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mittelst Extraboots zum Besuche der Groß­herzoglich badischen Herrschaften nach der Mainau weiter.

Ulm. 23. Aug. Der deutsche Kron­prinz ist heute früh 7 Uhr in Neu Ulm augekommen und von der Generalität em- p'angen worden. Die Besichtigung der Truppen nahm den günstigsten Verlauf. Sodann erfolgte ein Besuch des Ulmer Münsters.

L u d w i g s b u r g, 23. Aug. S. K. H. Prinz August von Württemberg traf heute Mittag mit dem Paris-Wiener Schnell­zuge hier ein und fuhr, am Bahnhöfe von Sr. K. H. Prinz Wildem empfangen, sofort nach Villa Marienwahl.

Durch muthvolle und aufopfernde Thä tigkeit bei dem Brande in Dobel am 5./6. Juli d. I. hat sich ausgezeichnet der in Loffenau stalionirte Landjäger Kübel, und wird hiesür vom Ministerium des Innern öffentlich belobt.

Stuttgart, 23. Aug. Auf der Rüstkammer der elften Kompagnie des Grenadier-Regiments Königin Olga erschoß sich gestern Morgen der Unteroffizier Eitel. Derselbe soll wegen Mißhandlung eines Untergebenen in Untersuchung gestanden sein und dürste den Selbstmord aus Angst vor der zu gewärtigenden Strafe begangen haben. (N. T.)

S t n t t g art, 24. Aug. Gestern Abend ist der 5 Jahre alte Knabe des Kaufmann Schwarz, Königsstr. 66, in -diesem Hause vom 4. Stockwerk durch das ganze Treppen Haus bis in's Parterre auf die Keller­staffeln gefallen und mar augenblicklich todt. Derselbe hatte das auf der Plattform des Hauses zur Beleuchtung des Treppenhauses angebrachte Glas betreten, wobei Letzteres gebrochen und der Knabe durch die entstan­dene Oeffnung hinunter gefallen ist.

Ulm, 21. Aug. Als Nachfeier zu dem 50jährigen Dienstjubiläum des Musik­direktors am Münster und Gesanglehrers am Gymnasium und der Realanstalt, Di es­send ach er, wurde heute Abend von den Schül-rn dieser Anstalten ein solenner Fackelzug veranstaltet. Der Jubilar wurde vorher durch eine Deputation des Lehrer kollegiums in seiner Wohnung abgeholt, ihm ein von den Lehrern gewidmeter silber­ner Pokal überreicht und dann in den Singsaal der höheren Lehranstalten begleitet, vor welchem sich präzis 8 Uhr der Festzug ausstellte. Ein Oberprimaner des Gym­nasiums gedachte in seiner Ansprache der hohen Verdienste des Jubilars, der An­hänglichkeit seiner Schüler an denselben, sprach im Namen Aller seinen Dank und den Wunsch für das fernere Wohlergehen ihres geliebten Lehrers aus.

Eßlingen, 20. Aug. Die hiesige Maschinenfabrik erhielt in der letzten Zeit von einer ausländischen Bahn Bestellung auf 20 Lokomotiven, und auf größere Eisen­konstruktionen stehen größere Bestellungen in Aussicht. Es ist deshalb Hoffnung vor­handen, daß die der Fabrik angehörenden Arbeiter wenigstens für 67 Monate Be­schäftigung haben.

Biber« ch, 23. Aug. In letzter Woche lagerte eine Truppe Zigeuner in dem Nachbardorfe Rißegg. In einem der dortigen Wirthshänser machten dieselben

Red

denMersuch, gewisse Geldsorten einzuwechseln. Die gefälligen Wirthsleute gingen in die Falle und wurden durch die Fingerfertig­keit der Zigeuner um 20 ^ bestohlen. Glücklicherweise wurde der Betrug recht­zeitig entdeckt, den Betrügern nachgesetzt und in Höfen zwei derselben verhaftet und festgesetzt. (N- T.)

Calw, 18. Aug. Laut uns gewor­dener zuverlässiger Mittheilung werden aus Anlaß der Felddienstübungen der 26. (I. K. Württ.) Division im hiesigen Ober­amtsbezirke die Orte Calw, Allhengstelt. Gechingen, Möttlingen, Neuhengstett, Ostels­heim, Öltenbronn, Simmozheim und Stamm heim am 15. und 16. September. Dachtel am 7., 8. und 9. Sept., Deckenpsronn am 9. Sept. Einquartierung erhallen. (C. W.)

Aalen, 22. Aug. Ein schreckliches Hagelwetter verheerte letzten Freitag Nach­mittag das Leinthal bei Laubach und ver­nichtete vollends das, was der Hagel in zwei andern Gewittern diesen Sommer übrig gelassen hatte. Versichert sind nur Wenige. (S. M.)

Nagold, 21. Aug. Der Anfangs März d. I. in Altensteig gewählte neue Stadtvorstand, Herr Bahnhofinspeklions- Assistent Walther in Ulm, hat gestern seinen neuen Posten bezogen. Er wurde von etwa 80 Männer auf dem Bahnhofe in Nagold empfangen.

Wildberg, 23. Aug. Wir hatten in den letzten 5 Tagen jeden Tag ein Ge­witter, so daß die Oehmdernte sehr nolh- leidet und nur langsam vorangeht.

