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des Publikums erregten. Die Dresdener Presse hat seiner Zeit die Verunreinigung der englischen Kirche durch Sudeleien einmütig als dumme Jungenstreiche verurteilt.
Berlin, 16. März. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Von einer Reihe von land - wirtschaftlichen Vereinigungen fi»d an den Kaiser Telegramme gerichtet worden, welche zum Zweck der Aufr.chterhaltung der zu dem Fleischbeschaugesetz von der Reichstagskommission be- schlossen«» Vereinbarungen die Hilfe des Kaisers an- rufen. Er könne um so weniger vorausgesetzt werden, daß in dieser schwebende» Frage der Kaiser »ine persönliche Initiative ergreifen würde, als die verbündeten Regierungen zu den vom Reichstags gefaßten Beschlüssen Stellung zu nehmen noch nicht in der Lag« gewesen sind. Wie wir hören, sind alle diese Kundgebungen ohne Beantwortung geblieben.
Berlin, 16 März. Die Versuche, ein Com- promiß betreffend des Fleischbeschau-Gesetzes herbeizuführen, sind wie die National Zeitung meldet, vorläufig gescheitert. Jnfolgetuss n ist die ursprüngliche Absicht, die dritte Lesung für morgen auf die Tagesordnung deS Reichstage- zu setzm, aufgegeben worden und die Angelegenheit auf unbestimmte Zeit vertagt. Es werde aber weiter gearbeitet, um etwas von dem Einfuhrverbot zu retten.
Berlin, 17. März. Wie aus Teplitz gemeldet wird, versuchten gestern 500 Streikende durch Drohungen die Einstellung der Arbeit in den Austria Johannes und Britannia-Schächten zu erzwingen. Militär mußte requiriert werden, um die Ruhe wiederherzustellen. Es wurden zwei Verhaftungen vorgenommen.
Berlin» 17. März. Die Vossische Zeitung meldet aus Prag: Gestern fand n in dem Nusstands- reoier große Ausschreitungen statt. Die AuSständi« schen zogen in große» Massen zu dm Schächten, verhinderten die Einfahrt der Arbeitwilligen und vertrieben dieselben mit Steinwürfen.
Berlin, 18. März. Die diesjährige Märzfeier ist ruhig verlaufen. Auf dem Fris.hofe der Märzgefallenen war trotz des strömenden Regens der Andrang ziemlich groß. Die Seiteilzu.änge waren abgesperrt und em großes Polizeiaufgebot zur Stelle. Gegen Mittag waren etwa 200 Kränze niederqelegt. Die streikenden Tischler aus einzelnen Fabriken waren ziemlich zahlreich vertreten. Die Jnschrrfr >hr> s Kranzes lautete: Von den streikenden Tischlern Auch von den Anarchisten waren mehrere Kränze mit schwarzen Schleifen niedergelegt. Die Polizei entfernte auch diesmal eine Anzahl Schleifen mit Inschriften. Von liberaler Seite hatten der Verein Waldeck, der freisinnige Volks-Verein und der liberale Bezirks-Verein Kränze niedergelegt. Ferner war ein Kranz niedergelegt von der sozialistischen Reichstags-Fraktion. Heute Mittag finden mehrere sozialistische Festversammlungen statt._
Der Krieg in Südafrika.
Berlin, 18 März. Das Berliner Tageblatt meldet auS London: Die Time» berichtet aus Bloem« fontein vom Freitag Abend: Der deutscheConsul drückte sein Erstaunen und seine wärmste Bewunderung über die ruhige Art und Weise au», in der Bloem fontein besetzt worden ist. Er erklärte, daß auch
nicht di« geringste Plünderung »orgekommen sei und daß man kaum geglaubt hätte, daß die Stadt jetzt im Besitz des Feinde» sei. Ein« groß« Anzahl von Gewehren ist heut« abgeliefert worden. — Die Times melden aus Aliwal North: Dewet, Mitglied de» Kap-ParlamrntS für Wodehouse und sein Bruder find heute unter der Anklage deS Hochverrat» verhaftet worden.
