Bewegung. Nach erfolgtem Stopellauf fuhr der Kaiser mit dem RegierungSdampfer zur Stadt zurück und nahm sodann vor dem Denkmal Friedrichs des Großen die Parade über die Truppen ab. Sodann frühstückt« er beim kommandierenden General und folgte später einer Einladung zum Diner beim Osfizier- EorpS.

Stettin, 10. Jan. Di« Ansprache, womit Graf Bülow di« Taufe deS Doppelschraubenschnell- dampfer»Deutschland" vollzog, hatte folgenden Wortlaut:

Ew. Majestät! Meine Herren! Vor 53 Jahren, im Jahre 1847, wurde in Hamburg eine Gesellschaft begründet zum Zwecke der Eegelschiffahrt zwischen Hamburg und New Jork. Sie wurde mit einem Kapital von 450000 ^ gegründet, heute ist ihr Aktienkapital auf 65 Millionen Mark angewachsen. Der Raumgehalt ihrer Schiffe hat längst di« Zahl von 400000 TonS überschritten. Sie beschäftigt auf ihren Seedampfern, ihren Flußfahrzeugen und am Lande 9000 Personen. Im verflossenen Jahre legten ihr« Schiffe fast 4 Millionen Seemeilen zurück. Vor wenigen Wochen ist für dieselbe Gesellschaft auf derselben Werft der Reichs postdampfer Hamburg vom Stapel gelaufen, mit dem die Gesellschaft in den ReichSpost- dienst mit dem fernen Osten eingetreten ist und den sie gemeinsam mit ihrem Bremer Bruder, dem Nord­deutschen Lloyd, betreiben wird. Diese Gesellschaft, die während des btzten halben Jahrhunderts mit dem Bremer Lloyd zur größten Rhederei der Welt emporsticg, ist die Hamburg-Amerika- Linie, deren Flotte heute ein neues Sch ff einge­reiht werden soll für die Fahrt auf jener Hochstraße, deS nordatlantischen Verkehrs, die uns mit d>m be­freundeten Volke der Vereinigten Staaten Nord­amerikas verbindet. Dieses Schiff ist auf der Werft d«S Vulkans erbaut worden, der wie die Hamburg- Amerika-Linie klein begonnen hat, der heute auf seinen 7 Hellingen mit 8000 Arbeitern nicht nur unsere Marine sondern auch den Marinen der fremden Nationen alle SchiffStypen vom Torpedoboot bis zum stärksten Panzer, vom Flußschiff bis zum größten Ozeanschnelldan pfrr liefert. Das vom Vulkan er­baute Schff der Hamburg: Amerika Linie, das wir heut« seinem Element übergeben wollen, soll das mächtigste Schiff der Welt werden und soll an Schnelligkeit alle heute in Fahrt befindlichen Schiffe übertriffen. ES ist ein langer, mühsamer Weg, der von den kleinen Anfängen bis zu diesem stolzen Fahrzeug geführt hat, und wie sich die Hamburg Amerika-Lmie in immer großartiger Weis« entwickelte, wie der Stettiner Vulkan sein« Leistungsfähigkeit nuhr und mehr steigerte, so daß während dieser selben Periode das Vaterland begonnen, daS wieder zu ge­winnen, was seit den Tagen der Hansa verloren ge­gangen war. Seit dem Untergang der Hansa, die zu Grunde ging, weil das alte Reich sie nicht ge­nügend stützte und weil damals der deutsche Kaufmann keine genügend« staatliche Rück-ndeckung fand, wandte sich Deutschland von der See ab. Während dreier Jahrzehnte ging ,s uns wie dem Peter in der Fremde, dem vor der Fahrt über dcS Meer gruselte, uns, die wir «inst fremde Länder mit Kolbnien besetzt, Barbaren zur Gesittung geführt, die wir den Erdball mit unseren Faktoreien überzogen hatten. Erst al» die Nation durch unfern großen Kaiser, durch die unsterblichen Berater unseres großen Kaisers, durch die Opfer- willitzkeit und Vaterlandsliebe aller Stämme und Schichten der deutich-n Volkes die staatlich« Einheit wiederer,ungen hatte, besann sie sich wieder auf daS alte Hansowon: Mein Feld >st die W lt, und betrat sie wieder daS Ttealer de» W Itpolitck. Denn unsere gegenwäitige üderseeische Politik ist hervorgegangen auS dem giwalugen wütschafrlichen Aufschwung, der wiederum die Folge war der Schaffung des R-icheS. AIS di» deutsche Arbeit sich eine Stellung auf dem Weltmarkt erobert hatte, mußte unsere auswärtige Politik der Entfaltung der Wirtschaft! chen Kräfte folgen. Unsere heutige überseeische Politik, unsere heutig« Wrltpolitik, haben sich auS unserem wirtschaftlichen Wachstum mit Notwendigkeit ergeben. Heut« fühlen wir mehr und rrr, hr, daß ein Volk, daS sich von der See abdrängen läßt, dem Weltgetrieb« bei Seite steht, wie ein Statist, der sich im Hinter­grund« h rumdrückt, während vorne auf der Bühn« die großen Rollen agieren. Deutschland, di ssen Handel sich während der letzten vier Jahrzchnte von 3'/, Milliarden im Jahre 1860 auf 8'/, Milliarden im Jahr« 1897 gehoben hat, das seit 30 Jahren di«

