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Krorrik.

Deutschland.

Berlin, 14. Aug. Gestern Abend gab es vereinzelten Straßen lärm mit antisemitischem Anstrich. Die Polizei unterdrückte ihn bald. Die Veranlassung war der Zant eines jüdischen Knaben mit einem christlichen.

Frankfurt. Unsere Aepfelweinprodu- centen mögen sich freuen, sie brauchen dieses Jahr nicht, wie vergangenes Jahr, Spanien zu Hilfe zu nehmen. In unserer Nähe versprechen die Aepfelbäume über­reiche Ernte. Jetzt schon werden vielseitig Abschlüsse gemacht; so z. B. im Taunus, wo die Aepfel am Baume mit ^ 56 per Malter bezahlt werden.

In Blankenloch bei Durlach zün­dete der Blitzstrahl und legte zwei gefüllte Scheuern in Asche.

Kiesel bronn. Bei dem Gewitter vom 14. auf 15. traf ein Blitzstrahl in ein Haus, glücklicherweise ohne zu zünden. Außer einigen Beschädigungen kamen die Bewohner mit dem Schrecken davon.

Württemberg.

In der Bekanntmachung des Mini­steriums des Innern, betreffend die öffent­liche Belobung von Feuerwehren und einzelnen Personen, welche sich durch muth- volle und aufopfernde Thätigkeit bei Brand­fällen ausgezeichnet haben, ist auch genannt: unterm 10. Juni die freiwillige Feuer­wehr in Neuenbürg.

Stuttgart, 14. Aug. Das Bischofs­jubiläum wird von den hiesigen Katholiken auch außer der kirchlichen Feier durch ge­sellschaftliche Festtage mitbegangen.

Stuttgart,15. Aug. Militärisches. Des 2. Bataillon des Grenadier-Regimentes Königin Olga Nr. 119 marschirt am 25. August nach Gmünd zum Gefechts­schießen. Am 29. d. Mts. erfolgt der Weitermarsch nach Weingarten zur Teil­nahme an den Uebungen der 54. Infanterie- Brigade. Das 1. Bataillon des genannten Regiments geht am 30. nach Gmünd, wo­hin am 31. das 1. Bataillon des 7. In­fanterie-Regiments Nr. 125 folgt. Das zweite Bataillon des letztgenannten Re­giments hat sein Gefechtsschießen in den Tagen bis 5. September in der Gegend von Eßlingen. (W. Ldz.)

Stuttgart, 15. Aug. Die für den heutigen Tag angekündigte Versammlung des Landesvereins für Bienenzucht war von allen Theilen des Landes zahl­reich besucht. Eine kleine aber treffliche Ausstellung war mit der Versammlung verbunden. Als Ort der nächstjährigen Landesversammlung ist Nagold bestimmt worden.

Stuttgart, 16. Aug. Kartoffel- und Krautmarkt. Leonhardsplatz: 100 Säcke Kartoffeln, ü 3 50 bis 4 ^

^ pr. Ztr. Marktplatz: 1200 Stück Filderkraut, L 1820 vlL per 100 Stück.

Langenburg, 13. Aug. An einer Kammerz im hiesigen Schloßgarten sieht man,- was um die gegenwärtige Jahres­zeit schon lange nicht mehr da war, ge­färbte Trauben.

Ludwigsburg, 13. Aug. Eine Berechnung des Hagelschadens auf Grund

amtlicher Abschätzung hat für die Heuer durch Gewitter beschädigten Gemeinden des Oberamts Ludwigsburg zu einer Summe von 558 605 c/kL geführt. Darunter Mark­gröningen 187 940 Thamm 146 400, Schwieberdingen 100000 und Pappen­weiler 75 800

Vaihingen a. E., 15. Aug. Wäh­rend des in verflossener Nacht ausge­brochenen heftigen Gewitters hat der Blitz in ein Haus in Illingen geschlagen. Es war ein sog. kalter Schlag, der glücklicher­weise keinen erheblichen Schaden anrichtete.

Heiden heim, 12. Aug. Wie üppig dies Jahr das Korn steht, zeigt ein in Sontheim a. B. geschnittener Kornstock, welcher 27 Halme hatte, an denen sich über 300 Körner befanden. Gestern und heute wurde bei günstigem Wetter eine Masse Frucht eingeführt: Qualität und Quantität ist ausgezeichnet, ebenso liefern Kartoffeln einen reichlichen Ertrag.

(W. Ldzg.)

Murrhardt, 10. Aug. Vergangene Nacht wurde in dem Laden des am Samstag beerdigten Uhrmachers Horn ein Einbruch verübt" nnd das Lager in Uhren und Gold- waaren nahezu vollständig geraubt. Der Werth der gestohlenen Gegenstände beläuft sich auf ca. 1500 Dem Thäter ist

man auf der Spur.

An der Kammerz des Conditor Reichert inWildberg und am Forstamtsgebäude sind seit einigen Tagen reife Trauben zu sehen.