Pretoria, 17. März. Di« Antwort der deutschen Regierung auf da» von der Regierung der südafrikanischen Republik ausgesprochene Ersuchen um freundschaftlich« Vermittlung zur Herstellung des Friedens Hot folgenden Wortlaut: Die Regierung Sr. Majestät des deutschen Kaisers wird gerne bereit sein, bei einer freundschaftlichen Vermittlung mitzuwirken, sobald die Grundbedingungen einer solchen vorhanden sind, d. h. sobald festgestellt ist, daß beide Gegner dieselbe wünschen. Darüber ob auch englischerseits dieser Wunsch vorhanden ist, werden die beiden südafrikanischen Republiken entweder direkt in London oder durch die guten Dienste einer dritten Regierung sich Auskunft verschossen können, welche keine eigenen wichtigen Interessen in Südafrika wahrzunehmen hat. Letztere Voraussetzung trifft bei einer Arzahl von Staaten in Europa zu, jedoch nicht bei Deutschland. Jeder derartige Schritt der deutschen Regierung würde daher den Verdacht erwecken, daß sie andere als hu« manoäce Zwecke verfolgt. Das dadurch vermehrte Mißtrauen würde der Sachs wenig förderlich sein. Dem Wunsche der südafrikanischen Rrgieruna, ihre Bitte um Vermittlung auch an die österreichisch-ungarische und dis schweizerische Regierung gelangen zu lassen, deren Inter-ffen durch da» deutsche Konsulat in Pretoria wahrgcnvmmen werden, ist selbstverständlich sofort entsprochen worden.
London, 18 März. Aus Kapstadt wird vom 17. März gemeldet: Ein Priester begab sich heute an der Spitze einer Delegation zum Gouverneur Milner, um ihn zu ersuchen, keine gefangenen Buren nach St. Helena zu schicken. Milner antwortete, man werde nur einen Teil derselben dahin bringen. Es ist in der That beschlossen worden, nur TranSvaal-Buren nach St. Helena zu senden.
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wurden 115 Personen, teils Damen, teils Herren durch BereinSmitglieder in diesem System unterrichtet. Hauptlehrer Schwarz an der höheren Mädchenschule hielt einen lehrreichen Vortrag über die Entwicklung der Stenographie. — Gestern und heute haben auch di« Studierenden deS evang. Seminars und deS Wil- helmstiftS unsere Stadt verlassen; nun herrscht hier wieder die Ferienstille. Das Sommersemester beginnt am 18. April.
Herrenzimmern, 17. März. Dieser Tag« hat die Silberkettenfabrik Stetten eine Fabrik hier errichtet. Da bi» jetzt in hiesiger Gemeinde kein Verdienst, wohl aber zahlreiche Arbeitskräfte vorhanden waren, wird da» Unternehmen allseitig mit Freuden begrüßt.
Welzheims, 16. März. Bei der heutigen Stichwahl zur Landtagsersatzwahl erhielt Hieber (D. P.) 1938, Hinderer (Vp.) 1755 Stimmen. Hiebe» ist sonach gewählt.
Hall, im März. Auf dem Haller Rathaus kam, wie die „Haller Ztg." berichtet, gelegentlich der Frage der Unterhaltung der Diakonissenstation auch die Katastrophe deS Pfarrer» Faulhaber zur Sprache. Dekan Lang äußerte, Faulhaber habe in unerklärlicher Weise „Wohlthätigkeit" geübt, während «r doch die Mittel nicht besaß. Den darüber geäußerten Bedenken wußte er immer entgegrnzuhaltrn, daß die Erträaniffe seiner Industrie so trefflich stehen, daß er die Defizite wohl daraus decken könne, und dadurch wurde gewissermaßen den Komitrmitgliedern der Mund geschlossen und die Hoffnung auf Verschwinden deS Defizit» gehegt. Auf schreckliche Weise sei man, wie eS sich herausstellte, getäuscht worden. Die Anstalt genirse jetzt wieder volles Vertrauen, da man das Defizit (280 000 nicht hinausschleppen,
sondern abbrzahlen wolle. (Schw. B.)
