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dabei die Bereitwilligkeit der Amtskörpcr- schast auszusprechcn, den bereits nmge- legten Beitrag vvn 12.000 cM sofort der K. Straßenbauverwaltnng zu diesem Zweck zur Verfügung zu stellen.

Neucnb ürg, 28. Mai. Ein seltenes dlaturspiel wurde im Garten des Herrn C. Mahler auf einem Zwctschgenbaume getroffen, eine ziemlich große Zwetschge und an demselben Stengel eine frische Zwetschgenblüthc.

Schweiz.

Luzern, 25. Juni. Die Betriebs- Verhältnisse der Gotthard bahn sind fortdauernd günstige. Die Züge halten die fahrplanmäßigen Zeiten mit erstaun­licher Accuratesse ein und auch der Beginn der Güterzüge spielt sich glatt ab. Was die Frequenz anlangt, so steht immer noch der Personentransit im Vordergründe, namentlich derjenige, welchen die Tages­schnellzüge aus dem Süden vermitteln, indem dieselben stets 7 11 wohlbcsetzte Wagen über den Berg brachten, alles Reisende erster und zweiter Klaffe. Das italienische Element fängt auch an, Tou­ristenvolk zu werden: dann kamen viele italienische Händler hichcr mit Geflügel, Gemüse, Südfrüchten. Cameen, Corallen w., für welche sic hier Käufer finden. Ganz bedeutend ist der große Transit von Italien nach England.

Ausland.

Die Pariser Schustergescllen, die seit drei Wochen den Strike erklärt haben, haben eine Petition an den Ge­meinderath von Paris gerichtet, um eine halbe Million Unterstützung zu verlangen, damit sie den Strike fortsctzen können.

Die Trib. bringt ans Konstantinvpel die wichtige Mittheilung, daß in letzter Confercnz-Sitzung seitens aller Mächte die Zusicherung crtheilt wurde, sich jeden isolirten Vorgehens in Aegypten während der Dauer der Conferenz zu enthalten, ausgenommen den Fall, daß die Sicher­heit der europäischen Bevölkerung bedroht wäre. Es ist demnach die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daß allseitige Verständigung niit Einschluß der Pforte erzielt wird.

London, 28. Juni. Meldung der Times" aus Alexandrien vom heu­tigen: Gestern machten sich drohende Symptome einer neuen besonders gegen die Engländer gerichteten Bewegung be­merkbar. Die Angcsammelten wurden von den Soldaten zerstreut; die Posten sind heute verdoppelt worden.

New-Jork, 19. Juni. Aus den westlichen Staaten werden schreckliche Wirbelstürme gemeldet. Die halbe Stadt Grinnel, in Iowa, ist zerstört worden, und man glaubt, daß 70 Per­sonen dabei ihren Tod fanden. Die ans Central - Iowa erwarteten Verlustlisten dürften die Anzahl der Opfer auf über 200 bringen, während sehr viele Personen ernstlich verletzt wurden. Während des Orkans wurde in Iowa ein Eiscnbahn- zug vom Geleise geweht, wobei zwei Bahnbcamte getödtet wurden.

Wie entsetzlich die Pocken und die Blattern in Griechenland um sich greifen, erhellt aus dem Umstand, daß in Tripolitza der Epidemie wegen die Assisen geschlossen werden mußten, bevor sie noch ihre sämmt- lichen Prozesse zu expediren vermochten.

Miszellen.

Lin Gottesgericht.

Cliüforinsche Geschichte.

(Schluß.)

Als ich dies sagte, richtete ich meine Blicke auf den Mann, den ich im Ver­dacht hatte. Niemals in meinem Leben sah ich ein so jammervolles und gespenstiges Gesicht, noch ein solches Ringen, die äußere Ruhe zu bewahren.

Das Ei machte jetzt unter den An­wesenden die Runde. Einige ergriffen es mit feierlichem Ernste, Andere leicht, als wäre es ein bloßes Spiel. Einige wurden etwas blaß, Andere lachten dabei. Es ging aber vvn Hand zu Hand weiter und kam dem Manne, für den cs be­stimmt war, immer näher. Ich konnte bereits wahrnehmen, daß er heftig zitterte und daß seine Lippen weiß wurden.

Es ist jetzt an Ihnen!" sagte ich in kaltem, strengem Tone.

An mir?" antwortete er todtcnbleich und mit einem Versuch zu lächeln. Warum warum soll soll ich cs nehmen? Der arme Wilson war mein mein Freund."

Erproben Sic es jetzt," sagte ich. Aller Augen sind auf Sie gerichtet, und beweisen Ihre Unschuld, wenn Sic können."

Er warf einen schnellen Blick um sich. Er sah in der That Aller Augen mit Blicken des erwachenden Verdachtes aus sich gerichtet. Er machte einen ver­zweifelten Versuch, ruhig zu erscheinen, athmctc wie Einer, der ersticken will, und ergriff das verhüngnißvolle Ei; es zer­brach in seiner krampfhaft zitternden Hand und übergoß diese mit Blut.

