36
Glaube an den Frieden bei den Völkern Wurzel fasse. Diese Beruhigung sei aus Gründen, die sich jetzt nicht erörtern ließ, nicht in dem vollen erwünschten Bloße ein getreten. Der Joeeiiausiausch mit dem Fürsten Bismarck habe die Gemeinsamkeit der Interessen i» allen großen Fragen und die Gleichmäßigkeit der Auffassung dieser Fragen in allen ihren möglichen Consequenzen conüaiirt. Dieses Einvernehmen solle in Mitteleuropa durch das enge Aneinander schließen zweier bedeutender Mächte den Kern bilden, an welche» sich jede die gleiche Fciedeustendenz verfolgende Macht anschließen können. Dieses Einvernehmen habe auch an sich eine solche Festigkeit und Dauer, als irgeno eine Faun geschriebener Worte ihm verleihen könnte.
Wien, 15. Jan. I» beiden Reichs- häl'ten ist es auuenblicklich ein Skandal, der da-Ereigniß des Tages bildet; freilich in Pesth schon in jener traurigen Ausartung, die Menschenleben zu Opfern fordert. Der Kaiser, der seinen Aufenthalt für acht Tage wieder in Oien nehmen wollte, hat Wien darum nicht verlassen und wird wohl auch nicht eher in die unaarnche Hauptstadt komm-ii, bis wieder die Ordnung dort hergestelll ist. Der Spektakel, den man dort wegen des Duells zwischen einem Mit gliede des Nationalkasinos und dem Redakteur einss ultraradikalen Blattes ange- zettelk, hat schon derartige Ausdehnungen angenommen, daß selbst die äußerste Linke in ihrer Gesammlheit nicht mehr sür die Urheber derselben einsteht und nur die äußerste Fraktion dieser Partei die Sache auf die äußerste Spitze zu treiben droht.
Schweiz.
Seitdem die Verkehrswege Deutschlands und Oesterreichs wieder regelmäßig die Güter befördern, langen in Rorschach solche Massen von Getreide an, daß nebst dem geräumigen Kornhause und den drei großen Kornschuppen auch ein unlängst von der St. Gallischen Regierung gepachtetes Fabrikgebäude vollständig angesüllt ist. Große Hauten von Frucht müssen zudem im Freien auf dem Hafenplatz gelagert werden. — Aus dem badischen Oberlande wird berichtet, daß es im Fruchthandel ziemlich still ist; nur Gerste ist den Hänvlern angenehm.
Ausland.
London, 13. Jan. In den Straßen Londons wurden im verstoßenen Jahre durch Ueberfahren 236 Personen gelödtet und 3399 verletzt. Der Minister des Innern weigert sich, eine Bestimmung zu erlasse», welche cs Dioichken und anderen öffentlichen Fuhrwerken zur Pflicht macht, bei entbrechender Dunkelheit brennende Laternen zntrage», wie es auf dem Festlande schon lauge der Fall ist.
Chicago, 10. Jan. Es sind hier gegenwärtig 16 Mill. Bushels Getreide angehäusl; die noch schwimmenden Ladungen betragen eine Million Bushels. Die Anhäufung ist durch anhaltende Ankäufe des Syndikats hirvorgerufe», welche die Preise aus einen Punkt sorcirten, wo die Verschiffungen »ach Europa nicht mehr renlirt haben.
New-Jork, 14. Jan. Eine Depesche des„Herald" meldet von einer Ueberschwem
mung auf der Insel St. Christoph am 4. d.; 200 Menschen seien ertrunken; der Schade» werde aut 250,000 Dollars geschätzt.
Miszellen.
Der Kosaken-Ketmann.
(Von Emilie Heinrichs).
(Fortsetzung.)
Der Pbysikus war sichtlich erblaßt bei dem Zeugmß dieser Männer, die er in seinem Innern sehr hochschätzie.
„Ich muß ihn selber sehen, mich selber überzeugen," ries er plötzlich fieberhaft erregt, „der Senator war seit viele» Jahren mein bester Freund, ich kann ihn selbst aut Ihr Zenguiß hin nicht verdammen, meine Herren."
„So erlauben Sie, daß ich Sie begleite, Herr Physikns," sprach Detlev.
Die O'fifiere zogen sich zurück, Opitz blieb bei Emma, die sich still in eine» Sessel niederließ und mit ihrem Hetmann einen Blick innigster Liebe wechselte.
„Warum wollten Sie mir das Herz mit jener Todesnachricht brechen?" fragte sie leise, als sie sich mit dem Kosaken Doktor allein befand.
„Hm, mein Hitmann war kleinmiithig und verzagt, er mochte es nicht glauben, daß Sie sich seiner noch erinnerten, nnd trug mir die schwere Mission auf, Jdr H-rz zu prüfen. Es war freilich eine grausame Probe, aber sie allein konnte mir die Ge mißheit gebe», daß Sie dem armen Flücht ling wirkliche Liebe und Treue bewahrt, und ihm Ihr Herz unversehrt erhalten hatten; ein gewiß seltener Fall, der mir »och jetzt wie ein Wunder erscheint und früher von mir selber verspottet worden wäre."
„Sie thun mir wehe mit solchem Spott", sprach Emma leise, „wie hätte ich den Freund meiner Kindheit, wie jene fürchterliche Nacht jemals vergessen können?" Emma bat ihn dann, ihr zu erzählen. wie er mit dem Freunde bekannt geworden.
Der Doktor war dazu gerne bereit. Er erzählte ihr, daß Detlev nach seiner damaligen Flucht glücklich in Hamburg an- gekommen, welches von den Franzosen bereits occupirt war.
