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Gerade als man im deutschen Reichs­tag die ernstesten kriegerischen Probleme der Zukunft erörterte, wurde die Meldung von dem Durchbruch des großen Gotthard- tunnels durch die ganze civilisirte Well verbreitet. Der Cullurhistoriker der Zu­kunft wird die Thatsache wahrnehmen, daß das neunzehnte Jahrhundert, die Periode der großartigsten Feldzüge aller Zeiten, auch die Zeit der größten, bis dahin tür unausführbar gehaltenen Friedensmerke war, eine Zeit, welche die Völker, die sich in blutigen Kriegen befehdet, so eng mit einander verband, wie keine zuvor. Der Erfindung der Lokomotiven uns des elek­trischen Telegraphen, der H.rstellung at­lantischer Kabel nnv des Suezkanals sind die Riesentunnels durch die Alpen gefolgt, ihnen sollen sich ein Tunnel zwischen Eng­land und Frankreich, eine Bühn durch die Wüste Sahara und ein Canal zwischen dem atlantischen und großen Ocean an schließen. Was sind die gerühmten Welt­wunder der Alten gegen diese Unterneh­mungen der Neuzeit? Tändeleien, über welche unsere Techniker und Ingenieure lächeln.

Ueber die Bier- und Branntwein Produktion in Deutschland hat der Steuerausschuß des deutschen Brauerbundes an den Reichstag eine Veröffentlichung im Hinblick auf die Brausteueroorlage gerichtet, der wir die folgenden interessanten An­gaben entnehmen. In Süddeulschland kommt auf den Kopf der Bevölkerung eine Produktion von 193 Liter Bier und 2,7 Liter Branntwein jährlich, in der nord­deutschen Brausteuergemeinschaft eine solche von 63 Liter Bier und 12,3 Liter Brannt­wein. Auf einzelne Staaten verlheilt, stellt sich die jährliche Produktion auf den Kopf der Bevölkerung für Bayern auf 278 Liter Bier und 3,3 Liter Branntwein, für Würt­temberg auf 206 Liter Bier und 0,6 Liter Branniwein, für die thüringischen Staaten aus 128 Liter Bier und 1,8 Liter Brannt­wein, für das Königreich Sachsen auf 110 Liter Bier und 10 Liter Branntwein, sür Preußen auf 54 Liter Bier und 13,7 Liter Branntwein, und zwar sür Hannover 33 Liter Bier und 12 Liter Branntwein, sür Schlesien auf 50 Liter Bier und 16,6 Liter Branntwein, sür Westpreußen auf 29 Liter Bier und 19,4 Liter Branntwein, für Posen auf 20 Liter Bier und 34,9 Liter Brannt­wein. Die Eingabe sieht in dieser Zu­sammenstellung einen Beweis von der zivilisatorischen Aufgabe des Biers" und bat damit ohne Zweifel einen ganz richtigen Gesichtspunkt aufgestellt.

Württemberg.

Seine König!. Majestät haben vermöge Höchster Entschließung v. 5. März verschiedene Orden, Titel und Auszeich­nungen verliehen, von welchen wir hier verzeichnen: das Commenthurkreuz des Ordens der Württembergischen Krone: dem Direktor von Böhm, Vorstand der Eisen­bahnbaukommission; das Commenthurkreuz zweiter Klaffe des Friedrichsordens: dem Badkommissär in Wildbad Freiherrn von König-Königshofen; das Ritterkreuz erster Klasse desselben Ordens: dem Oberregie­rungsrath Luz der Centralstelle für Ge­werbe und Handel; das Ritterkreuz zweiter

Klaffe desselben Ordens : dem Negierungs rath, Ministerialassessor Gaupp; das Ritter­kreuz erster Klasse des Friedrichsordens: dem Bahnhofinspektor Proß in Calw; den Titel und Rang eines Kanzleiraths: dem Registrator Braun der Miiiinerialabiheilung für den Straßen- und Wasserbau; den Titel und Rang eines Bauraths: dem Bauinspeklor Rheinhard bei der Oberfinanz- kammer ; den Titel eines Oberförsters : den Nevierförstern Bührlen in Nagold, Forsts Wildberg, Nagel in Calmbach, Forsts Neuenbürg.

Ulm, 4. März. Von Montag bis Mittwoch wurden die Käuflerlaoen am Münsterplatz abgebrochen und die Trümmer zum Theil weggeräumt, zugleich wurde mit der Planirung des sreigewordenen Platzes begonnen. Der Abbruch der noch stehenden zwei kleinen Wohnhäuser mit Läden in­mitten des Platzes wird ebenfalls in nächster Zeit eriolgen.

