„„Entschuldigen Sie"", sagte dieser eben so verwundert, „„ich hielt die junge Dame, die ich bei Ihnen traf, für Ihre Tochter.""
Erst jetzt schenkte der Fremde Adelina einige Aufmerksamkeit, während sie lächelnd sagte:
„Der Herr und ich kennen einander nicht, Herr Doktor. Ich bin ein Gast hier im Hanse wie er, und da ich heute Morgen früher als gewöhnlich ansstand, erfuhr ich von dem Mädchen, das Sie holen mußte, das; Jemand erkrankt sei, und übernahm während seiner Abwesen heit den leichten Dienst bei Ihrem Pa tienten."
„Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Signora", entgnete dieser, und sein Gesicht klärte sich aus. „Eine Tochter wie Sie wäre mir während meiner unberufenen Ruhezeit allerdings sehr erwünscht", setzte er mit einem Anflug von Galanterie, der ihm beinahe komisch stand, hinzu.
„Wenn ich Ihnen irgendwie angenehm sein kann, so haben Sie nur zu befehlen", antwortete Adelina. „Mein Mann macht eine Bergtour, und ich bin mit meinem kleinen Mädchen allein zurückgeblieben, so das; ich ganz frei über meine Zeit verfügen kann."
Das Anerbieten war auf so liebenswürdige Weise gemacht worden, das; der Kranke es mit aufrichtigen Dankesworten annahm, und als Adelina zu ihrer Kleinen zurnckkehrte, war sie erstaunt über sich selbst und die schnelle Sympathie, die sie dem alten Herrn näher gebracht hatte. „Wenn August hier wäre", dachte sie bei sich, „so würde er ihn vielleicht erkennen; denn ganz fremd ist er mir nicht; je mehr ich ihn sehe und höre, desto bekannter kvinmt er mir vor, und dennoch erinnere ich mich nicht, wo und wann wir einander schon getroffen haben. Oder hätte ich ihn unter den Offizieren eines Schwcizeregi- mentes bemerkt? Vielleicht. Er hat etwas Gebieterisches an sich, und das paßte zu einem alten Militär . . . auch ist seine Aussprache die mir wohlbekannte eines deutschen Schweizers . . . nun, das werde ich erfahren . . . Wo August jetzt wohl sein mag? ob er an mich denkt? jedenfalls bildet er sich nicht ein, daß ich schon Krankenwärterin geworden bin . . . was er nur dazu sagen würde?
Unter solchen und ähnlichen Gedanken vertauschte Adelina ihren Mvrgenanzug gegen ein anderes Kleid, machte sich die schönen schwarzen Haare zurecht und zog ihre Kleine an, die sich fragend nach dem Vater umsah und nicht zu fassen schien, daß, wie die Mutter ihr auseinandersetztc, er über den See gefahren sei und ans die Berge steigen werde.
Der Patient war nicht gefährlich krank und, wie der Arzt gesagt hatte, bedurfte er hauptsächtlich der Ruhe. Da er eine schlimme Nacht gehabt hatte, so schlief er während des Vormittags, und bei seinem Erwachen um die Mittagsstunde sah er Adelina mit ihrem Kinde auf den Knieen seinem Bette gegen übersetzen. Sie waren noch nicht lange dort, und die Kleine, der die Mutter im Hinweis auf den schlafenden Mann Schweigen anempfohlen hatte, saß mäuschenstill mit großen Augen da
und wagte kaum zu athmen, als ihr der Fremde schon lächelnd die Hand entgegen strcckte. Sie sah ihn immer noch verwundert an, bis sie plötzlich „Papa!" rief, schnell von dem Schovße der Mutter ans den Boden glitt und an das Kopfende des Bettes trippelte, wo sie aber plötzlich ihres Jrrthums gewahr wurde und verwirrt, mit weinerlicher Miene, den Unbekannten und dann die Mutter anstarrte. Diese war aufgestanden und dem Kinde nachgegangen, nicht wenig erstaunt, daß es einen Fremden für seinen Vater nahm, eine Verwechslung, die sonst noch nie vorgekommen war.
(Fortsetzung folgt.)
Die Audienz.
(Fortsetzung.)
