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Kronik.

Deutschland.

Se. K. Hoheit der Prinz August von Württemberg kehrt Ende dieser Woche anS Wildbad nach Berlin zurück. (Krz.-Z.)

Das deutsche Kanonenboot Möve ist am Sonntag in den Suezkanal ciugclaufen; eS hat von seiner Regierung den direkten Bcsehl erhalten, mehrere deutsche Schiffe, die abwartend in Suez liegen, durch den Kanal zu begleiten.

Das Verhalten der Offiziere und Mann­schaften der deutschen Schiffe M öve und Habicht, welche die deutschen Interessen in Alexandrien und Port Said zu ver­treten haben, wird von den verschiedensten Seiten in wärmster Weise gelobt.

Der BernerBund" schreibt:Deut­sches Eisen in Oberitalien." Das deutsche Eisen, so namentlich Kesselbleche :c.. hat auf deni neuen Wege in Italien da, wo man es kennen lernte, das englische und französische, weil billiger und besser als dieses, bereits verdrängt."

lieber Ferieneolonien lesen wir in der Wes.-Ztg. Niedrig angeschlagen, befinden sich jetzt zehntausend Kinder aus fünfzig oder mehr deutschen Städten zu ihrer Kräftigung in Sommerfrischen, welche ihre Eltern nicht für sie erschwingen konnten. Es hat auch keines Gesetzes, noch weniger einer neuen Steuer bedurft, um diese un­schätzbare Wohlthat in Volksschichten hin­abgelangen zu lassen, welche selbst noch kaum daran dachten, sie für ihren Nach­wuchs zu begehren. Binnen sechs Jahren ist auf dem Wege freiwilliger Nachahmung jede Stadt über hundertausend Einwohner und viele kleinere obendrein in das Netz dieser socialen Unternehmungen eingetreten.

Karlsruhe, 1. Aug. Die stetige Abnahme der Gerichtsvollzieher-Geschäfte hat in einer Reihe von Amtsgerichts-Be­zirken des Landes eine Verminderung der Gerichtsvollzieher-Stellen nothwendig ge­macht, welche zum Theil schon erfolgt ist, znm Theil nahe bevorsteht. Für die An­wärter um Gerichtsvollzieher-Stellen wird hierdurch die Aussicht auf Anstellung sehr in die Ferne gerückt.

Karlsruhe, 2. Aug. Die heutige Strafverhandlnng gegen den der Tödtung seines Vaters angeklagten 16jäh- rigen Karl Boos von Pforzheim endigte mit dessen Freisprechung. Der Gerichts­hof nahm zu Gunsten des Angeklagten an, das; derselbe sich bei der Vertheidigung seiner Mutter gegen die rohen Angriffe von Seiten ihres Mannes im Staude der Nothwehr befand.

Pforzheim. Im verflossenen Monat Juli ertrugen die Oktroi-Abgaben 6754.08. (im gleichen Monat des letzten Jahres .sL. 6900.03.) (Pf. B.)

Am 2. August 1870.

Angriff der Franzosen auf Saar­brücken.

Am 4. August.

Erstürmung Weißenburgs und des Geißbergs.

Am 6. August.

Schlacht bei Wörth Wegnahme und Besetzung der Höhen von Spichern.

Am 7.8. August.

Rückzug der Armee Mac Mahons ins

Innere, die deutsche Armee vorwärts ohne Widerstand, Lützelburg von den Württembergern genommen. Preußische Cavallerie folgt den Franzosen auf dem Fuße. Zug gegen Metz.

Zur Feier des Gedenktages von Wörth enthält die neueste Nummer von lieber Land und Meer" eine Wieder­gabe des bekannten Schlachtenbildes von Bleib treu.

Württemberg.

Stuttgart. stNeues im Musterlager.) Von Herrn Dr. Erwin Baelz (geb. Würt- temberger in Tokio sJapan) ist eine sehr interessante Sammlung japanesischer Industrie- und Kunstprodukte in seine Heimat gesandt worden, welche von dessen Angehörigen in sehr dankenswerther Weise zur zeitweiligen Ausstellung im Alustcr- lager (Saal links vom Eingang) überlassen worden ist. Die fragliche Sammlung be­steht aus kunstvoll gearbeiteten Broncen, Basen, Email-Cloisonnö-Platten auf Me­tall, Porzellan, Steingut von hervorragen­der Schönheit, Holzschnitzereien, lackirten Holzarbeiten, verschiedenen Kurzwaaren, einer Mustcrkarte von ca. 600 Mustern sehr interessanter alter Stoffe, Stickereien, fertigen Kleidern in Battist und Seide mit reichen Stickereien in Gold und Seide, einem Bettüberwurf und zwei Kiffen in rosa Seide mit zierlicher Stickerei in sehr schöner Ausführung. Reichhaltig vertreten sind die Malereien auf Seide und Papier. Interessenten werden zur Besichtigung dieser Sammlung mit dem Bemerken ein­geladen, daß dieselbe in nächster Zeit noch durch eine weitere Sendung von Waffen und Gerüchen wird bereichert werden, wo­rüber weitere Mitthcilung erfolgen wird.

(Gewerbebl.)

