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ihn ein über das andere Mal sein ungeduldiger Bruder.
„Der General Beregoff hatte mich abgeholt, um mir die neuen Fischbehälter auf den Reka'schen Gütern zu zeigen: es ist wirklich der Mühe Werth ..."
„Was hat der General damit zu thun? Was geht das den General an?" unterbrach ihn der alte Fürst unmuthig.
„Nun, er scheint ein lebhaftes Interesse daran zu nehmen; er betrachtet Alles wie mit den Augen eines zukünftigen Besitzers."
„Zukünftigen Besitzers? Wie meinst Du das? Was willst Du damit sagen?"
„Hat er nicht einen heirathsfähigen Sohn?"
„Heirathsfähigen Sohn? Soll cs da hinaus? Daran Hab' ich nie gedacht."
„Der junge Beregoff dient in der Garde; er wird ungefähr im Alter Deines Alexander sein."
„Nein, er ist jünger; er ist sicher ein paar Jahre jünger; ich weiß gewiß, er kam später als Alexander auf die Welt; ich war ja selbst bei der Taufe."
„Er wird aber doch alt genug sein zu heirathen, oder wenigstens sich zu verloben, um den reichen Fang zu sichern."
(Fortsetzung folgt.)
Historische Erinnerung an die Bartholomäusnacht.
24. August. 1572.
Dreihundert Jahre sind wohl ein langer Zeitraum, und doch liegen die Wurzeln eines Baumes, unter dessen Schatten wir ruhen können, ihren ersten Keimen nach oft Jahrhunderte hinter uns. Institutionen, die auf politischem und kirchlichem Gebiet ihr schützendes Dach über das Leben der Völker breiten, sind vielfach ans Jahrhunderte langen Kämpfen erwachsen; und es besteht zwischen Ereignissen der nächsten Gegenwart und ferner Vergangenheit häufig ein wunderbarer innerer Zusammenhang, der uns offenbart, wie das Wirken einer höhern Macht einem rothen Faden gleich durch die Geschicke der Menschheit sich hindurchzieht. Diese Macht ist es, welche ans der Geschichte aller Völker hervorleuchtet, welche im tiefsten Grund Ereignisse mit einander verbindet, die bei oberflächlicher Betrachtung in einem nur losen oder gar zufälligen Zusammenhänge zu stehen scheinen.
Auch das Gebäude unserer Zeit ruht in vielen Beziehungen auf einem Grunde, der vor dreihundert Jahren gelegt ist, und gerade das letzte Jahrzehnt mahnt uns in besonders eindringlicher Weise, des Jahres 1572 zu gedenken, welches mit Blutschrift eingetragen ist in das Buch der Geschichte. Denn ist es nicht eine wunderbare Fügung, daß die dreihundertjährige Sehnsucht unseres Volkes nach einem protestantischen deutschen Kaiser vor jenem brennenden Paris zur Wirklichkeit geworden ist, das vor dreihundert Jahren die edelste Blüthe des Protestantismus meuchelmörderisch hingeopfert hat?
Wer will die Hand Gottes in dem Strafgericht verkennen, das über Paris vollzogen werden mußte durch die Hand des Mannes, der als ein Nachkomme des
edlen Coligny mit der Großmuth des Siegers der Hugenotten Blut gesühnt hat?
Denn die siebzehnjährige Tochter des Admirals, Luise Coligny, selbst Wittwe geworden in jener blutigen Bartholomäusnacht, heirathcte im Jahre 1583 Wilhelm von Oranien, und ihr Sohn Heinrich Friedrich von Oranien ward der Vater jener Kurfürstin Luise Henriette, der Dichterin von „Jesus, meine Zuversicht", der Gemahlin des großen Kurfürsten von Brandenburg, der Stammmutter der Könige von Preußen.
Kaiser Wilhelm von Deutschland also ein Nachkomme des Admirals Coligny! Welch wunderbarer Zusammenhang! Wer will nicht die Tiefe der Weisheit Dessen bewundern, der so die Fäden der Geschichte mit seiner allmächtigen Hand zusammenfügt!
Ward Coligny auch ermordet, aus seinem Stamm ist ein Fürstengeschlecht erwachsen, welches schirmend seine Hand breitet über ganz Deutschland, und welches das Nachbarland Frankreich in den Staub gelegt hat: wo aber sind die Valois, wo die Madiceer, auf deren Befehl der Mordstahl gegen die Hugenotten gezückt wurde?
