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Neuenbürg.

Gcschjjstsverlcgung k Gmpfehlmlß.

Bon heute an betreibe ich in dem Carl Mahler'- scheu Hause, vormals Ernst Lutz, mein seither imDeutschen Kaiser" betriebenes Geschäft nn-

__ verändert sort. Meinen bisherigen geehrten

Kunden, Gönnern und Freunden für ihren gütigen Zuspruch bestens dankend, bitte ich um freundliche Fortsetzung desselben, wobei ich insbesondere meine

Wirtschaft und Bäckerei

mit der Zusicherung guter und sorgfältiger Bedienung ergebenst empfehle.

Den 27. Mai 1882.

MldkIM ÜLAMLM,

zum deutschen Kaiser.

Schwann, 29. Mai 1882.

To-es-An?eige.

Theilnchmenden Verwandten und Freunden geben wir betrübt die Nachricht von dem nach kürzerem Leiden heute Vormittag erfolgten Hinscheiden unseres lieben Mannes, Vaters, Schwiegervaters und Großvaters

tiiäiviK kr. kerueck,

Grmrindtpflegers hier,

der im Alter von 77 Jahren sanft entschlafen ist.

Wir bitten um stille Theilnahme.

Die trauernden Hinterbliebenen. Beendigung:

Mittwoch Mittag 1 Uhr.

Deutschland.

Berlin, 25. Mai. Die preußische Kriegsverwaltung hat bei Mauser in Oberndorf a. N. 2000 Stück Repetir- Gewehre bestellt; größere Aufträge stehen in Aussicht.

Nach den neuesten Uebersichten gibt die Stadtgemeinde Frankfurt jährlich 1,500,000 -4L für ihr Schulwesen aus, also das dreifache wie Stuttgart. Der Staat trügt zu den Kosten noch gar nichts bei, und auch das längst angeregte zweite Gymnasium, welches auf Staatskosten er­richtet werden sollte, ist noch nicht bewilligt.

Nach Privatnachrichten, die der Trib. aus der Pfalz zugingen, sollte die Ab­haltung des Hambacher Festes, welches am Pfingstmontag im Saalbau zu Neu­stadt a. d. H. stattfinden und bei welchem Reichstagsabgeordneter Karl Mayer die Festrede Hallen sollte, durch das Bezirks­amt auf Grund des Svcialistengesetzes ver­boten werden.

Offenburg, 22. März. Das Tages­gespräch bildet heute ein Ercigniß, das den alten Ben Akiba wohl Lügen strafen dürfte. Die Legende weiß zwar zu er­zählen, daß im Lande Kanaan Milch und Honig floß; wenn ich dagegen sage, daß heute durch die lange Straße Offenburgs Wein floß, so beruht das auf Wahrheit, wenn immer das WortWein" nicht im strengen Sinne des Hofraths Neßler aus Karlsruhe aufzufassen ist. lieber 400 Hektoliter Kunstwein des hiesigen Wein- händlcrS M. Kahn, welche laut gericht­lichen Urtheils für gesundheitsschädlich er­

kannt wurden, wanderten aus dem finstern Verließ durch ein Pumpwerk gehoben an das Tageslicht. In der Straßenrinne ergoß sich ein Bach des geistigen Geträn­kes, um sich mit den Wassern des Gc- werbekanals zu verbinden. Schon vor Sonnenaufgang hatte das Schauspiel be­gonnen und erst gegen Abend war der letzte Tropfen ausgewandert. Als in der Frühe der RufWein, Wein" durch die Straßen ertönte, konnte man sehen, wie Kinder und arme Leute mit den verschie­denartigsten Schöpf- und Transportappara­ten herbeieilten, um denWein" aus der Rinne aufzufangen und im Eilschritt nach Hause zu tragen. Ein Milchhändler aus der Umgebung füllte seine sämmtlichen Kannen mit dem edlen Naß. Da wurde die gestrenge Hermandad rcquirirt und den Bemühungen dreier Gensdarmen und eines Schutzmannes gelang es, die Menge von dem Weinstrom fern zu halten.

