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An die Frauen.

Schon öfters haben wir Frauen und Mäd­chen klagen hören, daß nach Gebrauch dies oder jenes empfohlenen Mittels anstatt Linderung vermehrte Schmerzen eingetreten seien. Aus diesem Grunde möchten wir hiemit alle diejenigen, welche nöthig haben, eröffnende Mittel anzu- wcnden, davor warnen, zu scharfen abführenden Salzen, Wässern, Pillen oder Mixturen ihre Zuflucht zu nehme», sondern nurdie von den ersten medizinischen Autoritäten als angenehm und sicher empfohlenen R. Brandts Schweizerpillen, welche in den bekannten Apotheken erhältlich sind, anznivenden.

Kronik.

Deutschland.

Straßburg, 23. Novbr. Für die Wittwe des ermordeten Apothckergehilfen Lienhcirdt sind durch öffentliche Samm­lungen etwa 20,000 ^ im Ganzen ein­gegangen. Leider hat es den Anschein, als würden die Mörder des Lienhardt und des Soldaten unentdeckt bleiben.

Württemberg.

Der Königl. Zollinspektor Plcibel hat mit Genehmigung Seiner Königlichen Majestät die Bestimmung erhalten, als Stationskontroleur bei den Königlich Preußischen Hauptämter» zu Celle, Han­nover, Hildeshcim und Hannov. Münden, sowie bei dem Herzoglich Braunschweig- Lüneburgischen Hauptamte zu Braunschweig die Reichskontrole über die gemeinschaft­lichen Zölle und Steuern zu üben und wird seinen Wohnsitz in Hannover nehmen.

Für den direkten Personen- und Ge­päckverkehr zwischen Heilbronn, Wildbad, Stuttgart, Ulm und Friedrichshafcn einer­und Kiel, Hamburg, Bremen, Hannover, Kassel und Gießen anderseits tritt am I. Januar 1884 ein neuer Tarif mit theilweise veränderten Taxen in Wirksam­keit, nach welchem die Verkehre Friedrichs- HafenBremen und StuttgartBad Nau­heim wegen mangelnder Frequenz aufge­hoben und zwischen Wildbad und Hamburg direkte Personen- und Gepäckabfertigung neu eingeführt wird. Das Nähere hier­über ist bei den Bahnhofkaffen der vorge­nannten württembergischen Stationen zu erfragen.

Zum Raubmord in Stuttgart veröffentlicht die kgl. Staatsanwaltschaft folgenden zweiten Nachtrag zur Raubmords­anzeige : Unter Bezug auf die Raubanzeige an I. A. Heilbronner vom 21. ds. Mts. wird, nachdem einer der vier Raubmörder, welcher sich für den Ernst Baum, Schlosser von Chemnitz, ansgibt und sich bei seinem Aufenthalt hier Karl Slamer genannt hat, in Pforzheim am 21. ds. Mts. festge- nommeu worden ist, gebeten, die Fahndung nach den drei übrigen Raubmördern energisch fortzusetzcn. Dieselben können jetzt wie folgt näher beschrieben werden: Der erste ist ca. 26 Jahre alt, über 1,75 irckr. groß, stark, knochig, breitschulterig, mit starken Backenknochen, scharfem Blick, länglichtem Gesicht, dunkelblonden Haaren, dunklem Anzug, hellgelblichem Sommer­überzieher, schwarzem Hütchen ist der im Ansschreiben bezeichnete Wolf. Der Zweite ist ca. 25 Jahre alt, ca. 1,70 mtr. groß, schlank, mit länglichtem, hübschen Gesicht, blond, ganz kleinem, blondem Schnnrrbärtchen und Mückchen, graulich­weißem Hut, Stehkragen, graulichem Uebcr-

zieher ist der bezeichneteWagner." In ihm wird Joseph Limbachcr von Herrieden, bahr. Bez.-Amts Feuchtwangen, vcrmuthct. Der Dritte ist über 30 Jahre alt, ein untersetzter, schwarzer Mann mit breitem, etwas gebräuntem Gesicht, unter dem einen Mundwinkel welcher unbe­kannt, eine aus dem Vvllbart heraus noch sichtbare große Warze ist der bezeichnete Kreutzer, nennt sichTheodor" und soll Kellner, auch gelernter Schneider von Oberursel sein. In ihm wird Joseph Kreutzer, geb. den 20. April 1857, Stein- Hauer von Wiesethbruck, Bayern, oder Anton Kreutzer, 23 Jahre alt, Kellner, von Seckenheim, Baden, vermuthet. Liin- bacher wie diese beiden Kreutzer sind mehr­fach, besonders wegen Diebstahls, bestraft.

Eßlingen, 22. Nov. Vom 4. d. M. an haben die durchreisenden Handwerks­burschen als Ersatz für das ihnen gereichte Nachtquartier, Nachtessen und das Früh­stück am anderen Tag in der Frühe eine Stunde lang Steine zu klopfen; es hat sich nun gezeigt, daß bei dieser Maß­regel der Zuzug von Reisenden, welche ein Nachtquartier- u. s. w. in Anspruch nehmen, von früher durchschnittlich 40 Mann per Tag auf 10 Mann per Tag gesunken ist. Von der Ortsarmenbehörde wurde auf Grund dieser Maßregel heute die Fortführung der Beschäftigung der ein Nachtquartier u. s. w. in Anspruch nehmen­den armen Durchreisenden beschlossen.