(Fortsetzung folgt.)
DieLeihbibliotheken und die öffentliche Gesundheit. — Die „Luncet", eine ärztliche Londoner Zeitschrift, behauptet, daß es unvorsichtig ist, Bücher zu lesen, welche einer Leihbibliothek angehören. Diese Bücher, welche fortwährend aus einer Hand in die andere übergehen, bilden ein höchst wirksames Mittel der Verbreitung derjenigen Krankheiten, welche beständig in den großen Städten herrschen. Die durch die Bücher am leichtesten übertragbaren Krankheiten sind: der Katarrh, die Luftröhrenentzündung, die Bräune, der Keuchhusten, die Masern, die Diphtheritis und das Scharlachfieber. Es ist allbekannt, daß das Lesen eine Hauptzerstreuung der Re- convalescenten ist; anderseits besteht kein Zweifel darüber, daß der Keim der Krankheiten, von welchen sich dieselben erholen, während Monate und sogar während Jahre in den Blättern der Bücher enthalten bleiben kann, welche sie gelesen haben. Die Bücher und Zeitschriften, welche man den Reeonvalescenten und leidenden Personen zu lesen gibt, sollten daher vernichtet werden.
Ueberraschung. Ein kluger Vater versprach seinem zimperlichen Töchterchen, welches am liebsten vor dem Spiegel stand und auf der Straße flanirte, eine hübsche Ueberraschung, wenn sie das Kochen lernen wollte. Als sie das Kochen gelernt hatte, überraschte er sie dadurch, daß er die Köchin entließ.
Schlimme Drohung. Lieutenant (zum Einjährigen): „Herr, — wenn Sie morgen wiedermitso knrzgeschorenenHaaren zum Appell kommen, so blühen Ihnen 3 Tage Mittelarrest, — versteh'n Sie mich?"
(Vetter a. Schiv.)
Mißverstündniß. Gast: „Kellner, ich möchte diniren." Kellner: „Bedaure, mein Herr, die Nieren sind bereits bestellt, ich werde gleich die Speisenkarle bringen'" _ (B. Fl.)
Beim Waschen der Wüsche reiben sich viele Frauen die Hände wund, nm dies zu verhüten, wird empfohlen, die oberen Theile der Hände einige Tage vor Anfang der Wäsche mit einer schwachen alkoholischen Schellacklösung einzureiben, wie sie jeder Tischler zum Poliren der Möbel gebraucht und die daher leicht zu bekommen ist.
Natron zum Kaffee. Gibt man zum Filtriren des Kaffees auf jede Person etwa eine kleine Erbse groß Natron, in den Kaffeetrichter so gewinnt der Kaffee sehr an Wohlgeschmack und Stärke.
W ätH f e t.
Die Zier des Heeres sind die ersten Beiden,
Und oft wird reicher Schmuck auf sie verwandt.
An ihrem Glanz mag sich das Auge weiden,
Doch wird ihr Werth erst in der Schlacht erkannt.
„In meinem Ganzen ist nicht mehr zu finden
Das letzte Paar zur nächsten Soiree,"
So klagt die Gattin, „da gilt's überwinden
Des Gatten Widerstand, sein Ach und Weh."
Er seufzt und spricht: „Das anspruchsvolle Ganze
Mir ärgerlich und oft fatal schon war." Doch er vergißt's, sieht schweben er im Tanze
Die holde Gattin in dem letzten Paar.
Küchenkakender über Wild u. Fische. August.
Hmpfehkensmerth
und daher gesetzlich erlaubt: Hirsch-Wildpret. Reh-Wildpret vom Bock. Wildenten. Vom 15. August ab: Hasen. Fasanen. Rebhühner. Wachteln. Salm. Rothfisch. Forellen und Neschen. Aal. Karpfen. Barben. Barsche. Hecht. Krebse. Ungesund oder unzeitgemäß und deßhalb verboten:
Wildpret von Hirschkühen und Rchgaiscn.
Frankfurter Course vom 15. Aug. 1883.
Geldsvrten.
20-Frankenstücke.16 21 25
Englische Souvereigns . ... 20 48 47
Ruß. Imperiales.16 78
Dukaten.9 70
Dollars in Gold.4 17 21
Golvkurs der Staatskasscnvrrwaltung
vom 15. August 1883. 20-Frankenstücke . . . 16 16 ^
Bestellungen auf de« Enjthiilkk
Können täglich öei aken Postämtern gemacht werden.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meel, in Neuenbürg.