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könne, und werden auch andere ängst­licher Gemächer laut, welche befürchten, Rußland könnte am Ende bis hinter die Dwina zurückgedrängt werden.

St. Petersburg, 20. Febr. Der Regierungsbote" wird morgen einen Ar­tikel veröffentlichen, welcher erklärt, daß die Politik der russischen Regierung durch private Aeußerungen" in keiner Weise engagirt werde. Die Politik der russischen Regierung bleibe eine friedliche und stütze sich auf die Verträge.

Miszellen.

Aer Krieg in Hröbstedt.

Humoristische Dorfgeschichte aus dem preußischen Feldzuge 1866.

(Von N- unter der Linde.)

(Fortsetzung.)

Also unser Reimer trat heraus. Er hustete nach seiner Gewohnheit einige Mal auf. Dieß war heute, am Sonntage, ein Signal; denn wir sehen den gegenüber­wohnenden Bauer Zobel erst an's Fenster und dann heraus unter die Linde zu Reimer treten. Auch dieser war eine Art Original. Die Kleidung Zobels war dem Kulturstande Gröbstedts mehr angepaßt, d. h. er trug lange Hose und Stiefeln. Dagegen erschien er nie in Hemdärmeln, stets in einer Jacke, die mit thalergroßen, hellglänzenden Metallkuöpfen besetzt war und in einer Tuchmütze mit großem Schirme. Vom rechten Mundwinkel herab hing unveränderlich seine kurze, hölzerne Pfeife, die nie kalt wurde. Die Spitze derselben war singerdick mit Faden um­wickelt, um die Zähne zu schonen, die aber schon lange, in Papier gewickelt, im Tischbeikasten eingesargt waren. Beide Männer setzten sich auf den Stein unter Reimers Fenster in den Schatten der Linde.

Zobel: 's Mittagsbrod 'nein? Reimer: Ja, Gevattersmann; aber der Appetit vergeht mir.

Zobel: Seid Ihr krank?

Reimer: Das nicht; aber mein Knecht, der alte Hänner ist mir krank ge­worden; alle Leute sagen, daß mein Görg auch nocheingekleidet" würde, und die viele Arbeit!

Zobel: Geht mir's anders? Muß ich nicht auch gewärtig sein, daß mein Adameingezogen" wird? Aber ich bin nicht ängstlich, 's hat schon lange vom Kriege gemunkelt; 's wird doch nichts daraus.

Reimer: Der Postbot hat mir aber ge­sagt, 's würde wohl losgehen.

Zobel: Ach was! Die Potentaten haben's Geld jetzt auch nicht übrig; die werden sich wahren. Und wer soll denn Krieg machen? 's ist ja alles eine Freund­schaft!

Reimer: Werden Verwandte nicht'un­eins? Denk' doch, wie mir der Teich­müller aufgeseffen ist, weil ich seinem Sohne mein Martchen abgeschlagen habe!

Zobel: Was ist's mit dem? Da sind Andere da. Wenn nur mein Adam

Schwätzt Ihr mit '«ander!" unter­brachen zwei hinzukommcnde Bauern das

Gespräch, und setzten sich Reimer und Zobel gegenüber auf einen Ackerpflug.

Ja,"' hieß es und das wichtige Ge­spräch war abgebrochen. Dagegen wurde nun politisirt und dargethan, daß der Preuß' rüste und der Oesterrcicher. Aber der Preuß' traue dem Franzos' nicht und scheue sich, anzufangen. Wenn nur der Bismarck erst weg wäre; der sei an Allem schuld. Es sei eine Sünd' und Schande, was der ein Geldspiel dnrchbrächte mit dem Militär. Hagegörg hingegen meinte, es müsse 'mal anders werden. Es sei keine Liebe und Eintracht mehr unter den Menschen und die Habsucht nehme über­hand. Erst gestern habe ihm der Gasseu- sritz ein Paar Ochsen wcggekanst, um die er schon lange gehandelt habe. Der Branntwein sei fast nicht mehr zu bezahlen und diearbeitsamen" Leute könnten nicht satt kriegen.

Das Gespräch wurde immer lebendiger, aber plötzlich unterbrochen durch den her­zutretenden Gensdarm, der nach Zobel und Reimer fragte. Er händigte jedem ein Papier ein und fügte hinzu, daß Georg Reimer und Adam Zobel gleich mit ihm gehen könnten, da sie sich sofort in der Garnison zu stellen hätten; denn die Truppen rückten noch diese Nacht aus, um Mainz zu besetzen. Dem alten Reimer blieben bei dieser Nachricht die Finger mit der Prise vor der Nase halten und der alte Zobel nahm die Pfeife aus dem Munde, die dießmal wirklich kalt wurde. Der ganze Kricgsrath ging erschreckt aus­einander. Eine halbe Stunde später ging Reimer Görg und Zobel Adam mit dem Gensdarmen, den Stock in der Hand, aus dem Orte; aber diesmal ohne einenSüßen" oderReinen." Der alte Reimer folgte ihnen, in seinen Mantel gehüllt und mit dem Regendache aus dem Kopf hinten­drein.