M üllhei m, 23. Mai. Der gestrige Weinmarkt war mit 91 Nummern be­schickt, hauptsächlich 1874er bis 1881er. Die neuen Weine waren durchschnittlich recht gut und variirten im Preise von 30 bis 40 Mark. Trotz dieses billigen Ansatzes wurden ganz wenig Käufe abge­schlossen und machte sich überhaupt eine große Unlust im Weingeschäste bemerkbar.

Württemberg.

Vom 1. k. Mts. an werden in Cann­statt, Eßlingen, Hcilbronn und Wildbad nach Wien und von Stuttgart nach Linz anstatt der seitherigen über Simbach lau­tenden Schnellzugsbillete I. und II. Klasse solche über Salzburg (gemäß der Sommerfahrplan-Drdnungi ausgegeben.

Vom 1. Juni ds. Js. an, an welchem Tage der Fahrplan der K. württ. Eisen­bahnen für den Sommerdienst 1882 in Wirksamkeit tritt, kommen zufolge Ent­schließung des K. Ministeriums der aus­wärtigen Angelegenheiten, Abtheilung für die Verkehrsanstaltcu, die Postverbindungen des Landes in der Weise und mit den Kurszeiten zur Ausführung, welche in der neu im Druck ausgegebcnenliebersicht der K. württ. Postverbindungen vvm 1. Juni 1882" an enthalten sind.

Diese Postverbindungs-Uebersicht wird an jedem Postschalter angeschlagen und kann von den Postanstalten um 20 Pfg. bezogen werden.

Nach derselben kommen u. A. neu zur Ausführung:

vom 1. Juni bis 30. Sept. l. I. je einschließlich:

zweite tägliche Personenpostfahrten zwi­schen Gern S b a ch und S ch ö n m ü u - zach über Weisenbach und Forbach;

vom 1. Juni bis 15. Sept. l. I. je einschließlich:

je zweite tägliche Personenpostfahrten zwischen Ettlingen und H e r r e n - alb über Marxzell und zwischen Herren alb und Neuenbürg über Marxzell;

tägliche Personenpostfahrten zwischen Gernsbach und Herrenalb über Loffenau, wogegen ebensolange die täglichen Postbotenfahrten zwischen Gernsbach nnd Herrenalb über Loffe­nau unterbleiben, und

zweite und dritte tägliche Personenpost- fahrten zwischen Ort und Eisenbahn­station Tein ach.

Die Art der Benützung der Eisenbahu- züge zur Postbeförderung ist aus der lithographirten Skizze derK. württ. Eisen­bahnpostkurse für den Sommerdienst 1882" ersichtlich, welche von den Postanstalten um 10 Pfg. bezogen werden kann.

Am 26. Mai wurde von der evange­lischen Oberschulbehörde die III. Volks- schulstellc in Calw dem Schullehrer Den gl er in Loffenau, Vez. Neuenbürg, übertragen.

Bei der im Februar und April vor- genvmmenen niederen Postdienstprüfung sind zu Bekleidung der in der K. Ver­ordnung vom 9. Febr. 1853 genannten Stellen für befähigt erkannt worden:

Hahd, Friedr. Wilhelm von Calw,

Mehl. Ernst Julius Herrmann von Loffenau z. Z. in Conweiler,

Walter, Christ. Friedr. von Calmbach,

Weis, Gustav Fr. von Dürrmenz.

Stuttgart, 27. Mai. Von der Er­öffnung der Gotthardbahn sind die Herren Ministerpräsident v. Mittnacht, Präsident v. Böhm, sowie Oberfinanzrath v. Wrede gestern Nachmittag 3 Ilhr mitttelst des Züricher Schnellzugs über Böblingen, Abends Obcrbanrath v. Morlok über Friedrichshafcn-Plochingen wieder hier ein­getroffen. Eine größere Anzahl nord­deutscher Gäste vvm Eröffnungssest hat mit Benützung des gleichen Zugs wie die erstgenannten Herren unsere Stadt passirt.

Hcilbronn, 25. Mai. Am 23. ds. kam daS SchiffKönig Karl von Würt­temberg" von seiner ersten Reise nach I Holland hier an, nachdem es die Fahrt