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führen und überhaupt alle notwendigen Erleichterungen des Güteraustausches zur Sprache bringen, durch welche die deutschen Eisenbahnen in die Lage versetzt werden könnten, den deutschen Interessen im Ver­trieb und Bezug ihrer Güter Nutzen zu bringen. Die Vertretung trägt die Firma: Kaiser!, deutscher Berkehrsinspekt.Trommer, Vertreter von deutschen Reichs-, Staats­und Privatbahnen des deutsch-italienischen Verbandes in Mailand. Das Bureau be­findet sich in der Via Principe Amadeo Nr. 5. Anfragen und Ersuchen um Auf­klärung über die Verkehrsverhältnisse mit Italien können an die bezeichnete Firma, welche direkt Antworten zu erteilen befugt ist, gerichtet werden. (S. M.)

In einemArtikel: Heeresvermehrnng in Frankreich sagt dasFranks. Journ." u. A.:Trotzdem Frankreich unter allen Großmächten das relativ zahlreichste Heer unterhält, so ist doch von der Regierung ein Gesetzentwurf festgestellt worden, welcher nach seiner Durchführung noch die Kopf­stärke der Armee bedeutend erhöhen würde, nämlich die Errichtung einer Kolonial- Armee und die Umwandlung des 19. (Algerischen) Armeecorps in eine sogen, afrikanische Armee. Es würde dann die französische Armee eine Vermehrung nm 44 Bataillone und 20 Batterien erfahren oder um ca. 45 000 Manu und 120 Ge­schütze, wobei die nur aus national-fran­zösischen Truppen zusammengesetzten Ab­teilungen in Betracht gezogen sind, während weiterhin noch Regimenter aus Einge­borenen der verschiedenen Kolonien Be­standteile der Kolvmalarmee bilden. Bei einer Verstärkung der afrikanischen Armee tritt auch für Deutschland insofern ein gewisses Interesse in den Vordergrund, als zweifelsohne Frankreich im Falle eines Krieges auf dem Continent die afrikanischen Truppen ebenso bei seiner Feldarmee ver­wenden würde, wie dies 1870/71 geschah. Die Mannschaften der Kolonialarmee erhalten hohe Handgelder, bedeutende jähr­liche Prämien und müssen 15 Jahre dienen. Nach Ablauf ihrer Dienstzeit werden sie entweder mit Anstellung im Civildienst oder durch Ueberweisung durch Kolonial­ländereien abgefunden. Aber selbst diese neuzuschaffende Kolonialarmee erscheint der französischen Regierung noch nicht aus­reichend, deshalb ist in dem Gesetzentwurf vorgesehen, daß für solche Fälle das afrikanische Corps Truppenteile bereit zu stellen habe. Kommen die Pläne aber wirklich zur Ausführung, so unterliegt cs keinem Zweifeil, daß hierdurch die fran­zösische Armee direkt und indirekt eine be­deutende Stärkung erfahren würde. Der heikelste Punkt bei der ganzen Frage ist aber jedenfalls der Geldpunkt, die fort­dauernden Mehrausgaben werden mit einem jährlichen Budget von 30 Millionen kaum zu bestreiten sein.

Unter den Einjährig-Freiwilligen, die bei den Berliner Garde-Jnfanterie-Regimen- tern eingestellt sind, befindet sich, wie ein Berichterstatter derVossischen Zeitung" mitteilt, der Sohn eines ehemaligen fran- zöschen Offiziers, welcher während des Krieges von 1870/71 gegen die deutschen Truppen gekämpft hat und in Kriegs­gefangenschaft geriet. Nach dem Frieden­

schluß verkaufte er seine Besitzungen in Frankreich, nahm seinen Abschied, kaufte sich in Baden an und gab seinen Kindern eine vollständig deutsche Erziehung. Der betreffende Einjährig-Freiwillige steht im 21. Lebensjahre und war mehrere Jahre in fremden Weltteilen auf Reisen, von denen er erst im Sommer zurückgekehrt ist, lediglich um in der deutschen Armee seiner Militärpflicht zu genügen.

W ilh el m s h a f en, 31. Okt. Das wcstafrikanische Geschwader, bestehend aus den SchiffenBismarck,"Gneiscnau," Olga" undAriadne," ist gestern Vor­mittag ausgelaufen.

Franks» rt, 29. Okt. Von der alten Judeugasse die einstmals über 200 Häuser zählte, wird mit Beginn des Jahres 1885 außer dem sog.steinernen Haus" und dem Schlachthaus nichts mehr vorhanden sein. Schon nächsten Donnerstag wird die erste Serie der noch 26 ruinenartigen Gebäude, unter denen sich das Geburts­haus Rothschilds und dasjenige, in welchem Börne das Licht der Welt erblickte, befinden, auf den Abbruch versteigert werden. Vier Wochen später soll die zweite Serie folgen.

Varnhalt, 28. Okt. Der Herbst ist hier wie in der ganzen Umgegend be­beendet. Unser rühmlichst bekaannter Niederländer" darf den besten Wein­jahren dieses Jahrhunderts, was die Güte anbelangt, ebenbürtig zur Seite ge­stellt werden. Hat doch der Most von einem Weinberg der Fräulein Groß hier 104 Grad (nach Oechsle) gewogen, eine Zahl, die wahrscheinlich nirgends erreicht werden wird. Allerdings ist die Güte der niedersten Lage etwas geringer. Hier haben wir bekanntlich größtenteils sogen. Bergreben. Die Preise bewegen sich zwischen 70 und 78 per 150 Liter. Biele Käufe sind schon abgeschlossen, doch liegen noch große Quantitäten zum Verkaufe bereit. Kaufliebhaber daher sehr erwünscht.

