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Sie Halle es schon aus dem Grunde ihres Herzens bereut, Lady Hamilton's Einladung angenommen zu haben und zählte die Tage bis zur Heimkehr, zugleich überlegend, ob sie nicht einen Vorwand erdichten könnte, um schon am nächsten Tage abzureisen; die ganze Gesellschaft schien ihr verbündet, um ihr Verdruß zu bereiten. Als die Herren den Damen ins Gesellschaftszimmer gefolgt waren, wurde Geoffrey durch die wahrhaft kläglichen Blicke der Mutter gerührt, und er wandte sich tapfer von der Ecke weg, in der seine kleine Zauberin saß und ging zu Miß Jnnes, welche von der Terrasse aus in die Abendlandschaft schaute. Ihm gefiel die dunkle Schönheit und er hätte sich ganz gern mit ihr unterhalten, wenn er nicht das Helle Lachen hätte hören müssen, welches aus der gedachten Ecke ertönte. Im selben Moment rief die Erbin: „Mary, Rose, kommt und schauet, wie herrlich der Mond dort über den Tannen aufgeht !" Alle kamen sogleich heraus und fort wandelten sie durch den Park. Und Mrs. Neville, obgleich an den Spieltisch gefesselt, wußte, daß Geoffrey an der Seite dieser entsetzlichen kleinen Coquette einherging, konnte aber nichts dagegen einwenden, da Lady Hamilton die Lustwandelnden begleitete. Nicht lange und Geoffrey und Rose Kenyon wandelten allein am User des See's.
„Wie schön ist es hier", sagte er und seine Augen ruheten auf dem lieblichen Gesicht an seiner Seite und nicht auf der herrlichen Gegend. „Möge die Zukunft bringen, was sie wolle, ich werde immer die glückliche Stunde in der Erinnerung behalten! Miß Kenyon, glauben Sie an die Liebe auf den ersten Blick?"
„Ja — Nein; ich weiß es nicht", erwiderte Rose hastig; „ich möchte es für gefährlich halten, einer solchen Liebe zu vertrauen, weil was in einer Stunde kommt, in der andern gehen kann. Aber Mr. Neville, warum sprechen Sie in so trauriger Stimmung von Ihrer Zukunft? Ich sollte meinen, Sie wären eines von Fortuna's Kindern und hätten wenig Grund, die Zukunft zu fürchten."
Geoffrey seufzte schwer. „So denken die Meisten", sagte er traurig, „es zeigt nur, wie wenig wir von dem Leben unserer Nebenmenschen wissen. Ich kenne -keinen Mann im Lande, der ein schwereres Herz hätte, als ich mit mir umher trage. Nur wenn ich bei Ihnen bin, vergesse ich theil- weise mein Leid".
(Fortsetzung folgt.)
(Allerlei aus alten Zeiten). Der erste württemb. Hosarzt war vr. Nikolaus v. Schwerdt (1405 bei Eberhard III.); als Leibarzt und Apotheker bei Ulrich V. erscheint 1457 Johann Rettner; später kommen mehrere vor. Von Aerzten auf dem Land war damals noch gar keine Rede; erst 1559 wurden 4 Landesphysici bestellt. Die Rezepte wurden von einer Hand der andern als Geheimnisse mitgetheilt; noch die Gemahlin Herzog Christophs ließ in
verfertigen. Die Aerzte waren häufig Geist- wieder aufgestellt. Neben einer sorgfältig liche; Arzt und Apotheker war gewöhnlich getroffenen Auswahl in den Schaubuden eine und dieselbe Person. Apotheken waren (Wahrsagerinnen und alle unmoralischen aber selten. Ulrich V. gab 1458 dem Jo-! Schaustellungen sind nicht zugelassen) wird Hann Glatz unter vielen Privilegien die! die über die Volksfesttage im Garten des Freiheit, eine offene Apotheke in Stuttgari Hotel Hermann sich produzirende Nice-
zu führen, und diese war lange die einzige im Lande. Erst Eberhard im Bart errichtete auch eine Apotheke in der neuen Universitätsstadt Tübingen und vergab sie 1486 als Erblehe»; über 100 Jahre später wurden 1595 drei weitere Apotheken bei den 3 Landphysikaten Bietigheim, Calw und Göppingen errichtet. Die älteste würt- tembergische Apothekertaxe vom Jahr 1486 enthält zugleich die erste Nachricht vom Vorkommen des Zuckers als Waare (und zwar als Arznei) im Lande. I» Ulm käme» schon 1327 und 1364 „Appentegker" vor, ständig sk>t 1453, und 1382 schickten die Ulmer einen Jakob Engelin nach Paris um Heilkunde zu studiren. Im Jahr 1563 bot Herzog Christoph in einem eigenhändigen Schreiben den Magistrat zu Augsburg, seiner Gemahlin für ihre bevorstehende Niederkunft wiederum die Anna Mängin als Hebamme auf etliche Tage zu schicken.
(W- L.)
Hagenbeck'sche Nubierkarawane mit 15 Nubiern, Elephanten, Dromedaren, Giraffen, Zebu, wilden Eseln re. und einer großen ethnographischen Sammlung des Belehre», den und Interessanten ungemein viel bieten.
Und so können wir denn unsere En» ladung zum Besuche des Volksfestes ei- gehen lassen unter der zuversichtlichen Voraussicht. daß Niemand Rene empfinden wird, unserem Rufe Folge geleistet zu haben.
der von ihr gestifteten Hofapotheke die
Arzneien nach den ihr und ihrem Gemahl 1 Gewissenhafteste ausgeübt wird, von andern Fürsten mitgetheilten Rezepten! Kletterbaum für Alt Und Jung wird
Das heurige Volksfest.
