es möglich, die jungen Festtheilnehmer mit Bretzeln und Schulmaterialien aller Art zu beschenken. Zahlreiche Preise wurden als Lohn sür besondere Leistungen im Sprunge und Laus vertheilt. Biele Erheiterung bereitete der Klettcrbaum, der in kurzer Zeit seiner verlockenden Last entledigt wurde. Das ganze Fest nahm für alle Betheiligten einen erfreulichen Verlauf und war wohl geeignet, die Liebe zum Deutschen Baterlande und zu unserem württemb. Heimatlaude bei Alt und Jung zn beleben und zu stärken, unserer lieben Jugend zu zeigen, wie man auch in bescheidenen Grenzen bei regelmäßig verlaufenden Spielen recht heiter und vergnügt sein kann, endlich uns allen deutlich erkennen zu lassen, daß gymnastische Ueb- ungen auch für unsere ländliche Jugend von nicht geringem Werth sind, denn nur diese befähigen die jungen Leute, mit Vortheil und Geschick die oft schweren Arbeiten, die sie zu verrichten haben, gewandt aus- znführen. Nach froh verlebten Stunden und Absingung des Chorals „Lobe den Herrn den mächtigen König" in welchen sümmtlicheFesttheilnehmer kräftig einstimmten, erfolgte der Abmarsch vom Festplatze ins Schulhaus, von wo aus der Zug Mittags seinen Anfang nahm. Auch Diejenigen, welche das ganze Unternehmen über die Achsel ansahen, mußten zum Schluß sich sagen: „Es ist doch schön gewesen".
NlisMen.
Der Jod der Iran Aaronin.
(Fortsetzung.)
Acht Tage nach dem Schluß der Verhandlungen, die natürlich noch immer das tägliche Brvd sür die Unterhaltung in Eisenbronn waren, kam Reinhard zur gewohnten Stunde vor dem Mittagessen in das Haus seiner künftigen Schwiegermutter, um Hannchen zum Spaziergange abzuholen. Hannchen hatte sich noch immer nicht beruhigt; und es verging kein Tag, an dem sie nicht die Frage nach dem Verbleib ihres Bräutigams am Abend des 4. August wiederholte. Reinhard sah womöglich noch vergnügter aus als gewöhnlich. Seitdem der Prozeß beendet, ohne daß seine Name in demselben genannt war, hatte die einzige Wolke, die von Zeit zu Zeit über sein lustiges Gesicht dahin huschte, wiederum der Sonne des ungestörten Frohsinns weichen müssen. Auf Hannchens beständig wiederkehrende Frage, gab er jedesmal eine andere unvernünftige Antwort; und Hannchen, welche längst darauf verzichtet hatte, die Wahrheit zu erfahren, fragte auch mehr aus Gewohnheit als aus dem Drange, den Thatbcstand zu ermitteln.
„Guten Morgen Schwiegermama, guten Morgen Hannchen", grüßte Reinhard und lachte dabei, als ob diese Begrüßung außerordentlich komisch wäre.
„Nun. was hast Du denn schon wieder?" fragte Hannchen. „Hast Du wieder irgend einen Unsinn ansgcheckt?"
„Mit der Zeit wäre es wohl gerathen, etwas würdiger zu werden", versetzte die Frau Räthiu, ohne von ihrer Arbeir aufzusehen.
„Ich lache über die Dummheit der Männer, Hannchen", antwortete Reinhard seelenvergnügt, ohne dem Unwillen der Frau Räthiu, an den er gewöhnt zu sein schien, irgend welche Beachtung zu schenken. „Wirklich, die Männer sind dumm. Und die bloß Dummen sind sogar die Bevorzugten, denn sie sind gewöhnlich nicht bloß dumm, sondern dümmer. Unser
Freund Hocker-rathe einmal, was
aus ihm geworden ist?"
„Ist es denn wahr?" fragte Haun- chcu. „Ich habe auch davon munkeln hören, ich kann es aber nicht glauben. Ist es wahr, daß er mit der Schildlein das Weite gesucht hat?"
„Wenn er bloß mit ihr durchgegangcn wäre", sagte Reinhard, „so wäre ja das Malheur noch nicht groß; aberdenke Dir, Hannchen — cs ist wahrhaftig zu dumm — denke Dir: er heirathct sie! Da lies." Und mit diesen Worten reichte er ihr ein zusammengefaltetes BlattPnpier, auf welchem die kurze lakonische Anzeige stand: „Esther, Baronin von Schildlein, und Karl Hocker, Verlobte." DieVerlobungs- anzeige war nach dem Poststempel in einem ganz kleinen ungarischen Orte aus die Post gegeben.
„Nun was sagst Du dazu?" fragte Reinhard, der sich an der Ueberraschung seiner Braut weidete.
„Ich bin starr", versetzte Hannchen. „Aber wenn ich es mir überlege", fügte sie hinzu, „so ist eigentlich gar nichts dabei. Frau von Schildlein ist ja unschuldig."