Von der Jagst, 15. Aug. Gestern verkaufte ein Bauer aus dem Bezirk Gera- bronn schönen neuen Saatroggen au Land- wirthe aus der Gegend von Dinkelsbühl und erlöste pro Centner 17 ^6 Das Quantum betrug 10 Ctr. Dem gegenüber verkaufen unsere Landesproduktenhändler ungarischen und Ansbacher Saatroggen zu 11 resp. 12

Bon den Fildern, 15. Aug. Heute Vormittag 10V- Uhr schlug der Blitz in die Scheuer des Bierbrauers Horlacher in Untersielmingen und entzündete diese und die anstoßende Scheuer so schnell, daß außer dem Rindvieh der ganze Inhalt beider Scheuern verbrannte.

Bon der Tauber, 15. Aug. Nach schwerer Gewitternacht schlug heute früh der Blitz in das Stallgebäude eines Oeko- nomen in Schäftersheim und tödtete zwei abgesondert von den verschont gebliebenen übrigen Thieren angebunden gewesene Räuplinge, der Blitz scheint seinen Weg durch einen stark beschädigten hohen Birn­baum genommen zu haben.

Einige Mitglieder der Religionsge­nossenschaft des Tempels sind aus der Gegend von Blaubeuren nach dem gelobten Land abgercist. Diese von Württemberg aus (vom Kirschenhardthof, O.A. Marbach, durch Hoffmann) gegründete deutsche Kolo­nie in Palästina prosperirt ziemlich, so­weit es unter türkischer Herrschaft möglich ist. Wohlhabende Mitglieder derselben bemühen sich, Dienstboten aus Württem­berg, welche Familien der Religionsge­nossenschaft angehören, dorthin zu ziehen unter Zusicherung günstiger Lohnverhält- nisse.

Der anläßlich des am 12. Aug. statt­gehabten Gauturnfestes in Nagold abgehaltene Gauturntag beschäftigte sich

hauptsächlich mit der Berathung der von Georgii in Calw revidirten Statuten, die mit wenigen Aenderungen angenommen wurden. Zum nächsten Festort wurde Neuenbürg bestimmt.

Neuenbürg. Kartoffelmarkt. Kar­toffeln aus der Gegend von Rastatt 34 Pfd. (ca. 1 Sri.) 1 -,/L 2

Aus dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbckammern in Württemberg für das Jahr 1882.

V.

Ans dem Kammerbezirk Calw. j

Forstwirthschaftliche Produk­tion und Holzhandel. Ueber den Langholzhandel berichtet die Kammer in Calw:Der Exporthandel vom Schwarz­wald nach den Rheingegenden ist auch in diesem Jahre kein lohnender gewesen. Trotzdem die Preise für Rundholz in den Staatsforsten merklich zurückgingen, konnten die größeren Holzhandlungen doch nichts kaufen, da die Marktpreise in Mannheim das ganze Jahr hindurch in ungünstigem Verhültniß zu den hiesigen Preisen stunden.

Die einheimische, nachgerade sehr be­deutende Holzindustrie hat wesentlich höhere Preise anlegen können, als der Exporteur, was im Ganzen seinen Grund darin hat, daß die Käufer der ausgeführten Hölzer, die rheinischen Sügwerke, die Kon­kurrenz der hiesigen, billiger arbeitenden, bedeutend empfinden. Den letzteren ist diese Konkurrenz insbesondere dadurch er­leichtert, daß sie nur die Frachtkosten auf die fertige Waare haben, letztere aber die ! erheblich größeren auf das Rohmaterial, > Die größeren Langholzhandlungen sind in Folge dieser Verhältnisse nahezu ganz vom württembergischen Markt verdrängt und auf andere Bezugsquellen, Oesterreich und Bayern angewiesen. Württembergische Flößer, welche Langholz nach Mannheim brachten, mußten im vorigen Jahre nahezu ohne Nutzen dort verkaufen.

Unter dem Einfluß der ganz bedeutenden Wintervorräthe, welche 1881/82 im Mann­heimer Hafen lagerten, eröffnete das Ge­schäft im Frühjahr mit wenig günstigen Aussichten, doch waren gegen den Sommer hin am Rhein und in Holland befriedigende Preise zu lösen. In Folge der schlechten Ernte-Aussichten trat aber bald eine sehr gedrückte Stimmung ein, die einen nicht unwesentlichen Rückgang der Preise zur Folge hatte, bis gegen das Ende der Campagne die Preffe wieder merklich an- zvgen, namentlich als sich herausstellte, daß durch verminderte Anfuhren die Winter­vorräthe auf's nächste Jahr ganz wesent­lich geringer werden würden, als im Jahr zuvor.

In der That beziffert sich auch der Wintervorrath von 1882^83 im Mann­heimer Hafen auf nur 39,525 Stamm gegen 69,870 Stamm 1881/82, also um rund 36,000 Stamm niederer als im Vor­jahr. Es ist zu erwarten, daß im Jahr 1883 das Geschäft in lebhafter Weise und mit höheren Preisen beginnen wird, wozu insbesondere der nicht unbedeutende Be­darf an Holz zur Wiederherstellung der enormen Wasserbeschädigungen in der ganzen Rheingegend Mitwirken wird. Die im badischen Murgthal und in Württem-