Neuenbürg, 6. März. Das 58. Geburtsfest Seiner MajestätdeS Königs, heule bei Tages-Anbruch durch Böllersalven, Choral-Munk und Flaggen schmuck äußerlich verkündet, wurde in her­kömmlicher Weise durch festlichen Kirchgang und Gottesdienst, nachher durch ein im Hotel Fränkel bereitetes Festmahl begangen. Indem Toast auf Seine Majestät,den um das Wohl und Gedeihen seines Landes väterlich milde und unermüdlich besorgten, darum hochverehrten und in Ehrfurcht ge­liebten König" weist Hr. Oberamtmann bei der Wiederkehr des jedem Würtlcmberger festlichen Tages hin auf dessen jüngsten io huldvollen Besuch des Bezirks und gedenkt dankbarst der frohen Erwartungen, die sich an denselben knüpfen dürfen. Weil der festliche Tag für Seine Majestätdann die ganze weihevolle Bedeutung gewinnt, wenn der Sr. M. in Liebe und Treue verbundenen hohen Gemahlin gedacht wird, die sich im Wohlthun und der Pflege der inneren MissionunauslöschlicheDenkmale setzt", reiht Hr. Stadtschultheiß hieran den zweiten Trinkspruch auf Ihre Majestät die Königin. Den zu einem Kranz vor­trefflicher Eigenschaften gewundenen Toasten folgen, intonirt von feurig kräftigen Salven, lebhafte Hochs treuer Württemberger. Hierauf kann Der, der in diesem Punkt sonst dielinke Hand nicht wissen läßt, was die Rechte thut:" Hr. Oberamlsrichter nicht umhin, die Festgenossen zu animiren für eine Sammlung zu wohlthätigem Zwecke; die M. M. im Vorbild war sie von dank­barem Eriolg begleitet. Die Würze der kernigenrToaste, die hübsch entfaltete De­koration des Saales, feine Küche und ge­wählter Keller, verfehlten ihren Eindruck auf die sehr zahlreiche auch durch kriegerischen Schmuck markirte Festversammlung nicht (die bürgerlichen Collegien waren nahezu vollzählig vertreten); die Stimmung blieb eine gehobene und trug die Signatur: möge dieser Tag ungetrübt noch oft uns wiederkchren.

Ausland.

Der die Königin der Belgier betreffende Vorfall in Brüssel am letzten Dienstag hat sich als ein nichtsnutziger, durchaus unpolitischer Bubenstreich heraus­gestellt.

lieber das Attentat gegen Loris« Melikosf liegen folgende weitere Nach­richten vor:

Petersburg, 4. März. Das erste Verhör des Verbrechers, der auf den General Loris-Melikoff schoß, wurde durch den Stadt, Hauptmann vorgenommen. Der Attentäter ist seiner Aussage nach ein qetaufter Israelit aus dem Gouvernement Minsk, wo er das Gymnasium absolvirte. Derselbe heißt an- geblich Hippolyt MIad-tzky. Der Verbrecher sagte u. A. im Verhör, Graf Loris-Melikoff werde durch seine Genossen gelobtet werden, wenn nicht durch ihn, dann durch einen zweiten, wenn nicht diesen zweiten, so durch einen dritten. Nach einer Meldung der K. Z." ist das Verbrechen mit unerhörter Frechheit begangen worden und der Thäter kann kaum an die Möglichkeit der Flucht gedacht haben, da sich viele Menschen und namentlich Hunderte von Equipagen gerade in jener Gegend befanden und Loris-Melikoff von Kosaken umgeben war. Außerdem waren auch Schilvwachen vor dem Hause ausgestellt, neben denen sich auch dieDwornike (Aufseher) befanden. Wird die Kugel, die den General Loris-Melikoff verfehlte, die letzte in dieser verbrecherischen Krisis gewesen sein, nachdem es ausnahmsweise gelungen, des Thäters auf frischer TW habhaft zu werden? Wird die Untersuchung gegen ihn endlich Licht in das bisher un­zerstörbare Dunkel bringen, in dem dis Organe der öffentlichen Sicherheit sei! Jahren erfolglos umhertappen?

St. Petersburg, 5. März. Der Verbrecher, welcher das Attentat gegen Loris-Melikoff verübt hatte, ist heute Vor­mittag II Uhr mittelst Stranges auf dem Semenosff'schen Platze hingerichtet worden. Eine unzählige Menschenmenge war ans dem Platze versammelt. Der Richtplatz war von Militär umstellt. Die Ruhe wurde nirgends gestört. (S. M.)

Die Untersuchung wegen des Einsturzes der Taybrücke ist jetzt geschloffen. Sie soll sehr bedenkliche Sachen zu Tage ge­fördert haben, und es scheint, als ob beim Bau dieses Riesenwerkes mit ausfallender Nachlässigkeit, um nicht zu sagen Gewissen­losigkeit, verfahren worden ist.

Miszellen.

(Schwärmerei.) Zu der Zeit, als die Gefühlsüberspannung durch den Roman Siegwail" die Jugendwelt durchströmte, sagte ein derber Spötter von einem Liebes- ichwärmer:Er ist so verliebt, daß er die Wiese küßt, auf welcher der Ochs wei­dete, aus dessen Leder sein Mädchen Schuh­sohlen hat."

Hanswurst that einst den großen Ausspruch:Wir wären Alle vollkommen, wenn wir weder Männer noch Weiber wären."

Frankfurter Course vom 3. März 1880, Geldsorten.

20-Frankenstücke.16 1921

Englische Sonvcreigns . . . . 20 3s«

Ruß. Imperiales. 16 7075

Dukaten.9 515°

Dollars in Gold.4 19 -L

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Reuenbürg.

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Nr. 31.

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