(Fortsetzung folgt.)

Aeuersgefaßr in Schuten.

(Schluß.)

ImFreib. Anz." wurde vor mehreren Monaten vorgcschlagen, in den Schulen eine Uebung einzuführen, die den Zweck verfolge, bei einem in der Nähe des Schul­gebäudes oder in dem Gebäude selbst aus­brechenden Schadenfeuer die Kinder in fester Disciplin, ruhig, geordnet und darum schnell und sicher aus den Stuben und Häusern zu führen. Die Hebungen sollten erst in einzelnen Klassenzimmern, daun in mehreren, dann in ganzen Stock­werken und endlich im ganzen Schulhaus vorgenommen werden; man sollte sich dabei zunächst denken, es handle sich nur um das schnelle Entleeren ohne drohende Gefahr, später solle man die Gefahr näher und endlich sehr nahe denken. Bei ent­fernter (gedachter) Gefahr hätten die Kinder ihre Kleidungsstücke, Bücher re. schnell zu ordnen und mitzunehmen, bei großer (ge­dachter) Gefahr hätten sie Alles stehen und liegen zu lassen uud es wäre nur darauf das Augenmerk zu richten, eine möglichst rasche Entleerung, aber ohne alle Ueberstürzung herbeizuführen. Zu­nächst müßten die von der Treppe ent­ferntesten Schulzimmer des obersten Stockes und zuletzt die der Hausthürc zunächst

I liegenden geräumt werden. Der betreffende Kassenlehrer hätte nach dem letzten Kind das Zimmer zu verlassen. Der Direktor Hütte, der Berthcilung der Lehrzimmer entsprechend, die Reihenfolge zu bestimmen, in welcher diese Zimmer zu entleeren wären. Die Ausführung dieses Ge­dankens erfordert so wenig Mühe, daß in kurzer Zeit die gesammte Kinderschaar eines Gebäudes wüßte, wie sie sich im ge­gebenen Falle zu verhalten Hütte. Ist aber dieses Ziel erreicht, so könnten dann und wann, z. B. durch die Hausglocke auf Veranlassung des Direktors mit oder ohne Vorwitzen der Lehrer Alarmübungen eintretcu. Wir sollten meinen, es müßte sehr bald dahin zu gelangen sein, daß in wenig Minuten die großen Schulhüuser völlig menschenleer wären. Veranlaßt durch das gräßliche Unglück der jüngsten Tage im Wiener Ringtheater und in Er­wägung, daß solche Unglücksfälle in der Regel dcßhalb einen so furchtbaren Um­fang annehmeu, weil die Menschen im brennenden Haus durch Hast und Ueber­stürzung, mit der sie sich retten wollen, sich geradezu den Ausgang verstopfen und verrammeln und somit selbst einen Theil der Schuld au dem Erstickungs- und Ber- brennungstodtc tragen, wollen wir den hier ausgesprochenen Gedanken nochmals anregen. Man kann sich kaum etwas Entsetzlicheres denken, als ein brennendes Schulhaus voll Kinder; voll Kinder, die sich retten möchten und sich selbst den Ausgang versperren; voll Kinder, deren Eltern uud Angehörige gegen das Schul­thor stürmen, um die lieben Kleinen aus der Gefahr zu befreien!

(Deutsche Feuerwehr-Ztg.)

Mißverstand.) Ein Arzt verschrieb einem Kranken Tropfen, und erfuhr, als er ihn besuchen wollte, daß er eben jetzt im Bade sitze. Da er dieß den Umständen angemessen hielt, so fragte er den Kranken: wer ihm denn ein Bad empfohlen habe? Sie selbst, erwiederte der Kranke, auf dem Zettel des Arzneiglases stand ja: täglich dreißig Tropfen im Wasser zu nehmen."

Ein Apotheker bat einen Drvguen- händlcr in Bremen, von welchem er seinen Bedarf bezog, um eine Verlängerung der Zahlungsfrist indem er bemerkte:Ich bin in einer schrecklichen Lage, denn hier am Platze und in der ganzen Umgegend wüthet seit ziemlich einem Vierteljahre eine wahre Gesundheitsepidemie."

Wälysel.

Sie winkt ihm,

Er hält um sie an.

Sie reicht ihm ihre Hand,

Er hebt sie zu sich empor.

Sie gicbt ihm ihr Geld,

Und er läßt sie dafür sitzen.

Frankfurtrr Coursc vom 20. Febr. 1881.

Geldsorten.

20-Frankenstücke . .

Englische Souvereigns

Ruß. Imperiales Dukaten . . .

> Dollars in Gold

16 16-20 20 4045 16 71-76 9 55-60 4 1721

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Mech in Neuenbürg.