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Der Großvater war gerührt und konnte es nicht verbergen; allein ganz nachgeben durfte er nicht, das war seinem Wesen zu fremd, und nachdem er Adelina, die ihm die Hand geküsst, väterlich umarmt hatte, sagte er:
„Mich freut es innig, in dieser lieben Kleinen meine eigene Enkelin, in meiner besorgten Wärterin meine Schwiegertochter zu sehen, und ich sage auch nicht, daß ich meinen Sohn zurückweisen würde; allein ich verlange, daß er mir entgegenkomme. Das ist nur billig, nicht wahr?"
„Gewiß", entgegnete Adelina, „und er wird es mit Freuden thnn. Welche Ueberraschung für ihn, Sie hier und uns in gutem Einvernehmen zu finden!"
Und eine Ueberraschung war es in der That für August, als er acht Tage später gleich nach seiner Rückkehr sich seinem Vater gegenüber befand. Es lief Alles gut ab; der Alte, den Mutter und Kind während dieser Zeit immer mehr eingenommen hatten, war milder und nachgiebiger, als sein Sohn je erwartet hätte, und dieser war ihm vornherein schon so dankbar für die Liebe, mit der er seine Frau und Lucia in seiner Weise überhäufte, daß er Vergangenes vergaß und sich allein alles Unrecht zuschrieb.
Bald darauf erhielt Frau Balder von ihrem Manne folgenden Brief:
Liebe Frau!
Meine Geschäfte in hier sind abge- than — und nichts hält mich mehr in Italien zurück. Kürzlich war ich unpäßlich, und hätte nicht eine junge Frau, die im selben Gasthaus logirte, sich meiner angenommen, so wäre ich unter fremden Leuten wie von Gott und aller Welt verlassen gewesen. Sie will mir ihrem Manne und einem kleinen herzigen Mädchen eine Schweizerreise machen, und ich habe sie eingeladen, in unserem Hause abzusteigen. Wir werden zusammen von hier abreisen und innerhalb weniger Tage bei Dir eintreffen. Die Gäste werden Dir Freude machen. Sie lassen sich Dir zum Voraus empfehlen, und ich grüße Dich bestens. Dein K. Balder.
(Fortsetzung folgt.)
Ein musterhafter Ehemann. Die Frau eines polnischen Bauern in der Gegend von Sierpce litt an großen Zahnschmerzen. Man zog einen Barbier zu Hilfe, welcher rieth. den Zahn ausreißen zu lassen. Die Bauerfrau hatte jedoch nicht so viel Muth, um sich dazu zu entschließen. Am nächsten Tage wurde der Schmerz noch größer, trotzdem gewann die Frau noch immer nicht den Muth, sich der Operation zu unterziehen. Den ganzen Tag über suchte sie der biedere Ehemann dazu zu bewegen, schließlich aber, als seine Uebcrredungskünste nichts vermochten, ließ er sich selbst in Gegenwart der Frau den gesündesten von seinen eigenen Zähnen ausreißen, um die Frau davon zu überzeugen, daß das nicht sehr weh thue. Der Barbier riß ihm den gesunden Zahn aus, und der Bauer zuckte nicht einmal dabei. Das hals und, dem Beispiel des Mannes folgend, ließ sich die Frau ihren morschen Zahn nun ebenfalls ausreißen. j
Schul-Anekdoten. JnderReichen- berger „Freien Schul-Zeitung" findet man eine Reihe von Schul-Anekdoten, aus denen wir folgende mittheilen:
Ein Schulinspektor revidirt eine Schule und spricht den Kindern seine Unzufriedenheit aus. Des andern Tages steht er an einem Kreuzwege und fragt einen daselbst die Kühe hütenden Knaben: „Ist das der Weg nach Kantstein?" Der Knabe antwortet trocken: „Warst ja gestern so gelehrt, wirst doch auch heute wohl den Weg wissen.
