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Württemberg.
Stuttgart, 30. April. Ihre Kgl. Hoh. die Frau Prinzessin Wilhelm von Württemberg, geb. Prinzessin zu Wal- deck-Pyrmvnt ist, nachdem AllerhöchstDie- selbe vorgestern von einer todten Prinzessin entbunden worden war, heute früh 6 Uhr ans Villa Marienwahl bei Ludwigsburg nach schwerem Kampfe entschlafen. — Die ganze Königl. Familie, insbesondere der schwergeprüfte Gemahl der Dahingeschiedenen, Prinz Wilhelm Königl. Hoheit und dessen Durchlauchtigste Mutter, Ihre Kgl. Hoheit die Prinzessin Friedrich von Württemberg, sind durch dieses so erschütternd rasch eingctretcne Ereigniß in die tiefste Trauer versetzt worden. (St.-Anz.)
Der Todeskampf der Prinzessin war schwer. Gegen 5 Uhr Morgens befahl sie, ihr Töchterchcu, die 4jährige Prinzessin Pauline zu wecken. Sie nahm zärtlichen Abschied von derselben, wie von dem Prinzen, der verzweifelnd an dem Sterbelager der heißgeliebten Gattin stand; sie sprach ihm noch tröstende Worte zu und hauchte gegen 6 Uhr ihre reine Seele aus.
Ein Telegramm, das in der Nacht vom Samstag zum Sonntag um 3 Uhr an die Königin hier eintraf, lautete: „Wenn Gott nicht hilft, Alles verloren." — Auf die Kunde von der Katastrophe fuhr die Königin in Begleitung der Frau Herzogin Wera um 9 Uhr Vormittags nach Marienwahl, wo sich auch Prinz Weimar bald einfand. Die Begegnung der Mitglieder des Königshauses an der Stätte der Trauer war, wie sich leicht vorstellen läßt, eine herzerschütternde. Ueber eine Stunde verweilten dieselben bei dem tiefgebeugten jungen Wittwer, der von der Aufregung und dem Schmerz der letzten Tage selbst unwohl ist. — Von allen Kanzeln der Stadt wurde gestern die Trauerbotschaft verkündet. Die Eltern der hohen Verblichenen, der Fürst und die Fürstin Waldeck-Pyrmont, welche nach den Vermählungsfeierlichkeiten in Windsor noch in London verweilten, haben, wie wir hören, unverzüglich von dort die Reise hierher angetreten und treffen heute hier, beziehungsweise in Ludwigsburg, ein. — Eine zarte Rücksicht auf ihre Schwester Heleue, welche ihre Vermählung feierte, war die Ursache, daß man erst am Samstag Abend von der bedenklichen Wendung, welche die Krankheit nahm, telegraphischen Bericht nach London erstattete. (N. T.)
Stuttgart, 1. Mai. Nach telegraphischen Nachrichten aus Rom ist Seine Majestät der König durch die Kunde von dem jähen Hintritt Seiner Nichte, der Frau Prinzessin Wilhelm von Württemberg, aufs Tiefste erschüttert worden und lediglich die Rücksicht auf Seine Gesundheit, für welche ein allzu rascher Klimawechsel von den nachtheiligsten Folgen sein könnte, haben Seine Majestät abgchalten, sofort hierher zurückzukehren.
(St.-Anz.) .
Stuttgart, 1. Mai. Aus Anlaß des Ablebens der Frau Prinzessin Wilhelm haben sich die bürgerlichen Kollegien heute zu einer außerordentlichen Sitzung versammelt und nach einer Ansprache des
Oberbürgermeisters, in welcher derselbe den Gefühlen des tiefsten Schmerzes über den herben Verlust warmen Ausdruck gab, beschlossen: an Se. Majestät den König mit Ihrer Majestät der Königin, an Sc. Königl. Hoheit den Prinzen Wilhelm und an Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich Beileids-Adressen zu richten. (St.-Anz.)
Auf die Nachricht von dem Ableben I. K. Hoh. der Frau Prinzessin Wilhelm hat Ministerpräsident v. Mittnacht als Minister des Königl. Hauses Berlin sofort verlassen und ist heute früh hier angekommen. (S. M.)
Stuttgart, 30. April. Wegen Ablebens Ihrer Königl. Hoh. der Frau Prinzessin Wilhelm von Württemberg ist Hoftrauer von heute auf vier Wochen, die erste Hälfte in dritter, die zweite in vierter Abstufung der Hoftrauer-Ordnung, ange- ordnct worden. K. Ober-Hofrath.
Stuttgart, 2. Mai. Seine Königl. Hoh. der Herzog von Albany, Prinz von Großbritannien, trifft heute ein um der Beisetzung zugleich als Abgesandter Ihrer Majestät der Königin Viktoria, beizuwohnen. — Der Erbprinz von Baden wird ebenfalls erwartet.
