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namenloses Glück so ganz ohne Kampf erworben; ich zittere, es konnte dcßhalb nicht von Dauer sein, und doch wehe dem, der cs mir zu entreißen wagte, nur über meinen Leichnam, nur wenn die Faust todesmatt zum letzten Male gezuckt, und selbst dann noch würde das letzte Zucken der todesmatten Hand Demjenigen den ehrenvoll getragenen Degen ins Herz stoßen, der mir meine Liebe rauben wollte.

Ja, Arnold, ich, der leichtsinnige Kurt, liebe, liebe so iunig, daß ich keinen Ge­danken habe, als meine Liebe.

Aber ich merke, daß ich Dir die Hauptsache immer noch nicht geschrieben; nun denn, ich will mich bemühen, so zu schreiben, wie ich ungefähr Wallonen erzählen würde.

Mein Alter sendet mich hierher, ich finde in meiner Braut ein unschuldiges, köstliches Herz, eine Perle, einen Juwel, kurz ich finde das Göttlichste und Be­gehrungswürdigste, was je ein Mensch sich gewünscht. O, Kamerad, noch nicht genug, Achtung! salutirt! meine herzige Braut liebt mich mit ihrer reinen Seele!

Kamerad, hast Du eine Ahnung von solchem Glück?

Ja, so! ich wollte Dir ja schreiben, als wärest Du unser braver Oberst, also: Achtung! präseutirt das Gewehr!

Uebermorgen verlobe ich mich feier­lichst mit der Tochter des Majors a. D. Ritter von der Halden und Tod und Teufel, Kamerad! Du mußt dabei sein, ich verpflichte Dich darauf auf Ehrenwort.

Kurt."

Kraftlos sank Arnold von Köpper auf einen Stuhl; er dachte gar nichts, wenig­stens nichts Bestimmtes; im Chaos stürmten nur die Gedanken in ihm auf und nieder, erst nach einer Stunde war er im Stande klar zu denken. Seine Gedanken aber waren fürchterlich, oft nannte er dies den entsetzlichsten Tag seines Lebens und sprach seine Verwunderung aus, daß die maßlose Verzweiflung ihm nicht den Revolver in die Hand gegeben.

Mir schreibt also dies Weib, daß sie Kurt noch nicht gesehen, und Kurt schreibt mir, daß sie -ihm ihre Liebe gestanden! Wehe, dieses Mädchen, auf das ich Felsen gebaut, hintergeht mich auf so gemeine Art! Fort, kein Gedanke sei ihr geweiht, verflucht der Augenblick, in dem ich je noch der Meineidigen denken sollte! Kurt muß gerettet werden, wenn nicht anders durch seinen Tod; besser er stirbt durch meine Hand, als er fristet ein trost­loses Leben an der Seite eines schamlosen Weibes! Kamerad, ich komme zur Ver­lobung ;"

Arnold von Köpper war nun ruhig, aber es war die Ruhe des Todes, die ihn beherrschte. Alle Hebel setzte er in Be­wegung, um Urlaub zu erhalten, und er erhielt ihn. Schon am Abend war er in der Residenz.

Ohne sich Ruhe zu gönnen, durcheilte er noch spät die Straßen der Stadt und suchte sich einen Sekundanten, er fand denselben in dem Hauptmann Meiführ. Diesem erzählte er klar und deutlich sein Begehr, gab ihm den Brief mit, den er

bei der Abreise Kurts geschrieben und drängte dann mit Fieberhast den Haupt­mann, den jungen Grafen aufznsuchen.

Kurt war eben erst von seiner Braut heimgekehrt und wollte sich zur Ruhe be­geben, als ihm Michel den Hauptmann Meiführ meldete; war er schon über den späten Besuch an sich erstaunt, so noch mehr, als ihm der Hauptmann nach wenigen Worten den Brief Arnolds überreichte und sagte:

Ihr Kamerad, Herr von Köpper, sendet cs Ihnen!" (Fortsetzung folgt.)

