Ich willige darin nicht," rief Graf Theobald dazwischen. Die unerhörte Be­leidigung , die Graf Broderode meiner Schwester, mir und meiner Familie zuge­fügt hat, erfordert schleunigste Sühne. In einer halben Stunde bin ich mit meinem Sekundanten und den Waffen drüben in dem Wirthshause. Lassen Sie in den nächsten Ort nach einem Arzte schicken."

Ihr Wille geschehe, Graf!" entgeg­nen entschlossen Graf Broderode. In einer halben Stunde sind wir bereit!"

Während der Graf Broderode, dessen Oheim und Baron Beleg, denen eben von ihren Dienern ihr Gepäck nachgetragen wurde, ihre Schritte nach dem bezeichnten Gasthaus lenkten, kehrte Graf Theobald eiligst in das Schloß zurück, um seinerseits die Vorbereitungen für den Zweikampf zu treffen.

Im Schlosse des Grafen Königshof sah es traurig aus, als Gras Theobald die Schloßtreppe Hinaufstieg und in die Gemächer eintrat, in denen sich die gräf­liche Familie um die unglückliche Anna, welche leichenblaß und mehr todt als lebendig auf einem Divan lag, beschäftigte. Eine Gefahr für die Gesundheit Anna's war gerade nicht vorhanden, man fürchtete nur schädliche Rückwirkungen auf ihr Ge- müth und ihren Geist und suchte deßhalb das arme Mädchen durch allerlei Trost­worte und Zureden von trüben Gedanken abzuhaltcn. Gras Theobald nahm den innigsten Antheil an dem traurigen Loose, welches seine Schwester auf eine so bei­spiellose Art betroffen hatte. Zärtlich näherte er sich ihr, seine Wuth und sein Zorn waren beim Anblick der todtbleichen Schwester verschwunden oder doch zurück­gedrängt. Theobald küßte Anna's Stirn und Hände und wiederholte nach der Art seines leidenschaftlichen Herzens die Tröst­ungen mit den herzlichsten Betheuerungen und Versprechungen. Darauf näherte sich Theobald seinem Vater, flüsterte diesem einige Worte in's Ohr, winkte Oskar her­bei und verließ mit Vater und Bruder das Gemach, wo seine unglückliche Schwester ruhte.

Wenige Augenblicke später traten die drei Edelleute in einen kleinen Salon, der ihnen in der Regel zu wichtigen Be­rathungen diente, weil er abgeschlossen lag und mit anderen Zimmern nicht direkt in Verbindung stand. Theobald eröffnete in kurzen Worten dem Vater und Bruder sein Vorhaben. Der Graf Königshof und Oskar waren über das plötzliche Vorhaben Theobald's wohl überrascht, doch konnten sie dasselbe nicht mißbilligen, wenigstens sprach der Ehrencodex der Edelleute in keinem einzigen Punkte gegen das Duell, zu welchem Theobald den Grafen Brode­rode herausgcfordert hatte. Einwände könnte man machen in Bezug auf den Tag und die Kürze der Zeit, zu welcher es unmittelbar nach der beleidigenden That des Grafen Broderode stattfinden sollte. Aber hatte der Graf Broderode sich eine weniger ausfallende Zeit gewählt, als er Anna von Königshvf so schmählich be­leidigte? Am Hochzeitstage, dem größten Ehrentage jedes weiblichen Wesens, hatte er Anna, seine auserwählte Braut, die

doch seiner in jeder Beziehung würdig war, von sich gestoßen.

Der Graf Königshof und Oskar be­ruhigten sich daher auch bald über diesen Punkt des Duells und nun kam die Frage nach dem Sekundanten. Es war keine lange Wahl möglich. In einer halben Stunde sollte das Duell stattfindcn und wenige Edelleute waren im Schloß. Theo­bald's Vater konnte nicht Sekundant sein, ebensowenig Theobald's Onkel, der Oberst von Königshof, in dessen Regimente der Graf Broderode als Rittmeister diente, die Wahl konnte daher nur auf Oskar, den Bruder Theobalds, fallen.

(Fortsetzung folgt.)

Menstrnann Hlr. 18.

(Fortsetzung.)