Neuenbürg, 24. Aug. Heute gegen Abend war die Enz etwas rasch angeschwollen und trübe, was ein stattgehabtes stärkeres Gewitter thalaufwärts vermuthen ließ. Später hörte man auch, daß im Kleinenz- thal bei Calmbach ein mit Hagel ge­mischter wolkenbruchartiger Regen nieder­gegangen sei, dessen Finthen an Feldern und Wegen, in Calmoach selbst an den Ufern mehrfachen Schaden im Gefolge ge­habt haben.

Krrinnevungen aus 1870.

(Nach dem Enzth.)

XIH.

Was glänzt dort vom Walde im Sonnenschein?

Hör's näher und näher brausen.

Es zieht sich herunter in düsteren Reih'n Und gellende Hörner schallen darein Und erfüllen die Seele mit Grausen.

(Th. Körner.)

31. Depesche vom Kriegsschauplatz.

2. Großes Hauptquartier, 28. Aug., 7 Uhr Abends. Gestern siegreiches Gefecht des

3. sächsischen Reiter-Regiments, 1 Eskadron des Ulanen - Regiments Nr. 18 und der Batterie Zwinker gegen 6 Eskadrons fran­zösischer Chasseurs in der Gegend von Busancy. Der französische Commandeur verwundet und gefangen, v. Podbielsky.

In preußischer Gefangenschaft befinden sich bis jetzt 37,000 Franzosen, darunter l l00 Offiziere, 2 Generale, 18 Oberste und 22 Stabsoffiziere. Erobert wurden bis jetzt 109 Geschütze, 23 Milrailleusen, 9 Adler. Drei Söhne eines Bürgers von Trier, die bei dem 2. Garde-Grenadier- Negiment in derselben Kompagnie und in demselben Glieds neben einander standen, sind bei Graoelotte am 18. gleichzeitig von

dem feindl. Blei getroffen worden. Der dritte blieb aus der Stelle. Am 26. Aug. vor 64 (74) Jahren wurde der deut­sche Patriot Buchhändler Palm in Braunau von den Franzosen kriegsgerichtlich erschos­sen. Sein Verbrechen war: die Versen­dung einer Flugschrift, unter dem Titel: Deutschland in seiner tiefsten Erniedri­gung." In derselben war Napoleon I. und das Benehmen seiner Truppen in Bayern getadelt. Wir erinnern heute an diesen Justizmord vom Jahre 1806. Die Schlacht bei Mars la Tour wird von oen deutschen Soldaten, die besser auf die Franzosen als in die französische Sprache zu dringen verstehen, einfach und bezeich­nend die Schlucht vonMarschrctour!" genannt.

Von Pforzheim aus wurde am 24. August an folgende von einem der erste» Philosophen Deutschlands geschriebene Worte als zeitgemäß erinnert. Dr. Franz Hoff- mann, Prorektor der Universität zu Würzburg, schrieb im Jahr 1868 :Im gleichen Maße, in welchem Oesterreich seine Unfähigkeit zur Lösung der so großen Frage, Deutschland seine verlorene Weltstellung wieder zu erringen, erwiesen hat, in dem­selben Maße hat Preußen seine Fähigkeit dazu bewiesen. Von da an kann vernünf­tigerweise Niemand mehr im Zweifel ver­harren, daß nur Preußen Deutschlands Wellstellung zu gründen vermag und daß alle deutschen Patrioten mit Gut und Blut sich Preußen anichließen müssen. Alles was von den verhetzten demokratischen, ultramontanen, partikularistischen Parteien gegen Preußen und nicht für Preußen in Bewegung gesetzt wird, ist von da an anti­deutsch, ist anlipatriotisch und im höchsten Grade verächtlich und verwerfungswerth, weil es nur dem Ausland und unpatrioti- schen Interessen zu Statten kommen kann. Die süddeutschen Staaten können nichts Besseres, Vernünftigeres und Patriotischeres lhun, als ihren Eintritt in den norddeutschen Bund vorzubereiten, um ihn sobald als möglich zu verwirklichen. Sie würden damit erreichen die Herstellung des deutschen Reiches, in welches der norddeutsche Bund übergehen würde, die wichtige Sicherung ihrer angestammten Dynastieen, die zugleich die Träger ihrer besonderen Eigenthümlich- keiten sind, die Stärkung der relativen Eigenart und Selbstständigkeit der übrigen Bundesstaaten und die vollkommene Siche­rung gegen je etwa von Frankreich her drohende Kriegsgefahr. Ein Krieg Frank­reichs gegen Deutschland, käme er, etwa wegen der Verzmeislungslage des dritten Napeleon, könnte nur mit einer eklatanten, zermalmenden Niederlage Frankreichs und dem Verlust seiner geraubten deutschen Provinzen enden. Ohne Opfer sind diese großen Zwecke nicht zu erreichen, aber der gewaltige Gewinn ist dieser Opfer werth. Deutschland wird der Welt beweisen» daß eine Nation eine durch eigene Schuld ver­lorene hohe Weltstellung, wenn auch in veränderter Weise, wieder gewinnen kann." Der Kommentar zu diesen prophetischen Worten liegt in den Ereignissen des letzten Jahrzehnts. Alle Hochaclpung aber vor diesem Bayern, diesem Katholiken und diesem Philosophen.

ktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.