Sie, hier ist ein Testament, welches ich vor zehn Jahren für ihren lieben Alaun anfertigte und worin er Ihnen jene dreißigtausend Thaler vermachte, wovon Sic das erste Drittel . . . ."
— „Wie? ist das Ihr Ernst? Das hätte Er ... . Albert, mein theurer Albert, er Hütte das gethan?"
„Ei gewiß war er es, der Ihnen so Wohl wollte! Lesen Sie nur das Dokument!" ries der Justizrath.
— „Aber wie kam es denn," fragte Fanny, „daß Sie mir gerade an jenem Morgen die Kunde davon brachten, wo er mir jenen Brief geschrieben hatte?"
„Ei, meine Liebe, merken Sie denn nicht, wie das kam?" sagte Reichardt. „Er schickte mich zu Ihnen, um Ihnen auf diese Weise ein Vermögen in die Hand zu spielen, damit nichts auf Ihre freie Wahl einwirke und damit namentlich Ihre liebe Mutter, in ihrem Eifer Sie versorgt zu sehen, Sie nicht bereden möge, seine Werbung anzunchmen, die ja möglicher- licherweise ganz gegen Ihre Neigung und Absicht sein konnte. Er wollte Ihnen mit dem Bewußtsein des Reichthnms gleichsam den Mnth der freien Wahl geben, denn er wußte damals noch nicht, daß Sie ihn für arm hielten!"
— „Welch' eine edle That! O der liebe, liebe, großherzige Mann!" ries Fanny gerührt und begeistert zugleich; „und denken Sie sich, bester Justizrath, der liebe, böse Schelm hat mich auch nicht Ein Mal während unserer Ehe ahnen lassen, daß er der von mir so innigst verehrte Urheber jenes Testaments war, nach dessen Bekanntschaft mich so sehr verlangte, weil ich ihm so gerne gedankt hätte!"
„DaS sieht ihm ganz ähnlich, liebe Freundin. Er ist und bleibt ein trefflicher Sonderling, sagte der Justizrath. „Allein dennoch war cs eine gefährliche Probe, oder wäre wenigstens ein gewagter Schritt bei den meisten Frauen gewesen. Allein Sic gingen glänzend und siegreich aus der Prüfung hervor!"
— „Nicht doch, — Sie überschätzen mein Verdienst!" sagte sie mit abbittendem Blick und bescheidenem Erröthen. „Ich that nur etwas ganz Natürliches. Er liebte mich um meiner selbst willen. Ich dachte, ich könnte ihn glücklich machen und wußte, daß er wenigstens mich glücklich machen würde und so zögerte ich denn nur aus Befürchtung, ich werde ihm durch unsere Heirach eine große Last auserlegcn. Dieser Sorge enthob mich dann die Aussicht ans den mir künftig znfallenden Reich- thnm. Ich gestehe Ihnen offen, daß ich' Albert schon zuvor so herzlich gut war, als ich es nur noch einem Manne sein konnte, nachdem ein — ein Unwürdiger mich um die erste Neigung betrogen. Aber mie kam es, daß Sie mir damals sagten: der Erblasser habe nicht mehr lange zu leben?"
„Ich sagte es Ihnen in seinem Anstrage. Er war in der That überzeugt, day er nicht mehr lange leben wurde, wenn Sie seine Werbung ausgeschlagen hätten. Er wäre denn außer Landes gegangen, wie er Ihnen versprochen hatte und Sic würden :hn nie wieder gesehen haben. Und icy halte überdieß noch die
Vollmacht von ihm, wenn er nicht so frühe sterben sollte, als er erwartete, Ihnen noch die ganze Summe des Vermächtnisses ans- znbezahlen."
— „Der edle, treffliche Mann!" rief Fanny im Tone der innigsten dankbarsten Bewunderung; „o lieber Herr Reichardt! sagen Sic selbst: bin ich nicht eine unsäglich glückliche und gesegnete Frau, daß ich einen solchen Gatten besitze?"
Ein Seufzer der tiefsten Befriedigung ertönte hinter ihr und als Fanny sich nin- wandte, stand ihr Gatte hinter ihr und drückte sic mit stummer, aber mit desto inniger gefühlter Glückseligkeit an sein Herz; er war nnbemcrkt durch ein Nebenzimmer cingetretcn und hatte ihre letzten Acnßcrnngen noch gehört. Sic schlang ihre Arme um seinen Hals, schmiegte ihre Wange an seine Schulter und flüsterte während Beider Angen sich in einem Blicke vollkommener Liebe begegneten: „Tn lieber, lieber, angebeteter Mann!"