Köln, 16. März. Gestern nachmittag entgleiste ein Arbeiterzug auf der einer Lothringer Gesellschaft gehörigen Privatbahn. 2 Arbeiter waren sofort tot, 3 starben auf dem Transport. 5 weiter« Arbeiter wurden teil» schwer, teils leicht verl-tzt. Die Ursache de» Unglücks ist noch nicht aufgeklärt. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Dresden, 17. März. Entgegen den in der Londoner Times in der letzten Zeit aufgetauchten Meldungen von England feindlichen Kundgebungen seitens der Dresdener Bevölkerung veröffentlichen heute die Dresdener Neuesten Nachrichten einen längeren Artikel, in welchem auf Grund der in Dresden allgemein bekannten Thatsachen der Beweis erbracht wird, daß englische Untertbanen, welche in Dresden wohnen, sich während der Dauer des südafrikanischen Krieges mehrfach in provocierender Weise benommen haben und die Empfindungen der Dresdener Bevölkerung dadurch in hervorragendem Maße gereizt wurden. ES wird im Einzelnen auf ein Vorkommnis hinge- wiesen, welches sich vor der Einfahrt deS Dresdener Sportplätze» abspielte, wo junge Engländer sich provozierend benahmen, sodaß sie schließlich vom Sportplätze gejagt werden mußten. ES wird weiter ein Vorgang im Refidenztheater angeführt, wo Engländer, die sich mit den nationalen Farben geschmückt hatten, sich provozierend benahmen. Endlich wird einem Vorgang im Central-Theater Erwähnung gethan, wo englische Provocierungen ebenfalls allgemeinen Unwillen
der Bauer plötzlich in der offenen Thür zwischen Wohnzimmer und Werkstatt austauchte und ihn anschrie:
„Also das ist der Teufelsbraten! Junge, komm mal her zu mir —*
Christian hielt in weniger mutiger als unwillkürlicher Abwehr dem auS- gestreckten Arm des Bauern den spitzen Pfriem entgegen, und Oldekop zuckte zurück.
„Sag mal, mein süßer Leistenschwengel/ höhnte der Eindringling, „dir juckt wohl da» Leder, was? Hast du mich zu verdächtigen gesucht?"
„Nee."
„Nicht? Was hast du denn gezischelt? Hüt' deine Zunge, sage ich dir, oder eS setzt was! Noch ein Wort, du Kröt' und ich sävme dir die Löffel und gerb' dir da» Fell, daß du deinen Rücken für einen Regenbogen ansehen sollst!"
Der Bauer stampfte schnaubend wieder hinaus.
„Was hast du denn mit dem?" fragt« die ängstliche Mutter den Sohn.
Christian überzeugte sich, daß der Wütende fort war.
„Mit dem?" entgegnete er dann erbost. „Nichts. Aber ich sollte man reden können . . . Wenn der Protz schon mit einem Bein im Zuchthaus gesteckt hat, ich wollte, ich könnte ihn mit dem andern auch hinein bringen. Hab ich ihm was gethan? Nee. Und da kommt er und bläst sich auf wir'n Puter und schimpft mir nichts dir nichts auf mich ein? Wenn ich dir nur »ich 'n Denkzettel geb, du Aff I"
„Laß dm in Ruh!" mahnte die besorgte Frau.
„Ja ja; aber der soll nur wieder kommm?" rmomierte Christian und hieb auf den Stiefel, den er noch immer hielt, als wäre eS ein Schädel de» Bauern.
Wenige Tage später traf Tirdjohann, als er einem entfernt wohnenden
Kunden Schuh zeug bringen wollte, unterwegs auf einen städtisch gekleideten Herrn, der ihn freundschaftlich und vertraulch begrüßte.
„Na, was machen die Kohlköpfe?" fragte der Fremde gemütlich.
„Ach so, Sie sind'S," entgegnete Christian gedehnt.
Der Städter lachte.
„Sie haben schöne Faxen gemacht damals," grollte Tirdjohann. „Wollen Sie etwa wieder nach dem Eod und Vieh handeln? Diesmal wissen Sie den Weg wohl allein."
„Lieber Freund, nicht so grantig ... Ich komme ein Stück mit zurück. Also Hab.» Sir damit «fahre», daß ich zur Polizei gehöre, und mir da» krumm gmommen?"
„Ich Hab mit der Polizei nichts zu thun."
„Nee, sollen Sie auch gar nicht. Ich will und wollte doch gar nichts von Ihnen! Oder meinen Sie, ich kam damals Ihretwegen?"
„DaS nich."
„Oder heute?"
Christian seufzte unbehaglich.
„Na heute--so halb und halb," gab der Kommissar zu und suchte
dann seine» Begleiter beruhigend zu überreden.
„Sehen Sie, lieber Tirdjohann, die Polizei ist gemütlicher als Eie denken. Meinen Sie, daß ich etwas von Ihnen r was Ihnen schaden könnte? Nein, beileibe nicht! Ich gebe Ihnen mein Wort darauf. Genügt Ihnen da»?"
„Na, ich weiß nich —"
(Fortsetzung folgt.)
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