Die Einladung wird angenommen und der Dienstmann ist darüber entzückt. Eigent­lich weniger der ihm zu Theil gewordenen Gunst, als der bevorstehenden Mahlzeit wegen. Denn mittelst der bis zur Demas- kirung üblichen Federkiele stillt man kaum den Durst, viel weniger den Hunger.

Aber auch bei der Tafel ist er ganz Gentleman. Er prüft den Wein mit Kennermiene und genießt ihn mit weiser Mäßigung. Er läßt manchen Gang an sich vvrüberwandern, ohne eine Miene zu verziehen, und weiß sich doch stillschweigend satt zu essen. Man sucht ihn, in Ge­spräche zu verwickeln, um aus seinen Wor­ten zu schließen, weß Geistes Kind er sei. Aber er gerätst nicht ins Plaudern, son­dern antwortet nur mit kurzen, geistreichen oder witzigen Bemerkungen, die das In­teresse und das Ansehen, welches er genießt, erhöhen. Dabei ist er stets jedes Winkes seiner Dame gewärtig, und ein Blick der­selben genügt ihm, ihren Willen zu er- rathen.

Das muß ein Adeliger sein?"Der ist gewiß sehr reich?" so gingen die Vermuthungen, denn Nr. 18 war von feiner Herrin gewissermaßen in ein Jnco- gnito gehüllt; sie hatte ihn ohne Namens­nennung nur als Freund ihres Hauses vorgestellt, und da er sich in seinem Be­nehmen der Gesellschaft gewachsen zeigte, so mußte er, wie man annahm, schon etwas ganz besonderes sein.

Der eigentliche Ball begann und wieder bewährte sich Nr. 18. Er tanzte wie ein junger Gott und ließ sich nicht nur von seiner Herrin je nach Wunsch zum Tanze befehlen, sondern auch, wenn sie nicht mit ihm tanzen wollte, konnte sie bestimmen,

ob und mit wem er sich untcrdeß im Kreise zu drehen habe.

So ganz glatt sollte aber die Sache doch nicht abgehen. Beim Cottillon war Frau X. von zwei Herren fast gleichzeitig engagirt worden, von einem Troubadour und einem Kreuzritter. Sie hatte de» Sänger der Liebe bevorzugt vor den, Ritter der Religion und Letzteren mit einer kurzen Bemerkung abgcwiescn, ob­gleich ihm nach den Tanzregeln der Vor­zug gebührte.

Der Kreuzritter, ohnedies etwas er­hitzt vom Wein, war darüber zornig und verursachte eine heftige Scene. Die Griechin eilte zu ihrem Ballherrn, während dcr Gekränkte nachfolgte, eine Erklärung for­dernd.

Jetzt beschützen Sie mich!" bat sie ihn.

Oui, Madame!" war die Antwort. WaS wünschen Sie!" fragte dann dcr Dicnstmann den Ritter.

Herr, wer sind Sie?" fragte jener zornig zurück."

Der Beschützer jener Dame, welcher dieselbe gegen Ihre Zudringlichkeit ver- theidigen wird!"

Sie wagen zu behaupten, ich sei zu­dringlich?"

Ja."

Sie sind es!" bestätigte auch die Dame.

Das ist eine Lüge!" schrie der Zor­nige laut.

(Fortsetzung folgt.)

Dunklc Kleider zu tragen ist in solchen Räumen, in denen sich Ansteckungs­stoffe befinden, gefährlich; dieselben sind der Ansteckung mehr als Helle Gewänder ausgesetzt. Wenn man, um nur ein Bei­spiel anzuführen, einen Hellen und einen dunklen Rock fünf Minuten lang starkem Tabaksdampf aussetzt, wird man gewahren, daß der letztere weit stärker nach Tabak riecht und daß der Geruch länger in ihm haftet.

Auflösung des Räthsels in Nr. 58.

Reliefpfeiler.

Aestekungen auf dkl E»rthiilkr

Können täglich Sei allen Kost- amlern gemacht werden.

Goldkurs der Stnatskafscnverwoltunft

vom 18. April 1883. 20-Frankenstücke . . . 16 ^ 18

Calw. Frucht-Preise am 7. April 1883.

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8

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50

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Summe

168

168

118

50

774

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.