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ist. Nachrichten voll Jubel und Schmerz zugleich. Alle jene, welche die Wunde» des Heraus heule wieder schmerzlich de- riibrt finden, dürfen, ohwohl in Trauer, doch mit Stolz auf den Ruhmesglanz jener Tage zmückblicken, da die Kinder unseres Vaterlandes der vielfachen Uebermachl des Feindes so tapfer Stand gehalten, wofür wir ihnen unsere stete Dankbarkeit bewahren. Mil welch' freudigen und erhebenden Ge- füble» mögen sich jene jungen Männer Nr heiße» Tage erinnern, denen in glück lichem Loose beschicken gewesen, die Ge- sahren blutigen Migens wohlbehalten zu überleben und die Früchte zu schauen, die aus jenen blutigen Saaten so herrlich her angereifl. Wie in der Geschichte dieses Kriegs Sedan dem deutschen Volke den Glanz- und Wendepunkt bezeichnet, so Villiers-Champ.gny dem heimischen schwäbischen Stamm. Schön ist die uralte Sille großer Völker, die bedeutenden Tage ihrer Geschichte in erhebender Erinnerung zu begehen, also mögen auch die Krieger- Vereine diese Tage feiern als herrliche Blätter jener an ununterbrochenen Siegen reichen Zeit; sind sie ja mit dabei gestanden rbre Mitglieder als treue furchtlose Würt- temberger. Mehrfach Bekanntes voraus­setzend, wollen mir zum ersten Jahrzehnt den Krieger-Vereinen auch das Fühlen und Denken Derer zu Hanse in einer Poesie aus jenen uns allen unvergeßlichen Tagen hier vorführen:

Prolog

zur Abend-Unterhaltung des Liederkranzes zum Besten

des.Sanitätsvereins in Neuenbürg am 30. Oktober 1870.

(Von H. Staudenmayer.)

Ein stilles Volk und stark in Friedensthaten, Wir freuten harmlos uns der heim'schen Flur. Des Friedens Fleiß, den Segen unsrer Saaten Zu mehren, war uns freudger Eifer nur.

Des Nachbars Glück, wir sahens froh gerathen, Kein lüstern Auge, keines Neides Spnr!

So lebten wir in unfern alten Gauen,

Voll Dank, des Friedens Sonnenlicht zu schauen.

Dem bösen Nachbar hat es nicht gefallen.

Die fromme Denkungsart, die sich der Stille freut, Durch Uebermuth zwingt er sie aufzuwallen Zu heilgem Zorn, der bald den Frevler reut. Ihn lüstet es, in fremdes Gut zu fallen,

Mit wilder Lust, die Raub und Mord gebeut, Ein theures Glied dem Mutterstamm zu rauben, Der heimschen Liebe und dem heimschen Glauben.

Da blickt das Auge nach den ewgen Sternen, Sein Recht geschrieben siehts mit Flammeuglut. Und alte Kraft, gestärkt aus jenen Fernen,

Sie lodert auf zu hocherhabnem Muth.

Tie Jugend eilt das Waffenwerk zu lernen,

Ta steyt der Mann von Eisen und von Blut, Der deutsche König führt die deutschen Fahnen, Des Volkes Kraft, noch würdig seiner Ahnen.

Wohl darf das Herz in hoher Freude wallen Von frommem Dank, von Siegeslust erfüllt,

I» Hellem Ton die Glockentöne Hallen,

Ein Opfer Dem, der unfern Ruf gestillt,

Das Jubellied aus vollen Kehlen schallen,

Ein Ruhm dem Tapfer», den die Erde hüllt. Die Wacht am Rhein in treuer Hut zu halten, Ließ er voll Ruhm das treue Biut erkalten-

Lang werden spätere Geschlechter künden Von all den Thaten in des Feindes Land Und Wörth u. Metz, Sedan u. Straßburg finden, Wo deutschem Arm herrlich der Sieg erstand, Und freudig muß es alle Herzen zünden,

Wenn einst der Ruf ertönt durchs Vaterland: Die deutschen Kinder, einst geraubt mit Schmerzen, Da sind sie nun und ruhn am Mutterherzen.

Wer lernt da nicht des alten Gottes Walten, Der lnut auch heut noch ruft: mein ist der Sieg? Des Räubers Macht, er hat sie ganz zerspalten. Nicht zittern Völker mehr vor seinem Krieg,

Und Jammer, ach! in tausend von Gestalten Haust er dem Volk, das bock, in Lügen stieg, Ach, selbst für Feindes Volk fließt mir die Zähre, Das Gottes Strafe fühlt in solcher Schwere.

Auf deutsches Volk! freu dich, daß Gott gerichtet! Doch seis mit Ernst und seis erbnrmimgsvoll! Beim Friede,isruf fei aller Zorn gesa.lichtet Und tief versenkt der Haß, der Hohn, der Groll! Wiß, daß auch deine Reihen hart gelichtet Und daß der Große gnädig bleiben soll.

Kein Uebermuth ziemt einem Volk von Helden, Dem Demuth soll als höchste Zierde gelten.

Doch aus der Thränensaat, was sah ich reifen? Die Freudenernte, die uns herrlich fiel:

Die Einheit ists, die jedes Herz ergreifen Und fest im treuen Busen wahren will,

Die Fürsten, Völker all umschießt Ein Reifen All-Deutschland steht am langerhofften Ziel;

Ein einig Volk von brüderlichem Streben.

Hab Dank, o Gott! Du lässests uns erleben.

