824

screr Armee und dem nördlichen Deutsch­land wieder hergestellt war, schrieb ich an einen Universitätsfreund, der in der Nähe jenes hannover'schen Dorfes als Arzt lebt, um mich durch ihn nach dem Schicksale des Sohnes meiner Gastfreuudin zu er­kundigen. Er lebt und verweilt zeitweilig entlassen, bei seiner Mutter, in derselben Stube, in der meine Kugel von ihm ab- gcwendet worden. Der Doktor schreibt mir, die Mutter, die er selbst besucht, habe ihm versichert, sic danke das Gluck, ihren Sohn frisch und gesund vor sich zu sehen, einem preußischen Landwchrmanue, der nicht auf ihn geschossen. Der Sohn lächelte zu dieser Behauptung: aber die Mutter bleibt unerschütterlich bei ihrem Glauben.

Der Wesen im Wotksgtauöen.

(Fo rtsetzun g.)

Wer einen Besen, den er auf der Gasse liegen sieht, nach Hause trügt, dem können nach baierischem Volksglauben die Hexen bcikommeu. In Baiern heißt es auch: Wenn Jemand über Nacht einen Besen in der Stube stehen läßt, so kann er nicht schlafen. Auch hält man es im Gegensatz zur nord- und mitteldeutschen Sitte nicht für gut alte Besen zu verbrennen. Mit dem Besen darf nach dem Volksglauben der Oberpfalz weder Tisch noch Bank ab­gekehrt werden; denn auf jedem rasten in der Samstag- (Sonnabend) Nacht die armen Seelen und wer sich auf eine mit dem Besen gereinigte Bank setzt, bekommt Blasen. In Kärnthen zog einst eine Zigeuner­bande, unter denen sich nach der Bolks- meinung viel Zauberer befinden sollen, nicht weiter, weil sie einen Besen vor einer Hausthür so angelehnt sah, daß die Kehr­seite nach oben stand. Als der Besen entfernt war, wanderten sie sichtlich er­freut ihres Weges weiter. Auch in Nie­dersachsen, z. B. Volkmarsen, war es Ge­brauch, daß der Besen quer vor die Thür gestellt wurde, wenn man aufs Feld ging. Man deutete dadurch an, daß Niemand daheim sei. Die Hausthür wurde selten verschlossen. Am sogenanntenKindes­tag" (dem Tag der unschuldigen Kindlein) binden in Baiern Knechte und Buben mehrere Besenreiser in Büschel und hauen damit die Füße herum das nennen sie kindeln" Dafür bekommen sie von diesen Bier, Schnaps, Aepfel u. dgl. Das Kindeln ist dort eine Ehre für die Frauen und geschieht, wie man sagt, daß sie nicht aus­sätzig werden. In ähnlicher Weise ist das sogenannteStiepen" (Stüpen)Stäuben in Norddeutschland zur Fastnachtszeit üblich. (Schluß folgt.)

DerDauziger Ztg." berichtet mau folgende Duellgcschichte, welche kürzlich in dem westpreußischen Städtchen Rvsen- berg spielte. Ein Beamter sah sich gc- nöthigt, einem mit mehr Lärm als Erfolg auch auf politischem Gebiet aufireteudeu Lieutenant a. D. eine Abfertigung zu Theil werden zu lassen, worauf dieser er- wiederte:Mit der Feder sind Sie mir zwar überlegen, aber ich habe zu Hause verschiedene Säbel; mit denen ich besser zu schreiben verstehe!" Der Beamte sagte:

Solch gefährliches Spielzeug sollte man vor Kindern doch sorgfältig verschließen, daß dieselben damit kein Unglück anrichteu können." Der erboste Gegner forderte nun den Beamten auf Pistolen. Ruhig sagte dieser: Ich nehme die Forderung an, jedoch stelle ich eine Bedingung. Sie wissen, ich habe Frau und Kinder, für welche ich sorgen muß. Mein jährliches Einkommen betrügt 4500 Deponiren Sie daher ein Kapital, dessen Zinsen meinem Einkommen entsprechen, und welches, sollte ich im Duell fallen, meiner Familie ausgezahlt wird. Es wären also 90 000 erforder lich."Dazu bin ich außer Stande," sagte kleinlaut der andere,denn ich besitze kein Vermögen.Ja," antwortete der Gefor­derte,dann kann aus dem Duell leider nichts werden! Wer nichts zu verlieren hat, der kann unmöglich verlangen, daß ich mich von ihm soll niederschießen lassen." Sprachs und wandte dem verblüfften Dnellsüchtigen den Rücken.

