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Sache zu reden an und sagte: „Ei, apropos, Kapitän Smith, das war ja eine ganz ungewöhnliche Geschichte mit jenem Mann, der zu Ihrem Schiffe zu gehören behauptete! ..."
„Von was für einem Mann, Sir?" rief der Kapitän, verwundert aufblickend; „Sie meinen doch nicht etwa meinen . . ."
„Ei nun, ich meine einen jungen Mann, der sich Wittrock oder ähnlich nannte und für den Chirurgen von Ihrem Schiffe ausgab, als er vor acht Tagen von den Chinesen gelangen genommen wurde," versetzte der Konsul. „Sie müssen ja von der Sache gehört haben?"
„Kein Wort Hab' ich gehört, Sir!" rief der Kapitän und sprang erschrocken und verstört vom Tische auf. „Aber die Thatsache ist richtig: der arme Bursche gehört zu meinem Schiff und wird schon seit zehn Tagen vermißt. Aber um Alles in der Welt, wie geht es zu, daß ich nicht früher von der Sache gehört habe? Bitte, sagen Sie mir, wo er ist! ich will sogleich alles Mögliche für ihn thun."
(Schluß folgt.)
In zeitgemäßer Weise macht der „Altkatholische Bote" auf den 1. Band der „Predigten und kürzeren Reden bei be« sonderen Veranlassungen" aufmerksam, welche der katholische großherzoglich badische Ministerialrath zu Karlsruhe und Pfarrer zu Hofweier, Dr. Brunner, im Jahre 1816 herausgegeben hat. In demselben steht S. 169 eine Rede bei der Trauung des lutherischen Herrn Diakonus Deimling mit dem katholischen Fräulein Brandt. Als Anerkennung zu dieser Rede heißt es wörtlich: „Da der Bräutigam sich zur lutherischen Konfession bekennt, so hatte der Herr Stadtpfarrer und Dekan Kirchenrath Knittel zuerst die Einsegnung des Brautpaares nach dem Ritus seiner Kirche verrichtet. Die Trauung nach katholischer Art folgte aber unmittelbar darauf und bildete mit jener ein erbauliches Ganze." Hier ist also eine Trauung eines gemischten Paares von zwei hochgestellten Geistlichen beider Konfessionen vollzogen worden. Würde das die heutige römische Kirche noch dulden? Außer dieser Traurede enthält das Buch von Brunner aber in einer langen Vorrede von 56 Seiten so viel des Interessanten, daß jeder zu der Ueber- zeugung kommen muß, daß die damalige katholische Kirche eine andere gewesen ist als die heutige römische.
Eine eigenthümliche Petition. Der Militärdienst ist doch zu mancherlei gut, wovon man gar keine Ahnung hat. So war der Sohn einer wohlhabenden Wittwe auf Disposition beurlaubt worden und zu seinen Penaten zurückgekehrt. Eines Tages nun erschien seine Mutter auf einem benachbarten Landwehrbezirkskommando und sagte dem Feldwebel, lieber Herr, ziehen Sie mir doch den Daniel — so hieß der liebe Junge — wieder ein, er thut zu Hause nicht gut und ärgert mich von Morgens bis Abends. Da einer solchen Bitte nicht so ohne Weiteres willfahrt werden kann, so bemerkte der Feldwebel, es mangle an Pferden und da der Daniel Cavalerist gewesen, so könne man
ihn doch nicht zur Infanterie einziehen. Ach, meinte die gute Alte, in der Kaserne gibt's doch so viel zu thun, daß Sie schon Arbeit für meinen Sohn haben werden. Wenn auch das Letztere wahr ist, so konnte dem Wunsche der Petentin doch nicht Folge geleistet werden. _ (F. I.)
Im Interesse der leidenden Menschheil. Entgegen unserm Prinzipe in diesen Blättern ärztliche Rathschläge zu ertheilen, so schreibt „Ack. Jll. W. G.-Z.", brechen wir uns selbst einmal die Treue und geben ein Mittel bekannt, welches im Staude ist, unfern leidenden Mitmenschen eine Unsumme von Schmerzen zu ersparen. Wäre die Sache nicht so vielfach erprobt, so würden wir billig Anstand nehmen, dieses uns ungehörige Gebiet zu betreten, allein Bewährtes wollen wir unfern Lesern nicht vorenthalten.