Pforzheim. Brodpreise der Bäcker- genossenschaft vom 1. November. Schwarz­brot 1. Sorte: lange Form, 2 Kilo 50 lange Form, 1 Kilo 25 L: runde Form, 2 Kilo 48 runde Form 24 Schwarz­brot» 2. Sorte: 2 Kilo 38 , 1 Weiß­brot» 17 1 Tafelbrod 20 ^

Württemberg.

Das Regierungsblatt Nr. 23 vom 29. Okt. enthält eine Verfügung des Mini­steriums des Innern vom 22. Okt. betr. die nach den Reichsgesetzen über die Kranken­versicherung der Arbeiter und über die eingeschriebenen Hülfskasseu aufzustellenden Uebersichten und Rechnungsabschlüsse.

Als sicher gewühlt sind zu ver­zeichnen: Bon nationalen Kandidaten im 2. Wahlkreis Veiel gegen Retter; 4. Wahl­kreis v. Neurath gegen Maurer; 5. Wahl­kreis Lenz gegen Geiser; 8. Wahlkreis v. Ow gegen v. Bissingen; 10. Wahlkreis v. Wöllwarth gegen Stockmayer; 11. Wahl­kreis Leemann gegen v. Bühler; 14. Wahl­kreis von Fischer gegen Hähnle. Bon Zentrumskandidaten: 13. Wahlkreis Gras Adelmann; 16. Wahlkreis Graf Ncipperg; 17. Wahlkreis Graf Waldburg-Zcil. Von Demokraten: 6. Wahlkreis Payer gegen Bayha; 12. Wahlkreis Mayer mit 200 Stimmen mehr gegen Keller.

Die Generalversammlung des schwä­bischen Sängerbundes wird, wie wir hören, am Sonntag den 7. Dezember in Göppingen statthaben.

Marbach, 25. Okt. Einen dunklen Schatten werfen in die allgemeine Herst- freude zwei in Neckarweihingen und Hoheneck verübte ruchlose Thaten. Im elfteren Ort wurde dem Schultheißen eine Anzahl Mäuse­giftpillen und in letzterem dem Ziegelei­besitzer Uebele ein größeres Quantum Petroleum in die gefüllte Weinbürte ver­bracht. Untersuchung, der wir den besten Erfolg wünschen, ist eingeleitet.

Reutlingen, 27. Okt. Letzten Sams­tag hatte Herr Werner die Freude, die Feier der Aufrichtung seines neu zu erbauenden Krankenhauses zu begehen. Abends fünf Uhr bemerkte man hoch oben auf dem Ge­rüste des Hauses die Kinder des Bruder­hauses. in ihrer Mitte den greisen Vater Werner; auf dem First des Daches aber stand eine schmucke Tanne. Die Kinder begannen mit dem LiedLobt froh den Herrn, ihr jugendlichen Chöre," dann trat einer der Werkleute vor und that den Zimmerfpruch. Nach Beendigung der Feier versammelten sich Maurer undZimmerlente, gegen 40 an der Zahlj, im Bruderhause zu einem Vespertrunk; da sorgten wieder die Kinder mit ihren Gesängen und mit heiteren und ernsten Vorträgen für Unter­haltung Herr Werner sprach in seiner Anrede aus: wenn ihm Gott das Leben so lange friste, so werde er dankbar nächstes Jahr die Einweihung des Krankenhauses mit ihnen feiern.

Weinsberg. Weinpreiszettel vom 29. Okt Verkäufe zu 100, 105, 110, 112, 115, 120, 122, 125, 130, 135, 138. Berg­weine Ausstich 150 und 160 vkL. Noch ziemlich Vorrat.

Die Weingärtner-Gesellschaft be­endigt die Lese nächster Tage und wird am 5. November ca. 3000 dl. in allen Sorten versteigern, Besondere Annonce fvlgt. _

* Die Einführung

des Pfcnnigsparmarken-Systems bei der OberamtSsparkafse Neuenbürg.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Pfennigsparkassen ist allgemein aner­kannt und es wird daher die Einführung des Sparmarkensystems bei unserer Ober­amtssparkaffe keiner besonderen Rechtfer­tigung bedürfen.

Der Zweck dieser Zeilen ist vielmehr nur der, die Bezirksangehörigen auf diese neue Einrichtung aufmerksam zu machen und zu recht fleißiger Benützung derselben aufzumuntern.

Bekanntlich ist der Mindestbetrag einer Einlage bei der Oberamtssparkasse 1 ^ Um nun die allmählige Ansammlung kleinerer Beträge bis zur Erreichung dieses nie­dersten Einlagebetrags von 1 cM zu er­möglichen und zu befördern, werden nun­mehr von der Amtskörperschaft Spar­marken im Wert von 10 und zu deren Ansammlung Sparkarten aus­gegeben. Jeder, welcher Beträge von 10 bis 90 allmühlig zurücklegen will, um später die auf 1 angewachsene Summe bei der Oberamtssparkasse zur Verzinsung anzulegen, erhält eine auf seinen Namen