„Ich war Armendoktor in meiner Vaterstadt geworden", fuhr Doktor Opitz fort, „nachdem der hochweiie Magistrat von Itzehoe mir den Aufenthalt und die Praxis m hiesiger Stadl unterlagt hatte; er fürchtete vielleicht, daß ich jeden Tobten sür vergiftet erklären würde. So fand ich den jungen Erichs sterbenskrank in einer Schiffer- Herberge, wohin man mich zu seiner Behandlung gerufen hatte. Ich nahm mich seiner an und ließ ihn, als er in der Besserung war, »ach meiner Wohnung bringen. Hier erfuhr ich seine Geschichte und machte ihn mit den Einzelnheiten bekannt, welche mich bei seines Vaters Tode zu der Ueberzeugung einer Vergiftung gebracht. Ich veriah ihn mit de» »ölhigen Papieren und half ihm fort; nach manchen Wechsclfällen gelangte er nach Rußland, von wo aus ich Nachricht erhielt. Die französische Schreckensherrschaft in Hamburg beschuldigte mich der Spionage, ich mußte
flüchten und ging ebenfalls nach Rußland/ wo ich den Freund bei den Dontchen Kosaken! fand. Wir blieben zusammen, man erwählt! ihn zum Hetmann, mich zuni Doktor, und so machien wir den Feldzug der Franzosen mit, um dann nach Deutschland zuriickzu- kehren und hierher cvmmandirt zu werden. Es war ein eigenes Gefüllt, als wir Itzehoe wieder betraten, und Sie dürfen es dem braven Detlev nicht verarmen, daß er dein Valerhause, welches sein Todlseind bewohnte, oen ersten Betuch nbstaiiele, während ich! als alter Kosak Opitzonof das Haus meines Herrn College», der wich vor vielen Jahre»! binansgelrieben, als Quartier erwählte, wo-! bei Ihre Perion, deutsche Jungtrau, allerdings die Hauptrolle spielte."
„Was will Detlev mit dem Unglückliche«- beginnen?" traute sie leise. Ihr wollt ih«! tödten?" Sie blickte ihn angstvoll an. !
„Seien Sie ganz ruhig, mein liebe- Fräulein", tröstete Opitz, „weder ich not Helmann werden uns durch einen solche^ Mord besudeln ; es wird sich schon ei» Aus mea finden, ihm mit gleichem Maße z« messe»."
Emma erhob sich und trat ans Fenster/ sie horchte aus jedes Geräusch und tili unsäqliche Pein.
So verging eine geraume Zeit, als dii Hausthür, geöffnet, und schwere langsam Schrille hörbar wurden.
„Das ist mein Vater", flüsterte Emm in Todesangst, „er kehrt allein zurück."
Nach wenigen Augenblicken trat der Physikns ins Zimmer; er sah zum Erschrecke« hiniällig und blaß aus, sein ganzes Wese« schien zerstört, ja vernichtet zu sein.
„O, mein theurer Vater", ries Emmo. ans ihn zneilend, „was ist mit Dir vor-! gegangen?" -
„Geh auf Dein Zimmer, mein Kind"! sprach er leise, „ängstige Dich nicht. Di darfst Dich freuen und von Glück träumen.'
„Nein ich verlasse Dich nicht in diese« Zustande, Vater", versetzte Emma. „Dit bist krank."
„Nun, dann habe ich ja hier die beßk Hilfe", lächelte er matt, indem er auf der Koiaken-Doklor deutele, „geh, Emma." setzt, er gebieterisch hinzu, „ich habe mit der Herrn Doktor allein zu reden."
Zögernd verließ sie das Zimmer. „D darist Dich freuen und von Glück träumen/ oleses Wort begleitete sie mit süßem Trcch und milderte die Angst um den Vater.
Die beiden Männer waren allein.
„Setzen wir uns, Herr Doktor", sprai der Phbsikus nickt ohne Anstrengung, „ilt lhat Ihnen Unrecht, ja, mehr noch, >4 unterstützte ein Verbrechen, indem ich dessen Entdeckung Hintertrieb und dadurch eisi schwere Sünde »ach der andern, wenn auisj in unwissentlicher Verblendung, auf mÄ Gewissen lud. Sie Hallen damals ReO mit Ihrer Behauptung, daß der Kaufmann Erichs vergiftet worden sei, — der Mördei steht bereits vor seinem ewigen Richter.'
Er hatte diese Worte mit Anstrengung hervorgestoßen, jetzt war seine Kraft zs Ende, — das Haupt sank schwer auf dis Brust, er rang mit einer Ohnmacht.
(Fortsetzung folgt.)
Redaktion, Druck und Vertag von 2 a . Meehin Neuenbürg.
Nr. 10.
Erscheint Diensta man bei der Ret
N e In dem
Ko»kii
in er das Verw Waldhornwirik Termin zu ein D i e n st a, Vc
vor dem K. A Haussaal nnber Den 20. I Gerichlsschrc
N e
In der Konk Bierbrauers hi schaft am S a m st a g Vo,
auf dem Rath Termin zu und zwar:
Nr. 12, 60c
3 (
Nr. I2a. ? stockiges rri- und richtung,
19 PU H Hauser E Straße, Parz. Nr. 14 und Bau Steige, t Parz. Nr. 4l Hausäcke Marli Nr. 116 . 2 gebäude Hotraum schlag U Parz. Nr. 65 Acker im Anschlag Parz. Nr. 66 untern H Mar Parz. Nr. 67z Wiese im
Höchstgebot i