Tonnage seiner Handelsmarine verfünfzehnfacht hat, da» in Handel, Verkehr und Schiffahrt an die zweite Stelle aufgerückt ist, Deutschland darf weder im wirt­schaftlichen noch politischen Wettbewerb zurückbleiben. Deutschland, das dem Meere so ungeheure Werte anvertraut hat, das längst nicht mehr nur ein Bin- nenoolk im Herzen Europas, sondern auch eine Welt­handelsmacht im Vorderteeffen der Konkurrenz ist, muß auch zur See stark genug sein, um den deut- schenFrieden, deutscheEhre und die deut­sche Wohlfart überall wahren zu können. Und wenn wir auf diesem vom Schicksal vorbezeich- neten Wege Hindernisse zu überwinden und schwierige Stellen zu passieren haben, wird uns das weder irre machen, nach nüderbeugen. Mutig, stetig und ener­gisch müssen und wollen wir dem Endziele entgegen schreiten. Und nun soll dieses schöne Schiff seinen Namen erhalten. Der Name, den das Sch ff er­halten soll, ist der Name, den auch das erste Schiff der Hamburg-Amerika-Linie getragen hat, jenes kleine Segelschiff, das am 15. Oktober 1848 von Hamburg nach New Jork mit 320 Passagieren in See stach. ES ist derjenige Name, der ron allen irdischen Namen uns der teuerste, höchst« und heiligste ist, der Name Deutschland. Ich taufe dich auf den NamenDeutsch­land". Nachdem die Schaumweinflasche am Stern des Schiffes zerschellt war, fuhr Graf Bülow fort: Segne Gott dieses Schiff, das den Namen unseres Landes trägt. Er schütze cs auf allen Fahrten. Er schütze die Freundschaft und den Verkhr zwischen unS und den Vereinigten Staaten. Er schütze die deutsche Arbeit, deutschen Fleiß und deutsche Tüchtig­keit. Er gebe uns Frieden und Eintracht im Innern, sichere Wehr, Macht und Stärke nach außen. Er schirme und segne Deutschland. Und wie dieses Schiff den anderen Sch-ffen über sein soll, so viele ihrer die Meere durchqueren, so möge immerdar für jeden Deutschen Deutschland Deutschland über Alles sein, über alles auf der Welt. Wir aber vereinigen uns in dem Rufe, der zusammenfoßt, was wir fühlen, hoffen und erstreben: Der Führer der Nation, Seine Majestät der Kaiser und König, lebe hoch!

