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Dünen gefunden. Bis jetzt ist man trotz der eifrigsten vom Gerichte entfalteten Tbätig- keit dem Mörder noch nicht auf der Spur.

(S. M.)

Krsintterrungen aus 1870. xxvn.

O Straßburg, o Straßburg, du wunderschöne

Stadt!

Darinnen liegt begraben manch' wackerer Soldat. Ein mancher und schöner, auch tapferer Soldat, Der Vater und lieb Mutter zu Haus verlassen

hat.

iAus einem alten Volksliede.)

57. Depesche vom Kriegs - Schauplatz. Ferneres, 30. Sept. Am 30. früh sind stärkere Masten französischer Linien Truppen gegen das sechste Armee-Korps aus Paris vorgebrochen. Gleichzeitig wurden die Vor­truppen des fünften Armeekorps durch drei Bataillone angegriffen, während eine Bri­gade gegen das elfte Armeekorps dcmon- strirle. Nach nur zweistündigem Gefechte, in welchem der Feind sehr bedeutende Ver­luste erlitt, ohne daß die diesseitigen Reserven einzugreifen brauchten, zog sich der Gegner in grober Eile unter den Schutz der Forts zurück. Diesseitiger Verlust noch nicht be­kannt, aber nicht bedeutend; beim elften KorpS z. B. nur 8 Mann. Mehrere hundert Gefangene in unseren Händen, v. Podbielski. Versailles, 30. Sept. Am 3(1 Sept., dem Geburtstage Ihrer Maj. der Königin, hat das sechste Armeekorps mit großer Bravour einen Ausfall, welchen der größte Theil des Korps Vinoy gegen Süden unter­nahm, glänzend zurückgeschlagen und über 200 Gefangene gemacht. Der Kronprinz war während des ganzen Gefechts zugegen. Gegen das fünfte Korps ebenfalls ein feind­licher Ausfall nach Südmesten mit geringen diesseitigen Veilustenzurückgewiesen. Karnatz.

58. Depesche. Mundolzheim, 30. Sept. Heute Einzug in Straßburg und sodann feierlicher Gottesdienst in der Thomaskirche. lieber 500 französische Offiziere Unterzeich­neten Ebrenscheine, 50 bis 100 gingen in Gefangenschaft. Zahl der Gefangenen »och nicht festgestellt, da noch fortwährend deren eingelieiert werden. Die Beute in Straß- burg beirächlich. 1070 Kanonen bis jetzt gezählt; 2,000,000 Franks Staats-Eigen- thum in der Bank ermittelt, 8,000,000 noch zweifelhaft. Munition und besonders Tuchvorräthe sehr bedeutend. Im Aufträge v. Lescynski. Rheims, 30. Sept. Die Landwehrbataillone Landsberg, Frankfurt, Woldenberg des 13. Armeekorps haben am 28. September wiederholte Ausfälle der Garnison von Soistons abgewiesen. Die Garnison erbat Waffenruhe zur Llbholung der Tobten und Verwundeten. Diesseitiger Verlust gering, v. Krenski.

Straßburg, 29. Sept., früh. Die Haupt­maste der seitherigen BelagecungSarmee geht nach Paris; ein Theil der Artillerie be­findet sich schon seit gestern Abend unter­wegs dahin.

Der Jubel in Deutschland war groß bei der Nachricht der Kapitulation.Straß­burg ist unser, und nie geben wir es wieder heraus!" so ertönte es wie aus einem Munde. Zugleich aber erwachte das Ge­fühl werkthäliger Liebe für die armen Be wohncr der Reichsstadt, die in sieben Wochen der Belagerung schwere Stunden der Angst

und der Sorgen durchgekämpst hatten. Von allen Seiten kamen die Spenden, um de» Straßburgern zu zeigen, wie man im deut­schen Vaterlande ihnen zugethan sei.

Miszellen.

Zur Einführung der Kartoffel in Europa.

An die Einführung der Kartoffel, dieses unentbehrlichsten aller Nahrungsmittel in Europa, knüpft sich so manche Geschichte, die zu der allgemeinen Beliebtheit, deren sich die Kartoffel jetzt überall erfreut, in einem wunderlichen Gegensätze steht.

