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seiner Schwiegermutter. Er wurde von ^ seiner Braut, Fräulein Johanne Wellncr,, ziemlich ungnädig empfangen. Die Frau Räthin erwicderte kaum den Gruß des schüchteric cintretcndcn Bräutigams. „Ein Gewitter in der Luft", sagte er leise, „sollten sie schon von den Vorgängen gestern Abend Kenntnis; erhalten haben?" — „Guten Tag, Hannchen. Wie gehts Dir denn?"
„Schlecht", versetzte das liebenswürdige Kind.
„Darf man sich nach dem Befinden der Frau Schwiegermama erkundigen?"
Die Frau Räthin, welche sich mit einem großen Strickstrumpf beschäftigte, sah flüchtig von der Arbeit auf und warf einen stechenden Blick auf den Assessor.
Reinhard stand in der Mitte der Stube. Er hielt den Hut in der Hand, schaukelte sich auf den Fußspitzen und sah unschlüssig bald nach rechts, bald nach links, als ob er nicht wisse, ob er sich setzen oder die Flucht ergreifen solle.
(Fort!etzung folgt.)
Kairo.
(Fortsetzung.)
Leider sind aber hieran die Fremden, besonders die Engländer, zum großen Theil selbst schuld, indem sie unsinnig hohe Preise bezahlen. Weiß man die Leute zu behandeln und auch nur einige Worte Arabisch zu sprechen, so kann man ganz leidlich durchkommen. Ja selbst Englisch allein genügt fast völlig, da in Kairo beinahe jeder Eselsjunge und an den Pyramiden viele der Araber cs mehr oder weniger, oft zum Erstaunen gut, sprechen. Selbst durch deutsche Laute („gut Esel") wird man aus dem Munde solcher Eselsjungen oft in komisches Erstaunen gesetzt. Der Araber ist wie der Italiener: wer am wenigsten gibt, kommt in der Regel am besten weg. Zufrieden ist er zwar auch dann selten; aber er ist es noch viel weniger bei größeren Gaben. Gibt man ihm dann eine Kleinigkeit mehr, so ist er fast stets befriedigt. Es ist vorgekommen, daß Einheimische und Engländer für die gleiche Strecke gleichzeitig der erstere ^ Franken, der letztere 2'/-- Franken bezahlten, und daß der Empfänger, der mit Franken zufrieden war, die 2Ls Franken für zu wenig erklärte und murrte. Im Allgemeinen ist der Araber leicht zu behandeln, wenn man nur erst die ganz unbegründete Angst vor seinem Geschrei, das gar nichts bedeuten will, verloren hat. Wer es versteht, mit Humor mit ihm zu verkehren, wird ihn allemal sehr hand- häblich finden. Denn Humor und Witz besitzt er sehr viel und ist dafür sehr empfänglich. Auch ist er gelehrig, von schneller Auffassung und im Durchschnitt ehrlich und anhänglich, wenn man ihn etwas dazu erzogen und ihm etwa entgegengesetzte Begriffe und Gewohnheiten ausgetricben hat. In noch höherem Grade besitzen die Nubier (Berber) diese Eigenschaft,'weshalb sie von Europäern vorzugsweise zu Haus- und Gcschästs- dicnern gewählt werden. Leider hat der Araber eine sehr schlimme Eigenschaft: er
^ist feig. Die jahrhundertelange Miß- ircgierung und Vergewaltigung, der er fast ohne Ausnahme ansgesetzt war, mag daran wesentlich Schuld tragen. Die Beduinen, welche diesem Druck niemals unterlagen, sind es keineswegs.
Wer die arabische Bevölkerung etwas näher kennen gelernt hat und wer zugleich die Verhältnisse kennt und ihren Einfluß in Anschlag bringt, wird gewiß die Ueberzeugung gewinnen, daß in diesem Volke Eigenschaften genug vorhanden sind, die eine höhere Entwicklung desselben möglich machen. Nur wird dies nur unter völlig veränderten staatlichen Verhältnissen möglich sein. Es wäre dazu auch vor Allem die Anbahnung einer sehr wichtigen Veränderung nothwcndig: daß nämlich die materiellen Zustände der niedern Bevölkerung gründlich gebessert würden.
(Fortsetzung folgt.)
(Wie entstehen Hagelschläge und wie sind sie zu verhüten?) Ueber diese ungemein wichtige Frage hat der aargauische Oberförster Rinicker unter Mitwirkung der Staatsregierung ein Werk veröffentlicht, in dem er folgende Sätze ausstellt:
1) Die Hagelwetter sind eine ortseigen- thümliche Erscheinungsform von oft weit verbreiteten Gewittern, die sich durch außerordentliche Heftigkeit sowohl der elektrischen Entladungen, als des Sturmes und des Niederschlags an Schloßen und Regen auszeichnen. Sie kommen meistens aus Südwcsten, Westen und Nordwesten.