Petersburg, 11. Jan. Die Engländer beschlagnahmten ein auf der Fahrt nach Philadelphia begriffenes russisches Lloydschiff. Der Lloyd rief die Intervention der russischen Re­gierung an.

London, 10. Jan. Der Reichspost- dampf erHerzog" ist von den britischen Be­hörden in Durban freigegeben worden.

London, 11. Jan. Daily Telegraph meldet aus Kapstadt, daß, obgleich die Hälfte der Ladung desBundeSrat" gelöscht ist, sich nichts vor­gefunden hat, was die Beschlagnahme deS Dam­pfers rechtfertigen könnte.

London, 11. Jan. Die heutigen Morgen­blätter stellen fest, daß die Kriegsoperationen augen­blicklich in ein UebcrgangSstadium getreten sind und daß wichtige Ereign ff- nicht zu erwarten sind, bevor die Verstärkungen Lord Roberts eingetroffn sind. Daily Mail drückt Besorgnis au« über den bevor­stehenden Aufstand der Holländer in der Kap-Colonie.

London» 11. Jan. Die Blätter veröffent­lichen die sensationelle Meldung, das KriegSomt werde Mußregeln von außerordentlicher Wichtigkeit tnff-n. Sämtliche Freiwilligen und sämt­liche Sprzial-CorpS sowie sämtliche Miliztruppen wer­den einberufcn. Die gesamten Streilkräfte deS König­reicks werden mobilisiert. 50,000 Mann sollen nach Südafrika entsendet werden und gleichzeitig genügend Truppen vor Händen bleiben, um einer etwaigen euro­päischen Verwicklung Widerstand leisten zu können, di« durch die Br sitznahm« der Delagoa-Bai, welch« die englische Regierung als notwendig betrachtet, ent­stehen könnten.

Heber das Gefecht bei MagerSfontein am 11. D-zmrber laufen nun briefliche Schilderungen ein. Ein Bericht derTimes" vom 14. Dez. besagt u. a.: Die ganze Hochländerbrigade, noch in Kom- paoniekolonne, sah sich p ötzüch mit Tagetanbrrrch auf 400 JardS den feindlichen Reihen gegenüber. Einen Augenblick später «in einziger Flintenschuß, dann ein Saloenfeuer, da« die Magazin« sämtlicher Buren­gewehre auf rin« Front von 500 m geleert haben muß. Unter diescm höllischen Fruer schwand jede Disziplin; die Leute liefen auseinander und ergriff-n dir Flucht, Tote, Sterbende und Verwundet« auf dem Platz zurückraff nd. Die Dunkelheit mehr als jeder

andere Schutz rettete unsere Leute vor einer zweiten Katastrophe und unter vollkommener Stille vollzogen die zerstreuten Reste der Brigade ihren Rückzug. Der Kampf nahm indes seinen Fortgang durch eine allge­meine Entfaltung der englischen Streilkräfte. Aber di« Soldaten, entmutigt, gingen nicht mehr vor. Die berittene Infanterie und di« 13. Lancier wurden einen Augenblick umzingelt und mußten sich den Rück­zug erkämpfen. Gegen 3 Uhr mittags bewirkten di« Ermattung und die Hitze in Verbindung mit dem furchtbare» Schlag, der die Truppen morgens ge­troffen hatte, daß die Hochländerbrigade sich nach und nach zurückzog. Di« Bewegung artete in -inen allge­meinen Rückzug auS, unter dem Schutz eines heftigen ArtillerirfeuerS. Dieser Rückzug, sagt der Korrespon­dent, war ein augenscheinlicher Irrtum, denn die Leute liefen dort, wo sie geschlafen hatten, keinerlei Gefahr. ES muß der Gerechtigkeit halber gesagt werden, daß sich dieser Rückzug entgegen den strikten Befehlen Lord MethuenS vollzog. Als Entschuldig­ung wird angeführt, daß die Hochländerbrigade seit dem Unglück am Morgen fast ohne Offiziere war.

