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nimmermehr nach Gröbstedt. Der mag sich varsehen, daß er ganzbeinig wieder ans Gröbstedt geht." In diesem Tvne ging's sort. Martchen hörte ihn nicht weiter an. Sie ging und ließ ihn stehen.

Zobel Adam, ganz aufgebracht und in Sorge, daß ihm Martchen entgehen könne, schwur sich, Alles aufzubieten, um Braun aus dem Felde zu schlagen.

Am selben Tage noch schickte der Bür­germeister nach Braun und verlangte BraunsPapiere," um ihn, wenn auch nicht des Landes, so doch aus Gröbstedt zu verweisen. Wir brauchen uns nicht über diesen Polizeieifer zu wundern, wenn wir erfahren, daß der Bürgermeister ein Schwager von Zobel ist. Die Papiere waren in bester Ordnung. Dieser Keil also zog nicht.

Inzwischen war Jahrmarkt in Vacha, wohin hergebrachter Weise ganz Gröbstedt wanderte, wenn auch nur um sich etliche Kurze" und bei dieser Gelegenheit eine Welle" zu kaufen. Dasjunge Volk" von Gröbstedt fehlte dort natürlich nicht und auch Martchen mit Braun waren zugegen. Zobel Adam nestelte sich an Martchen, nannte sie seine Braut und fragte alle Finger lang, ob er ihr dieß oder das kaufen solle. Martchen fihlug's aus; ließ sich aber von Braun einen schönensei­denen Lappen" kaufen. Zobel Adam wurde darüber braun vor Zorn und ver­langte, daß Martchen mit ihm heimgehen solle.

Mir gefällt's hier lange gut," sagte sie und ging nicht mit ihm. Er ging allein weg.

Als cs dunkeln wollte, begab sich auch Braun mit Martchen auf den Heimweg.

Wir verheimlichten es gern, müssen's aber an dieser Stelle doch gestehen, daß Preußen, das im ganzen Feldzuge gesiegt hatte, heute in der Person des Braun schmählich geschlagen wurde und noch dazu mit Knüppeln, wie sie der Wald bot. Das Treffen fand statt im Walde vor Gröbstedt. Die Uebermacht war zu groß. Braun mußte flüchten, was auch seine Begleiterinnen gethan hatten. Daß Zobel Adam dieseLeibwäsche" angcstellt und eingeseift hatte, lag auf der Hand.

Martchen gab's ihm am andern Mor­gen geradezu Schuld und betheuerte, daß sic ihn nicht wieder angucken werde. Braun reiste aber auch am andern Morgen ab und zwar nach Erfurt, wahrscheinlich um seinen Rücken durch diese Festung zu decken.

(Fortsetzung sogt..)

Das Kebrau des Kinnnets.

(Eine ÄasstegcsMtc von Ir. Ä. E. AWec)

(Fortsetzung.)

Daß der Kaffee, da er in Paris war, nun auch nach allen andern Ländern kam, versteht sich von selbst, denn die große Seine-Babylon ist nun einmal seit Jahr­hunderten die Herrscherin der Blöde, deren wahnsinnigste Extravaganzen die Welt meist entzückend findet, wenn sie eben dem Seineufer ihren Ursprung danken. In England soll sich der Kaffee im Jahre

1652 zuerst gefunden haben, indem ein verschrieb er'eine tüchtige Einreibe und Kaufmann, Edwards, der nach dem Mor-j überreichte dem Arbeiter das Recept; hier

genlande handelte, einige Säcke dieser I Alter, damit reibe er sich tüchtig zwei

Frucht und einen griechischen Bedienten Namens Panyva, der sich auf das Kaffee­kochen verstand, mitbrachte. Andere Er­zähler berichten, Edwards habe eine schöne junge Sclavin mitgebracht, was allerdings romantischer sein würde. Kurz und gut, der Kaffee gefiel dem braven John Bull, die lieben Freunde und Anverwandte machten bei Onkel Edwards fleißige Kaffee­visiten, so daß dem Biedermanne, der sein Hausfast in eine Accise verwandelt" sah, das Treiben endlich zu bunt wurde. Die Freunde konnte er nicht gut an die Lust setzen, also that er es dem Diener an und gab diesem die Erlanbniß, öffent­lich Kaffee zu schänken. Die poetischeren Autoren sagen, Edwards habe seiner nied liehen Selavin die Freiheit gegeben, ihr einen Mann verschafft, was damals leichter war als heutzutage und Hütte dem Ehe­paar ein Kaffeehaus eingerichtet. Dies war das erste londoner Kaffeehaus in St. Michaels Alley, Cornhill, dort, wo jetzt das Virginia Coffeehouse steht. Im londoner Jntelligenzblatt, im Advertiser, vom 25. Mai 1657 lautete ein Inserat: In Bartholomew-Lane, hinter der alten Bank, kann man das Getränk, Kaffee ge­nannt, haben und zwar Morgens und um drei Uhr Nachmittags." 1660 wurde schon Steuer vom Kaffee erhoben und 1663 ließ Karl II. die Kaffeehäuser schließen,weil solche von übelgesinnten Leuten errichtet würden, um die königliche Regierung zu verunglimpfen," aber nun verloren die Kaffeetrinker die Geduld; sie drohten mit offener Rebellion und der schlaue König mußte schleunigst sein Ver­bot wieder zurücknehmen.