Kirchheim u. T., 22. Nov. In Owen ereignete sich heute Vormittag ein gräßlicher Unglücksfall. Mehrere junge Leute waren auf einer der Teck zu ge­legenen Höhe versammelt, umzu einer Hochzeit zu schießen". Durch Unvorsichtig­keit eines Jüngeren erhielt ein Illjähriger hoffnungsvoller Bursche einen Schuß in den Rücken, der den alsbaldigen Tod des Getroffenen zur Folge hatte.

Nürtingen, 22. Nov. Ein hiesiger Bürgerssühn, der am letzten Dienstag Hochzeit hatte, hat sich Mittwoch früh, gleich nach der Heimkehr vom Gasthof, von Hause entfernt und ist bis jetzt nicht zurückgekehrt. Da er sich nur mit dem Nothwendigsten bekleidet, auch kein Geld mitgenommen hatte, da er ferner als ein ganz geordneter stiller Mann bekannt ist und am Hochzeitstag ganz vergnügt war, so ist sein Verschwinden ein räthselhaftes und die Theilnahme an der Lage des be­tagten Vaters und der jungen Frau eine allgemeine. (S. M.)

Heidenheim, 21. Nov. Die Ein­weihung unserer nencrbauten katholischen Kirche wurde heute unter zahlreicher Be- theiligung der Beamten, der Geistlichkeit, der bürgerlichen Kollegien u. s. w. vorge­nommen. Katholische und Evangelische freuten sich zusammen des neuen Gottes­hauses.

* Loffenan. So weit es sich durch­führen ließ, sind über den heurigen reichen Obstertragin der hiesigen Gemeinde Auf­zeichnungen vorgenommen worden, welche Folgendes ergaben: Mostobst meist Aepfel wurden auswärts verkauft 17,020 Simri (altes Maß). An Tafelobst bis jetzt 750 Simri. In der hiesigen Kelter wurden 213,000 Liter Most gekeltert, davon aus­geführt 36,728 Liter, der Rest mit 76,272 Liter hier eingekellert. Rechnet man auf

1 Simri Obst 10 Liter Most, so ergibt sich hiefür 21,300 Simri, im Ganzen Mostobst 38,320 Simri; der durchschnitt­liche Preis von 1 Simri Obst ist 1 20

somit Werth 45,984 ^ Für Tafelobst wurde meist 2 für weniges geringeres 1 vlL 6080 ^ per Simri bezahlt rund nur zu 1400 ^ angenommen. Gezählt wurde nicht, das Steinobst, der reiche Ertrag an Nüssen, das Dörrobst, das Obst, das die hiesigen Einwohner einkellerten, und nicht das, welches den ganzen Herbst über täglich im Handverkauf aus dem Orte fortgetraagen wurde. Wenn man daher den Werth des ganzen Obstertragcs zu 50,000 ^ schützt, so dürfte dies nicht zu hoch gegriffen sein.

Neuenbürg, 25. Nov. Nach längerem Ausbleiben erfreute uns gestern Abend dasWildbader Quintett" mit seinen Produktionen im Gasthaus zum Bären. Das Programm, reichhaltig und gut ge­wählt, wurde in seinen reizenden Piecen, wie zu erwarten war, trefflich durchge­führt, so daß die Concertirenden während der Vortrüge mit ungetheilter Aufmerksam­keit belohnt wurden. Die 10. Numer, eine Auslese heiterer Studenten lieber, bildete zugleich den llebergang zum fröhlichen Tanz, dem sich der hiefür intcressirende größere Theil der Anwesenden in schwung­voll exerzirten Formen hingab. Man kann wohl füglich sagen, die Theilnehmenden haben einen angenehmen Abend der mit diesem Concert beginnenden Wintersaison verbracht.

Ausland.

Madrid, 23. Novbr. Der deutsche Kronprinz ist heute Mittag 11'/? Uhr ein­getroffen und am Bahnhof vom Könige auf's Herzlichste empfangen worden; Beide fuhren gemeinsam in offenem Daumont- Wagen ins königliche Schloß, wo die Minister und Großwürdenträger den hohen Gast erwarteten. Auf dem ganzen Wege wurde derKronprinz von der dichtgedrängten Bevölkerung ununterbrochen mit sympathi­schen Zurufen begrüßt; von den Balkons grüßten die Damen durch wehende Taschen­tücher. Im königlichen Palast begrüßte die Königin und sämmtliche Mitglieder des Königshauses den Kronprinzen. Auf dem Bahnhofe und in allen auf's festlichste dekorirten Straßen waren dichte Menschen­massen, welche den Kronprinzen enthusiastisch begrüßten. Die hier lebenden Deutschen bewillkommneten den Kronprinzen an dem Bahnhofe mit begeistertem Hoch- und Hurrahrufen. Die deutsche Kolonie, etwa 120 Personen, den Konsul Kribben an der Spitze, begrüßten den Kronprinzen bei der Ankunft ebenfalls, zwei Deutsche mit einer Dame überreichten dem Kron­prinzen auf der Fahrt nach dem Königs- Palast Blumenbouquets. Nachmittags machten der Kronprinz und der König in offenem Wagen eine Spazierfahrt und wurden in Bnen Rctiro von der Menge enthusiastisch begrüßt. Fast alle Häuser waren festlich beflaggt; im Centrum der Stadt wehten auch viele deutsche Fahnen.

London, 24. Novbr. Die Polizei verhaftete-gestern Abend in einem Hause am Vincent Square (Westminster) einen Mann, in dessen Besitz sich zwei Höllen­maschinen von großer Zerstörungskraft