lieber den Stand und die Thätigkeit des Landesverbands der Geflügelzucht- und Vogelschutzvereine in Württemberg sind einem Bericht des Vorstands, Prof. Schönleber in Ravensburg, nachsühende allgemein interessierende Mitteilungen zu entnehmen: Der Verband zählt 58 Vereine mit 7003 Mitgliedern, die als Jahres­beiträge in die einzelnen Vereinskaffen die Summe von 17 980 cinbczohlen. Neu bcigetreten sind d-m Verband im Lauf des lctzten Jahres 11 Vereine. Vom 25. bis 27. März hat in Ebingen die Landes­verbandsausstellung flattgefunden, die zahlreich beschickt war und durch die große Anzahl schöner und preis­werter Tiere einen sicheren Maßstab bildete für di« erfolgreiche Thätigkeit dcs Landesverbands. 51 Ver­eine haben Zuchtflationcn von Nutzgeflügel, auS welchen um mäßigen Preis Bruteier an jedermann abgegeben werden. Die Zahl der teils aus Mitteln der VereinSkaffe, teils auf Kosten der einzelnen Ver­ein smitglieder angcschafften Zuchtstämme beträgt 406 und zwar 302 für Hühner, 32 für Gänse und 82 für Enten; dieselben repräsentieren zusammen einen Wert von rund 15 200 Bruteier wurden im Ganzen abgegeben 45 705 Stücke und zwar Hühner­eier 37 383, Gänsener 1352 und Enteneier 7970 Stücke. Brutresultatr sind angegeben 25430 Kücken, 971 junge Gänse und 5033 Enten, im Ganzen 31424 Türe. Was den Cierver kauf anbelangt, so haben 3 Vereine (Leuiknch, Rechberghausen und Eindelfingen) Eierverkaussgenoffenschoften gegründet; dieselben setzen die Hier zu besseren Preisen ab als früher an die Händler und auf den Märkten. Andere Vereine werden diesem Beispiele folgen; auch auf Züchtung von Mastgeflügel soll künftighin mehr Bedacht genommen werden. Aber auch die Pflege und den Schutz unserer Vögel haben sich di« einzelnen Vereine deS Verbandes zum Ziele gesteckt, dadurch, daß sie entweder Echußgrlder für Raubvögel und Prämien für daS Anzeigen von Vogelfängern und Nester zerstör«« auSbezahlen, oder indem sie Nistkästen für unsere Höhlenbrüter an­bringen und die Vögel den Winter hindurch füttern. Die Auslagen an Schußgeldern für Raubvögel und an Prämien für Anzeigen von Vogelfängern betrugen im verfloffenen Jahr gegen 350 Mk; hiezu kommen aber noch die Beträge, die von Awtskorporotionen, landwirtschaftlichen Vereinen und Stadt- ur d Land­gemeinden zu diesem Zweck verausgabt wurden. Für Nistkästen wurden feilers der Vereine ausgegeben 515.40 Mark; Futterplätze für die hungernden Vögel unterhalten 39 Vereine einem Gesammtaufwand von 606 80 Mk. Tie direkten Auslagen zum Schutz und zur Pflege unserer «»heimischen Vögel betrugen also die ansehnliche Summe von 1460.78 Mk. Aus vor­stehenden Mitteilungen erhellt, daß der Landesver­band der Geflügel- und Vogelschutzvereine bestrebt ist, in uneigennütziger Weise dem allgemeinen Wohl« zu dienen. Möge er darum auch im kommenden Jahr wie sei h r die mit Dank anerkannte Unterstützung der kgl. Zentralstelle für Landwirtschaft finden und auch in Zukunft blühen und gedeihen?

Aus der guten alten Zeit. In der Noi maliensammlung deS Amtsgerichts Marbach findet sich folgender Erlaß:Eßlingen, den 20. Juni 1835. Das Direktorium deS K Gerichtshofes für den Neckar» kreis an di« Königlichen Amtsgericht« Eßlingen, Cann-