Stuttgart, 1. Mai. Seitens des Kgl. Oberhofraths sind die Anordnungen in Betreff der Beisetzung der irdischen Ueberreste Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Marie von Württemberg, geb. Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont, getroffen worden. Nachmittags 4 Uhr zieht eine Compagnie Infanterie als Ehrenwache vor der Villa auf. — Um 5 Uhr wird in der Villa durch den Garnisonsprediger Schweizer von Ludwigsburg ein kurzer Trauergottesdienst gehalten, wozu sich diejenigen dort versammeln, welche an dem Leichenzuge zu Wagen Theil nehmen werden. Nach diesem Trauergottesdienste wird der Sarg durch die Dienerschaft S. K. H. des Prinzen Wilhelm auf den Leichenwagen getragen. Sodann setzt sich der Zug in Bewegung. — Bei der Aufstellung um die Gruft schließt sich der Zug den hohen Leidtragenden an. — Nach einer Grabrede des Oberhofpredigers Prälaten Dr. v. Gerok wird der Sarg unter Trauergesang in die Gruft versenkt. Nach der Versenkung wird die Feier mit einem Gebete geschlossen.
Rom, 30. April. Seine Majestät der König wurde durch die aus Ludwigsburg eingetroffenc Nachricht von der unglücklichen Entbindung Ihrer Königl. Hoh. der Frau Prinzessin Wilhelm von Württemberg tief ergriffen und hat sofort Ihren Königl. Hoh. Seine innige Thcilnahme ausgesprochen. — Aus Anlaß der bevorstehenden Abreise Seiner Maj. von Rom fand gestern bei Ihren Maj. dem König und der Königin von Italien ein größeres Diner statt, zu welchem auch die Angehörigen des K. Gefolges geladen waren. In der vergangenen Woche machten Se. Maj. Ausflüge nach dem Tivoli, sowie nach Genzano, Albano und Frascati. Gestern empfing der König den Besuch des vormaligen Khedive von Egypten Ismail Pascha, welcher gegenwärtig hier lebt und vorgestern denjenigen des Kar- dinalsekrctärs Jacobini. Am nächsten Mittwoch gedenken Se. Maj. von hier abzu
reisen, um sich über die Riviera zunächst an den Genfer See zu begeben und von da nach Stuttgart zurückzukehrcn.
Cannstatt, 1. Mai. Die vorzüglichsten und erfrischendsten Bäder des ganzen THalbcckeus sind bekanntlich die sog. Sulzbädcr in der Nähe des hiesigen Bahnhofs; gegenwärtig werden an denselben die nöthigen Reparaturen vvrge- nommen, um sie mit Beginn der Saison — 15. Mai —zum allgemeinen Gebrauch fertig zu stellen.
Wildbad, 1. Mai. Mit dem heutigen Tag hat unsere Badcsaisvn begonnen. In das Programm des ersten Konzerts unseres Kurorchesters hat Kapellmeister Kühner einen von ihm kom- ponirten Marsch, „Neu-Wildbad", ausgenommen. Und mit allem Recht kann man von einem Neu-Wildbad sprechen, denn nach Vollendung der König Karlstraße im vorigen Jahre ist die Korrektion der Hauptstraße genehmigt und diesen Winter in Angriff genommen worden. Dieselbe sieht ihrer Vollendung im Laufe dieses Monats entgegen. Das holperige Pflaster ist nun ganz entfernt; für Fußgänger und solche Kurgäste, die Fahrscssel benützen, ist durch bequeme Trottoirs aufs Beste gesorgt; eine Wasserleitung führt unser gutes Schwarzwaldwasser in alle Stadttheile und die neue Kanalisation wird bewirken, daß auch in den heigesten Sommertagen nichts von unangenehmen Dünsten zu verspüren ist. In dem sog. Pfarrgarten erbaute der Staat ein neues, für Einzelbäder bestimmtes Gebäude, wodurch vielen Wünschen entsprochen worden ist. Hoffen wir, daß ein recht zahlreicher Besuch unseres Bades für die gebrachten Opfer entschädige. (S. M.)
Ausland.
Dem Czas zufolge sind aus Warschau bisher 2100 Juden ausgewandert. Eine dort stattgehabte Versammlung von Rabbinern aus den Städten Kongrcßpolens hat sich für die Auswanderung nach Palästina erklärt.
Paris, 29. April. Ueber den Ucbcr- fall einer französischen wissenschaftlichen Expedition wird der „Agence Havas" aus Oran gemeldet: Zwei Compagnien der Fremdenlegion begleiteten unter dem Com- mandanten de Castries eine telegraphische Recognoscirungs - Abthcilung mit einem Lebensmitteltransport für zwei Tage. Dieselben wurden bei Tigri von 6000 von ihren Frauen begleiteten Fußgängern und 1800 Reitern angegriffen. Die Kompagnien kämpften heldcnmüthig, tödtctcn mehrere Hundert der Angreifer und behaupteten das Kampffcld, mußten aber, da die Begleitungsmannschaften des Transports geflohen waren, letzteren verlassen. Ihr Verlust besteht in 37 Todten und 30 Verwundeten.
MisjeUcn.
Lin Glückskind.
(Fortsetzung.)
Etwas verlegen erhob ich mich und stammelte ungefähr: „Habe ich die Ehre, den Herrn Baron von Linden zu sprechen?"
„Den Baron von Linden höchstselbst," lautete die Antwort, „nebst seinen Söhnen