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die Regierung sich veranlaßt gesehen hat, die Feststellung der erforderlichen mili­tärischen Vorkehrungen zu beschleunigen. Ausland.

Die Pariser Welt-Ausstellung vom Jahre 1878 läßt sich in ihren pekuniären Resultaten nun vollständig übersehen. Die gesammten Ausgaben belaufen sich ans 55,775,000 Francs, die Einnahmen ans nur 24,350,000 Francs, so daß sich ein Defizit von 31'/- Millionen ergiebt.

Das Jagdgefolge der Kaiserin von Oesterreich während ihrer Anwesenheit in Kombermcre Abbcy (Cheshire) wird, wie cs heißt, durch ein Kontingent boycottirter Fuchsjäger aus Irland verstärkt werden. Nicht weniger als 50 Jäger sind während der letzten paar Tage in Cheshire von Irland eingetroffen, wo ihnen das Jagen von den Anhängern der Landliga verleitet worden.

Miszellen.

Line Schilfer sage.

(Von G. W. C. Schmidt.)

(Fortsetzung.)

Es war in der zweiten Nachmittags­stunde eines heißen Junitages. Schiller hatte sein Lieblingsplätzchen ausgesucht, dachte, dichtete und corrigirte.

Rings um ihn war es todtenstill; die gefiederten Sänger hielten ihre Siesta, die Mehrzahl der alltäglichen Parkwanderer pflegte eines Gleichen. Eben wollte Schiller sein Büchlein zusammenschlagen und sich erheben, als ein junges, schmuckes Bauern­mädchen raschen Schrittes zu ihm heran­trat. Purpurgluth übergoß das nette, runde Gesichtchen; die frischen Lippen zitterten, ihn anzureden, was doch sicher in ihrer Absicht lag; sie zögerte, sie schien umkchrcn, vvrbeischlüpfen zu wollen endlich aber faßte sie Muth, kam heran und begann zu reden.

Sie verzeihen, hochzuverehrender Herr," sagte sie, das Köpfchen neigend, die Stimme bebte, aber sie fuhr fort:Sie verzeihen, wenn ich Sie in Ihren Be­trachtungen und Gedanken störe! Ihr Name ist mir nicht bekannt, auch Ihren Stand kann ich nur ahnen, aber ich sehe oft, wie Sie da umherspazieren und denken und schreiben und ich gestehe Ihnen, dieses wohlwollende Auge hat mir Vertrauen zu seinem Träger cingeslößt, daß ich Ihnen, mein Herr, Geheimnisse preisgebc, die ich sorgfältig geheim halten würde. Wenn ich so mit verstohlenem Blick in Ihr herzensgutes Lächeln sah, so war mirs immer, als riefe ein Engel heraus, cs könne mir nur durch diesen gewiß recht angesehenen und hochgestellten Herrn ge­holfen werden. Mich drückt ein Leiden, was wohl so manches Mädchen meines Alters drückt, aber Sie werden mich ge­wiß nicht verlachen und verspotten. Ich trug mich schon längst mit dem Gedanken, Ihnen dieses Leiden anzuvertraucn, aber die Scheu, es schicke sich denn doch nicht für ein ehrsames und züchtiges Mädchen, hielt mich immer wieder davon zurück. DochNoth bricht Eisen," sagt ein Sprich­wort,Roth lehrt beten und bittenSie schien Athem schöpfen

zu müssen; nach einigen Sekunden fuhr sie fort: Ich bin Johanna, die Tochter des Gastwirths von Oberweimar: ich habe einen Bräutigam, der ein Schneider seines Berufes ist. Und ich habe ihn trotz alle­dem recht herzlich lieb, denn er ist brav, gut und fleißig und liebt auch mich von ganzem Herzen. Da er nun aber ein Ausländer ist, sträubt sich die Innung auf das Beharrlichste, ihm das Meister- recht nach abgelegter Probe zu erthcilcn. Gestern hat ihn dieselbe für immer abge­wiesen; da ist er nun trostlos und weiß sich keinen Rath. Bevor er nicht Meister ist, können und dürfen wir einander nicht heirathen. Mein Vater aber drängt mich, ohne längeres Zögern einem reichen Bauers­sohn die Hand zu geben, der um mich wirbt und den ich doch nicht mag. Der Vater ist ein jähzorniger Mann; ob mein Herz dabei bricht, darnach fragt er nicht und wenn ich ja wage, davon zu reden, so spottet er und sagt, das stehe wohl in Büchern, aber in Wirklichkeit sei es anders. Nun hat er mir noch eine letzte Frist von drei Wochen gegeben und wenn bis dahin mein Fritz nicht Meister wird, so muß ich gehorchen und unglücklich werden! In meiner Rathlosigkeit kam mir da plötzlich der Gedanke, wenn Sie wirklich der hoch- gestellte und angesehene Mann seien, den ich aus Ihrem Blick und Gesicht heraus­las, so könnten gerade Sie mir am Ende helfen. Und wenn Sies können, o, dann flehe ich Sie an, wollen Sie auch, Helsen Sie uns!"

