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Seit 7. d. M. ist in Nagold dem Handwerksdurschcnbettel ein Ende gemacht. Die Stadtpflege bringt aus dem Nauthhause Marken zu Empfangnahme von Nahrungs Mitteln und Nachtherberge in dazu bestimm len Gasthäusern zur Verkeilung. Die Hand werksmeister haben ihren Bedarf an etwai gen Arbeitern dem Stadlpfleger zur Vor­merkung zu übergeben, damit auch das seither üblich gewesene Umschauen in ihren Wohnstätten völlige Beseitigung finde. Die Einwohnerschaft wird zu konsequenter Ab­weisung aller Stromer amtlich aufgesordert.

Rottweil, II. Dez. Vergangene Nacht fand der 66 Jahre alle, schon viele Jayre in der Pulverfadiik beschäftigte Arbeiter Manch einen gräßlichen Tod. Er wollte, während das Werk im Gange war, einen Zapfen einölen, that hiebei einen Fehltritt und fiel kopfüber zwischen zwei rolirende, ungeheuer schwere, zum Feinmahlen des Pulvers bestimmte Cylinder hinein, die ihm den Kopf alsbald plattdrückten. Er hinter läßt eine Wiltwe und drei erwachsene Kinder.

(N. T.)

Fr enden stadt, 13. Dez. Heute Vor­mittag fand unter Sturm, Regen und Schnee die Uebergabe und Entweihung des neuen Knabenschulgebäudes statt. Das neue Schul­haus, an der Zufahrtsstraße frei gelegen und schon von weitem seine stattlichen For­men dem Blick darbielend, enthält 8 Schul­zimmer und die Wohnung des Präzeptors. Drei der Schulzimmer sind noch disponibel, bestimmt zur Aufnahme neuer Klassen der Volksschule, deren Errichtung nicht mehr lange aus sich warten lassen kann.

Aalen, 12. Dez. In derLippen mühle" wurde heute Nacht ei» Schwein gestohlen und zwar schlachtete der Dieb das Schwein im Schweinestall ab und schleppte es dann fort.

Biberach, 7. Dez. Am letzten Sonn­tag spielte in dem l'/r Stunde von hier entfernten Dorse Altenweiler ein Knecht mit einem geladenen Revolver. Plötzlich ging ein Schub loß, die Kugel traf einen in der Nahe stehenden Knaben in den Unter­leib. Scheinbar ist die Verletzung keine gefährliche, doch ist bis heule die Kugel noch 'nicht ausgesunden.

Altensteig, 12. Dez. Auch in hiesiger Gemeinde geht man ernstlich an die Aus­führung der auf der Cannstatter Landes­versammlung gegen das Vaganlenthum vorgeschlagenen Maßregeln, indem das bis- h riae Stadtgesche-ck von 20 in Natural- Verpflegung umgewandelt werben soll. Ueb- rigens werden die gegen das Stromerthum ergriffenen Maßregeln nur dann sich wirk­sam erweisen, wenn nach dem Vorgang von Blaubeuren die Amtsversammlung die Sache in die Hand nimmt und die Organi sation für alle Gemeinden des Bezirks gleich­mäßig durchführt.

Eßlingen, 10. Dez. Daß unsere Weingärtner den Kops noch hoch halten trotz aller Fehljahre, beweist der Umstand, daß jüngst ei» Morgen Weinberg auf 6400 -sL zu stehen kam!

Calw, 8. Dez. Die Einwohnerzahl unserer Stadt hat seit 1875 nur um 12 zugenommen. Die geringe Zunahme rührt daher, daß im Jahre 1875 vom Eisenbahn­

bau her noch eine Anzahl Eisenbahnarbeiter sich hier aushielt, die im Laufe der letzten Jahre von hier wegzogen.