Cannstatt, 17. September 1879. Neunundzwanzig Jahr sind verflossen, seitdem zum ersten Male das Herz des Schwabenlandes, unserer schönen würltembergischen Heimath, vom Dampfroß durchschnitten wurde. Seitdem hat es sich nach allen Richtungen hin neue Wege gebahnt und von Nord nach Süd, von Ost nach West durchbraust es unsere gesegnete» Gaue. Welcher Jubel erst kürzlich bei Denen, welche in den letzten Wochen in das große Netz unserer Dampfverbindungen ausgenommen wurden! Auch auf das Volksfest wird die im letzten Jahre erfolgte Eröffnung einer Strecke der Murrthalbahn und die der Gäubahn von großem Einfluß sein. Den Entfernteren ist damit die Möglichkeit gegeben, das großartigste und an Belehrungen wie an Vergnügungen reichste Fest des Schwabenlandes — das Volksfest in Cannstatt — zu besuchen, sich in acht schwäbischer Gemüthlichkeit einige Tage mit den Bekannten aus dem ganze» Lande zu ergötzen.
Blickt man aus das Treiben und Schaffen für Herstellung der vielen Gerüste und Buden, auf die großartigen Vorbereitungen zu der vom Gartenbau-Verein veranstalteten Blumen-, Gemüse-, Obst- und Feuchte-Ausstellung, so darf wohl angenommen werde», daß jeder Besucher volle Befriedigung finden wird, wenn nur einigermaßen die Witterung uns begünstigt, wozu j» alle Hoffnung vorhanden ist.
Die Tribünen werden so erstellt, daß sie 12,000 Menschen zu fassen vermögen; eine Anzahl von mehr als 300 Wirthen dürfte genügen, um alle Hungrigen und Durstigen, und wäre ihre Zahl noch so groß, zu befriedigen, wobei wir die Bemerkung nicht unterlassen wollen, daß die' amtliche Controle über die Getränke aufs
Auch ein
Württembergischrr Krieger-Kalender für das Jahr 1880. Von G. Th. Kellner. Präsidialmitglied und Redakteur des Württemb. Kriegerbunv. Verlag von W. Kohlhammer in Stmt> gart. Preis 30
Der diesjährige Kalender ist gegen seine Vorgänger in Format und Bogenzahl wesentlich vergrößert. Er enthält das Kalendarium und zwischen den einzelnen Monaten weiße Blätter mit den Rubriken „Einnahmen und Ausgaben", so daß der Kalender zugleich als Kassentagbnch verwendet werden kann. Dem Kalendarium folgt das alphabetische Marktverzeichniß. Der eigentlich amtliche Theil beginnt mit dem König!. Haus, es folgt eine Uebersicht der deutschen Armeekorps und ihrer Fü irer im Jahr 1879 , 80 , sodann eine Zusammenstellung des XIII. (Königl. Württemb.) Armeekorps, dem sich eine sehr übersichtliche Statistik des Würltembergischen Kriegerbundes anreiht und schließt mit einer mit Geschick und Sachkenntniß geschriebenen Geschichte des Württembergischen Kriegerbundes von seinen ersten Anfängen an bis auf die neueste Zeit. Nun folgen unter der Rubrik: „Feldzugsbilder" Episoden aus den Schlachten bei Sedan und Villiers-Ehampignp, sowie einige wirklich hübsche Kriegsgedichte. Die belehrende Seite wird gepflegt durch einen Auszug aus der deutschen Reichsverfassung und der württembergischen Landesverfassung, aus der Gewerbeordnuug, sowie durch verschiedene sehr praktische Maßvorwandlungstabellen. Eine spannende Erzählung, sowie mehrere Seiten „Allerlei" bringen der Unterhaltung ihren Tribut.
Wir sind überzeugt, daß der Kalender nicht blos in den Häusern der Kriegervereinsmitglieder, sondern überall willkommene Aufnahme finden wird.
euer
Redaktion, Druck und Hsrläg von Jak. Meeh m Neuenbürg.
Vom /«'it,i»x8li8tli0.
Im Interesse vieler unserer veser glauben vir bisrmit ckeron Xnkinerksamkeit aut äie bereits zu dervorragender Ledentnng gelangten, unter äsr Redaktion von kmtt Sommer in kdsnkoben (Rbeinxtälz) erscbeineuden beiden Lpraeb-dournals: „l.'lnterprdto," kran- zösisebss donrnai kür veutsebs, und „Itis Interpreter," englisebes donrnal kür veutsebs, lenken su sollen, welcbe namentiieb dadurck ausgsseiebnet sind, dass dieselben vermöge der den ll'ext überall begleitenden Xumer- kungsn selbst sebon mit den besebeidsnsten Kenntnissen gelesen werden Können. ^VLb- rend dieselben so einerseits, bei massigstem kreis«, vollständig die tbsurs Veetüre einer kraosöslsoben oder enxlisebsn Zeitung er- setsen, entkaltet sieb andrerseits ln den er- wäkntsn Xnmerkungen ein sxraobvnterricbt der interessantesten und praktisebsten Xrt mit steten Hinweisen ank liVortabstammung und Vmgangsspraebkormso, wobei nocb besonders die gans neue und vervollkommnst« Xussprackeboseiebnung kür das Lngliscbs bervorzubebsn ist. Kill kurzer Rück in dis beiden Llätter wird deden sokort damit de- krsnndeo.