traurig, daß meine arme Gebieterin das nicht verstehen kann!" — „Sage lieber, wie glücklich! denn ich weiß ja nicht, ob der Erfolg meine Bemühungen krönen wird. Es ist gut, Leuchen, daß ihr Geist umnachtet ist; sie leidet weniger so; siehst Du, meine Seelenpein ist eine unsägliche, weil mein Verstand noch klar ist. Nichts will ich unversucht lassen, um zur Entdeckung der Wahrheit zu gelangen. Zwei der Mitschuldigen haben bereits die verdiente Todesstrafe erlitten und einer derselben hat vor seinem Ende bekannt, daß unser armer Freund unschuldig verurteilt und hingcrichtet worden ist. Binnen Kurzem wird ein dritter Schurke vor Gericht erscheinen und es ist mir Alles daran gelegen, ihm den Mitschuldigen au die Seite zu stellen, der die unselige Ursache von dem Irrtum ist, den die Geschworenen begangen haben. Alles setze ich in Bewegung, um ihn zu erhaschen; aber es ist ein schweres Stück Arbeit, denn durch seine Tollkühnheit uud Geschicklichkeit entgeht er allen Nachstellungen; er entwischt uns stets, sogar aus den Gefängnissen ist er entwichen, als man ihn sicher hinter Schloß und Riegel zu haben glaubte." — „So ist das ja der leibhaftige Teufel!" rief Magdalena sich mit Kreuzen segnend. — „Das eben nicht." versetzte der Richter beschwichtigend; !es ist ein begabter Mensch, der ebenso rasche Fortschritte auf dem Wege des Guten gemacht haben würde, wenn er denselben betreten hätte, wie auf dem des Bösen. Ich habe in Erfahrung gebracht, daß er sich jetzt in Paris versteckt hält; ich bin auf seiner Spur." — „Gesegnet seien Sie, lieber Herr, für alle Ihre Bemühungen!" — „Diese schlage ich nicht hoch an; der Erfolg lst's, der allein zu schätzen ist." — „O, der kann nicht aus- bleiben," rief Magdalena begeistert, „der Himmel ist uns das schuldig, und dann wird auch meine arme Gebieterin wieder zu Verstand kommen!" — „Hoffen wir das Beste! Jetzt aber handelt es sich darum, mit der größten Verschwiegenheit und Geschicklichkeit zu Werke zu gehen. Ich zähle mit auf Dich, Lenchen, denn ich kenne Deine Aufopferung, und eben bin ich hier, um Dir ein wichtiges Geheimnis anzuvertrauen.
(Fortsetzung folgt.)
(Eine wahrhaft rührende Hundege- schichte). In einem Hause der Gemeinde von Alhama in Spanien lebte eine Familie, bestehend aus Vater, Mutter und zwei Kindern. Im Zimmer schlief regelmäßig auch ein junger, großer Neufundländer und mit Vorliebe legte er sich zu den Füßen des Kinderbettes nieder. Als das letzte Erdbeben auch Alhama heimsuchte, ward jenes Haus als eines der ersten von den Wirkungen der Katastrophe getroffen; es stürzte zusammen und die unglücklichen Insassen wurden unter den Trümmern begraben. Inmitten des großen Lärms, der Schreckens- und Schmerzenslaute der Verunglückten gelang es dem Hunde mit großer Mühe und nicht ohne sich Verwundungen zuzuziehen, aus den Trümmern sich zu befreien. Im Munde trug das treue Tier — ein Kind, das jüngste, das noch lebte! . . . Der Neufundländer lief
auf die Straße, wo er das Kind mit der größten Vorsicht niederlegte. Hierauf sprang er eiligst nach dem zertrümmerten Hause zurück; hier winselte er unaufhörlich auf den Trümmern, spürte und scharrte kräftigst in den Schutthaufen, bis er endlich nach langem mühevollem Suchen auch das zweite Kind fand, welches aber bereits tot war. Obwohl selbst am Kopfe und an den Läufen schwer verletzt und ganz erschöpft, versuchte das treue Tier, noch einmal in den Trümmerhaufen einzudringen, aber es kehrte nicht mehr wieder. Als man die Ruinen des Hauses wegrüumte fand man seine Leiche.
