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lichem Aeußeren, aber von trübsinnigem Wesen, erzeugt durch Zurücksetzung in seiner militärischen Lansbahn und durch unbe­friedigten Ehrgeiz. Die friedliche Atmo­sphäre dieser stillen Häuslichkeit schien jedoch einen sehr wohlthätigen Einfluß aus das Genrüth des in seinem Stolze ge­kränkten Mannes zu üben. Er faßte Neigung zu dem jungen Mädchen, welches der Abgott des Hauses und der Liebling des ganzen Dorfes war. Sic besaß auch alle Reize der Jugend und Unschuld und versprach das innere und äußere Glück zu gewähren, welches Tugend und Reich- thümer verleihen können. Diese letzteren waren namentlich geeignet, einen Mann auzuzichen, dessen Hauptstrcbeu immer aus Erlangung eines ausgezeichneten Ran­ges gerichtet gewesen und der bisher durch widrige Umstände daran verhindert wor­den war.

(Fortsetzung folgt.)

Die Bewohnbarkeit der Maneten.

Wenn wir in einer klaren Winternacht zum Sternenhimmel aufschaucn, kommt uns unwillkürlich die Frage, ob denn alle die Tausende sichtbarer und die zahllosen Millionen nur für daS Fernrohr erkenn­barer oder in Nebel vcrschwimmendcr Welten nur ein tvdter Schmuck sein können, ob unsere Erde, dieses verschwindende Staubkorn im unendlichen All, allein das Vorrecht besitzen kann, Wohnsitz und Tum­melplatz lebender Organismen, Erziehnngs- stätte denkender Wesen zu sein. Dichter und Denker aller Zeiten haben sich mit dieser Frage beschäftigt, aber nur mit Phantasicgebilden vermochten sie die fernen Welten zu bevölkern, von denen die Mvnd- bcwvhuer sünfzehnmal verständiger als wir und mit noch einigen Sinnen mehr begabt sein sollten, bis zum Ariost, der uns in einein Thale ans dem Blonde nach nnserm Tode die Ideen und Bilder aller Dinge, die uns auf Erden umgeben, wieder finden läßt und bis zu Bernhardin de St. Pierre, der uns das paradiesische Leben der VcnuSbewohncr schildert. Aber sollte denn nicht die heutige Astronomie, die mit Hilfe des Fernrohrs doch so tief in die Himmeltzräume eingedrungcn ist, der das Spektroskop sogar Kunde von der stofflichen Natur ferner Welten bringt, uns etwas Besseres als jene Träume der Philosophen und Dichter bieten können? Wir könnten allenfalls darauf verzichten, von dem Leben ans jenen fernen Fix­sternen etwas wissen zu wollen, die trotz aller vergrößernden Kraft des Fernrohrs nur blitzende Punkte bleiben, wenngleich sie in Wirklichkeit selbst unsere Sonne noch weit an Größe übertreffen und vvn zahlreicheren Planeten als sie umgeben sein mögen. Aber wenigstens von unser« nächsten Nachbarn, von den Genossen unserer Erde im gemeinsamen Weltentanze, vvn den Planeten sollten wir doch er­warten dürfen, etwas Gewisseres in Be­treff ihrer Bewvhntheit zu erfahren. Un­mittelbar freilich Bewohner dieser Welten oder nur deren Werke zu sehen, hat selbst das Fernrohr trotz aller Vervollkomm­nung deu Astronomen noch nicht in den Stand gesetzt. (Fortsetzung folgt.)

Ter liebe Augustin.

In der letzten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts lebte in Wien ein Spiel- inann, mit seinem Vornamen schlechtweg Augustin genannt, dessen frische und fröhliche Gcigenstückc in der lebenslustigen Kaiserstadt ebenso beliebt waren als nach­mals die melodischen Tanzweisen eines Strauß und Lanner. Jedermann kannte deu lustigen Fiedler Augustin, dessen Geige bei keiner Hochzeit, bei keinem fröh­lichen Feste fehlen durfte. Aber alle Welt kannte auch den Durst seiner wasserscheuen Kehle, dem er alles Baare und Blanke, das er mit seiner SpielmannSkunst ver­diente, zum Opfer brachte. Eines schönen Abends war nun Augustin, wie gewöhn­lich, mit frohen Gesellen in einer Vor- stadtkueipc bei Spiel, Gesang und Becher­klang so lustig gewesen, daß dabei die drohende Türkeuuoth und die in der Stadt grausam wüthcnde Pestilenz ganz vergessen wurde. Als der Wirth den lustigen Brüdern um Mitternacht Feier­abend entbot, reichte Augustins Baarschaft nicht aus, die Zeche zu bezahlen, und er sah sich genöthigt, seinen Rock als Pfand zurückzulassen. Ohne Hut und Rock, nur mit seiner Geige unter dem Arme, wankte der schwer Taumelnde in Hemdsärmeln nach seiner entlegenen Wohnung. Aber er hatte in der stürmischen Herbstnacht den richtigen Weg verfehlt und war schließlich auf seinem Jrrpsade in eine große Grube gerathen, in welcher die Pcstleichen verscharrt wurden. Der weiche Sand, auf den er gefallen war, hatte ihn und merkwürdigerweise auch sein Instru­ment vor Beschädigung geschützt. Als er aus der Betäubung deS Schreckens ziem­lich ernüchtert erwachte und sich durch Hernmtappen überzeugte, daß aus der steil abfallenden Pestgrnft kein Entrinnen möglich sei, griff er wie ein echter Spiel­mann zu seiner Trösterin, der Geige. Trotz seiner verzweifelten Lage spielte er auf derselben eine lustige Weise, zu der er mit wehmuthsvollem Bänkelsängertenor ein improvisirtes Liedchen sang:

Ach, du lieber Augustin, Altes ist weg,

Rock ist weg, Stock ist weg,

Augustin liegt im Dreck,

Ach, du lieber Augustin, Alles ist weg!

Spiel und Sang wurden seine Ret­tung. Einige früh Morgens zufällig Vorübergehende vernahmen mit Erstaunen die rührend lustigen Klänge und entrissen den Verunglückten dem sicheren Verderben. DieNvth- und Hilss-Aria" aber wurde durch diese Geschichte allgemein beliebt und durfte fortan auf keinem Wiener Tanzboden fehlen.

(Unverhoffte Jagdbeute.j Mit einem jungen Herrn «tust teelru. war ich im Juni v. I. im Jagdrevier. Derselbe führte zum ersten Male eine Flinte. Auf einem frisch bestellten Felde saßen hinter einem Roggenschlage zwei Wildtauben. Vor dem bestellten Felde war ein kleiner, mit hand­langer Luzerne bestandener Streifen Land. Der neue Jäger hatte cs ans die Tauben abgesehen, schlich durch den Roggen ge­deckt heran, zielte lange und schoß. Die Tauben flogen davon. Dennoch lief er nach dem verlassenen Aesnngsfelde der­

selben und kam triumphirend mit zwei Stücken Federwild zu mir. Schon von Weitem sah ich das Unglück, denn es waren Rebhühner, Hahn und Henne. Meine Anrede stürzte den jungen Nimrod aus allen Himmeln, denn er hielt die Hühner für Tauben, hatte zu kurz ge­schossen und die in der Luzerne, durch unser Vorbeisahren sich geduckt habende» Hühner nicht gesehen, wohl aber beide geschossen. Ein seltener, wenn auch zu dieser Jahreszeit sehr unliebsamer Schuß, nach Tauben zu schießen und Rebhühner zu erlegen. (Jll. Jagdztg.)

(Wanzen.) ES tauchen in deu öffentlichen Blättern wieder verschiedene Mittel gegen Wanzen auf, deren Anwen­dung theilweise umständlich, und welche anderseits nicht stets und überall zur Hand sind, während das rothe doppelchrom­saure Kali ein billiges ich Pfd. ca. 60 Pf.), reinliches, überall zu habendes, sicher wirkendes Mittel und die Anwendung desselben sehr einfach ist. Bettstellen und Möbel werden mit einer Auflösung des­selben (ca. 7 Gramm pro Liter) begossen, während es bei den Wänden entweder unter der Tünche oder unter deu Kleister beim Tapezieren gemischt wird. Die Wanzen verschwinden hiernach größten- thcils sofort und der Ueberrest nach und nach ganz.

Straßen Pflaster aus Stahl und Eisen empfiehlt sich als besonders zweckmäßig für den Belag von Brücken mit hölzernen Fahrbahnen, als Belag von Centesimal- waagcu, Pflasterung von Ein- und Durch­fahrten, Hofrüumen, Verladungsplätzen und Rampen, Magazinen rc. Diese neue Verwendung von Stahl und Eisen ver­dient die vollste Aufmerksamkeit der Stra- ßcnbautechniker.

(Beruhigung.) A.:Ich sag' Dir nur so viel: wenn ich annehm, was meine Jagdkarte kostet, was ich auf der Jagd verzehre, was ich an Kleidern und Stiefeln ruinir' und im Geschäft versäume, dann kommt mich ein jeder Has', den ich schieße, auf mindestens 20 Mark zu stehen!" B.:Da kannst Du nur Gott danken, daß Du so wenig triffst!" (Fl. Bl.)

(Gerechtfertigter Durst.)Woher kommt denn das, Herr Lehrer, daß Sic beständig einen so immensen Durst haben?" Soll ich keinen Durst haben, wenn meine Schul­buben wie die Häringe auf einander gcpropft sitzen?!" (Fl. Bl.)

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Redaktion des Hnzthäter.

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