Die Dalberge. Zum ältesten Adel deutscher Nation gehört unstreitig das im 17. Jahrhundert in den Reichsfreiherren­stand erhobene Geschlecht der Dalberg, besser Dalburg. Als Ahnherrn führte die Familie selbst einen edlen Juden auf, dessen Sohn mit der zweiundzwauzigsten römischen Legion nach Worms gekommen ei und dort das Geschlecht fofftgepflanzt jabe. Der genannte Ahnherr, so behauptete die Geschichts-Chronik, sei ein naher Ver­wandter Christi gewesen, und auf dem Stammbaum der Familie steht derselbe als solcher thatsächlich aufgeführt. Ver­bürgt ist, daß eine alte würdige Dame aus Dalberg'schem Geschlecht, die zur Messe in die Liebfranen- oder Marienkirche zu Worms fahren wollte, dem Kutscher, auf seine Anfrage, einsteigend jedesmal befahl: Zu meiner Cousine in Liebsrauen! Gewiß ist, daß schon um 1002 ein Dal­berg Erzbischof von Köln war und Kaiser Heinrich II. krönte. Das Kämmerer-Amt von Worms und die Schirmvogtei über die Juden daselbst war in der Familie erblich. (Fr. Std.)

Für die Küche. Auch der besten Köchin kann es einmal passiren, daß ihr diese oder jene Speise anbrennt oder daß sie eine versalzt. Im ersteren Falle wobei vorausgesetzt wird, daß die Speise noch nicht ganz verdorben ist setzt man den Tops oder das Casserol so schnell wie möglich in ein Gefäß mit kaltem Wasser und wenn letzteres warm geworden ist, muß es wieder mit frischem Wasser ver­tauscht werden. Durch diese Manipulation löst sich das an die Wände des Topfes oder der Pfanne gebrannte Fleisch u. s. w. und wird auch den sogenannten brenz­lichen Geschmack verlieren. Sollte das Letztere jedoch nicht ganz der Fall sein, so bedecke man den Topf mit einem in frisches Wasser getauchten Tuche und be­streue dasselbe mit Salz. Auch versalzene Speisen kann man durch Bedecken derselben mit einem nassen Tuche wobei natür­lich das Bestreuen mit Salz unterbleibt wieder genießbar machen.

Kürzestes Ti sch gelt. Luther, Bugenhagen und MelanchU hatten, in wichtige Arbeiten vertief trotz Frau Küthe's wiederholtem Drüjen, das Mit­tagsessen weit hinausgesch en und waren darüber tüchtig hungrig worden.Laßt sehen", sprach der allst zn heiterem Scherz aufgelegte Hanshr, an den Tisch herantretcnd,wer vo> uns nun das kürzeste Tischgebet spreen kann!" und Hub alsbald selber an:vominu8 llesus 8ik pokus 6t 68U8!« Bgenhagen lächelte und sprach:Vit un aff äroo^ un nat, I)eu8 bsiiöäieat!" Melanchthon aber schloß ehrbar:Lenlletnw lwueckieat!" und trug den Sij davon. (Fr. Std.)

In Schmalwcser (Unterfranken) begaben sich jüngsteinige Holzhauer in den Wald um StiiE zu füllen. Plötz­lich wurden sie vo> einem Rudel von 14 Wildschweinen attgnrt, von denen sie mit ihren Aexten cei Stück erlegten, in- deß der eben dal gekommene Waldauf­seher ein Stück sckß- Im dortigen Forste legte der Schneedrck gegen 225 Bäume um.

Der Emde Häringsfang ist in diesem Jahre > ergiebig gewesen, wie noch nie. Wörend im vorigen Jahre, einem guten Fngjahre, mit 10 Schiffen 5061 t und 1»,000 Stück Störhäringe gefangen wnrdn, belief sich, nach Angabe derHansa",ver Ertrag im verflossenen Sommer undderst auf 7067 t und 83,000 Störhüringe üe von 11 Loggern gefangen wurden.

Ein , ei skr ei eher Vergleich. Napoleon - ist schon mit verschiedenen berühmten oder berüchtigten Männern der Weltgeschifie verglichen worden, alwr kein Ausspruch über den großen Corsen dünkt uns treffnder, als der, welchen Frau von Staöl gegan hat. Dieselbe nennt Napo­leon Bwaparte einmal den Robespierre zu Pferd in der That eine zutreffende Benenmng für den Erben der Revolution von 1V9.

W: ch s elw irk un g. Frau, ans einem Badecet zurückkehrend:So liebes Männ­chen , da bin ich wieder, und gesund wie der Fsch im Wasser, nicht im geringsten mehr blutarm." Mann:Das freut mich, denn hätte die Kur noch länger gedauert, dani wäre ich blutarm geworden."

Wie kommt's denn, Meier, daß Sie seit einiger Zeit Kaffee trinken, während Ihre Freu Bier trinkt? Ganz einfach. Wenn ich Bier trinke, trinke ich mehr als ein Glas, und wenn meine Frau Kaffee trinkt, trinkt sie mehr als eine Tasse; damit wir aber bei den schlechten Zeiten nicht so viel ausgeben, trink ich Kaffee und meine Frau trinkt Bier.

Allen unfern Lesern wünschen wir einen gesegneten Eintritt ins kommende Jahr!

Die Allegorie eines alten Neujahr­wunsches zeigt das Ausgangsthor des cheidenden Jahres mit einem Vorhang auf dem geschrieben steht:

Deck zu,

Latz nicht mehr sehen.

Was Böses ist geschehen!

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.