Ein Ausruf des Erstaunens ließ sich unter den Anwesenden vernehmen und ein Schrei der Verzweiflung entwand sich den Lippen des Elenden, welcher auf seine Kniec niedersinkend die Worte aus- stieß:O Gott der Gnade, vergib mir! Ich habe ihn ermordet seines GoldeS, seines Goldes wegen. O verfluchtes Gold! O Gott des Himmels, vergib mir!"

Und wie Biele vor ihm? fragte ich.

Drei, drei! O Gott der Gnade, ver­gib mir!"

Ein Wuthschrci ließ sich vernehmen. Der Elende wurde ergriffen, fast in Stücke zerrissen und fortgcschleppt. In weniger als zehn Minuten hatte man ihn an dem nächsten Baum aufgehängt.

Ich will nur noch hinzufügen, daß ich das Ei, weil ich ihn für schuldig hielt und in der Erwartung, daß er es in seiner abergläubischen Furcht zerdrücken werde, vorher mit rother Farbe gefüllt hatte. Die Goldgräber boten mir die für die Entdeckung des Mörders ansge­setzte Belohnung an, ich schlug sie über­aus. Ich hatte nur den einen Zweck: Gerechtigkeit zu erlangen und diesen hatte ich erreicht.

Aer Tod der Irau Aaronin.

Die Lichter waren bald niedergebrannt. Die Hitze in dem kleinen Cabinct war fast unerträglich. Scherben von Cham­pagnergläsern lagen auf dem Tische. Es mochte gegen drei Uhr Nachts sein. Die

Köpfe der Zecher und Zecherinncn waren sehr erhitzt; die kleine Rose, oder Mademoiselle Rosa, wie sie auf dem Zettel hieß, war eingeschlafen mit dem Glase in der Hand, die klebrigen lärmten und tobten durcheinander.

Ich versichere Dich, ich habe sie im Laufe des Abends in der Nähe des Cur- hanscs gesehen," rief der junge Herr von Dambach, und indem er sich an seine Nachbarin wandte, setzte er hinzu: Mariechen, erinnerst Du Dich nicht des lang aufgeschossenen Frauenzimmers, das uns über den Weg lief, als wir aus dem Spielsaal kamen?"

Mariechen gähnte.

Und ich versichere Dich," antwortete Cnrt von Klattau,daß Du Dich irrst."

Mit Deiner Versicherung ist nichts gethan, lieber Freund, da steht Behauptung gegen Behauptung."

Cnrt war offenbar sehr erregt. Er stürzte noch ein Glas Sect hinunter und sagte:Kurz und gut, ich will von der Sache nichts mehr hören, und Du er­weisest mir einen Gefallen, wenn Du darüber schweigst. Wäre ich nicht hier Dein Gast, so würde ich cs mir gerade­zu verbitten."

Und wärst Du nicht mein Gast," er- wicderte Dambach,so würde ich Dir er­klären, daß ich nicht gewohnt bin, in dem Tone mit mir sprechen zu lassen. Was zum Teufel fährt Dir denn durch den Sinn? Und glaubst Du, daß Du mit mir sprechen kannst, wie mit Deiner Frau? Was ich gesehen habe, habe ich gesehen, und was ich sagen will, darüber entscheide ich. Ich sage also und wiederhole: ich habe Esther Schild, oder, da sie jetzt ge­adelt ist, die Baronin von Schildlein, heute Nachmittag mit eigenen Augen hier in Eiscnbronn gesehen. Ob sie hierher ge­kommen ist, um mit Dir eine zarte Ver­bindung wieder anzuknüpfen, weiß ich nicht, daß sie aber hier ist, weiß ich, und der dichte Schleier, den sic über ihr Ge­sicht gezogen hatte, hat mir gegenüber wenigstens seinen Zweck vollständig ver­fehlt."

Cnrt bebte vor Zorn, welcher durch den Sect noch wesentlich erhöht sein mochte.Unsere frühere Kameradschaft", rief er, während er die Serviette in der Faust zusammenballtc,bewahrt Dich vor­der Zurechtweisung, die Dir eigentlich gebührte."

Oh! ho!" ries Dambach dazwischen und sprang vom Stuhle auf.

Cnrt wiederholte energisch:Nur das allein! Daß Du Dir hcrausnimmst, hier, in dieser Gesellschaft, vvn meiner Frau zu sprechen, daß Du Dinge behauptest, die unrichtig sind, sein müssen, daß Du vvnzarten Verhältnissen" stichelst das, mein wcrther Herr, ist so unbegreif­lich tactloS, daß, mir der Ausdruck dafür in der anständigen Sprache, die ich bei Dir leider Gottes vermisse, fehlt."

Der Lieutenant Dambach änderte seine Physiognomie plötzlich in auffallcnder Wcise. Er setzte seinen Kneifer ans, be­mühte sich zn lächeln und sagte, während er den Cigarrcnrauch vor sich hinblies: Du scheinst nicht ganz wohl zn sein. Wenn Dirdiese Gesellschaft", über die Du so verächtlich sprichst, nicht behagt,