Schiller hatte bis dahin schweigend zu- gchört; das frische, dreiste Naturkind schien ihm zu gefallen. Er lächelte und sagte: Ein Hochgestellter bin ich nun zwar nicht, doch schließt dies noch nicht jede Hoffnung aus. Aber wo ist denn Dein Schatz, wie heißt er und ist er so geschickt, für ein tadelloses Meisterstück zu garantiren?"

Drauf wollt ich schwören bei Himmel und Hölle!" sagte hastig eine wohlklingende Baritonstimme. Aus dem seitlichen Ge­büsch trat ein junger Mensch heraus und stellte sich ehrfurchtsvoll grüßend zur Linken des Mädchens.

Sehen Sic, lieber Herr, das ist er," sagte Johanna, dem Unerwarteten einen halb bewillkommendcn, halb strafenden Blick znwerfcnd,die Eifersucht hat ihn mir nachgctricben. Er heißt Fritz Mäusel und ist aus Schwaben gebürtig!"

(Fortsetzung folgt.)

Ueber die Behandlung der Weine beim Ablaß.

(Schluß.)

Die auf diese Art behandelten Weine behalten nicht nur länger ihre Süßigkeit und die rvthen eine schönere Farbe, son­dern sie werden auch immer glanzhell und sind dem Schwcrwcrden in halbwegs guten Kellern nicht ansgcsetzt. Versucht man nach einigen Monaten diese drei Ab­lasse vom zweiten Hauptablasse, so wird man kaum glauben, daß sie von Eiucm Weine sind, so verschieden sie oft im Ge­schmack und die rvthen in der Farbe; daß das Ablassen womöglich an ganz Hellen Tagen vorgcnvmmen Ivcrden sollte, wird nur zu häufig übersehen, da die elektrische Spannung in der Luft, welche bei be­

decktem Himmel größer ist, Einfluß auf iu Gährung befindliche Flüssigkeiten aus« übt und sie geneigter zum Uebergang in Essigsäure macht. Das Faß, in welches der Ablaß-Wein kommt, sollte jedesmal zuvor mit Gewürzschwefel eingebrannt werden.

Auch der Apfelmost sollte gleichfalls, wenn er hell geworden ist, noch bei kühlerer Witterung abgelassen werden; er wird dadurch milder, angenehmer und glanz- heller. Es ist ganz irrig, wenn man be­hauptet, der Most dürfe nicht abgelasscn werden, denn die Hefe, aus der er liege, gebe ihm Nahrung. Gerade das Gegen- theil! Was für den Wein gilt, gilt auch für den Most, jedoch reicht ein einmaliges Ablassen vollkommen hin. Die Ausscheidung der Hefe als überflüssig und ganz unnütz, sollte schon Fingerzeig genug sein, daß sie von dem Getränk entfernt werden soll, denn Hefe ist ein Körper, der unter günstigen Umständen bei entsprechender Wärme und Zutritt von Luft in gähr- baren Flüssigkeiten stets Gährung einzu­leiten vermag.

sZur Nachahmung geeignet^ Als Förster ans einer bedeutenden Herrschaft fungirte ein Böhme, der schon mündlich sehr viel, noch mehr aber schriftlich mit den Schwierigkeiten der deutschen Sprache zu kämpfen hatte. Jedes Jahr hatte er bei dem Direktor der Forsten eine Liste über den Wildstand mit Bemerkung der Zu- und Abgänge gegen das nbgelaufene Jahr einzureichen und es fand sich denn in einer solchen Liste bei der Rubrik: Feldhühner" die Notiz: voriges Jahr 34, 14 aber Hab ich gefressen." Wüthend über solche Frechheit, die Veruntreuung von 14 Feldhühnern auch noch als eine Amtshandlung zu rcgistriren, ließ der Di­rektor den Förster rufen und hielt ihm seinen Frevel auf das Ernsthafteste vor. O bitt', Herr Direktor," vertheidigte sich der Jnculpat,nicht ich fressen,Habich", is großes Vogel", worauf sich die gerechte Entrüstung des Inquirenten in ungeheure Heiterkeit auflöste.

Es gibt zwei Gattungen von Zufrieden­heit: die eine mit der Welt, die andere mit sich selbst. Beide genießen ist freilich schön aber schwer. Kannst du sic aber nicht beide vereinen, so laß die Welt fahren und halte dich an dein Herz.

Jean Paul.

Sinnsprüche sür's Leben

oder Rezept aus der Apotheke der Lebens- und Weisheits-Klugheit.

Läuft Dein Schiff auf falscher Bahn so lenke. Fliegt Dich gern der Leichtsinn an bedenke. Hängt die Traube reif vor Dir genieße.

Lockt es dort und lockt es hier beschließe.' Treibt Dich edler Sinn und Muth so handle. Ist dein Weg gerad und gut - so wandle. Drückt ein Leid Dich heimlich still so trage. Wenn das Glück nicht blühen will so wage. Faßt die Flamme Dich, der Zorn so dämpfe. Stachelt Dich der Sinne Sporn so kämpfe. Will's im Guten nicht mehr fort so treibe. Fühlst Du Dich am rechten Ort so bleibe.

krodatuin eot.

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Redaktion, Druck und Verlag von. Jak. Meeh in Neuenbürg.