Tübingen, 29. Juli. Der hiesige Hilfs- und Beschäftigungsverein ist dieser Tage durch ein Geschenk I. Maj. der Kaiserin Augusta im Betrage von 150 erfreut worden.

Aus der Stein lach, 2. August. Der gestrige, mit zwei Lokomotiven be­spannte 5 Uhr Zug führte etlich und 20 mit Vieh vom Balinger Markt beladene Wagen durch unser Thal, von denen 2 in Dußlingen abgehängt, die übrigen dem Unterland zugingen. Ein erfreulicher Beweis von starkem Handel. Zwischen den Stationen Mössingcn-Bodelshausen sprang ein Stück Vieh aus einem offenen Wagen und wurde total zermalmt, ohne daß dadurch dem Zug irgend welcher Schaden passirte. ' (S. M.)

Köngen, 31. Juli. Der Schaden, welchen das Hagelwetter den Feldge­wächsen verursachte, beläuft sich nach amt­licher Schätzung auf 313,000 nicht eingerechnet die vielen Obstbäume, die durch den Sturm zu Grunde gingen.

Gönnin gen. Das Gewitter vom 16. Juli hat die hiesige Einwohnerschaft sehr schwer heimgesucht. Nach dem nun bekannt gewordenen Ergebnis; der Scha­densabschätzung ist das mit Sommerfrüchten und Handelsgewächsen angebaute, 428 Morgen umfassende Feld total verhagelt, so das; kein Ertrag mehr geschätzt werden konnte. Da unter den Hagelbeschädigten viele arme Personen sind, die mit Sehn­sucht der Ernte entgegensahen, so ist bei denselben die Noth jetzt schon groß.

! Neuenbürg, 3. Aug. Ein seit wenigen Tagen im Gasthof zur Sonne hier weilendes Ehepaar von Stuttgart wurde heute ganz ungeahnt von einem tragischen Geschick ereilt. Nach einer in der Frühe gepflogenen kurzen Unter­haltung wurde die Frau durch ein unge­wöhnliches Röcheln ihres noch zu Bette befindliche» Mannes erschreckt; auf ihr sofortiges Hilferufen waren die Herbei­eilenden nur noch die Zeugen eines Sterbenden. Ein Herzschlag hatte ein anscheinend gesundes Leben und einen glücklichen Ehebund rasch beendet. Die Leiche wird in die Heimath überführt.

Oj Höfen, 2. Aug. Heute Mittag nach 1 Uhr ereignete sich hier ein sehr bedauer­licher jäher Unglücksfall. Der Werkführer der Lemppenau'schen Fabrik, Mechaniker Huber, ein herkulisch gebauter im besten Alter stehender Mann, war mit einigen Arbeitern beschäftigt, die Tafeln neben dem Fabrikwehr abzuheben, er glitt aus, stürzte in die hochangeschwollcne Enz, wurde von dem reißenden Strom fortgerissen und konnte trotz aller Mühe und Anstrengung erst am Wicderausfluß des Fabrikkauals in die Enz dem entfesselten Element ent­rissen werden. Alle Wiederbelebungsver­suche waren erfolglos und konnte der Arzt, welcher in kürzester Frist hier cintraf, nur den Tod kvnstatiren. Der Verunglückte, ein in seinem Beruf tüchtiger, auch bei seinen Fabrikhcrren sehr beliebter Alaun hinter- lüßt eine tiefbetrübte Wittwe und ein unmündiges Söhnchen. Der traurige Fall hat allseitige Theilnahme hervorgerusen.

Schweiz.

Am letzten Samstag wurde, wie die Str. P. schreibt, durch eine Handlung von seltener Aufopferung ein Gvtthard- zug gerettet. Als der Zug sich dem Polmengo-Tunnel näherte, fiel ein ge­waltiges Felsenstück von einer Steinwand herunter und versperrte das Geleise. Ei» Bahnwärter bemerkte es, einen Augenblick maß er die Entfernung zwischen dem Zuge und dem Hindernisse auf den Schienen, dann stürzte er todesmuthig vor und räumte die Last weg. Der Lokomotivführer er­blickte den Alaun und versuchte den Zug zum Stehen zu bringen. Vergeblich! Im Augenblicke, als der Zug an das Fels- stück zu stoßen drohte, wich letzteres, dank den übermenschlichen Anstrengungen des Bahnwärters. Der Zug sauste vorüber, Hunderte von Reisenden näherten sich den sonnigen Gefilden Italiens, Glück und Hoffnung im Herzen, ahnungslos, daß sie vor wenig Sekunden der drohendsten Le­bensgefahr entronnen. Der Retter so vieler Menschenleben aber war unter­dessen in das Land eingegangcn, von woher es keine Rückkehr mehr gibt; in Stücke zerrissen lag sein blutiger Leichnam auf den Schienen.

Ausland.

Während bezüglich der Suezkanal­frage nunmehr die Anregung internatio­naler Maßnahmen zur Sicherung der Schifffahrt durch Bestellung einer euro­päischen Kontrolkommission auf die Tages­ordnung kommen dürfte, ist die Konferenz bezüglich der sonstigen Behandlung der ägyptischen Angelegenheit durch die Schwierigkeit, auf welche die Verständigung