2) Hagelschläge entstehen nicht in freier Ebene, sondern nur dann, wenn nach einer längeren Reihe heißer Tage Gewitterwolken über kahle, schlecht bewaldete Hochflächen streichen und unter der Einwirkung von Gegen- und Seitenwind über tiefen, wohl angcbantcn erhitzten Thalgründen zum Stehen gebracht werden. 3) Niemals entsteht ein Hagelwetter aus Gewittern, die über hochgelegene geschlossene Tannenwälder gestrichen sind. Je reichlicher die Einsattelung eines Gebirges, welche die Wetterwolke passiren muß. bewaldet ist, und je mehr Spitzen die vorherrschende Holzart (Tannen und Fichten sind besser als Lärchen, Kiefern und Laubhölzer) besitzt, umsomehr Elektri- eität wird den verdichteten Wassermassen entzogen und umsomehr wird das Vermögen abgeschwächt, durch weiter fortgesetzte Verdichtung Eis zu bilden. Die meisten Hagelwetter erreichen an gut geschlossenen unteren Waldbeständen ihr Ende. Ein Gewitter vom Jahr 1872 hörte auf, Schloßen zu entsenden, nachdem es über einen Tannenwald gestrichen war, und der Hagel begann erst wieder in einiger Entfernung davon. 4) Die Schloßen entstehen aus Graubelkörnern bei ihrem freien Fall durch die in Abkühlung und Verdichtung begriffenen unteren dampfhaltigen Schichten. Ihre Größe steht ungefähr im Verhältniß zur Fallhöhe. Höher gelegene Gegenden oder Punkte weisen kleine Schloßen, tiefer gelegene größere Schloßen auf. Am häufigsten sind haselnnßgroße Schloßen und entspricht dieser Größe eine Fallhöhe von 100 Metern. Wenig häufig sind die baumnußgroßen Schloßen, welche
einer Fallhöhe bis zu 200 Metern entsprechen. 5) Am heftigsten ist der den Hagelschlag begleitende Sturm in den Fällen, wo das Gewitter vom hohen Gebirgskamm her ins Thal geht. 6) Wir können wohl nie die Entstehung und den Verlauf von Regengewittern verhindern, denn diese beruhen auf einem unabänderlichen Gesetz. Aber wir können in den meisten Fällen verhindern, daß aus einem gewöhnlichen Gewitter ein Hagelwetter entsteht, sofern wir durch gute Bewaldung der Höhen, an den Hauptübergangsstellen der Gewitter für möglichst gute Elektricitäts- ausgleichung sorgen und die Kahlschlüge vermeiden.
(Optische Täuschung.) Im Walde bei Düren (Baden) hielt dieser Tage ein Handwerksbursche Siesta und hatte zum Schutze gegen die Sonnenstrahlen und Insekten den Rock über Kopf und Gesicht gebreitet. Eine des Weges kommende Frau, welche die dunkle Masse im Gebüsch bemerkte, glaubte, es kampire da ein Wildschwein, und beeilte sich, den Jagdpächter von ihrer Entdeckung in Kenntniß zu setzen. Dieser ließ sich an Ort und Stelle führen und feuerte, in demselben Glauben wie die Frau befangen, auf das vermeintliche Schwarzwild ab. In dem nächsten Augenblicke klärte ein markerschütternder Schrei den Sachverhalt ans. Die Verzweiflung des unvorsichtigen Schützen kann man sich denken. Glücklicherweise stellte sich die Verletzung des Handwcrksburschen, welchem der Schuß den Schenkel durchbohrt hatte, als keine gefährliche heraus und gibt bei der vorzüglichen Pflege, welcher der Getroffene auf dem Gehöfte des Jägers sich erfreut, Hoffnung auf baldige Heilung.
(Auf dem Militärschließplatz.) Der eben auf den Schießplatz gekommene Hauptmann fragt an einer ruhenden Äbtheilung vorübergehend: „Was ist das für Mannschaft?" — „Abgeschossene Mannschaft, Herr Hauptmann," rapportirte rasch ein diensteifriger Gefreiter. „Was?" schrie der Hauptmann in barschem Ton.
— „Mannschaft, die abgeschossen hat," verbesserte sich hierauf kleinlaut der Gefreite.
(Naiv.) „Johann, seit einer geraumen Zeit sehe ich, daß meine Hemden, im Gegensatz zur übrigen Wäsche, eine volle Woche zu spät zur Waschfrau kommen, wie geht denn das zu?" — „Entschuldigen, Herr Lieutenant, ich Hab' mir immer denkt, die Hemden sind noch so sauber, daß es Schad wär', sie in die Wäsch' zu geben, und da Hab' ich sie immer noch a' bist getragen. (Fl. Bl.)
Backfisch: Mama zankt mich immer so sehr, weil ich meine Haut von der Sonne habe verbrennen lassen.
Tante (sie unterbrechend): Haut?
— ein anständiges, gebildetes Mädchen sagt stets Teint!
Backfisch: Und es sollte der Mama doch lieber sein, wenn ich draußen im Freien mich bewege, — als wenn ich mich zu Hause auf den Bürcnteint lege. (Jll. Z.)
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.