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(Wiederbelebung welker Blumen.) Die Meisten abgeschinttenen Blumen welken be­reits, nachdem sie 24 Stunden im Wasser gestanden. Manche lassen sich länger er­halten, wenn man ihnen, täglich frisches Wasser gibt und demselben eine Prise Sal­peter zusetzt. Aber selbst ganz verwelkte Blumen lassen sich wieder beleben, wenn man ste in ein heißes Wasser stellt, das lief genug ist und wenigstens ein Drittel der Stiele bedeckt. Wenn das Wasser er­kaltet ist, werden die Bumen gewöhnlich auch ihre Frische wieder erlangt haben. Man schneidet dann die Stiele etwa ein Zoll lang ab und stellt ste wieder in frisches Wasser. Blumen mit sehr zarten Blüthen und von weißer oder Heller Farbe beleben sich nicht so vollständig, als solche mit dunkeln oder mehr fleischigen Blüthen.

(Ein Mittel, Fische lang frisch zu er­halten.) Die LondonerFishing Gazette" empfiehlt Fischern und Fischhändlern als bestes Mittel zur Aufbewahrung frischer ische das von der Antitropic Comp, in lasgow in den Handel gebrachte Glacia- line. Letzteres wird in Wasser ausgelöst, die Fische werden ohne vorher ausge­nommen zu sein in die Flüssigkeit ge bracht, einige Zeit, je länger je bester, darin gelassen und sind dann, ohne im Mindesten an Schmackhaftigkeit zu verlieren, auf lange Zeit gegen Verwesung geschützt. Ein einstündiges Einwässern erhält die Fische mindestens eine Woche länger frisch, als es ohne dies der Fall sein würde. Das Mittel soll übrigens auch bei Fleisch und Geflügel anwendbar sein.

(Gegen Sonnenstich.) Zu dem jetzigen Herbst. Manöver haben die Truppentheile des Garde- und dritten Armee-Korps größere Quantitäten krystallisirter Citronensäure empfangen, da dieselbe nach den in den Vorjahren gemachten Erfahrungen sich nicht allein als ein probates Mittel gegen Hitz- schlag (Sonnenstich), sondern auch als Zusatz zum Trinkwasser als ein vorzügliches Labe­mittel auf Märschen bewährt hat. Scho» in den Kriegen von 1866 und 1870/71 ist Citronensäure milgesührt und in den Etats der Feldlazarethe und Sanitätsvetachements als Labmittel ausgenommen worden.

(Staare von Weinstöcken fern zu halten.) Ein so nützlicher Vogel auch immerhin der Etaar sein mag und so sehr seine Ver­mehrung mit Recht angestrebt wird, so ist doch hinreichend bekannt, welchen Schaden er, wenn er in Schwärmen in einen Wein­garten einsällt, in diesem anrichket. Nun schlägt Professor. Seelig in denPomolog. Monatsheften" vor, den Staar dadurch von Weiustöcken fern zu halten, daß man alte Häringe mit stinkendem Thieröl (Oleum animale loetiäum) bestreicht und mittelst Stangen und Bindfaden in die zu schützen­den Slöcke aufhängt.

(Zur Verscheuchung von Fliegen) hängt man in den amerikanischen Waarenmagazi- nen Katiunstreifsn aus, die mit Kresylsäure tränkt sind ; es sollen für diese Verwendung in den Vereinigten Staaten bedeutende Menge Knsylsäure abgesetzt werdn.

(Der Blitz als Uhrmacher.) Bes einem sehr heftigen Gewitter, das sich am 7. d. M. Abends über Kraubalh ob Leoben ent­lud, schlug der Blitz in den dortigen Pfarr- Hof ei» und bewirkte, wie demVaterland" von dort geschrieben wird, eine ganz, merk würdige Erscheinung. Vier verschiedene Stellen kennzeichnen den Weg, den er in die Erde genommen. Ein Strahl ging unter Anderem vom Dachfirst durch die Mauer in ein Zimmer, schlug in eine Uhr. sie schon zwei Jahre lang den Dienst ver« sagte und auch der Kunst der Uhrmacher spottete. durchglühte die Kette und das Werk, sprang dann vom Gewichte ab in die Mauer und nahm seinen Weg durch den daranstoßenden Schlauch in die Erde. Und siehe, seitdem gehl die Uhr ganz prächtig. __

Glacehandschuhe reinigt man am besten in folgender Weise: Man macht eine starke Auflösung von Seife in heißer Milch, in die man auf ein halbes Quart ein Eidotter einrührt. Die Handschuhe werden über die Hand gezogen, mit der Seiseulösung, der man etwas Aether und Salmiakgeist zusetzt, mittelst eines feinen wolligen FI-ckchens sanft abgerieben; dann hängt man sie im Scharten zum Trocknen auf. Dadurch sollen die Handschuhe nichts an ihr-r Farbe verlieren und weich und rein bleiben.

(Um Stangenbohnen recht lange blühend und tragbar zu erhalten), ist folgendes Mittel zu empfehlen. Sobald die unteren Blätter beginnen, welk zu werden, was dann auch bald an dem Blüthenansatz der Fall ist, wird um den ganzen Stock Buchen­asche gestreut (bei trockenem Wetter vorher eine ganze Kanne voll Wasser,) dann wird die Erde hoch an den Ranken hinauf an­gehäufelt. Schreiberin dieses beobachtet dieses Verfahren seit Jahren und hat immer blühende Bohnen bis es Eis gibt.