Schulinspektor (nach beendigter Inspektion): „Mein lieber Herr Lehrer, in Bezug auf den Stand Ihrer Klasse kann ich nur meiner größten Zufriedenheit Ausdruck geben; aber eines möchte ich Ihnen noch im Vertrauen sagen: cs ist mir nämlich mitgetheilt worden, daß Sie etwas viel trinken sollen." — Lehrer: „Merkwürdig, ganz dasselbe habe ich über Sie gehört, Herr Schulinspektor; ich glaub es aber nicht."
Neue Lesart. Ein Volksschüler trug das Gedicht „Das Elternhaus" vor, wobei er folgendermaßen deklamirte:
„O nimm, du Vater, lieb und gut,
Mein Elternhaus in deinen Hut!"
Regelmäßig wie die Seeschlange erscheint alle Jahre eine beunruhigende Notiz über die Zerstörung der Kaffeepflanze in deutschen Blättern. Bald ist es ein mikroskopisches Würmchen, das die Wurzel zernagt, bald ein der Reblaus ähnliches Thier, bald ein Pilz, der die Blätter und Stengel ergreift und mit rapider Schnelligkeit die Pflanze zerstört. Der Ursprung dieser Nachrichten ist, der „Wes.-Ztg." zufolge, stets Holland, und die Tendenz geht stets 'dahin, die deutschen Detaillisten zu „rechtzeitigen" Kaffeeeinkäusen zu ermuntern.
Die Hufpflcge der Pferde ist ein nothwendigesErforderniß, namentlich,wenn letztere auf harten Wegen gehen müssen; diese Pflege wird aber vielfach unrichtig ausgeübt, und was man als Pflege betrachtet, ist gerade eine Schädigung des Hufes. Eine solche sogenannte Pflege ist namentlich das Einschmieren des Hufes mit Fett, Wagenschmiere oder gar mit besonders dazu bereiteten „Hufsalben" von denen man nicht weiß, woraus sie bereitet sind. Alle diese Mittel sind schädlich, denn durch das Einschmicren werden die äußeren Flächen des Hufes verkleistert und von der Luft abgesperrt; Hornwand, Sohle, Eckstreben und Strahl werden dadurch so mürbe, daß die Verbindung einzelner Theile sich lockert und fauler Strahl, Zwanghuf, Platthuf, Steingallen, lose Wände rc. re. die Folgen sind. Soll der Huf gepflegt und gesund erhalten werden, so muß er einfach öfters mit reinem Wasser gewaschen und von allem anhaftenden Schmutze befreit werden.
Im Sommer bei gutem Wetter, geschieht dies zweckmäßig durch tägliches Einstellen des Pferdes ins Wasser auf kurze Zeit, etwa 10 Minuten lang. Pferde, die nicht täglich im Gebrauch sind, müssen wenigstens täglich Bewegung im Freien haben, was sowohl auf die Hufe, wie auch sonst ans ihren Gesundheitszustand günstig
wirkt. Die Hufe beschlagener wie unbeschlagener Pferde müssen ferner öfter genau besehen und wenn nöthig regelmäßig beschnitten werden. Es wächst schon beim Füllen mehr Horn als abgenutzt wird, und bekommen die Hufe, wenn das überflüssige Horn nicht rechtzeitig beseitigt wird, eine unregelmäßige Form. Aber auch beim beschlagenen Pferde bekommt der Huf durch das unter dem Eisen anwachsende Horn eine unrichtige Stellung und ist daher beim beschlagenen wie beim unbeschlagenen Pferde ein regelrechtes, verständig ausgeführtes Beschneiden sehr vortheilhaft.
_ (L. u. G. N.).
Auflösung der Charade in Nr. 41.
Märznacht.
W ä t H s e t.
Mein Ganzes liegt drunten am Niederrhein, Ist Stadt und Festung zugleich.
Wohlan! Mein erstes Zeichen streich', Und es erscheint ein Thier fogleich,
Du möchtest nach ihm benannt nicht sein.
U. I-.
EiMiing min Abmilkmnt
auf den
Gnzthäter
für das zweite Quartal 1883.
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