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gens abschrauben, um seinen Körper loszu mache». Der Verunglückte, über 60 Jakre all, blieb bei vollem Bewußtsein und tra' selbst noch die erforderliche» Anordnungen Stuttgart, II. Nov. (Kartoffel- und Kraulmarkt). Leonhordsplatz: 200 Säcke Kartoffeln ä 3 csL bis 3 -/IL 50 L pr. Ztr Verkauf langsam. — Marktplatz: 2000 Stück Filderkraut ü 5 bis 8 ^ pr. 100 St In Ravensburg wurde einem von der Wallfahrt nach Einsiedeln zurückgehrten Bauernweib aus der Gegend von Rottweil in einer Lierwirlhschaft der Neiiesack gestohlen. Als Tbäler enldtckleman in einer anderen Wirtschaft einen schweizerische» Handwerksburschen, der eben ein Gebetbuch ans dem Reisesack für 80 verkauft hatte.
Nagold, 10. Nov., 5 Uhr 20 Min. Nachm. (Teleg.) O Reg.R. Luz ist gewählt Von 4961 Wählern haben 2459 abgestimml,
(S. M.)
O e st e r r e i ch.
Wien. 9. Nov. Heute Morgen gegen 7^/4 Uhr war ein ziemlich heftiges Erdbeben. Wiederholte Stöße, eine auswärts und ab wärts schwingende Beweaung wurde wahrgenommen. Zahlreiche Telegramme an die meteorologische Anstalt konstaliren, daß das Erdbeben auch in Serajewo, Deroent, Brood, Pols, Triest, Cilli, Klageniurt, Fünfkirchen. Oedenburg. Marburg, Laibach, Großkanissa verspürt wurde. In Agram erfolgte überdies ein zweiter und eine Stunde später ein dritter Erdstoß. Daselbst ist säst jedes Haus beschädigt. Auch Zusammenstürze sind dort vorgekommen. Der Schaden ist ungeheuer. Bisher sind 30 schwere und leichte Verletzungen konstatirt.
Agram, 10. Nov. Der durch das Erdbeben verursachte Schaden wird annähernd auf 3 Mill. fl. geschätzt, abgesehen von dem unberechenbaren Schaden in den Kirchen; namentlich ist die Domkirche arg beschädigt. Gestern Pachts und heute früh wurden' abermals einige schwache Stöße verspürt.
Ausland.
Paris, 10. Nov. Die Minister und Unterstaatssekretäre traten gestern Abend im Elpsee zusammen in der Absicht ihre Demission zu geben. Präsivent Grävy ersuchte sie, ihren Entschluß zu vertagen. Die Aufregung in Paris ist in Folge der letzten Ereigniffe sehr groß.
Miszellen.
Kero und Leander in der Schweiz.
Nach einer wirklichen Begebenheit erzählt von C. Senars.
(Fortsetzung.)
„Sonst hat er nichts gesagt?"
„Nichts, das ich wüßte," erwiderte sie mit gleichgültiger Miene.
„Nun, dann muß ich's selbst sagen," meinte der junge Mann, der sich gefaßt hatte- „und das ist auch nichts Schlimmes, um so mehr, da junge Mädchen Sachen, wie ich sie vorzubringen habe, nie ungern hören."
„Glaubst du, Anton?" spöttelte sie, „du bist deiner Sache ja gewaltig sicher."
„Aha! also weißt du doch, um was es sich handelt?"
„Nichts weiß ich, kann überhaupt auch nicht begreifen, was du mit mir zu schaffe» haben kannst", entgegnele sie mit Nachdruck, den Kops stolz empor richtend, „und wenn ich vorhin die Bemerkung machte, so war's, weil ich noch nie einen Redner in dir ver- muthete."
„Nur nicht so spitz, Mädchen, und höre mich einmal an. D>e Sache verhält sich so: Ich habe gestern bei deinem Vater um dich angehalte», er hat mir das Ja- wort gegeben und ich bin hergekommen, nm dich anzufragen, ob du mein liebes Weib werden wollest".
„Agathe schwieg einen Augenblick, sie war schon im Begriff,, ihn mit dem bisherigen Spott abzufertigen, als ein anderes Gefühl in ihr die Oberhand gewann. Sie blickte zu ihm aut mit den ernsten Worten:
„Ich danke der Ehre, Anton, dein Weib aber kann ich nicht werden."
„Du bist nicht klug, Agathe; dein Vater will es ja auch, und ihm wirst du gehör chen müssen."
Eine lebhafte Röthe ergoß sich über das Antlitz Agathes, als sie das Wort „müssen" vernahm, aber sie kämpfte den auflodern den Zorn noch nieder und erwiderte:
„Ich weiß, was ich meinem Vater schul dig bin, und werde mich nicht gegen ihn verfehlen; aber ich weiß eben so gut, daß ich dich nicht heirathen kann noch will, und darauf gebe ich mein Wort."
Auf dieses sah Anton sie einen Moment starr an; ein lauernder, unheimlicher Aus druck lag in seinen kleinen grauen Augen, er legte seine Hand auf ihren runden Arm und fragte:
„Hast du etwa schon ein Schätzchen, Kind? He?"