Wer je die Ovalen durchgekvstet, welche ein sogenannter Hexenschuß (Immbago) verursacht, und wer die Schmerzen kennt, welche Hühneraugen, auch Leichdorne genannt, verursachen, der wird es begreifen, welcher Werth einem Mittel beizumessen ist, welches die Nebel schnell und sicher behebt.
Dieser Helfer in der Noth ist ein schmieriger Patron in dunklem Kleide, der noch dazu auch sonst nicht im besten Gerüche steht. Trotzdem wurde ihm in der Apotheke ein verborgener Winkel als Dunkelarrest angewiesen, denn man hält ihn nicht einnral für würdig, von der Sonne beschienen zu werden. — Armer Holztheer, wie unterschätzt man dich! Streicht man Dich wie du bist auf ein Hühnerauge, so benimmst du alsbald jeden Schmerz; verdünnt man dich mit der zwanzigfachen Menge Weingeist, so kann dich dann jeder auf den untern Theil der Wirbelsäule streichen, dem's die Hexe mit einem Schüsse angethan, und die Folgen des Schusses werden verschwunden sein, ehe noch 24 Stunden ins Land gegangen sind, während es sonst peinvoller Wochen bedurfte, um wieder auf die Beine gelangen zu können.
Helfe also, du Verkannter, dem, der sich helfen läßt; damit du aber auch deine Geschäftsreise um die Welt alsbald antreten kannst, rufen wir unfern Kollegen zu: Nachdruck und Uebersetzung wird erbeten. (Rundsch.)
Ein Desinfektionsmittel, welches wenig bekannt ist und sich ausgezeichnet bewähren soll, wird nach den Angaben des verstorbenen Dr. Goolden nachstehend bereitet. Eine halbe Drachme salpetersaures Blei wird in einem Liter kochenden Wassers, und 2 Drachmen Kochsalz aufgelöst. Beide Lösungen werden zusammengegossen und stehen gelassen, bis sich ein Niederschlag gebildet hat. Die auf diese Weise erhaltene Mäßigkeit ist ganz geruchlos und ist das stärkste Desinfektionsmittel. Ein in diese Flüssigkeit getauchtes Tuch reinigt, wenn es in einem von faulen Gerüchen verpesteten Raume aufgehängt wird, sofort die Luft. In Kanüle gegossen oder über Misthaufen gesprengt, wirkt die Lösung geradezu wunderbar und unterdrückt sofort jede übelriechende Ausdünstung; ebenso ist sie zur Desinsizirung von Wäsche,
Kleidern re. ausgezeichnet zu gebrauchen.
Die Haut wird durch die an sich giftige Lösung nicht affizirt.
Vom Fürsten Bismarck. Im > hessischen Odenwalde hat ein deutscher ! Patriot folgendes Gedicht gemacht, das auch in vielen Herzen unserer Leser ein Echo finden wird:
In alten Zeiten ist's gescheh'n,
In Rom, in Sparta und Athen,
Daß man aus Haß und Unverstand Die besten Männer hat verbannt;
Verstoßen zogen sie hinaus,
Und damit war die Sache aus.
In Deutschland herrscht ein andrer Zug:
Dort ist Verbannung nicht genug,
Dort trifft den Mann nach neu'rem Brauch Der giftigen Verläumdung Hauch;
Dort wird er vor der ganzen Welt An einen Pranger hingesteUt,
Und ist er erst da festgenagelt,
Wird täglich er mit Schmutz behagelt;
Es werfen ihn die Maulheldschützen Mit Koth und Spott und faulen Witzen;
Und will der Tapfre sich nicht biegen,
So schlagen sie ihn todt mit — Lügen.
Es glauben dadurch die Pygmä'n Sich selber etwas zu erhöh'n.
O deutsches Volk, o deutsches Land,
Dich deckte seine starke Hand;
Er pflückte dir den Siegeszweig
Und schuf ein einig deutsches Reich; !
Doch du, an schwarzen Undanks Ruhm, !
Du übertriffst das Heidenthum — I
Von deinen Richtern und Zeloten
Wird Rom und Hellas überboten.
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Sie winkt ihm — Er hält um sie an —
Sie reicht ihm die Hand — er nimmt ihr Geld und — läßt sie sitzen. s
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Goldkurs der Stoalskafsrnverwaltung
Vom 23. September 1883. ;
20-Frankenstücke: . . . 16 ^ 16 ^ j
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für das vierte Quartal 1883. !
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