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Die Feier der Erinnerung an den Geburtstag Friede. Fröbel'S vor 100 Jahren ist am Freitag in allen größeren Städten mit deutscher Bevölkerung gefeiert worden. In Berlin und Wien wohl am meisten. Die Neue sr. Presse wirft einen Rückblick auf das Werden und Gedeihen des Fröbelwerks: „Fröbel ist emporgewachsen im Thüringcrwalde und wurde als Schüler Fichte's und Pestalozzi's ausgebildet. Nachdem er in den Befreiungskriegen seiner patriotischen Pflicht als Lützow'scher Jäger Genüge gethan, begann er die Reform des Erziehungswerkes und eröffnet«.' sein Institut. Die Geschichte seines Lebens ist die Geschichte eines Kampfes für die schönsten Ideen. Ihm galt es, die Kindersinne zu beschäftigen, in der Beschäftigung zu unterhalten, dem Unterrichte eine erziehliche Vorstufe zu geben, die Anlagen zu wecken, der Kiu- desseele eine harmonische Bildung zu biete». Die Bewahranstalten standen lange seiner Schöpfung entgegen, allgemach verwandelten sie sich überall in Kindergärten, wo Lied und Erzählung mit Spiel und Formenarbeit wechseln.
Württemberg.
Stuttgart, 21. April, lieber die im kommenden Herbste zu haltenden Kriegsübungen erführt der Schw. Merk, vorläufig folgendes Nähere: Es ist die Alb zwilchen Blaubeureu-Urach, welche für die Divisionen zunächst die Grenzscheide bildet. Die Detachementsübuugeu der 27. Division finden statt im Terrain Ulm-Blau- beuren; die Detachementsübungen der 26. Division werden sich auSdehnen im Terrain Tübingen-Rottcnburg-Herrcnberg und wer- dcn sich über Urach auf die Höhe der Alb ziehen. Die Divisionsübungen werden sich aus der Alb abspielen und es dürfte ein Kvrpsmanöver in der Umgebung von Münsingen den Schluß bilden.
Stuttgart, 22. April. Am heutigen Vormittag fand die feierliche Uebergabe des neuen Neckarwasserwcrks statt.
Freuden st a d t. Vor einigen Tagen verbrannten in dem zum Forst Altensteig gehörigen Staatswald Washalde, Göttel- singer Markung, ca. 30 Morgen Wald und Culturfläche, wobei auch Hrn. Keppler von Calmbach ca. 14 Morgen Hochwald zu Grunde gingen. Entstehung unvorsichtiges Reisverbrennen. (Gr.)
Die „Kreiszeitung" in Reutlingen berichtet : Am Abend des Charfrcitags wurde der 16jährige Sohn eines Gemcinderaths von Bronn weil er auf der Reutlinger Straße in der Nähe des Schaufelhardt am Ende des Tannenwaldes, von einem Unbekannten, welcher aus dem Walde herauskam, angerufen. Der junge Mensch trat auf wiederholte Aufforderung näher und wurde von dem Manne gefragt: Ob er recht zuhauen könne? Als er dies bejahte, entledigte sich der Fremde seiner Beinkleider und forderte den jungen Menschen auf, ihn so lange zu schlagen, bis er blute. Dieser entsprach willig diesem Wunsche und konnte bald berichten, daß das Blut fließe; da aber die Hiebe alle wagrecht saßen, so erhielt er den weiteren Auftrag, solche auch in senkrechter Richtung aufzumessen,
ausgeführt wurde. Als sodann daS Blut j Gedächtnisse nach irgend einer Unvorsich- aus den kreuzweis geschlagenen Hiebwnn- tigkeit zu suchen, die er vielleicht vor den floß, war der sonderbare Heilige zu- Jahren im Gespräche begangen, wenn er
frieden, bedankte sich anfs freundlichste bei seinem Prügelmeister und belohnte ihn mit einem Geldstück. Was den Menschen veranlaßte, sich in solcher Weise züchtigen zu lassen, vermögen wir nicht zu sagen.
In der Schüser'schen Kunstmühle in Vaihingen ist fast das ganze Müller- personal wegen beträchtlicher Unterschleife verhaftet worden; auch der flüchtige Obermüller ist jetzt festgenommen.
Bon einer Mordthat in Schönegründ (s. a. Nr. 60 d. Blts.) soll keine Rede sein, die Sache sich vielmehr anders verhalten.
Neuenbürg, 24. April. Ein mit Epilepsie behafteter, zunächst von Wildbad kommender Stromer wurde gestern Nachmittag auf dem Marktplatze fallsüchtig, waS einen Auflauf veranlaßte. Aus dem Weg zum Kraukenhause, wohin der Unglückliche verbracht wurde, erlitt er noch mehrere epileptische Anfälle.
Calmbach, 24. April. Das Wild'- bader Quintett gab gestern — »och vor Beginn der Saison in Wildbad — im Gasthaus zum Hirsch hier ein Concert mit trefflichem Programm, das mit bekannter Präcision durchgeführt wurde. Die Betheiligung war der Sache entsprechend, eine zahlreiche.