So sträubte man sich besonders i» Frankreich gegen ihre Einführung, um welche sich der berühmte Chemiker Parmentier die größten Verdienste erworben hat.Die großen Landbesitzer", so erzählt man,waren der an sie ergangenen Aufforderung Lud wigs XVI. gefolgt und hatten dem Anbau der Kartoffel wirklich einige Winkel ihrer Ländereien eingeräumt; allein die Bauern bauten sie mit offenem Widerstreben; sie weigerten sich davon zu essen und überließe» sie dem Vieh; ja manche erachteten sie nicht für würdig, diesem zum Futter zu dienen. Parmentier war der Erste, der es verstand, Brod aus Kartoffeln zu machen. Nachdem er vergebens versucht, dem Anbau der Kar­toffel durch Rede und Schrift Freunde zu gewinnen, kaufte und pachtete er große Strecken unbebauten Landes im Umkreise von Paris und ließ hier Kartoffeln bauen. Im ersten Jahre bot er sie den Bauern der Umgegend zu niederen Preisen zum Kauf an, aber nur wenige kauften; im zweiten Jahre wollte sie sogar Niemand umsonst haben. Da wurde endlich sein Eifer Genie; er stellte die Gratisverthei- lungen ein und lieb mit Trompeteuklang in allen Dörfern ein nachdrückliches Ver­bot ergehen, das mit der Strenge des Gesetzes einen Jeden bedrohte, der sich unterstände, die Kartoffeln, von denen seine Felder überfüllt waren, anzurühren. Die Feldwache hatte Befehl, den Tag über sorgfältig Wache zu halten. Nachts dagegen zu Hause zu bleiben. Seil jenem Augen­blicke war jedes Kartoffelfeld für die Bauern ein Hesperidengarlen, besten Drache ein- geschlosten war. Die nächtlichen Streif­züge orgarnisirten sich förmlich und der gute Parmentier erhielt Berichte auf Be­richte über die Plünderung seiner Felder, die ihn vor Freude weinen machten. Er hatte fortan nicht mehr nöthig, den Eifer se>ner Bauern anzustacheln. Die Kartoffel -alte die Süßigkeit der verbotenen Frucht erlangt und ihr Anbau verbreitete sich nun rasch über allen Gauen Frankreichs"

(Schluß folgt.)

Der Aberglauben.

Eine Dorfgeschichte aus der schwäbischen Alb.

Von Emil Danneberg.

Ab der Heerstraße, mehrere Stunden von der Amtsstadt, liegen auf fruchtbarer Oberfläche einige wohlhabende Orte, in denen ein Liebhaber der guten alten Zeit sich ganz wohl in sie zurückiräumen kann. Die Kleidung der Bewohner hat sich seit fast einem Jahrhundert in Nichts geändert und Manches in Leben und Sitten der Dörfler

erinnert gar noch an eine frühere Zeit. Junge Heißsporne, die sich unterfangen, an diese Reste einer vergangenen Zeit zu rütteln, lassen bald davon ab, denn zäher wie der fette Letlenboden ihrer Felder ist der Sinn derer, die ihn bauen, und was Amme Gewohnheit seit Menschengevenken hier pflegte, ist nicht so leicht ausgereutel.

Wie so manche andere mittelalterliche Sitte sich durch Jahrhunderte von Kind auf Kindeskind übertragen, so hatte im Stillen auch der Glaube an Zauberei fort- gewuchert.

Ein umherziehender Wundermann, Gauk- ler oder Taschenspieler von Profession, halte, da gar Manches in der Welt vorgeht, wovon der beschränkte Unterthanenverstand eines Dorfbewohners sich keine Rechenschaft zu geben weiß, diesen Glauben in einem der Orte gewaltig aufgefrischt, wenngleich es unter der jüngeren Generation, die sich NI oer Welt umgethan, manchen klaren Kopf gab, der herzlich den Spuk verlachte und ihm wacker zu Leibe ging.

Des Bühelbauern einziger Sohn Florian war an einem hartnäckigen kalten Fieber erkrankt. Mehrere Male gehoben, kehrle es stets wieder, weil der Leidende im sumpfigen Flußthal gemäht hatte. Und da Niemand un Hause glauben wollte, daß die Lust es verursachte, so mußte es von bösen Leuten" gemacht sein.

Der Florian war eia stiller, sinniger Mensch, der sich dem wilden Treiben der übrigen Bursche meinst sern hielt. Statt wie seine Altersgenossen im Dorfe beim Adlerwirth zu zechen und Karten zu spielen, konnte er stundenlang unter der allen Linde auf der Hohe vor dem Dorfe liegen und träumend zu der blauen Albkette hinüber- fchauen. Und wenn an linden Sommer­abenden die Mädchen in langer Reihe singend durch das Dorf zog, dann lag er wohl auch drüben am Kornfeld oder am Bach, der murmelnd zum Strom im Thal hinab- prang, anstatt wie die andern dielange Riege" zu necken oder im vollen Lause zu durchbrechen. Ja, es ärgerten ihn diese Dummheiten", wie er es nannte, denn die Mädchen wurden dadurch im Singen gestört, das so klar zum Wald hinüber­schallte, wo Schwarzdrossel und Spottvogel begleitend in die harzdustige Lust schmetter­ten. Es lhat ihm so innig wohl, wenn die bekannten Weisen herüverklangen unv er die einfachen Worte leise für sich nach­sprechen konnte. Wußte er doch bei den Mädchen Eines, das gern bei ihm gesessen märe am Rain bei blauen Kornblumen und roihem Klappermohn des SteffendauerS Rosel! Sie Hallen sich Beide so innig gern, daß kein Wort es aussagen könnte, und doch konnte es nicht sein, daß sie zu einander kämen! (Fortsetzung folgt.)

Oktober.

Abnahme des Tags um 1 St. 43 M. (wie im September) Vormiltage länger als Nachmittage.

Alte Bauernregeln:

Mag der Nachsommer noch so schlecht sein, Am Gallustag stellt sich der Spinnensom­mer ein.

Ost hilft dem Wein noch der Oktober

Und färbt die Aepsel wie Zinnober.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.