ihr Ruf durch
die Nacht, dann brach das junge Mädchen bewußtlos zusammen.
Drinnen ertönte ein Schuß, darauf wurde cs still. —
Als die herbeigeeilten Fischer in das Gemach stürtzten, stand Geerd aufrecht an die Wand gelehnt, starr vor sich hinsehend.
„Tot! Tot!" sagte er, auf Mathildens und v. Hohens Leichen deutend. „Das war eine Hochzeit!" rief er dann in wildem, wahnsinnigen Gelächter und ließ dann Alles mit sich willenlos geschehen.
(Schluß folgt.)
(Was ein Millionär nicht haben kann.) Ein armer Teufel kommt als Bittsteller zu einem Millionär. Da er in feiner äußeren Erscheinung nicht den Eindruck der Dürftigkeit macht und der Reiche seine Not anzweifelt, ruft der Supplikant plötzlich: „Ich fürchte, Sie wollen mich in der That abweisen. Zum Glück im Unglück trage ich etwas in der Tasche, was Sie sich für eine Million nicht verschaffen könnten." — „Und das wäre?" fragt der Krösus, in seiner Eitelkeit verletzt, stolz und neugierig. — „Ein Armutszeugnis!" erwiderte der Bittsteller bescheiden.
(Was man nicht thut alles der Gesundheit halber?) Man läuft, man badet, man schwitzt, man fastet, man durstet — ja man thut noch mehr, wie nachstehende Annonce der jüngsten Nummer des Berliner „Jntelligenzblattes" beweist: „Gesundheitshalber wünschen zwei junge Leute morgens in gesunder Gegend Holz zu sägen, eventuell gegen Vergütung. Offerten unter R. 45 im Intelligenz-Comptoir, Kurstraße 14, erbeten." Hoffentlich kann den beiden geholfen werden!
Maurer.j Die Maurer in Italien nehmen zum Mörtel zumeist alten Kalk, der in der Grube mit Wasser schon an die zwei Jahre gestanden hat. Das soll ihm eine ausnahmsweise Härte geben. Auch die Freskomaler verlangen immer, daß die Wand, auf die sie malen wollen, mit solch altem Kalk behandelt wird. Je älter der Kalk, desto besser hält er sich samt der aufgemalten Farbe.
Der behexte Zecher.
In stiller Haideschenke Ein munterer Zecher saß,
Sang manches lust'ge Liedchen,
Trank leer dort Glas auf Glas.
Anmutig ihm kredenzte Der Wirtin Töchterlein In wohlgesülltem Becher Den edlen Ungarwein.
Sie blickt ihn dann so eigen Mit feurigem Auge an;
Ha! ewig war's um's Singen Und Zechen da gethan!
Was lag wohl in dem Blicke Für ein geheimer Bann?
Der Blick — mahnt um die Zeche, Die er nicht zahlen kann!
Auflösung des Scherzrätfels in Nr. 69.
,Flaschenzug.
MesteLungen auf den Knzlhäler
können täglich bei allen Postämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me.eh in Neuenbürg.