Die Macht der Liebe. Im Jahr 1865 verließ der Nelson, ein amerikanisches Schiff, den Hafen von Antwerpen, um mehr als 500 Auswanderer nach New- Aork zu bringen. Der Kapitän hatte 50 Passagiere mehr ausgenommen, als er durfte, und in dem überfüllten Zwischen­deck, wo fast alle kochen, essen, wohnen und schlafen mußten, war die Luft so ver­pestet, daß eine gründliche Reinigung durch Ausräuchcrn nöthig war, wenn nicht an­steckende Krankheiten aüsbrcchen sollten. Am Morgen des 26. Juni gab Kapitän Smith den Befehl dazu; aber die noth- wendige Vorsicht wurde vergessen. Das Schiff geriet!) in Brand und alles Löschen war vergeblich. Eine unsägliche Ver­zweiflung kam iiber die sechsthalbhundert Menschen, gegen die der Tod die Flammen und Fluthen den Rachen aufsperrtc. Die einzige schwache Hoffnung stand auf die Boote, welche schnell ins Meer gelassen wurden. Das war ein Drängen und Stoßen! Alle wollten hinein, der Mann wurde von der Seite der Frau gerissen, das Kind von der Hand der Mutter. So kommt auch der junge Franz Mayer, den die Auswanderungslust aus der Hei­mat!) in Solothurn weggclockt hatte, halb wider seinen Willen in ein kleines Boot, welches von 13 Personen schwer belastet, vom brennenden Schiff abstößt. Seine Frau Anna, erst 19 Jahre alt, war zurückgeblieben. Hoffnungslos wendet sie das Äuge von ihrem Mann, den der schwache Kahn davonführt. Da liegt vor ihr ein kleines Kind, kaum 14 Tage alt, vergessen von der eigenen Mutter, die sich mit ihrem Manne gerettet hatte. Das jammerte die edle Schweizerin, die selbst ihrer ersten Entbindung entgegensah. Sie schließt das hilflose Würmlein fest in den Arm, und wie das Feuer ihr nahe kommt, da springt sie kühn in die Fluth. Glück­lich erfaßt sie eine abgerissene Schiffs­planke, rettet sich und den Findling darauf und hinaus geht's in den öden Ozean. So schwamm sie zwei volle Tage auf den hohen Wassern, nur ein Brett zwischen sich und dem Tode, ohne einen Bissen

Brod, oder einen Trunk Wasser. Aber für das kleine Wesen aus ihrem Schoß gab ihr die erfinderische Liebe ein Mittel ein. Sie erhielt es mit dem Speichel ihres Mundes am Leben. Hat das junge Weib sich des fremden Kindes erbarmt, der Herr hat ihrer auch nicht vergessen. Sie wurde endlich von dem Schiffe Mer­kurs) aus erblickt und an Bord geholt. Da sollte sie nach der ausgestandenen Noth volle Freude kosten. Ihr Mann kommt ihr entgegen, der mit 40 Unglücks­geführten hier schon Rettung gefunden. Der Merkurs) brachte sie glücklich nach der Seestadt Havre in Frankreich, wo sich mitleidige Hände der Schiffbrüchigen au- nahmcn. Der heldcnmüthigcn Schweizerin vor allem fehlte es uicht an Beweisen der Bewunderung und Liebe von Seiten der französischen und deutschen Frauen. Bald schiffte sich Anna Mayer mit ihrem Manne wieder nach Amerika ein und kam glücklich in New-Ivrk an, mit dem Kinde, das sie gerettet, und mit einem eigenen, das Ihr Gott unterwegs geschenkt hatte.

Berlin. Affen auf Reisen. Am Dienstag Abend 10 Uhr traf im Aquarium ein neuer Chimpanse ein. Eine solche Affen­reise, zumal im Winter, hat etwas auf sich und bedarf umsichtiger Vorbereitungen. Für seine Ucberführung hatte man einen Behälter hergerichtet der mit einem warmen Lager versehen und durch Verglasung gegen Zug geschützt war. Dr. Hermes selbst be­gab sich nach Hannover, um den neuen Gast von dort zu holen; als Stärkungs­mittel für denselben auf der Reise führte er ein Bündel Bananen mit sich, die bei einem Hoflieferanten Unter den Linden gekauft waren. Mit Hilfe einiger derselben war es nicht schwierig, Fritz auf diesen Namen hört der Chimpanse in den Reisebehülter zu locken. Mittelst Droschke ging es nun mit ihm zur Bahn, hier nahm ihn ein behaglich geheiztes Coupö auf, und fort ging es nach Berlin; so ge­langte der kostbare Affe ohne Schaden in das Aquarium. In dem großen Chim- panse-Käfig war für ihn ein weiches Lager bereitet, und nachdem Fritz noch einen Nachtimbiß genommen, legte er sich zur Ruhe. Fritz, der schon drei Jahre in Europa verweilt, hat sich vollständig acc- limatisirt, ist kerngesund und sehr zutrau­lich, so daß er sogar die Hand reicht; er ist zugleich ungewöhnlich stattlich, denn er mißt aufrecht mehr als einen Meter.

H» Wir bitten die HH. Wahl-

.ML Vorsteher uns das Wahl-

resnltat so bald als thunlich gef. znkommen lassen zu wollen. Wo es am Mittwoch Abend nicht möglich ist, am Donnerstag Vormittag. Die Red.

Calw. Notizen über Preis und Gewicht der verschiedenen Getreidegattungen

nach dem Schrannen-Ergebniß vom 6. Dezember 1882.

Quantum

Gattung

Gewicht per Simri

hoch

Preis per Simri

höchstes

mittleres

niederstes

ster

mittlerer

niederster

Pfd.

Pfd-

Pfd.

-4L

-4L

-4L

1 Simri

Kernen .

31

30

30

3

10

2

94

2

85

Dinkel .

20

18

16

1 .

52

1

24

96

Haber

20

19

18

1

30

1

90

Gerste

-

(Mit einer Beilage.)

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.