„Freigesprochen, willst Du sagen! Das ist ein großer Unterschied. Nun, liebes Kind, ich kann Dir das nicht expliziren; aber Du darfst mir glauben, daß Hocker einen dumme» Streich begangen hat; denn wenn das Heirathcn an sich schon eine Thorheit ist ..."
„So", sprach gedehnt die Frau Räthin, welche jetzt zum ersten Mal von den Nadeln ihres Strickstrumpfes aufsah und ihrem zukünftigen Schwiegersöhne einen durchbohrenden Blick zuwarf. „Und das sagen Sie Ihrer zukünftigen Frau?"
„Weshalb denn nicht?" fragte Reinhard unbefangen. „An sich ist Heirathcn allerdings eine Dummheit, aber es giebt Ausnahmefülle; nicht wahr, Hannchen, und wir gehören zur Ausnahme?—Also ich sagte, wenn Heirathcn an sich schon eine Dummheit ist, so ist es geradezu Wahnsinn, sein ganzes Leben lang der Mann einer Frau zu werden, von der alle Welt sagt: Ach so, das ist Die, die in den Prozeß verwickelt war; und alle Basen und Klatschschwcstern werden hinzufügen: Etwas Wahres wird doch an der Geschichte sein! Denn dieser unausstehliche Satz ist der allerpopulärste in Deutschland. Der arme Kerl, der Hocker, thut mir leid."
„Was ist denn aus aus Herrn von Klattau geworden?" fragte Hannchen.
„Kein Mensch weiß es, man hat seine Spur verloren. Er wird in Hamburg oder Bremen aufs Schiff gestiegen sein. Dahin geht man ja immer, wenn man sonst nicht weiß, was man machen soll. Aber lassen wir jetzt Klattau und Hocker, und sprechen wir ein ernstes Wort von unserer Angelegenheit." (Fortsetzung folgt.)
Die permanente Bereitschaft der Aeuerivehren.
Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Wirksamkeit einer Feuerwehr um so erfolgreicher sein wird, je bessere Einrichtungen getroffen sind, damit die Zeit zwischen Alarmruf und Beginn derThätig- keit auf der Brandstelle auf die geringste Dauer beschränkt werde. In allen größeren Städten können in dieser Beziehung kaum noch erhöhtere Ansprüche an die Feuerwehren gestellt werden. Die Tag und ölacht im Dienst befindliche Berufsfeuerwehr verläßt nach ein bis zwei Minuten nach Eintreffen des Alarmsignals die Feuerwehrwache, ihre Fahrzeuge pas- fircn mit Sturmcseile die Straßen und binnen wenigen Minuten geht die Mannschaft zum Angriff vor. Wenn in einer Großstadt der Feuertelegraph fehlte, die Mannschaft nicht in permanenter Bereitschaft sich befände und auch die Fahrzeuge nicht zum sofortigen Abfahren bereit ständen, so würden die jährlichen Brandschäden eine ungleich grötzere Summe erreichen, als sie bei diesen, der Thätigkeit der Feuerwehren wesentlich zu Hülfe kommenden Einrichtungen betragen. Solche Einrichtungen bedingen allerdings das Vorhandensein von Berufsfeuerwehren. In Mittel- und Kleinstädten, wo des Kostenpunktes wegen die Organisation der Be- russfeuerwehren nicht möglich ist, wird man ganz selbstverständlich in Bezug auf die permanente Bereitschaft der Feuer- wehreorps sehr viel mäßigereAnforderungen zu stellen haben. Die Alarmirung der Mannschaften erfordert längere Zeit, die Mannschaften wohnen zerstreut im Orte, daher oft viel Zeit vergeht, bevor dieselben mit den Gerüchen zur Brandstelle abrücken können.
Wir haben nicht die Absicht, etwaige Vorschläge zu machen, in welcher Weise die Schlagfertigkeit eines solchen Corps weiter erhöht werden kann. Die Lösung dieserFrage ist abhängig von den lokalen Verhältnissen; besonders werden die finanziellen Verhältnisse des Ortes den Maß- stab abgeben, wie viel oder wie wenig in dieser Beziehung sich erreichen läßt. Wenn wir uns heut mit der Besprechung des obigen Themas befassen, so wollen wir uns ganz ausschließlich nur auf den Schwerpunkt der Frage beschränken.
(Fortsetzung folgt.)
(Giftige Strohhüte.) Es ist in der letzten Zeit oft vorgekommen, daß die Träger von neuen Strohhüten von einem frieselartigen Ausschlag an der Stirn, so weit sie von dem Hute bedeckt wird, befallen werden, wozu sich auch bald Kopfschmerzen und ein eigenthümliches Pochen in der Schläfengegend gesellen. Meistens werden diese Krankheitserscheinungen der Hitze oder anderen Umstünden zugeschrieben, dieselben sind indeß thatsächlich daraus zurückzuführen, daß das Futter in den neuen Hüten in diesen Fällen mit Anilinfarben gefärbt war, welche Arsenik enthalten und dadurch nachtheiligen Einfluß ausübten.
(Fr. Std.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.