Neuenbürg, 13. Dezember. Mag Größeres sich anderswo begeben, als bei uns in unserem kleinen Leben, wollen wir an einem in seiner Art seltenen Vorkommniß hierorts doch nicht vorübergehe». Gestern waren es 25 Jahre, seil Hr. Fabrikver Walter Trillhaas erstmals in den Ge- meinderalh gewählt worden. Nach jeder Wahlperiode mit steigender Slimmenzahl durch das Vertrauen seiner Mitbürger er­freut, ist er nun 25 Jahre ununierbrochcn Mitglied dieses Collegiums. Dies gab Hrn. Stadschultheiß Weßinger als Vor sitzenden Anlaß, heute in gemeinsamer Sitzung der bürgerlichen Collegien in treff­licher, gefühlvoller Ansprache dem Jubilar und seinen bürgerlichen Tugenden die ver­diente Anerkennung zu bezeugen. Redner berührt dabei die demokratisch angelegte Wahlordnung von 1849, durch welche die Lebenslängljchkeit' der Gemeinderälhe abge­schafft und in 6jährigen Wahlperioden den Wählern Gelegenheit gegeben ist, immer wieder neuen Bode» zu legen, (wie man sich 1848 u. 49 ausdrückte) die Austreten­den den Wechsel der Volksqunst fühlen zu lassen, aber auch durch Wiederwahl ihnen Beweis des Vertrauens und Änerkenntniß der Befähigung auszusprechen. Hr. Ge. meinderath Trillhaas könne sich rühmen, daß der gesunde Sinn der Wähler ihm immer wieder das Vertrauen schenkte. Aber auch die Collegien und die Bürger selbst dürfen sich dieser stets erneuten Wahl freuen; wie der Jubilar nicht aus eitlen Gründen einen Sitz auf dem Rathhaus gesucht, habe er durch seine fortschrittliche, dem Gesetze ergebene Gesinnung, seine vielseitigen Kennt- niffe, seine Unparteilichkeit überall nützlich und fördernd eingewirkt und mit der Liebe zum Vaterland, die Opserimlligkeit eines guten Bürgers vereinigt. Er sei als ge bildeter Mann eine Zierde des Collegiums. Diese im Sinne der Anwesenden und der Einwohnerschaft mit Ueberzeugung aus­gesprochene Anerkennung schloß mit dem Wunsche, es möge Hrn. Trillhaas noch länger beschieden sein, uns mit seinen bür­gerlichen Tugenden, aus deren Boden allein ein gesundes Bürgerthum mit vernünftiger Freiheit gedeihen könne, an den Geschäften des Gemeinderaths sich zu betheiligen; seine Befriedigung möge er in Dem finden, was dabei gelingt.Die "allgemeine Erhebung von den Sitzen und die dargebrachlen be­sonderen Glückwünsche konnten den völlig überraschten Jubilar von der aufrichtigen rückhaltlosen Theilnahme der Anwesende» überzeugen. In gerührten, dem Vorsitzen­den seine fortdauernde Treue zur Gemeinde durch Handschlag bekräftigenden Worten, spricht er seinen Dank für diese ihm un erwartete Feier aus. Ein am Abend von der Bürgerschaft veranstaltetes, geselliges Beisammensein, welches auch die HH. Be zirksbeamten mit ihrer Gegenwart beehrten, gab dieser Feier einen würdigen Abschluß. Die Trinksprüche und einige Gesangvor­träge ließen erkennen, daß ächte Vaterlands­iebe und Bürgersinn heute unter uns ge bohrende Anerkennung gefunden haben.

Neuenbürg, 15. Dez. Was mir bei der bisherige» ungewöhnlich milden Tempe­ratur, die sich in der Vegetation sehr de- merklich macht, der mit Feuchtigkeit ge­schwängerten Atmosphäre und den vielen wässerige» Niederschlägen der letzten Tage zu befürchten hatten, ist gestern eingetrelen. Die Enz, aus alle» Fugen und Rinnen des Gebirgs reichlichen Zufluß erhaltend, trieb in wildwogenden röthlichen Fluthen daher, steigerte sich gegen Abend zu immer bedenk­licherer Höhe, trat mehriach aus ihren Ufern und bedrohte uns mit einer jener unheim­lichen Ueberschwcmmungen, die wir noch nicht vergessen haben. Der H mmel adcr war uns gnädig, der Regen ließ nach und halte sich thalauswärts in Schnee umge­wandelt, auch waren in Folge der beschleu­nigten Abfuhr vorigen Monats glücklicher­weise keine Hölzer mehr in der Nähe der User gelagert; so war der Zufluß nicht verstärkt, während die sonst die, Gefahr verdoppelnden Hindernisse beseitigt waren. Von II Uhr an wurde ein Fallen des Wassers nach und nach bemerklich und heute, früh war es um 45 ern in sein Bett zu­rückgegangen. Der verursachte Schaden ist indeß nicht unerheblich, einige Fabrik­wehre oder Tbeile derselben, kleine Stege, waghalsi e Badehäuschen fielen zum Opier und erinnern die gewesenen Besitzer an die Vergänglichkeit menschlicher Werke; unlieb­same Ab- und Zuschwemmungen, verschwun­dene Dämme, zerrissene Userwege und Bösch-, ungen, mit Wasser gefüllte Keller, beschä­digte Kanäle und Arbeitsräume find die gewöhnlich zurückbleibenden Zeugen gewal­tiger Naturkräste, denen der Mensch macht­los und staunend gegenübersteht.

Schweiz.

Bern, 7. Dez. Bei einem letzte Nacht in - Dürrenast bei Thun ausgebrochenen' Brande verloren eine Frau und sechs Kin­der ihr Leben; eine zweite Frau erlag seit-- her ihren Brandwunden; der Mann, welcher im bloßen Hemde Hilfe herbeigehoit hatte, könnte nur durch Gewalt abgehalten wer­den, wieder ins Feuer zu dringen.

Ausland

London, 9. Dez. Im City-Artikel derTimes" wird mitgetheilt: Hier ein­gegangene Telegramme melden einige große Fallissements von Kaffeespeknlanten iir Amerika; die zwei größten fanden in New- Dork statt, eines in Boston, wodurch Panik am Kaffemarkt verursacht wurde.

1,210,000.000 Fuß Holzstämme und geschnittenen Bauholzes wurden in der dies­jährigen Saison den oberen Mississippi hin­abgeflößt. Das übersteigt sogar, schreibt der Korrespondent derNew Jorker Handels- Ztg.", die Flößerei aus der Enz, welch' großartigem Schauspiel einmal in Wilddad beintwohnen ich das Glück hatte.

Karlsruhe. Ein Kellermädchen in einer Brauerei in der Waldstraße wollte einen Liebesbrief in das Feuer werfen, aber in der Eile flog nicht der Brief, son­dern ein 20-Markschein, welchen sie in der andern Hand hielt und der zum Wechseln, bestimmt war. in das Feuer.

Goldkurs der Staatstafscnvrrwaltung

vom 13. Dezember 1880. 20-Frankenstücke . . . 16 -/»L 12

Redortion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.