Deutschland lernte den Kaffee um 1670 kennen und in Berlin hatte man ihn 1675 bereits bei Hofe. Die backhändl- berühmte Kaiserstadt Wien bekam ihn 1683 bei Gelegenheit der Belagerung durch die Türken. Sobiesky, König von Polen, entsetzte bekanntlich die Stadt und einer seiner tapferen Soldaten Namens Kulcicky schlug mehrere Muselmänner allein in die Flucht, drang in ein Zelt und fand und nahm dort einige Säcke mi^-Zlaffeebohnen. Der Kaiser forderte den Pvlen^aps, sich eine Gnade zu er­bitten, er suchte um die Erlaubniß nach, seinen Kaffee in Wien verkaufen zu dürfen und dieses Gesuch wurde gewährt. Kulcicky richtete ein Kaffeehaus ein, starb als stein­reicher Mann, die Municipalitüt bestimmte, daß künftig jedes neu zu eröffnende Kaffee­haus des Polen Büste in seinen Räumen aufstellen sollte undCafe Kulcicky," das Rendezvous der Polen in Wien, bestand vor wenigen Jahren, vermuthlich auch heute noch.

(Fortsetzung folgt.)

Eine wunderbare Kur.

Vor kurzer Zeit kam ein armer Stein­klopfer hinkend in das Consultations- zimmer eines Wundarztes, wies sein arg verrenktes Bein hin und bat um Hilfe.

Der Wundarzt, ein freundlicher alter Herr, besah sich den Schaden genau, und nachdem er gefühlt daß nichts' gebrochen,

bis dreimal täglich ein, halte sich ein paar Tage zuhaus und in einer Woche kann er ja wieder mal mit herankommen, wenn's noch nicht besser ist; nein, nein, kostet Nichts, geht nur und thut wie ich geheißen.

Der arme Mann ergriff seinen Stock und entfernte sich mit vielen Danksag­ungen, so gut als möglich, unterdrückte nur mühsam die quälenden Schmerzen und machte anderen Leidensgenossen Platz.

Nach neun Tagen kommt der Stein­klopfer wieder zum Arzt, und überreicht strahlenden Gesichtes ein Stückchen, ein beschmutztes, fettiges Papier, auf dem aber noch einige Schriftzeichen zu be­merken waren.

Schön guten Tag, Herr Doktor, da bin ich wieder auf den Beinen und danke auch noch tausendmal für das gute Mittel; damit überreicht er das zerriebene Pa­pierstückchen.

Na, was soll denn das? frug der Arzt, wozu bringt Ihr das Recept wieder mit?

Nun sehen Sic Herr Doktor, ich habe mit dem Papier genau wie Sie sagten, dreimal, auch manchen Tag viermal so tüchtig eingerieben, daß ich mich nur wundere, wie das Papier es ausgehalten, sehen Sie nur mal, es ist ganz weich ge­worden ; aber ich dachte, vielleicht braucht es der Herr Doktor wieder einmal für einen Anderen, und da wollt' ich's doch wiederbringen, und mich noch recht sehr schön bedanken! Geholfen hat es, Herr Doktor, wer es nicht glaubt, den schicken Sie nur zu mir, ich kanns beschwören, so ein Papier ist mir noch nicht vorge­kommen! Der geheilte Patient entfernte sich mit tausend Dank, der Doktor aber schüttelte sich vor Lachen.

Wie Manchem würde das Einreiben mit dem Recept besser bekommen sein, als das Schlucken des Medicamentes.

Gegen die Mäuse in Scheunen und auf Schüttböden wendet ein Ge­treidehändler in Saaz mit bestem Erfolge die wilde Kamille an. Er umlegt mit derselben vor der Ernte die Bansen der Scheune, bestreut mit ihr ringsum den Schüttbvden, und seitdem dies geschehen, sind die Mäuse spurlos verschwunden.

Das Auffrischen der Farbe an gestrichenen Th üren, Meublesu. s. w. geschieht nach dem Oberlausitzer Ge­werbeblatt sehr einfach durch ein Gemisch von '/, Pfund Firniß und '/» Kanne 90grüdigen Alkohol, dieses Gemisch wird mittels eines wollenen Lappens auf die aufzusrischenden Flüchen aufgetragen.

Rechenaufgabe.

Ein Vater ist jetzt gerade 26 Jahre älter als sein Sohn. Vor 14 Jahren war er 7*/- mal so alt als sein Sohn. Wie alt sind beide?

GulvkurS der Staatrkaffenverwaltung

vom 23. März 1882. 20-Frankenstücke . . . 16 ^ 14 ^

Anzeigen für das Sonntagsölalt

werden sich je Freitags spätestens 5 Uhr Abends erbeten.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.