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(Ein seltsames Abenteuer) ist in der Nachbarschaft von Deggendorf in Bayern einem Landpfarrer auf einem Spaziergange begegnet. Der Pfarrer wurde von einer Frauensperson gegrüßt und um die Zeit gefragt. Als der Geistliche seine goldene Uhr zog, packte sie die fremde Person mit sicherem Griffe und eilte mit ihrer Beute dem nahen Walde zu. Der Beraubte war so verblüfft, daß er an die Verfolgung nicht denken konnte. Noch ehe er sich von seiner Bestürzung erholt hatte, kam ein Mann des Weges, dem der Bestohlene seine Not klagte. Sofort erklärte sich der Fremde bereit, der Diebin Nacheilen zu wollen, nur müsse der Pfarrer einstweilen auf den großen Handkorb, den der Mann trug, und der ihn am schnellen Fortkommen hindere, Acht geben. Er stellte also den Korb nieder und trat die Verfolgung an. Viertelstunde auf Viertelstunde verarm, aber Niemand kehrte zurück. Da wollte der Pfarrer doch wissen, was der ihm anvertrautc Korb enthalte. Er öffnete ihn — ein in Windeln liegendes Knäblein streckte ihm hilfesuchend die Aerm- chen entgegen.
(Das böse Gewissen.) Der Redakteur eines kleinen Blattes in einer französischen Provinzialhauptstadt druckte an der Spitze der Zeitung folgende Aufforderung ab: „Der Weinhändler, der mir in der ver- wichenen Woche eine Flasche mit Vitriol gemischter Limonade als eine Flasche Champagner verkauft hat. wird hiermit ersucht, mir innerhalb 24 Stunden eine Flasche wirklichen Champagners zu senden, widrigenfalls ich morgen den Namen und die Wohnung dieses Industriellen zur öffentlichen Ahndung bekannt machen werde."
— Am nächsten Tage hat der Redakteur von jedem Weinhändler der Stadt eine Flasche echten Champagners unentgeltlich erhalten.
(Seltsame Verwechslung.) „Schaun's, meine Herren", so erzählte einst ein Ungar in Gesellschaft, „wie sie mich sehen, bin ich so häßlich, wie's nur Wenige sind. Aber Sie können mir's glauben, wie ich auf die Welt kam, war ich das schönste Kind, das man könnt' sehen, aber wie ich ein Jahr alt war, da hat mich halt meine Kindsmagd vertauscht."
Börne speiste einst mit einem Freunde in einem französischen Restaurant. Da flog Letzterem eine Fliege in die Suppe. „Kellner!" rief Jener, „bringen Sie mir . . . ." — „Still, still," siel ihm Börne ins Wort. „Sagen Sie ja nichts von der Fliege, sonst müssen Sie diese extra bezahlen.
(Das Ideal.) Gemeindeschüler (zu seinem Schulkameraden): Du Willem, wenn ick Millionär wär', denn möcht' ick nich in so'n gewöhnliches Heft schreiben — denn koof' ick mir 'ne diamant'ne Feder und schreib' mit Schumpanjer uf Seidenpapier.
(Aus der Schule.) Lehrer: „Kannst Du mir noch einige von den Sprichwörtern nennen, Hans, die ich Euch das letztem«! gelehrt habe? Nicht? Ich will Dir helfen. Wer hat z. B. Gold im Mund?" Hans (erfreut): „Meine Mama, seitdem sie neulich beim Zahnarzt gewesen ist."
sSand-Plätzchen.j Man rührt Pf. Butter zu Schaum, giebt nach und nach 6 ganze Eier, '/i Pfd. Zucker und '/« Pfd. Mehl dazu, macht von der Masse kleine Klumpen, so groß wie eine Nuß, die man mit dem Löffel glatt streicht, und auf einem gut gebutterten Blech bäckt.
Küchenkalender über Wild u. Fische. April.
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und daher gesetzlich erlaubt: Auerhahn. Birkhahn. Schnepfen bis zum 15. April. Salm. Forellen. Aal.
Ungesund oder unzeitgemäß und deshalb verboten:
Hirsch- und Rehwildpret, Hasen. Rebhühner. Schnepfen vom 15. April ab. Krebse. Aeschen. Barsche. Hecht. Rotfisch.
Kochzeits-Kinkadung.
Wir beehren uns, Freunde und Bekannte zu unserer am
Samstag den 11. April 1885
im LEN „ stattfindenden
Kochzeits-Ierer
hiemit höfl. einzuladen und bitten dies statt jeder besonderen Einladung entgegen nehmen zu wollen.
Fr. Treiber zum Windhof. Luise Eitel.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.