Die Postordnung in Versen.

Die Schule bildet niemals aus,

Es fehlet Vieles noch für's Haus.

Du magst sehr schöne Briefe schreiben,

Doch wirst Du oft im Zweifel bleiben,

Ob den Vorschriften Du genügt,

Wie solche Stephan hat verfügt.

Ich will die wichtigsten Dir nennen,

Die Jedermann doch sollte kennen.

Ein Brief muß stets Adresse haben Mit Adressat- und Ortsangaben.

Die Ungewißheit schließest Du aus.

Benennst die Straße Du, das Haus,

Ob rechts, ob links, und wie viel Stiegen Das muß Dir recht am Herzen liegen.

Berlin, die kaiserliche Stadt,

Besond're Stadtbezirke hat,

Zum Beispiel: 0 Ändreasstraße,

Das nützet Dir in großem Maße.

So schreibe denn nach diesem Mustert An Tischlermeister Anton Schuster Berlin, dl Pankow 8, 4 Stiegen,"

Dann kann der Bote falsch nicht biegen.

Vermerke ferner, daß zu streichen, Radiren, ändern und dergleichen,

Dem Publikum nicht ist erlaubt,- Obwohl es selten daran glaubt.

Ein Brief bis 15 Gramm gilt einfach, Sobald er mehr wiegt, aber zweifach.

Und machst Dn Deinen Brief nichtfrei," Zahlt Adressat der Nickel zwei.

Wenn es der Anstand nicht verbeut Und es znm Brief gebricht an Zeit, Bedien' der Karte Dich zum Schreiben, Wie es die Handelsleute treiben.

Erwartest Antwort Du zurück.

So nimm hierzu ein Doppelstück.

Postkarten mittelst Waarenproben,

Verboten sind herab von oben.

Kennst Du die Kreuzbandsendung auch? Wie viel macht mau von ihr Gebrauch! Ein Kilo gilt als Meistgewicht,

Was mehr ist, wirv befördert nicht. Gastattet ist bei Krenzbandsachen Den Ort, das Datum drauf zu machen, Den Stand, wie Namensunterschrift, Gedruckt, geschrieben, wie sich's trifft.

Du kannst sogar in vielen Fällen Durch Sirich bezeichnen wicht'ge Stellen; Im Börsenzettel, PreiSkourant Den Preis notiren mit der Hand. Handschriftlich auch kannst Du vermerken Die Widmung zu gedruckten Werken,

Auch ist's der Vorschrift nicht entgegen, Das Manuskript zum Druck zu legen, Darin zu ändern, wenn es nur Betrifft den Druck, die Korrektur.

Die Bücherzettel wendet man Im Buchhandel sehr häufig an.

Doch ^muffen alle Sachen fein Mit Frankatur versehen sein.

Will Jemand Stoffe seh'n zu Roben Gleich sendest Du ihm Waarenproben.

250 Gramm Gewicht

Sind Dir erlaubt, mehr aber nicht.

Den Inhalt muß man leicht erkennen.

Die Nummer, Preise kannst Du nennen, Die Waare und das Handelszeichen,

Die ganze Firma und dergleichen.

Soll sich'rer geh'n Dein werthes Schreiben Und beim Verlust Ersatz Dir bleiben.

So gib's als Einschreibfendung hin

Das Mehr an Porto bringt Gewinn.

Die Postanweisung zu verwenden.

Muß baare Gelder man versenden.

Und ist Gefahr 'mal im Verzüge,

Schickt man Per Telegraph im Fluge.

So mancher mußt nicht ein, noch aus,

Bis ihn der Telegraph riß raus.

Auf Briefe, Maaren allerlei.

Steht die Nachnahme stets Dir frei.

Jedoch erhälst Du erst Dein Geld,

Wenn Adressat es hat gestellt.

Den Postauftrag benütze still Beim Schuldner, welcher zahlen will.

Doch will er nicht, dann laß es sein

Du fällst nur mit dem Porto rein.

Der Bahnhof- und der Eil-Brief führen Zu ganz besonderen Gebühren.

Denn 25 Pfennig sind Stets zu bezahlen, liebes Kind,

Zur Landbestellung aber gibt sich Kein Mensch her unter 75.

Stellst Du zur schönen Weihnachtszeit,' Die Kiste zum Verstandt bereit,

Bor allen Dingen nicht ^ergefse Die nöthige Begleitadrepe.

Recht deutlich schreib die Signatur,

Befestige sie haltbar nur,

Und merk: Je weiter liegt der Ort

Je fester pack' für den Transport.

Der festeste Verschluß gehört,

Wenn Du benennest auch den Werth.

Um nicht den Inhalt zu verletzen,

Mußt Siegel nach Bedarf Du fetzen-

Mit Aether, Pulver, Dynamit,

Mit Schießbaumwolle, Celluloid,

Laßt sich die Post nicht ein, mein Sohn. Gefährlich ist die Explosion!

Was nicht der Vorschrift ganz genügt. Wird vom Beamten Dir gerügt.

Alan kann Dir auch in manchen Fällen,

Die Sendung zur Verfügung stellen.

Damit Dir solches nicht passirt.

Hab' ich die Verse hier servirt.

--Und richtest Du nach ihnen Dich,

So freut sich Stephan königlich.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.