Sie hatte geglaubt, die Befähigung zu lieben, seie in ihrem Herzen ganz und ans immer erstorben; allein die Erfahrung lehrte sie nun, daß die zweite Liebe ebenso stark sein kann, als die erste und daß sic jedenfalls weit ausdauernder ist, zumal wenn sie sich mehr an den Kern, als an die Schale hält! —
Berlin, lieber chronisch-kalte Füße sprach Herr Hermann Canitz anS Chemnitz. Das angedentcte Uebel sei außerordentlich häufig zu finden; Kinder ebensowohl wie Erwachsene, Arme so gut wie Reiche hätten daran zu leiden, und zwar nicht bloß in der kalten Winterzeit, sondern auch selbst iit den heißesten Svmmcrtagcn. Bedingt werde dieser Lcidenszustand durch eine unregelmäßige Blutvertheilung im Körper. Mangel an Blut in den Füßen sei Schuld an dem Gefühle des Kaltseins der Füße und mit diesem Blutmangel hier gehe eine Anhäufung des Bluts in andern Partien Hand in Hand. Dieselbe mache sich bemerkbar im Pvrtadersystcm, in densUntcr- leibsorganen, im Darm, der Leber, den Magenwandnngen: sie mache sich fühlbar in den Lungen, dem Herzen, im Kopfe und gebe zu Lästigen Störungen und allgemeinem Kranksein die Veranlassung. Schon das einmalige Erkälten sonst warmer Füße gelte als Grund für Erkrankung; darum müssen chronisch kalte Füße eine nnversiegliche Duelle von Jammer und Elend sein. Hämorrhoidalleiden, chronische Magen-, Darm-, Leber und Nierenkrankheiten, Störung in der Hcrzthütigkcit, chronische Rachenentzündungen und Kopfschmerzen, Gehirnaffcktionen und andere Leiden entstammen dem beregten Uebel in Folge der ungleichmäßigen Blutver- theilnng. Tie Ursachen chronisch kalter Füße würden schon oft in der Wiege des Kindes angebaynt. Die Wärmeflaschen an den Fns;-m des im Wickelbett liegenden Säuglings, das zu warme Bad, das enge Schuhwerk, die einschnürenden Strumpfbänder nnv namentlich das Unterlassen von jeder naturgemäßen Pflege durch Waschungen, Bäder und Frottirabreibnngen müssen den beregten Zustand des mangelnden Blutes in den Fußen herbeiführen. Wenn inan aber die Ursachen des Leidens
erkannt habe, dann sei es unschwer, den Weg zur Verhütung und Heilung des UebelS und der in seinem Gefolge befindlichen Krankyeiten zu finden. Erforderlich sei eine naturgemäße Pflege des Gesammt- körpers und namentlich der Füße; dann würden mit der Beseitigung von chronisch kalten Füßen auch die durch sie hervvr- gernfenen Leiden beseitigt werden. Was die Pflege der Füße selber betreffe, so sei dieselbe durch Flußdampfbäder mit Mus- keldnrchknetnngcn, nächtliche feuchte Packungen der Beine, durch vernünftige Fußbekleidung, durch allgemeine Körperpflege und durch fleißige Bewegung zu bewirken.
(Leu m nndszengni ß. i In Unter- snchnngssache gegen Kaspar Kaffer, wegen ungesetzlicher Schlägerei betr. Gegen den Leumund dieses alten Mannes ist an und für sich nichts einzuwendcn, als daß er mit sich setbsten und sowohl als seine Umgebenen einen etwas unzufriedenen LebenSznstand genießt. Im nüchternen Zustande ist er sehr maßgeblich dagegen im betrunkenen Zustande läßt er sich nicht gern betasten. Eine freundliche solide Humanität ist im fremd. Das Bürgermeisteramt. fFl. Bl.)
<V crka n n t.) Bauer: „Js d'r Dockder zu sprechen?" Dienstmädchen: „Nein, die Sprechstunde ist jetzt vorüber." Baner: „Na inein gntstcs Freilein, da melden Sir mich nur änial. Sehnse, mei Frau ist krank und ich bin Sic deßterwegen zwee Stunden weit vom Lande 'rein gegommen." Dienstmädchen: „Das thnt mir leid, aber ich kann Sie nicht melden, der Herr Doktor stndirt jetzt und da will er nicht gestört sein." Bauer: „Nee, herense, da lassen Se's ja sin! Von än Dokdcr, der noch nich ämal ansstudirt hat, da laß ich Sie gerne Gatze nicht untersuchen, un meine Fran nn gleich gar nicht!"
Einem originellen ^Gaunerstreich fiel jüngst ein Landmann in PrcßburgS Umgebung zum Opfer, welcher einem Schwindler eine Waare für 20 Gulden angcbvten hatte. Als das Geschäft abgeschlossen war, wies jener dem Landmann eine neue Zehn- gulden-Nvte mit den Worten vor: „Hier aus dieser einen Seite haben Sie 10 Gulden, nicht wahr?" — nun drehte er die Note um und sprach weiter — „so und hier sind wiederum 10 Gulden, macht zusammen 20 Gulden." Der Landmann schüttelte zwar etwas verblüfft den Kopf über die merkwürdige Beschaffenheit des neuen Geldes, wußte aber nichts dagegen zu sagen, zumal da ihm der betrügerische Schalk erklärte, 10 Gulden zahle die ungarische und 10 Gulden die österreichische Nationalbank.
Guldkurs der Stnatskassciivcrwnltung
Vom 15. Januar 1882. 20-Frankenstücke ... 16 c,bl. 12 ^
Mit einer Beilage: Nevierprcise des 6orsts Neuenbürg pro 1882.
Weitere Exemplare bei sofortiger Bestellung zu haben in der Expedition des Enzthäler.
Neonlüon, Truä uno Berlnn von Inj. Me eh in Neuenbürg.