A u s l a n d.
London, 20. April. In Irland folgt jetzt ein Agrarmvrd dem anderen.
Petersburg, 20. April. Der Re- gierungsauzeigcr" veröffentlicht einen Kaiserlichen Befehl, der Militärpersonen verbietet, öffentlich politische Reden zu halten oder öffentliche Kritik zu üben, da dies dem Geiste der Disziplin widerspreche.
Krakau, 20. April. Warschauer Berichten zufolge sind durch die Judenverfolgungen in Südrußlaud mehr als 30,000 Juden obdachlos geworden, darunter Viele, die sehr wohlhabend waren.
Miszellen.
Zur Geschichte der Inquisition.
(Skizze aus der Feder Eugen Pellelans.) (Fortsetzung.)
Auf den leisesten Verdacht, auf die Anzeige eines Feindes hin verfügte die Inquisition die Verhaftung des Schuldigen. Sofort floh die Menge mit Schrecken von ihm, seine Name ward verflucht, sein Haus geschlossen. Gesenkten Hauptes, im Voraus der Schmach geweiht, betrat er das Gefängniß. Die Inquisition nahm dem Eintretenden sein Geld ab und behielt in im Verborgenen. Nachdem man ihn der vorbereitenden Qual der Einsamkeit unterworfen, führt man ihn zum Verhör. Der Richter, das Haupt von der Kapuze verhüllt, richtete eine einzige Frage an ihn: „Du bist schuldig, bekenne Dein Verbrechen und das Gericht wird Dir Deine Reue anrechnen." Niemals sagte der Inquisitor, um welches Verbrechen es sich handelte, wann, wie und wo cs begangen , , > worden sein sollte, so daß dem armen Ge-
was bereitwilligst lfangenen nichts ührig blieb, als in seinem
sie nicht fand sie zu errathen, und wenn er sie nicht errieth, zu sterben. Denn Werdas wahre oder falsche Verbrechen, dessen er angeklagt war, leugnete/ der galt als unbußfertig und verstockt und ward ohne Gnade dem Scheiterhaufen überliefert.
Die vage Formel der Frage war der Anklage ungemein förderlich. Oft begegnete cs, daß der Angeklagte Dinge bekannte, von denen die Inquisition nichts gewußt hatte und dann auf sein Bekenut- niß hin zu langem Kerker vernrtheilt ward. So wenig, wie den Grund der Anklagc erfuhr er den Namen des Anklägers. Er durfte keine Konfrontation mit diesem fordern und die Anklage nicht durch ein Zeugniß entkräften, denn das Gericht nahm nur Belastnngs- nie aber Entlastungszengen an. Nie bekam der Angeklagte Rechtsgründc zu hören oder Akten zu sehen, denn der Codex der Inquisition sagt ausdrücklich: „Man muß mit Klugheit verfahren und den Thatbe- staud der Anklage geschickt verbergen."
(Fortletzung folgt.)
Die ersten Tabakraucher in Kuropa.
(Schluß.)
Walter Raleigh brachte von seiner Reise nach Virginien im Jahre 1513 den Tabak mit zurück nach England und schmauchte wohlgemut!) sein Pfeifchen bei Hofe im Beisein der Königin Elisabeth. Es scheint nicht, daß diese Fürstin etwas Böses oder- gar eine Teufelei darin gesehen hat, wenn die folgende Anekdote wahr ist: Eines Tages unterhielt sie sich mit Raleigh über die wunderbaren Eigenschaften des Tabaks und er behauptete scherzend, daß er dieselben bereits so genau untersucht habe, daß er sogar im Stande sei, das Gewicht des Rauches anzugeben. Dies schien der Königin doch unglaublich. Raleigh pro- ponirte eine Wette und Elisabeth nahm sie an. Er wog darauf sorgfältig eine kleine Quantität Tabak, stopfte seine Pfeife damit, rauchte sie aus und wog dann die Asche. Die Differenz im Gewichte, erklärte er, sei das Gewicht des Rauches. Die Königin fand diesen Einfall recht sinnreich, bezahlte die verwetteten Goldstücke und sagte lächelnd: „Ich habe wohl von Alchimisten gehört, die Gold in Rauch verwandeln, aber Raleigh ist der Erste, welcher aus Rauch Gold zu machen weiß." — Ihr Nachfolger Jakob I. war dagegen der wüthendste Feind des Tabaks und viele andere gekrönte Häupter und Regierungen meinten ebenfalls, es sei ein Teufelskraut. Aber die Tabakspfeife überstand siegreich jede Verfolgung. Man würde erschrecken vor dem Resultat, wenn man berechnen wollte, wie viele Millionen Thaler seit 300 Jahren im Tabaksrauch aufgegaugem sind.
Frankfurter Coursr vom 21. April 1882.
Geldsorten.
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Englische Souvereig»-:- Ruß. Imperiales .
Dukaten.
Dollars i» Gold . .
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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