Ja Brüder laßt uns sein, als Brüder grüßen Die Völker all, bis wo die Woge schwillt,

Als Brüder all die theuren Hände küssen,

Der mühooll Ringen unser Sehnen stillt,

Als Brüder auch die Wunden all versüßen,

Aus denen noch so viel des Blutes quillt.

Laut schall der Ruf vom Felsen bis z,m Meere: Ein einig Volk zu Gott- und Menschenehre!

MisMcn.

Kero und Leander in der Schweiz.

Nach einer wirklichen Begebenheit erzählt von C. Senars.

(Fortsetzung.)

Nichts, Herr R>chler, als daß jener junge Mann die völlige Wahrheit gesagt Hai, und daß es mir scheint, ich werde wohl entscheiden dürfen, mit wem ich lanzen wolle, da ich mich selbst darüber am besten verantworten werde, wenn mich zu Hause Jemand darnach fragt, der das Recht dazu hat," entgegnele Agathe freimllthig, die glänzenden Annen mit herzlichem Ausdruck zu dem allen Manne auiichlagend, dessen freundliche Anrede sie sofort seiner Gunst versieh rt hatte.

So? so?" lachte der Richter,nun. Ihr habl Rechl; eine ehrbare schweizerische Jungfrau darf wohl in dieser Hinsicht von sich ans lhun und lassen was sie will, und Niemand kann sie zwingen. Ihr werdet Euch diesen Bescheid Alle insgesammt merken und darnach handeln. Auf Euch, liebe Freunde und Landsleute von Scbwyz, hoffe ich mich verlassen zu können, Ihr werdet den Streit nicht wieder beginnen."

Gewiß nicht, Herr Richter," riefen Alle.

Und Ihr, Ihr Männer von Zug," fuhr der Greis fort,werdet nicht vergessen, daß Ihr Euch auf Schwyzer Boden besin det, mithin dem Gesetze von Schwyz unter worfen seid, und unser Gesetz gebietet Frieden."

Nach diesen Worten wandte er sich um und schritt mit demselben stattlichen Schritt, mit dem er gekommen, zurück über die Wlese. Tie Musik, die während dieses Auitrilies geschwiegen hatte, ließ aufs Neue ihre muntern einladenden Töne vernehmen, die Paare ordneten sich, und Joseph führte diesmal Agathe ungehindert zum Tanz, ober nicht ohne daß der Bruder noch ihr zuge- flnstert hätte:

Wart' nur, du wilde Katze, bis wir daheim sind; der Vater wird dir dann dein Tanzen tüchtig versalzen."

Und" fügte Anton mit boshaftem heim­tückischem Ausdruck hinzu, als die Entfer­nung zwischen ihnen und dem jungen Paars zu weil war, als daß sie ihn hören konnten, sind wir erst wieder auf Zuger Boden, dann mag der Jmmenseer zusehcn, wie es ihm ergeht, wenn er es wagt herüber zu kommen."

Die festliche Lust nahm jetzl ungestört ihren Fortgang, und Joseph war es sogar möglich, Ägalhen ein zierliches Halsband lammt Kreuz von ächten Caralle,> umzu­hängen, welches das Weiße des schön ge­formten Halses aufs Vortheilhafleste Her­vorhab. E,n h rzlicher Händedruck dankte ihm für das schöne, von Mailand herge­brachte Geschenk, und fröhlichen Herzens überließen sie sich wieder der rings um sie herrschend,n Freude, die von allen Anwesen­den, Franz und Anton ausgenommen, ge- iheiit muide. Mit finstern Blicken und ichlecht verhaltenem Ingrimm schaulen die beiden Walchmeiler aus die lärmende Fröh­lichkeit der Andern, bis es ihnen endlich geinng, eine» Theil ihrer Genossen zu einem früher,i Ansbruch zu bewegen.

Jost pH stand einsam abseits, als sie abzogen, er versank in liefe Gedanken, als ihn ein freundlich derber Schlag auf die Schultern aus der Träumerei weckte.

Aha," bemerkte der neu Angekommene, dort entführen sie dir deine schöne Tänzerin; darum so traurig? . ."

Der alte Friedensrichter war es, der vor ihm stand und in gemüthlichem Tons fortfuhr:

Wie ich höre, ist sie die Tochter des Marlin Schmid, jenes alten Widersachers deines Vaters. Nimm dich daher in Acht, Joseph."

Ihr wollt doch nicht, Herr Richter, daß ichs dem Mädchen nachtragen soll, wenn ihr Vater und der meinige in nicht allzu- großer Freundschaft gelebt haben? fragte Joseph lächelnd.

Behüt' mich Gott davor, daß ich Je­mand zu solch,r Sünde aufforderu sollte; Niemand wird größern Abscheu gegen lang gehegten Groll und Haß hegen denn ich, Ich wollte dich nur warnen; doch du weißt vielleicht nichts von dem bösen Handel zwischen deinem Vaier und dem Schmid?"

(Fortsetzung folgt.)

Dezember.

Abnahme des Tags um 19 Min. bis zum 21., dann Zunahme um 4 Min. Gleich­heit der Vor- und Nachmittage den 25., vorher Vormittage, nachher Nachmittage länger.

Alte Bauernregeln:

Wer im Heuet gegabelt,

In der Ernle gezappelt,

Im Herbst das Feld geleert.

Dem sind frohe Weihnachten bescheert.

RTE-- Für den Monat Dezember nehmen sämmtliche Poststellen, im Be­zirk auch durch die Postboten, Bestel­lungen auf

den Enzthäler

zu des Quartalpreises an.

(Wit einer ZLeikage.)

Redaktion, Druck und Verlag von Ink. Meeh in Neuenbürg.