Der Postdirektor schüttelte den Kopf ob dieser sonderbaren Gepflogenheit, begab sich aber in der angedeuteten Richtung nach dem Marstall. Kaum hatte er indessen einige Schritte zurückgelegt, als ihm der Kammerdiener nachgeeilt kam und fragte: „Verstehen der Herr Postdirektor Pfeife zu rauchen?"
„Allerdings!"
Vielleicht können der Herr Postdirektor auch Ringel blasen?
„Ja wohl! Ich habe es in dieser Fertigkeit sogar bis zur Meisterschaft gebracht. Aber wozu jetzt diese merkwürdige Frage?"
Der Kammerdiener hatte bei diesen Worten den Fremden wieder in den Flur- zurückgezogen und fuhr fort: „Nun, so nehmen Sic eine der hier stehenden Pfeifen und treten Sie dann ringelblasend in den Marstall. Seine Durchlaucht lieben die Kunst des Rauchringclblasens ganz außerordentlich, und der Herr Postdirektor werden sich durch seine Fertigkeit im höchsten Grade insinuiren."
Der also Angeredete prallte betroffen zurück. „Wa—a—s? Der Herr Kammerdiener scheinen brustkrank zu sein." Und dabei fuhr er mit bezeichnender Geberde mehrmals über die Stirn.
„Nein, nein! Es ist mein völliger Ernst, kenne die Gewohnheiten Seiner- Durchlaucht. Hier, geschwind, auf meine Verantwortung!"
Während dieser Rede hatte der Diener dem Postdirektor eine rasch in den Mund und in die Hand gedrückte Pfeife angezündet und schob ihn dann mit nochmaliger Mahnung zur Eile sanft wieder auf den Hof hinaus.
Da stand er nun in Gala-Uniform mit brennender Pfeife und wußte nicht,
wie ihm geschehen war. Indessen es war keine Zeit zu verlieren, bei längerer Zögerung wurde die fürstliche Gnade unfehlbar verscherzt, der Kammerdiener hatte Alles mit der ernsthaftesten Miene von der Welt vorgebracht und den Kopf konnte es ja schließlich nicht kosten. Also vorwärts, wenn auch zaghaft klopfenden Herzens nach dem Hauptthor des Mar- stalls.
Mit entblößtem Haupte, den Dreimaster unter der linken Achselhöhle, in der rechten Hand die Pfeife, trat unser Petent ein, indem er gegen eine im Hintergründe um zwei Isabellen stehende, laut streitende Gruppe von Menschen eine tiefe Verbeugung machte. Das Gespräch der Männer verstummte, und ein ältlicher Herr im Jagdcostüm mit großen Reitstiefeln und einer Reitgerte schritt finsteren Blickes aus der Gruppe dem Ankömmling entgegen. In seiner Herzcnsbedrängniß that jdieser einen kräftigen Zug aus der Pfeife, stieß drei bis vier Nauchringel, einen schöner als den andern, in die Luft und hob, nachdem er einen Wink des Fürsten bemerkt, an: „Durchlauchtigster Fürst, gnädigster Fürst und Herr!,,
(Fortsetzung folgt.)
Noch ein Mittel gegen Maul- und Klauenseuche. „DasWürtt.Wochenblatt f. Landwirthschaft" schreibt: Da gegenwärtig die Maul- und Klauenseuche beim Rindvieh so sehr verbreitet ist, dürfte es angezeigt erscheinen, ans ein Mittel aufmerksam zu machen, welches in diesem Blatte (Jahrg. 1878) schon mitgetheilt wurde. Mit einer Mischung von 90 Theilen Wasser und I Theil Karbolsäure wird die Streu bespritzt, die Klanen und untern Gelenke der kranken Thiere und das Maul bis in die Backenzähne hinein ausgepinselt. Bei Anwendung dieses Mittels nimmt die Seuche einen gelinderen und schnelleren Verlauf.
W ä t H s e c.
Ich bin ein Städtchen an dem Rhein, Bekannt durch meine Brücke,
Die — 13 Jahre wird's bald sein — Flog eines Tags in Stücke.
Ein Zeichen mehr —, ich durfte sein Manch einem schon zum Glücke,
Wenn ich, ertönend voll und rein,
Das Ohr und Herz entzücke.
L. V.
Calw. Frucht-Preise am 24. Februar 1883.
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85
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Gerste
Summe
140
146
131
15
488
60
Durchschnittspreis weniger.
23
20
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.