„Ging's dich was an?" fragte sie zurück, indem sie mit einem kräftigen Ruck ihren Arm von seiner Hand befreite.
„So will's mir scheinen. Hör' Agathe, ich habe nun schon lange meinen Willen darauf gesetzt, daß du mein Weib werden sollest, und lasse mich nicht so leicht ad weise»; oder meinst du, ich sei ein Bube, ch lasse mich nur so hänseln und narren und mir einen Korb anhängen?"
„Hänseln und narren, Anton, waS soll das heißen?" brach sie jetzt heftig los. „Hab' ich dir nicht immer, wie's einem ehrbaren Mädchen geziemt, gezeigt, daß du bei mir nichts zu erwarten habest, ja )aß du mir im Innersten zuwider bist? Wenn du jetzt einen Korb bekommen, ist's einzig deine Schuld, und es geschieht dir recht, warum bist du mir nachgeschlichen und hast's gewagt dem Vater und mir einen Antrag zu machen, während du doch recht gut wissen konntest, was die Uhr ge- chlagen hat. Trag's nun wie du magst, wenn du aber weiter noch etwas hoffst, so bist du ein Thor; denn ich sage dir, der Girribach wird eher anfangen von unten nach oben zu stürzen, als daß ich dir je zu Willen bin."
Sie war schön in ihrem Zorne, wie sie 0 sprach; die dunklen Augen leuchteten und blitzten, der zierliche Mund, mit seinen frischen, rothen Lippen war trotzig aufgeworfen, und die volle Brust hob und senkte sich unter ihren aufgeregten Gefühlen.
Anton schien eS auch zu denken, denn
als sie jetzt den leeren Zuber ausnabm und dem Hause zueilte, rief er ihr nach:
„Wart' nur, du hübsche Hoffärtige, ich will und krieg dich dennoch! . . und deinem Liebhaber, wenn- du einen hast," fügte er murmelnd hinzu, „soll's schlecht ergehen, wenn ich ihn erwische."
Sie hörte aber nicht mehr auf ihn, sondern verschwand ins Haus, dessen Thür sie hinter sich ins Schloß warf. Brummend und eine Verwünschung vor sich hin murrend schlug Anton den Weg ein. ver ihn Agathens Vater, welcher auf die Millagszeit von der Alp zurückkam, entaeqen führte.
(Fortsetzung folgt.)
Empfohlen wird eine in Deutschland Valentine Weltpoft - Briefwaage von Mumm und Zanm in Köln, welche ein Portobuch vollständig ersetzt. Dieselbe giebt nicht nur das Gewicht, sondern auch das für das Inland, wie für das Ausland zu enlrichlende Porto sofort an. und zwar getrennt für Briefe, Kreuzbandjendnngen, Waarenproben und Packele.
In Oberöster reich, nahe der bay, rischen Grenze, ist auf einem sogenannten „Marter " unter einem entsprechend schöne», den traurigen Vorgang drastisch darstellen- den Bilde der schöne Vers zu lesen:
Durch eines Ockfen Stoß Kam er in Himmels Schooß!
Gott gab ihm die ewige Ruh'
Durch dich, du Rindvieh, du!
Ein ländlicher Freier in O. bei Kissingen halte von seiner Schönen einen derben Korb erhalten. Da schrieb er an sie, er werde ins Wasser springen, wenn sie ihn nicht erhöre. Umgehend schickte ihm die Unbarm« herzige eine Schwimmhose und zwei mit Luft gefüllte Schweinsblasen.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
In einem württemberger Städtchen machte neulich ein Ausrufer folgendes bekannt: „Die Rekruten, welche zum näch« sten Zuge müssen, sind am Ralhhause angenagelt."
(Zur Warnung). Eine Dame, welche eine geringe Verletzung an ihrer Hand halte, ließ dadurch sich nicht abhalten, sich mit der Wäsche zu beschäftigen. Beim Stärken derselben gebrauchte sie Waschblau und davon wird etwas in die Wunde gedrungen sein, denn bald entstand eine heftige Geschwulst und alles deutete auf Blutvergiftung hin. Sofort ärztliche Hilfe hat die Ge- >ahr beseitigt, und ist die junge Dame, welche in kurzer Zeit sich verheirathen mill, glücklich gerettet. Es kann bei der geringsten Verletzung der Hände nicht genug zur Vorsicht beim Gebrauch von Waschblau gemahnt werden, weil solches Arsenik enthält.
Wenn Essiggurken zu schimmeln an- fangen, gebe man in ein Säckchen etwa 2 Loth schwarzen Sens nnd lege dasselbe auf die Gurken, die alsdann frisch und von jedem Schimmel befreit bleiben.
(Italienisches Sprüchwort.) Wenirein Weid mit ihren Füßen so geschwind wäre wie mit ihrer Zunge, so könnte sie Blitze genug Haschen, um damit täglich Feuer auf ihrem Heerde anzuzünden.